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Faschismus durch Kartellbildung
ОглавлениеEs war jedoch das Bankwesen, das den deutschen Kartellen die stärksten Wachstumseffekte brachte. Durch die Konzentration von Geld zu Investitionszwecken und die Vermeidung sämtlicher destruktiver Wirkungen des Wettbewerbs waren die deutschen Banken in der Lage, die Finanzierung bedeutender Industrien präzise zu steuern. Und dieses Ziel wiederum war dem Druck der Regierungspolitik unterworfen. Infolgedessen gehorchten die Banken Bismarcks Befehlen zur Finanzierung seiner Kriege. Gemeinsam ließen sie große Kapitalmengen in diejenigen Industrien fließen, die Bismarck für seine politische Agenda wichtig erschienen. Es war ein genial geschmiedeter Plan.
Frei von der Zeit- und Geldverschwendung, die der Wettbewerb durch ein freies Spiel der Markteilnehmer mit sich bringt, konnte Deutschland die Wirkungen des Sozialismus ohne dessen negative Aspekte genießen. Mit negativen Aspekten ist gemeint, dass alle individuellen Erfolgsanreize verschwinden, wenn die Unternehmen von der Regierung unterstützt werden. Einer der Vorteile des Sozialismus besteht ja gerade darin, dass nicht Individuen oder Konzernen die Produktionsmittel gehören, sondern der Regierung. Theoretisch erlaubt das dem Volk, eine wesentliche Stimme bezüglich der Finanz- und Produktionspolitik der Regierung zu erheben und die Gewinne zu verteilen. Wie gesagt, theoretisch. Da die Kartelle in diesem Fall zahlreiche Eigentümer haben, ist das System beinahe sozialistisch.
Dies funktioniert aber allenfalls in einer Demokratie, nicht in einer Autokratie wie Deutschland während der beiden Weltkriege. Im Faschismus werden alle Kumpane des Führers reich, weil dieser sämtliche Geschäfte den Firmen seines Netzwerkes zuschanzt.
Die deutschen Bankkartelle sorgten somit für eine gemeinsame Finanzierung der wesentlichen Industrien und traten in eine Art von Partnerschaft mit den autokratischen Führern ein, die das Wesen des Faschismus darstellt. Der deutsche Faschismus begann in Wahrheit also im späten neunzehnten Jahrhundert und blühte unter Hitler im zwanzigsten Jahrhundert auf, als die Banken und Kriegsindustriellen in offener Partnerschaft zusammenarbeiteten.
Abb. 3.3. Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) aus dem Haus Hohenzollern, letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen (1888-1918)
Bismarck machte einen guten Job, als er die Grundlagen für Diktator Nummer zwei, Kaiser Wilhelm II., legte. Die drei erfolgreichen Kriege Bismarcks füllten die Schatztruhen des neuen Deutschen Reiches und gaben ihm eine neue Geografie, von der aus es seine industrielle Macht entwickeln und militärische Vorbereitungen treffen konnte, um schließlich eine größere Ausdehnung seines Territoriums zu erreichen. Aber der Kaiser plante eine weitaus ehrgeizigere Agenda für die Zukunft Europas. Für ihn war Bismarck noch nicht aggressiv genug gewesen, und nach nur zwei Jahren des Zwistes zwischen beiden Männern entschied sich Bismarck, der nun, in seinen Siebzigern, zu alt und zu müde war, um dem neuen, kraftvollen und streitlustigen, neunundzwanzigjährigen deutschen Führer entgegenzutreten, 1890 einen Schlussstrich zu ziehen. Insgesamt war Bismarck nur ein gewöhnlicher Bürger, während der Kaiser die königliche menschlichreptiloid gemischte Blutlinie von Königin Viktoria geerbt hatte. Das oberste reptiloide Kommando plante bereits für Adolf Hitler voraus und brauchte den Kaiser, um die Bühne zu bereiten.