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Die zweite industrielle Revolution

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Bismarck war der erste einer neuen Generation von Diktatoren, und er wurde der Prototyp der autokratischen deutschen Führer, die ihm folgten. Er besaß vielfältige Talente, die es ihm ermöglichten, komplizierte politische Vorhaben mit Leichtigkeit zu handhaben. Andere europäische politische Führer spielte er gegeneinander aus, als wären sie Figuren auf einem Schachbrett, und er konnte dadurch Ergebnisse erzielen, die anderen unmöglich erschienen. Er gewann drei Kriege in kurzer Folge, obwohl er selbst kein wirklicher Militärführer war, und jedes Mal wurde dadurch das Territorium Preußens und der Einfluss des Landes vergrößert, bis Preußen das neue Deutschland geworden war. Dies erlaubte es seinen autokratischen Nachfolgern, Kaiser Wilhelm II. und Adolf Hitler, eine vergrößerte und machtvolle Nation zu übernehmen. Und was vielleicht am wichtigsten war: Bismarcks hohe Intelligenz befähigte ihn, bequem mit den erstaunlichen industriellen und technologischen Fortschritten umzugehen, die während seiner Regierungszeit aufkamen – einer Zeit der Umwälzungen, die weltweit als zweite industrielle Revolution bekannt wurde.

Da Bismarck selbst ein autokratischer, konservativer Führer war, inspirierte er die Konzerne, deren Aufstieg er förderte, dazu, in derselben Weise geleitet zu werden, insbesondere die Krupp AG und die I.G. Farben. Die Leiter dieser Konzerne übernahmen dieselbe vielgepriesene Raffgier, den Ehrgeiz und die Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leiden, die auch er an den Tag legte. Er bereitete sogar den Weg für den Antisemitismus der Regierung, der später intensiviert wurde, obwohl der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Preußen-Deutschland damals nur bei einem Prozent lag!

In einer Online-Anzeige zu einem Vortrag über das Buch Bismarck: A Life (»Bismarck: ein Leben«, nicht auf Deutsch erschienen) von Jonathan Steinberg, der am 26. Mai 2011 am Pears Institute for the Study of Antisemitism der University of London mit Sitz in Birkbeck gehalten wurde, heißt es: »Jonathan Steinberg wird darlegen, dass Bismarck den ersten Akt der ›Tragödie des deutschen Judentums‹ inszenierte.« Steinberg macht geltend, dass der Antisemitismus nicht nur tiefe Wurzeln in der aristokratischen Klasse (der Junker), der Bismarck entstammte, hatte, sondern er zeigt auch, dass Bismarck ihn nutzte, wenn er seiner Politik gelegen kam. Die erste moderne Wirtschaftskrise erfasste Deutschland im Jahre 1873, und Juden mussten als prominente Bankiers den Kopf hinhalten. Bismarck wandte sich von seinen liberalen Verbündeten ab und machte sich nach 1878 daran, sie zu vernichten, indem er die Juden in ihrer Führung zermalmte. Er erlaubte die Ausbreitung einer Welle des Antisemitismus und sah zu, als das preußische Parlament 1880 seine berüchtigte »Jüdische Debatte« führte – es war das erste Mal, dass das vereinigte Deutschland erklärte, dass Juden keine echten Deutschen wären.

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