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Ein Wohlfahrtsstaat

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Mit seinen politischen Machenschaften schuf Bismarck ein Klima, in dem die Industrie gedeihen konnte und sich infolgedessen große deutsche Konzerne entwickelten, die schnell mit jenen des Westens gleichzogen. Bismarck unterstützte sie, indem er bereits in den 1880er Jahren Wohlfahrtsprogramme für deutsche Industriearbeiter einrichtete. Er führte eine Rentenkasse sowie Unfall-, Kranken- und Arbeitslosigkeitsversicherungen ein, wodurch er Deutschland geradezu in einen Sozialstaat verwandelte. Wenn die Arbeiter zufrieden waren, machte dies auch die Konzerneigentümer zufrieden und erlaubte Deutschland, an die Weltspitze der Industriestaaten aufzusteigen. Insbesondere die deutschen Chemie-, Bergbau-, Stahl-, Eisenbahn- und Agrarkonzerne wurden, vor allem durch die Bildung von Kartellen, zu Weltklasseunternehmen. Die Eisen- und Stahlfirmen kauften die Kohleminen, wodurch zusammenhängende Produktionsanlagen entstanden, denn die Stahlindustrie bedarf großer Mengen an Kohle. Diese gemischten Firmen, so genannte Konzerne, wuchsen rasend schnell, so dass die Kohle-Produktion von zwei Millionen Tonnen im Jahre 1850 auf einhundertdreißig Millionen Tonnen 1940 anstieg und damit das Fundament für die gewaltigen Krupp-Werke sowie die furchtbare NS-Waffenschmiede des Zweiten Weltkriegs legte.

Die Eisenbahnen waren entscheidend für die deutsche Vereinigung. Während der 1830er Jahre bekam jeder der siebenunddreißig Staaten sein eigenes Eisenbahnsystem, und schon bis in die 1840er Jahre waren diese einzelnen Bahnnetze durch Hauptlinien verbunden. So war das nationale Eisenbahnnetz zur Zeit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 eingerichtet, wuchs an und erreichte bald Gleichstand mit dem britischen System. Dies spornte das Wachstum und die Nationalisierung, insbesondere die Urbanisierung, der Stahlindustrie an, die dann schnell Fortschritte machte und an den Universitäten Forschungs- und Entwicklungszentren ausbildete. Ein Ergebnis dieser Verbindung zwischen Forschungslaboren und Produktionsstätten lag darin, dass Deutschland eine reiche und hochentwickelte chemische Industrie entwickelte und bald zu einer Führungsnation in der Chemiebranche wurde. Die Gründung der Bayer-Werke und der BASF-Labore in den 1880er Jahren katapultierte Deutschland an die weltweite Spitze der chemischen Industrie, so dass es 1914, beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, neunzig Prozent des internationalen Handels mit chemischen Produkten beherrschte!

Wie wir noch sehen werden, hatte diese frühe Monopolisierung der chemischen Industrie gravierende Auswirkungen auf den Zweiten Weltkrieg, als diese beiden gewaltigen Firmen gemeinsam mit vier anderen das gigantische Kartell der I.G. Farben bildeten.


Abb. 3.1. Robert Friedrich Stieler: BASF-Werk Ludwigshafen (Postkarte 1881).


Abb. 3.2. Hauptsitz der I.G. Farben in Frankfurt am Main, dem damals größten Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt, entstanden 1925 aus dem Zusammenschluss von Agfa, BASF, Cassella, Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Chemische Fabrik vorm. Weiler Ter Meer, Höchst und Chemische Fabrik Kalle.

DIE DUNKLE FLOTTE

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