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Eine ungewöhnliche Nacht

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In Miramahelia lag etwas Merkwürdiges in der Luft. Doch nicht nur dort schien sich etwas zusammenzubrauen. Die gleiche seltsame Elektrizität spürte man auch in Eulalia, so nennen die Bewohner Miramahelias die Menschenwelt. Hier, nämlich direkt in London, herrschte schon seit mehreren Tagen eine nicht erklärbare Unruhe, die anzuhalten schien und immer stärker wurde. Normalerweise erklären sich die Londoner so etwas mit Wetterfühligkeit oder einem herannahenden Unwetter. Für englische Wetterverhältnisse eigentlich nichts Ungewöhnliches, doch dieses Mal war alles anders. In der Menschenwelt ahnte man nicht, dass genau dieses Phänomen die Ankündigung eines bedeutenden Ereignisses werden sollte, was man auch niemals erfahren würde, wenn es diese Aufzeichnung nicht gäbe.

Die in der Kürze der Zeit immer stärker werdende Unruhe wurde in der Zwischenwelt zum Anlass einer Tagung genommen. Sie sollte allerdings im Reich der Menschen auf dem Blocksberg stattfinden. So trug es sich zu, dass die wichtigsten guten Zauberer und Hexen sich auf ihre Besen und fliegenden Teppiche setzten und aus ihrem Reich zu denen der Menschen hinüberflogen. Auf dem Blocksberg gab es einen geheimen Zugang zu unterirdischen, aus puren, in den schönsten Farben schillernden, Kristallräumen. Sie öffneten sich nur denen, die Gutes im Sinne hatten. Doch wie das Leben so spielt, kam es dennoch dazu, das auch die dunklen Mächte von dem geheimen Treffen Wind bekamen und das alles durch einen dummen Zufall. Böse Erdgnome, die Morgos, waren es, die zwei neugierige junge Elfen namens Lilith und Quiril belauschten, als sie sich in einem unbeobachteten Moment im Dunkeln der Nacht auf einem Limonadenbaum über die geheime Tagung am Blocksberg unterhielten.

>>Hast du gehört Quiril, es wird etwas ganz Besonderes passieren<<, wisperte die kleine Lilith. Erstaunt sah Quiril sie mit seinen großen, wässrig-blauen Augen an.

>>Was meinst du?<<, antwortete er.

>>Wie, du merkst es nicht?<<, sagte sie irritiert.

>>Hör doch mal hin! Der Wind und die Bäume sprechen miteinander.<<

Ein zarter Windhauch wehte durch die Flügel des kleinen Quiril. Daraufhin fingen sie zu vibrieren und zu klingen an. Nun wusste er ganz sicher, dass Lilith keinen Schabernack mit ihm trieb, so wie sie es sonst tat, um ihn zu necken.

>>Ja, du hast recht, es wird etwas Wunderbares geschehen und das noch in den nächsten Tagen<<, antwortete Quiril mit glänzenden Augen und einem strahlenden Lächeln.

>>Genau deshalb treffen sich heute die Hexen, Zauberer und älteren Elfen am Blocksberg. Sie werden dort alles Wichtige besprechen<<, flüstere Lilith. Quiril stieß sie erschrocken mit seinem kleinen Ärmchen an und hielt warnend seinen Zeigefinger vor den Mund, denn diese Nachricht durfte unter keinen Umständen in falsche Ohren gelangen.

Die Warnung des kleinen Elfen kam leider Bruchteile von Sekunden zu spät und alles Flüstern nützte nichts mehr. Zwei nach Waldfrüchten suchende Morgos namens Gwent und Horwen hatten längst alles gehört. Diese Wesen kommen aus dem tiefsten Dunkel der Erde. Genau deshalb sehen sie auch so schlecht. Helligkeit sind sie nicht gewöhnt und Tageslicht macht sie sogar blind. Verlassen können sie sich nur auf ihre großen, spitzen Ohren und ihre lange Nase. Haben Morgos Angst oder wollen sie nicht, dass irgendjemand sie hört, sprechen sie Morgisch, das ist eine Art Geheimsprache. Sie funktioniert mittels Gedankenübertragung. Man muss sich das ungefähr so vorstellen, der eine denkt etwas und der andere hört diese Gedanken in seinem Innersten, was ungeheuer nützlich ist, denn sie leben in unterirdischen Bauten, die keiner entdecken soll. Dort gibt es nur ganz schwaches Licht. Dafür stellen sie Glühkäfer in ihre Dienste, die immer für ein paar Stunden mit dem Kopf nach unten und dem Hinterteil nach oben den Raum beleuchten. Der grünlich abfallende Schein dieser Beleuchtung ist ideal auf ihre Augen abgestimmt.

Miramahelia

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