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III. Rückblick

Angst

War ein hilfloses Kind

Kraftlos und klein

Lernte nie, wie man schwimmt

Nie, oben zu sein

Hatte Angst vor der Tiefe

Und geriet in den Strom

Wäre beinahe ertrunken

Kam noch gerade davon

Ich fühl die Seele, sie bricht

Es blutet das Herz

Bin auf der Suche nach Licht

Nie mehr lächeln im Schmerz

Sophie kann sich kaum erinnern an ihre Kindheit. Warum? Was ist passiert, dass das Alarmsystem ihres Unterbewusstseins den Vergessen-Modus gewählt hat? War es so unwichtig oder so schwerwiegend? Wie auch immer, Kindheitserinnerungen tauchen nur in Bruchstücken auf, in kleinen unzusammenhängenden Sequenzen.

Sie sieht sich spielen mit anderen Kindern, kaum mit Mädchen sondern fast nur mit Jungs – ihre Mutter hatte sie immer als „halben Jungen“ und „Wildfang“ bezeichnet. Sie spielten am Wildbach, in Höhlen, Wäldern, kletterten auf Bäume … diese Erinnerungen mochte sie sehr.

Andere Sequenzen waren nicht so hell und fröhlich. Wenn sie sich unter dem Esstisch kauern sieht und sich die Ohren zuhält, damit sie den betrunkenen Vater nicht hört, der um sich schlägt.

Oder auch das beklemmende Gefühl das sie hat als junges pubertierendes Mädchen, wenn sie mit ihrem Vater alleine ist. Sie weiß, dass sie sich dann immer verstecken muss, um seinen Anzüglichkeiten zu entgehen.

Musste sie wirklich alles wissen über ihre Kindheit? Früh schon lernte sie sich zu schützen und zurückzuziehen. Sie liebte das Alleinsein mit sich und der heilen Welt, die ihre Phantasie erschuf. Sie war der Sonnenschein und der stabile Pol in der Familie – mit einer liebevollen, aber nervlich labilen Mutter, einem alkoholkranken Vater und einer behinderten Schwester, die einen Teil ihres Lebens im Heim verbrachte.

Früher hatte sie versucht, das Vergessene aufzudecken und die Geheimnisse der Kindheit zu lüften. Irgendwann aber erkannte sie, dass die Vergangenheit nicht von Bedeutung ist. Nichts würde sich ändern für sie. Was auch immer passiert ist, es hat sie zu der Frau gemacht, die sie jetzt ist und sie ist mit sich selbst durchaus zufrieden und glücklich.

Bunt ist ihr Leben, farbenfroh wie ihre Bilder. Nicht eintönig und grau wie das von vielen Frauen in ihrem Alter, die eigentlich schon aufgehört haben zu leben. Nein, das kann ihr nicht passieren – sie wird das Leben auskosten bis zum letzten Atemzug! Jeden neuen Geschmack wird sie auf der Zunge zergehen lassen und kosten, jede Farbe in sich aufsaugen, sich keinen Genuss versagen, solange es niemand schadet. Da hält sie es mit Ernest Hemmingway´s Zitat „Versuchungen sollte man nachgeben – man weiß nicht ob sie wiederkommen!“

Obwohl sie natürlich zugeben muss, dass diese Einstellung sie gelegentlich in ziemlich verfahrene Situationen bringt, wie der Leser im Verlauf dieser Erzählung noch feststellen wird.

So manche morsche Brücke hat sie überquert ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass diese einstürzen und ihr den Rückweg verwehren könnte.

MORSCHE BRÜCKEN

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