Читать книгу Ceras Abenteuer - Das Geheimnis der schwarzen Stute - Lena Wege - Страница 15

3. Turnierzeit

Оглавление

Sehr spät am Morgen stand Cera auf. Vielleicht wäre sie auf dem harten Holzboden gar nicht aufgewacht, wenn Smokey nicht an ihrer Hand geleckt und in ihren großen Zeh gebissen hätte. Es war neun Uhr. Um elf Uhr begann das wichtige Turnier und um Viertel vor zehn fuhr der Teambus ab. Cera erinnerte sich, den Wecker auf acht Uhr gestellt zu haben und dann eingeschlafen zu sein. Verschlafen tapste sie ins Bad und blickte in den Spiegel. Jetzt musste sie sich aber beeilen! Für eine Dusche war keine Zeit mehr, also musste sie sich mit einer Katzenwäsche begnügen. Sie flocht ihre Haare zu zwei langen roten Zöpfen, damit sie ihr beim Turnier nicht immer im Gesicht herumflogen, zog sich die guten Turnierreithosen und ein sauberes dunkles T-Shirt an, schlüpfte in ihre Stiefel und rannte hinunter in die Küche. Sie steckte sich ein wenig Geld und einen Müsliriegel ein und hätte fast ihre Reitkappe vergessen, hätte Ayka sie ihr nicht vor die Füße gelegt. Eilig wischte Cera die Spucke vom Helm und öffnete gleichzeitig die Haustür.

„Danke Ayka!“, keuchte sie und rannte in die Garage. Sie sprang auf ihr Fahrrad und fuhr in das Dorf zum Reitstall.

Apple war das einzige Pferd, das am Turnier teilnahm und noch in seiner Box stand. Prustend schwang Cera die Tür zur Seite. Apple begrüßte sie leise wiehernd. Natürlich war Cera mal wieder zu spät. Er kannte doch seine Reiterin. Sie zog ihm das Halfter über den Kopf und führte ihn nach draußen vor den Stall, wo sie ihn anband. Er ahnte schon, was kam. Cera rannte in den Stall und holte eine große Putzkiste. Verzweifelt blickte er zu dem Pferd, das neben ihm stand. Es war nicht aus dem Reitstall. Anscheinend war es das ständige Putzen schon gewohnt. Die Stute bemerkte, dass Apple sie ansah.

„Da musst du durch!“, schnaubte sie. Mit schreckgeweiteten Augen sah er, dass Cera eine große Wurzelbürste aus der Kiste nahm. Er wich der Bürste aus, doch dabei stieß er gegen die Stute neben ihm. Nun war er gefangen. Wohl oder übel musste er die Putzangelegenheit über sich ergehen lassen. Als Cera nun aber einen Hufkratzer aus der Kiste nahm, schlug er seine Hufe in den Boden. Cera gelang es nicht, eines der Beine anzuheben.

„Jetzt mach doch nicht immer so ein Theater!“, schimpfte sie Apple wütend. Was musste er auch immer seine Hufe so schwer machen! „Dann lassen wir es eben bleiben!“, murmelte Cera aufgebracht. Einmal nicht die Hufe auszukratzen machte ja auch nichts aus. Anschließend sattelte sie ihn und zäumte ihn auf. Sie flocht ihm ein grünes Band in seinen Schweif. Sie fand, diese Farbe stand dem Apfelschimmel. Doch Apple fand, dass er bescheuert aussah. Doch was sollte es? Wenn er Cera damit einen Gefallen tun konnte, dann war er zufrieden.

Gleich darauf wurde Apple in einen Hänger geführt, angebunden und von hinten eingesperrt, als die Verladeklappe geschlossen wurde. Dann ging es los. Neben ihm im Hänger stand die schwarze Stute aus der Box. Sie gefiel ihm. Ihre Besitzerin hatte ihr lilafarbene Blüten in die Mähne geflochten und ihre Hufe mit Huffett eingepinselt. Doch auch dieser Prince Danny hatte offensichtlich ein Auge auf sie geworfen. Er fuhr neben ihnen und starrte durch ein Fenster im Hänger herein. Die Stute schenkte dem Hannoveraner jedoch keine Beachtung ... dem kleinen grauen Hengst jedoch leider auch nicht.

Der Wagen wurde langsamer. Schon ging die Klappe auf und Eva und Nika standen davor. „Die sehen doch süß aus, die zwei zusammen“, kicherte Eva.

„Ja, finde ich auch. Komm, Blizzy!“, erwiderte Nika und lockte ihr Pferd. Sie nahm die Stute beim Zügel und führte sie die Rampe hinunter.

Cera, die gerade aus dem Teambus ausgestiegen war, nahm einen tiefen Atemzug. Es lag dieser unbeschreibliche Geruch nach Sommer in der Luft. Außerdem roch es nach Popcorn und Bratwürsten. Cera holte ihre Fotokamera heraus und schoss ein paar Fotos vom Turnierplatz, dem blauen Himmel und der großen Zuschauertribüne, die sich vor ihnen erhob. Auch die anderen Eltern, die in ihren Autos mitgefahren waren, um die Pferde zu transportieren, halfen beim Ausladen mit. Maggy und Reiko schleppten gerade die Einzelteile des Hindernisses aus dem Kofferraum des Kombis herbei und legten sie auf einen Wagen, den sie dann beim Veranstalter abgaben.

Jede Gruppe durfte sich auf dem hinteren Springplatz einmal warm reiten. Dann kam Maggy mit einem Blatt wieder und rief die Mädchen zu sich. Es war ein Zettel, auf dem man eintragen sollte, wer aus der Mannschaft zu welchem Spiel gegen die anderen antrat.

„Wer möchte in Reise nach Jerusalem gegen die anderen antreten?“, fragte Maggy.

„Darf ich das machen?“, rief Eva, „das ist mein Lieblingsspiel!“ Also schrieb Maggy auf die freie Zeile dahinter ihren Namen. Den Springparcours wollte Cailie übernehmen und für Horseball kam nur Paulette infrage.

„Ich könnte den Staffellauf machen!“, meldete sich Sally und Maggy schrieb auch ihren Namen auf. Nika war ganz versessen darauf, die Dressuraufgaben zu bestreiten. Und es war erst recht klar, dass Cera und Apple sich für den Pferd-Reiter-Parcours eintrugen, denn die beiden waren ein eingeschworenes Team und Apple geschickt und wendig. Darunter schrieb Maggy den Namen ihrer Reitgruppe, die Borninger Pferdeflöhe und verschwand dann, um den Zettel abzugeben und die Teilnahmegebühr zu bezahlen.

Als schon alle in den Stall gerufen worden waren und dort gespannt auf die Ansage warteten, verstummte die Musik aus den Lautsprechern und jemand am Mikrofon räusperte sich. Ein Kribbeln kündigte sich in Ceras Magen an, das eindeutig ihrer Nervosität entsprang. Sie presste ihr Gesicht an Apples Hals und atmete tief ein. Gleich würde es losgehen. Eine tiefe Stimme sprach eine Begrüßung in das Mikrofon und rief dann die Namen der Gruppen auf. Ceras Gruppe sollte als letzte auf den Platz reiten. Die Pferde sollten einmal auf dem Zirkel gehen und sich dann in Reihen hintereinander aufstellen. Schon bekamen sie ein Zeichen und alle Reiter mussten sich in die Sättel schwingen. Paarweise stellten sie sich in den Stallgang und wechselten aufmunternde Blicke untereinander. Dann verkündete der Sprecher ihre Namen und die Pferde liefen los.

Der Platz war groß und mit hellem Sand als Untergrund ausgelegt. Die Ränge der Zuschauertribünen verliefen steil an den Seiten nach oben und der Himmel über dem freien Turnierplatz strahlte in stechendem Blau. Cera kam es eher so vor wie eine Arena, die mit weißen Wänden und hölzernen Sitzbänken ausgestattet war. Sie entdeckte Terry und ihre Eltern, sie saßen am obersten Rand fast unter dem Himmel. Apple und die anderen Pferde liefen brav ihre Runde in stolzem Schritt. Davon hatte Cera immer geträumt. Nur jetzt konnte sie nicht in Pferdeträume versinken, sie war mittendrin in einem.

Nun stellten sich die Mannschaften wieder in sechs sauberen Reihen hintereinander auf. In diesem Moment, als das letzte Pferd des Hafen-Reitvereins seinen Huf auf die Linie setzte, rief der Mann aus den Lautsprechern: „Die Spieler des ersten Spiels Reise nach Jerusalem mögen vortreten, die anderen die Pferde in der Stallgasse bereithalten. Die Teilnehmer sind: Franz Malan auf Flash von den Rabensteiner Knaben, Eva Manner auf Amy von den Borninger Pferdeflöhen, Silka Bauer von den gewitzten Fuxdorfern mit Brownie ...“

Als er endlich alle Reiter, die Namen der Pferde und die Reitställe aufgezählt hatte, ertönte ein „Los!“ und Musik wurde abgespielt. Die Pferde galoppierten am äußeren Hufschlag, und als die Musik verstummte, rasten alle zu den Reifen, die in der Mitte des Platzes lagen. Für jedes Pferd lag je ein Reifen bereit, bis auf eines, das ausscheiden musste. Ein Junge der Seelstadter Reiter schied aus und verließ den Platz. Ein weiterer Reifen wurde weggenommen. In der nächsten Runde musste eines der Musdorfer Mädchen das Spiel verlassen. In der darauffolgenden Spielrunde durften die Reiter nur noch traben und auch nur im Trab zu den Reifen laufen. Franz Malans Oldenburger galoppierte aber trotzdem und wurde disqualifiziert. Und nachdem einer des Hafen-Reitvereins vom Platz geschickt worden war, durften Eva und Silka nur noch Schritt gehen. Eva hielt immer das Tempo und lenkte das Pony schnell zur Mitte, doch Silka war schneller. Sie befand sich an einer Längsseite und Eva ritt gerade oben in einer Ecke. Es war klar, dass die Strecke von Silka viel kürzer war.

„Gut, wie ich sehe, haben Brownie und Silka uns überzeugt und die Fuxdorfer bekommen zehn Punkte gutgeschrieben.“ Die Fuxdorfer jubelten. Geschlagen ritt Eva vom Platz.

„Ach komm, nimm es doch nicht so“, tröstete Sally ihre beste Freundin. „Immerhin bist du Zweite geworden! Vielleicht gibt das fünf Punkte?“ Doch leider gab es das nicht.

Im folgenden Turnierverlauf gab es immer noch keine Punkte. Cailie riss zwei Hindernisse beim Springparcours. Sie wurde Vierte. Doch bald glich sich das wieder aus. Paulette wurde Erste beim Horseball. Dank der Wendigkeit ihres Pferdes und ihren gewagten Manövern, sich halb aus dem Sattel hängen zu lassen, um den Ball zu erwischen, schaffte sie es viele Male, jenen in den Korb zu bugsieren. Irgendwie kein Wunder, denn sie spielte auch nebenbei Handball. Beim Staffellauf gewann Sallys Gegner um eine Nasenlänge. Doch beim Dressurreiten siegten Nika und Blizzy haushoch. Alle waren sich einig. Doch leider gab es wieder nur zehn Punkte.

Dann kam Cera an die Reihe. Bei der Vertrauensaufgabe mussten die Reiter mit ihren Pferden einen langen Parcours meistern. Dabei ging es nicht um Zeit, sondern darum, wie oft das Pferd gezögert oder gescheut hatte. Zuerst musste man über eine knisternde Plane gehen, dann durch einen bunten Vorhang aus langen Plastikschnüren reiten, bei dem das Pferd nicht sehen konnte, was dahinter war. Abschließend musste das Pferd mit verbundenen Augen im Slalom zwischen Hütchen hindurchgeführt werden.

Apple musste als Erster antreten. Er ging lässig über die Plane, und als er die knisternden Vorhänge sah, wurde er sogar schneller, ohne dass Cera ihn angetrieben hatte. Der Schiedsrichter sah das natürlich. Apple galoppierte an, und Cera musste ihn ein wenig zügeln.

„Entschuldigung“, rief sie dem Schiedsrichter zu. „Apple ist nun mal sehr neugierig!“

Das stimmte. Apple war schon sehr gespannt darauf, was sich hinter dem Vorhang verbarg. Vielleicht ein Leckerli? Er liebte Leckerlis. Nach seinem Geschmack bekam er viel zu wenige von Cera. Er galoppierte voller Erwartung durch den Schleier, doch leider waren da keine essbaren Sachen. Dann stieg Cera ab und band ihm schell ein Tuch vor die Augen, das sie vor dem Durchlauf bekommen hatte. Was sollte das denn jetzt? Wollte sie ihm die Augen verbinden, um ihn dann zu putzen, ohne dass er es vorher bemerkt hätte? Empört wieherte Apple.

„Apple, bitte, vertrau mir einfach!“, flüsterte Ceras Stimme neben seinem Ohr.

Er wusste zwar nicht, was diese komischen Laute bedeuteten, und er verstand sie auch nicht, aber es klang eindringlich. Und schon spürte der Hengst, wie Cera in den Sattel stieg und ihm die Fersen an die Flanken setzte. Er lief einfach los. Vielleicht sollte es eine Überraschung für ihn werden. Sie führte ihn mit verbundenen Augen weg, sodass er nicht merkte, wohin sie sich wandten. Er ging schneller. Schon spürte er einen leichten Zug im Maul. Oh, er war zu weit gegangen? Liefen sie jetzt etwa wieder zurück? Schnell drehte er sich um. Schon wieder spürte er einen Zug in die andere Richtung.

„Nicht so eilig, Süßer!“, flüsterte Cera von oben.

Er vertraute ihr. Oder führte sie ihn in seine Box zurück? Und dort wartete ganz viel Futter auf ihn? Er beschleunigte seine Schritte und Cera lenkte ihn irgendwo hin, immer in solch komischen Kurven. Da stieß Apple gegen etwas und es fiel blechern scheppernd um. Oh Schreck! Ein Putzeimer voller Striegel. Das Grauen war nah!

Doch Ceras Hand an seinem Hals beruhigte ihn und er ging artig weiter. Dann hielt Cera ihn an und stieg ab. Um ihn herum fingen auf den Tribünen auf einmal alle an, komische Geräusche mit ihren Händen zu machen. Einige riefen ihm sogar etwas zu. Cera nahm ihm die Augenbinde ab und er schüttelte die Mähne. Jetzt war sein Kopf wieder frei. Und? Was war da? Wieder nichts! Enttäuscht schnaubte er. Da merkte Apple, wie Cera grinsend etwas großes Braunes aus ihrer Tasche zog und es ihm gab. Ein Leckerli! Und es war sein Lieblingsgeschmack: Banane! Schnell verschlang er es und sah Cera erwartungsvoll an. „Na gut“, flüsterte sie glücklich, „das hast du wirklich gut gemacht!“ Dann gab sie ihm noch zwei große Leckerbissen. Da war Apple selbst mit sich zufrieden. Cera nahm ihn am Zügel und führte ihn vom Platz.

Bei den anderen Teams, die nach ihnen an der Reihe waren, lief es ganz und gar nicht gut. Manche Pferde liefen um die Plane herum und die anderen sprangen ängstlich quietschend darüber. Durch die bunten Vorhänge trauten sich nur zwei Tiere. Doch mit verbundenen Augen schaffte es keiner mehr.

„Tja“, dachte Cera und strich Apple grinsend über den Hals. „Dann möchte ich mal wissen, wie das später mit unserem Hindernis läuft!“

„Es ist wohl allen klar, dass Cera Maler und das Deutsche Reitpony Apple von den Borninger Pferdeflöhen es geschafft haben und sich die Punkte mit Leichtigkeit erspielt haben. Glückwunsch!“, rief die Stimme aus dem Lautsprecher. Strahlend lachte Cera ihre Freundinnen an.

Dann war eine kurze Pause. Cera bemerkte, dass sie seit dem Müsliriegel heute früh im Auto nichts mehr gegessen hatte. Hungrig kaufte sie sich eine Breze und eine Limo und schaute mit Cailie und den Mädchen auf die Punktetafel. Die Borninger Pferdeflöhe lagen mit dreißig Punkten vorn. Na, wenn das mal kein Auftakt war!

Sie schlenderten herum und setzten sich in einen der oberen Ränge. Von hier aus hatte man einen fantastischen Blick auf den ganzen Reitplatz. Durch das offene Dach konnte man auf die umliegende Umgebung schauen. Grüne Weiden und Wiesen zogen sich an breiten blauen Bächen entlang, die sich in vielen Biegungen und Windungen um die große Halle und die Stallungen schlängelten. Die höheren Berge der Alpen leuchteten in der Ferne durch den diesigen blauen Dunst der Wolken.

Kurz darauf folgte eine Ansage aus den Lautsprechern. Cera blickte hoch zu dem großen weißen Turm, der über den Rängen und über dem Platz thronte. Die Front war aus Glas, sodass man über die ganze Arena blicken konnte. In dem Turm stand ein Pult mit einem Mikrofon. Davor saß ein schmächtiger Typ mit einer Mütze, der Kopfhörer trug. Er war eher jung, vielleicht Anfang zwanzig. Er drückte irgendeinen Knopf auf dem Pult und sprach in das Mikrofon. „Ich bitte die Reiter und Reiterinnen, wieder in Stellung zu gehen und sich ihre Pferde aus den Ställen abzuholen.“

Flink kletterten die Mädchen zwischen den Sitzreihen die Treppe hinunter. Sie rannten über den Platz in den Stall, in dem die Pferde während der Pausen untergebracht waren.

Der Stall bestand aus einer langen Gasse. Auf der einen Seite waren ein paar Boxen, an der anderen Wand standen lange, steinerne Wasserbecken. Über den Wassertrögen waren Ringe in den Putz eingelassen, an denen die Pferde festgebunden worden waren. Jedes Tier hatte einen Wassertrog für sich bekommen. Apple grunzte leise, als Cera sich ihm näherte. Sie strich über seine kunstvoll geflochtene Mähne und machte ihn los. Dann drehte sie ihn um und stieg auf. Wieder ritten sie in die Arena hinein und stellten sich in Reihen auf.

„Liebe Teilnehmer“, ertönte es aus den Lautsprechern. „Nun geht es an die Aufgaben, die ihr euch selber ausgedacht habt. Sie sind alle sehr kreativ und gut durchdacht. Kommen wir zu der ersten Aufgabe, ausgedacht von den Rabensteiner Knaben. Diese wollen sehen, wie gut ihr im Polo seid!“

Nach Ceras Information mussten auch bei diesen Aufgaben immer wieder einzelne Reiter aus der Gruppe gegen die anderen antreten. So drehten sich alle wieder zu Paulette um.

„War klar!“, meinte diese lässig und trat vor.

Anscheinend hatte sie zuversichtlicher geklungen, als sie es wirklich war, denn sie erwischte den Ball viel zu selten und einmal hätte sie fast mit dem Schläger die Beine eines anderen Pferdes getroffen, wofür sie eine Rote Karte bekommen hätte. Sie blieb jedoch von einer Verwarnung verschont. Verloren hatte sie trotzdem. Geschlagen ritt Paulette vom Platz.

Danach war die eigene Aufgabe der Pferdeflöhe dran. Die Mädchen bauten rasch das Hindernis auf und der Sprecher am Mikrofon las kurz die Spielregeln vor. Die Spieler sollten wie geplant der Reihe nach über die Kartons springen und dabei auch noch den Abstand einhalten. Zunächst sollte Cailie springen, sozusagen als Vorbild und Anleitung, und dann erst die Teilnehmer aus den anderen Gruppen. Sie stellten sich in einer Schlange auf und jemand verkündete das Startsignal. Prince Danny galoppierte aus dem Stand an und steuerte auf das Hindernis zu. Mit einem winzigen Zögern trat er auf die Plane und es ertönte ein dumpfes Geräusch, als der Löffel von unten gegen die Kartons schlug. Eine Sekunde später klappte die Mauer in sich zusammen, doch Prince Danny setzte mit einem eleganten Rauschen darüber hinweg. Leichtfüßig trabte er zum anderen Ende des Platzes und Cailie sprang überglücklich hinunter, um den anderen zuzusehen.

„Das war wirklich allererste Sahne! Es sah so aus, als würde sich Prince Danny gar nicht anstrengen!“, kommentierte der Mann aus den Lautsprechern.

Dann kam der nächste Pfiff und das Pferd nach Cailie galoppierte an. Es preschte auf das Hindernis zu, kam auf die Plane und die Kartons fielen auf einen Haufen. Die Stute erschreckte sich und stoppte abrupt. Der Reiter wippte und prallte gegen den Hals des Tieres, wurde aber gleich wieder zurückgerissen, als das Pferd rückwärts lief. Schon ertönte wieder ein Pfiff. Die nächste Reiterin trieb ihr Pferd zaghaft an. Sie war unsicher, weil die verängstigte Stute noch vor dem Hindernis stand. Deren Reiter hatte sie nun wieder unter Kontrolle. Doch als das nächste Pferd herangaloppierte, konnte er sein Tier nicht schnell genug weglenken. Das Mädchen kam immer näher. Der Junge trieb seine Stute energisch an und ... Im letzten Moment brauste das nächste Tier an ihm vorbei. Cera hielt erschrocken den Atem an. Doch nun schob sich das Hinterteil der Schimmelstute erneut zwischen den Hengst der Reiterin und das Hindernis. Das Mädchen musste ihr Pferd scharf an ihrem Konkurrenten und dem Hindernis vorbeilenken, und der Reiter schaffte es endlich, die Stute aus der Bahn zu bringen.

„Au, das war aber knapp, vermutlich hätten es Lazio und das Musdorfer Mädchen Lea Frech noch über das Hindernis geschafft, wenn nicht der Seelstadter Reiter Markus Lang und seine Stute Florina im Weg gestanden hätten. Tut mir leid, ihr Musdorfer!“, rief der Ansager.

Dann pfiff es erneut und Silka und Brownie von den Fuxdorfern galoppierten an. Sie sprangen über das Hindernis, aber der Fuß des Fuchses riss einen Karton mit sich.

„Nicht ganz so sauber, aber immerhin!“, ertönte es aus den Lautsprechern.

Dann setzte Franz Malan sein Pferd in Bewegung. Als das Hindernis in sich zusammenrauschte, erschreckte sich der Wallach leicht, sprang aber trotzdem darüber, leider aber nur im Trab.

Dann kam der letzte Teilnehmer vom Hafen-Reitverein und machte sich bereit. Cera spürte einen Schauder über ihren Rücken laufen. Es war der Reiter von vorhin, der beim Springen gewonnen hatte, als Cailie verloren hatte. Bei seinem Anblick bekam Cera eine fürchterliche Gänsehaut. Er duckte sich hinter den Hals des wunderschönen, schlanken Pferdes, sodass ihm seine glatten schwarzen Haare tief in die finsteren Augen hingen. Er hatte die Zügel so streng aufgenommen, dass das Pferd den Kopf nach oben bog. Es schwitzte sehr und hatte die Augen weit aufgerissen, Spucke tropfte aus seinen Mundwinkeln, die brutal vom Gebissstück nach hinten gezogen worden waren. Es hatte palominofarbenes Fell und eine lange weißgoldene Mähne, die wie seidene Wolle über seinen Hals fiel. Ceras Ahnung, dass der Sprung nicht gut gehen konnte, wurde immer stärker. Sie biss die Zähne zusammen und wand sich unter dem unangenehmen Gefühl, das sie beinahe verrückt machte. Wenn nur dem Pferd nichts passieren würde!

Dann ertönte der letzte Pfiff. In Sekundenschnelle stieß der Reiter dem Pferd die Absätze in die Flanken. Es galoppierte pfeilschnell an und flog auf das Hindernis zu. Der Ausdruck im Gesicht des Reiters war entschlossen und ehrgeizig, er hatte die dunklen Augen zu Schlitzen verengt. Doch Cera sah auf dem Gesicht des Pferdes einen starken Unwillen, beinahe schon seinen Fluchttrieb. Der Hengst wollte umdrehen und fliehen, doch der Reiter ließ es nicht zu und zwang es krampfhaft, schneller zu werden. Das Hindernis kam immer näher und das Pferd buckelte ein wenig, doch der Reiter ignorierte das, er setzte sich brutal durch. Der Hengst kam mit dem Vorderfuß auf die Plane und die Kartons sausten zu Boden. Jetzt war es endgültig zu viel für das Pferd. Es scheute und stieg hoch in die Luft. Der Reiter klammerte sich fest, während das Tier nach hinten ausschlug.

Für Cera passierte ab jetzt alles in Zeitlupe. Der wunderschöne Palomino bäumte sich erneut auf und der Junge fiel von seinem Rücken. Er drehte und wand sich in der Luft wie eine Raupe, die versuchte, sich aus ihrem Kokon zu schälen. Er plumpste mit der Schulter voran in den Sand. Sein Schmerzensschrei hallte über den ganzen Platz. Alle Anwesenden schienen die Luft anzuhalten, man konnte sogar den Sprecher hinter seinem Mikrofon schlucken hören. Dann stand das Pferd wieder auf allen vieren und drehte völlig durch. Es schlug um sich und wirbelte im Galopp umher, rannte verzweifelt durch die Kartons, stolperte dabei aber. Es wieherte gequält und laut auf und stürzte auf die Vorderbeine. Das Tier brach zusammen und lag reglos im Sand.

Ceras Abenteuer - Das Geheimnis der schwarzen Stute

Подняться наверх