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Kapitel 10 – Gegenwart

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„Selbst gemacht und frisch. Jetzt wisst ihr, was ich den ganzen Nachmittag getan habe“, erklärte Liz und gab den Teller an Kayla weiter. Dann drehte sie sich zu Stephen um.

„Danke, dass du mir vertraust. Ich möchte wirklich gerne helfen.“

Stephen nickte. Er mochte sie vom ersten Augenblick an. Sie saßen zusammen in Kaylas kleinem Wohnzimmer. Zuerst beobachtete er nur die beiden Frauen, wie sie miteinander redeten.

Nach einer Weile beteiligte er sich am Gespräch. Er erzählte Liz von seinem Job und wie er Kayla zum ersten Mal getroffen hatte. Alles war in Ordnung, so familiär. Er fühlte sich ganz zufrieden. Dann berichtete er über die Erfahrung, die er heute gemacht hatte. Sie besprachen verschiedene Punkte. Liz war an allem interessiert, was er bekannt gab, aber sie drängte ihn nie, mehr zu sagen als er wollte. Am Ende meinte Stephen, Liz solle zu seiner nächsten Sitzung kommen.

Liz lächelte. „Kann ich dich dafür mal drücken? Seit langer Zeit konnte ich so starke Visionen nicht mehr beobachten. Jetzt bin ich auch aufgeregt.“

Stephen stimmte zu und fand sich in einer herzlichen Umarmung wieder.

Obwohl es schon spät wurde, bestand er darauf, seinen Anteil an Arbeiten rund ums Haus zu erledigen. Er wollte das Gartentor reparieren, bevor er ging. Und er sagte, es wäre in Ordnung, wenn Kayla und Liz ohne ihn über alles redeten.

Die zwei Frauen sahen ihm nach, während er aus der Tür ging. Dann drehte sich Liz zu Kayla um.

„Und jetzt raus damit. Was ist los? Bis heute hast du noch nie Hilfe bei Meditationen gebraucht. Du bist immer mit jeder Situation fertig geworden. Was ist jetzt anders?“

Man konnte nie etwas vor Liz verheimlichen. Sie fand immer heraus, wenn etwas nicht stimmte.

„Hat es etwas damit zu tun, dass Stephen Shokar ist? Hat er es herausgefunden?“

Kayla nickte zögernd.

„Und weiß er auch, wer Merit ist?“ Liz sah Kayla prüfend an.

„Nein, das weiß er nicht. Noch nicht. Aber wahrscheinlich wird es nicht lange dauern, bis er es dahinterkommt.“

„Also hast du Angst davor, was er tut, wenn er es erkennt. Glaubst du, er läuft einfach davon?“

Kayla atmete tief durch. „Ich weiß, dass sich die Dinge nicht immer entwickeln, wie wir es wünschen. Und ich könnte es verstehen, wenn er mit der Wahrheit nicht klar kommt. Wenn er es nicht wahrhaben will. Wenn in seinem Leben kein Platz für diese Geschichte ist, dann muss ich das akzeptieren. Jeder Mensch hat seinen freien Willen. Das beinhaltet auch, dass er selbst entscheidet, was für ihn wahr ist und was nicht.“

Liz hakte nach. „Versuchst du gerade dich oder mich zu überzeugen? Wenn du es so siehst, besteht doch gar kein Grund zur Beunruhigung. Warte einfach ab, was noch geschieht und nimm an, was daraus entsteht.“

„Das ist nicht meine eigentliche Sorge. Stephen war in der Meditation gefangen und ich habe es beinahe nicht geschafft, ihn da wieder raus zu holen. Ich musste Wicca-Techniken anwenden.“

„Oh!“ Mehr kam nicht von Liz. Wenn sie keine weiteren Worte mehr fand, zeigte dies, dass auch sie nun beunruhigt war.

Normalerweise entstand bei einer einmaligen derartigen Situation noch kein Schaden. Wenn jemand nicht aus einer Meditation zurückkommen wollte, hörte man auf, ihn weiter zu leiten und wartete, bis die Sicht nachließ. Dann ließ man den Klienten einschlafen. Nach einer Weile wachte er von allein wieder auf. Es war jedoch nicht ratsam, mit derartigen Meditationen weiter zu machen. Kam dies häufiger vor, dann konnten sich die Visionen verselbständigen. Dann kämen sie vielleicht auch in Träumen vor und würden immer häufiger auftreten, womöglich auch in Tagträumen. Auf Dauer konnte ein psychischer Schaden entstehen.

„Aber du hast es geschafft. Und jetzt weißt du, wie du es machen musst. Wo liegt das Problem?“

„Mein Problem besteht darin, dass ich dachte, ich hätte die Kontrolle über alles. Aber das war nicht so. Es ist mir entglitten. Es war nicht mehr sicher für ihn. Und ich musste zugeben, wie ich ihn da herausgeholt habe. Jetzt weiß er auch Bescheid, dass wir beide Wiccas sind. Und das will er auch noch lernen.“

Liz lachte. „In dem jungen Mann steckt mehr, als man auf den ersten Blick erkennen kann. Und du machst dir Sorgen, dass er mit der Wahrheit nicht fertig wird? Dazu ist er viel zu neugierig. Hör zu, du bist persönlich betroffen. Deshalb ist dir die Kontrolle verloren gegangen. Du weißt, was das bedeutet.“

Kayla nickte. Wenn man die Kontrolle über die Vorgänge verlor, hieß das, man musste aufhören, seinen Schüler weiter zu unterrichten. Man konnte die Verantwortung nicht länger tragen.

„Stephen wird nicht aufhören wollen mit den Rückerinnerungen. Und nach der ersten Meditation weiß er, wie es geht. Wenn ich aufhöre, ihn zu unterrichten, dann wird er es allein durchführen. Wie kommt er dann da wieder raus?“

„Mal abgesehen davon, dass ihr euch gerade gefunden habt, auch wenn Stephen noch nicht alles weiß. Bevor eure Aufgabe miteinander nicht geklärt ist, werdet ihr euch sowieso dauernd über den Weg laufen. Ich schätze, da komm ich ins Spiel. Ich bin die Außenseiterin. Ich werde auf euch beide aufpassen müssen. Dann kannst du weiter mit ihm arbeiten.“

Kayla sah ihre Freundin dankbar an. „Danke, dass du das für uns tust.“

Liz lächelte. „Er bedeutet dir sehr viel, nicht wahr? Ist dir klar, dass es ihm ebenso geht?“

„Na ja, irgendwie mögen wir uns eben.“ Kayla lächelte nun ebenfalls.

Das war nicht genau das, was Liz gemeint hatte, doch sie behielt ihre Meinung für sich.




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