Читать книгу Das richtige Essen in der Schwangerschaft - Lily Nichols - Страница 44

Während mein Hauptaugenmerk bezüglich einer vegetarischen Ernährung in der Schwangerschaft der unzureichenden Aufnahme von Mikronährstoffen gilt, gibt es potenziell noch andere Probleme. Ein wichtiges Thema ist zum einen die Qualität der Proteine, weil über eine vegetarische Ernährung ausschließlich „unvollständige“ Proteine aufgenommen werden, d. h. ihnen fehlen alle essenziellen Aminosäuren. Erfahrene Vegetarier wissen, dass man das ausgleichen kann, indem komplementäre Proteine miteinander kombiniert werden, wie zum Beispiel Bohnen mit Reis oder tierisches Protein mit pflanzlichem Protein (zum Beispiel Eier oder Käse gepaart mit Linsen). Dank der vielen Antinährstoffe wie Phytate, Gerbsäure, Lektine und Trypsin-Inhibitoren sind pflanzliche Proteine zudem schwerer verdaulich.¹²⁵ Selbst wenn Sie sich bemühen, viel pflanzliches Protein in Ihre Ernährung einzubauen, bleibt da noch die Frage des Glycins, das in den meisten vegetarischen Speiseplänen nirgends zu finden ist. In dem Versuch, besonders viel Protein zu essen, endet es für die meisten Vegetarier damit, dass sie zu viele Kohlenhydrate verzehren, weil pflanzliches Protein von Natur aus auch Kohlenhydrate enthält. Es überrascht deshalb nicht, dass Vegetarierinnen im Durchschnitt mehr Kohlenhydrate essen als Nicht-Vegetarierinnen.¹²⁶ In einer Studie, in der die Ernährungsgewohnheiten von mehr als 13.000 Menschen in den USA untersucht wurden, konnte man feststellen, dass Vegetarier ihre Kalorien zu 60 % über Kohlenhydrate aufnahmen, der Proteinanteil der Ernährung aber bei unter 12 % lag.¹²⁷ Bei Ovolacto-Vegetariern, die anstatt Getreide mehr Eier, Milchprodukte mit wenig Kohlenhydraten (zum Beispiel griechischen Joghurt und Käse) und mehr Nüsse, Samen und Hülsenfrüchte verzehren, kann dieses Verhältnis positiv beeinflusst werden. Oft werden auch Fleischersatzprodukte verzehrt. Diese Lebensmittel enthalten in der Regel sehr viel industriell verarbeitete Soja, was für eine Schwangerschaft alles andere als wünschenswert ist. Die Gründe dafür werde ich in Kapitel 4 näher erörtern. Pflanzliche Proteine bringen zwar eine Reihe von Vorteilen mit sich (wie Folat und Ballaststoffe), die Forschungsergebnisse zeigen uns allerdings, dass man in der Schwangerschaft nicht ausschließlich auf diese Proteine bauen sollte.