Читать книгу MORSCHE BRÜCKEN - Linda L. Stahl - Страница 10

VII.Metin

Suche

Ich bin losgezogen

Um mich zu finden

Auf der Sucher nach mir

Begegne ich Dir

Ich will weiter ziehen

Mich nicht an dich binden

Was hält mich zurück?

Bist Du von Mir ein Stück?

Die Gespräche mit Metin werden immer vertrauter. Sie finden wieder zu ihrer früheren Nähe zurück und Sophie kann bei ihm ihr Herz ausschütten, das immer noch den Verlust von Stefan betrauert. Auch Arian fehlt ihr. Aber über Arian spricht sie aber nicht mit ihm, irgendetwas hält sie davon ab. Vielleicht wollte sie nicht, dass er Rückschlüsse auf ihre Ehe daraus zog, der es anscheinend an Leidenschaft fehlte. Würde sie sich sonst zu amourösen Abenteuern hinreißen lassen? Sie hatte auch nicht das Gefühl, ihren Mann betrogen zu haben. Er brauchte diesen Aspekt von Sophie nicht, zu viel Leidenschaft machte ihm eher Angst. Also ist es in ihren Augen völlig legitim, diese Lücke anderweitig zu füllen.

Shahin ist im Zeichen Steinbock geboren. Der Steinbock ist ein ernsthafter Mensch, ein Realist, dem Klarheit und Sicherheit über alles geht. Überschwang ist ihm dabei fremd. Zielstrebig geht er durchs Leben, das für ihn gleichbedeutend ist mit dem Erfüllen von Aufgaben. Dieser Aspekt ist ihr sehr wohl vertraut, ist sie selbst doch auch im Zeichen des Steinbocks geboren. Allerdings heißt es, dass in der 2. Lebensphase mehr und mehr der Aszendent gelebt wird. Und Sophie´s Aszendent ist der Skorpion. Der Aszendent im Sternzeichen des Skorpions hat etwas Mysteriöses, etwas Dunkles, etwas Unheimliches. Wir finden geheimnisvolle, leidenschaftliche und auch besessene Menschen mit diesem Aszendenten, was das Zusammenleben mit ihnen nicht immer einfach macht. Aber genau diese Seite von ihr harmoniert hervorragend mit Metin, der im Zeichen Skorpion geboren ist! Mit ihm teilte sie früher und auch jetzt wieder Dramen, Leidenschaften, Enthusiasmus. Metin fühlt, dass er eine Lücke füllt, die Sophie´s Mann niemals schließen wird, aber er hält sich diesbezüglich zurück. Zu sehr hatte er Sophie´s Rückzug nach seinen offenen Worten bedauert, zu sehr genoss er jetzt wieder ihre Gegenwart und die lebendigen Gespräche mit ihr.

Metin ist ein gut aussehender Mann Mitte 40, mit warmen braune Augen, dunklen an den Schläfen bereits leicht grau melierte Haare, die ihm lässig in die Stirn fallen und immer ein verschmitztes Lachen im Gesicht. Sophie hatte er schon vom ersten Kontakt an gefallen, aber er war ihr zu flatterhaft – sie wollte Beständigkeit und Ruhe in ihr Leben bringen, was sie bei Shahin auch gefunden hat. Aber nach wie vor faszinierte sie die Leichtigkeit von Metin und sie genoss den Kontakt auch sehr. Sie begann auch wieder kreativ zu arbeiten und zu malen, was ihr nach dem Tod von Stefan nicht mehr von der Hand gehen wollte. Der Schock hatte ihre Kreativität völlig blockiert und Shahin vermochte diese Blockade nicht zu lösen. Aber Metin konnte es.

Meist wählt sie anfangs ein großformatiges, dickes Papier, um den Energiefluss wieder in Gang zu bringen und malt dann intuitiv mit breiten Pinseln, Spachteln und viel Acrylfarbe schnell und zügig. Die Bilder, die dabei entstehen, nennt sie „Seelenbilder“, da sie ein Ausdruck ihres Innersten sind. Das soeben entstandene Bild fesselt sie, sie wird es noch weiter bearbeiten und vielleicht Verborgenes aufdecken. Rot, Orange und Gelb sprüht vor es Lebensenergie und gleichzeitig finden sich düstere, bedrohliche Abgründe in dunklem Lila. Fast wie ein Wirbel zieht es sie in diesen geheimnisvollen Bereich, in dem sie einen Körper zu entdecken glaubt. Der Körper windet sich – vor Schmerz oder vor Lust? Sie wird weiter an diesem Körper arbeiten und sehen, was sicht zeigen will.