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Kapitel 7

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Die Woche ging schleppend voran. Einerseits war die Hitze nach wie vor kaum zum Aushalten. Andererseits die Wünsche und Launen ihres Chefs. So gab er ihr am Dienstag den Auftrag einen Tisch in einem der bekanntesten Restaurants in Zürich zu reservieren, wo er einen Geschäftskollegen zum Business Lunch treffen wollte. „Wir treffen uns dort um 12 Uhr und ich möchte gerne einen Tisch, wo wir ein wenig Ruhe haben. Am besten einen Raum nur für uns“. „Ich schaue, was ich machen kann“, flötete Samira freundlich. „Was denkt der sich eigentlich?“, schimpfte sie nachher an ihrem Arbeitsplatz leise vor sich hin, „soll das Restaurant zur besten Zeit alle Gäste fortschicken, nur weil er mit einem Kollegen dort essen möchte? Auf was für einem Planeten lebte der eigentlich?“. Dennoch fragte sie höflich in dem Restaurant an, ob es allenfalls einen Tisch gäbe, der ein bisschen ruhig gelegen war. Zum Dank wurde sie auch noch blöde angemacht, was sie eigentlich für Vorstellungen habe. Da könnte ja jeder kommen. Schlechtgelaunt ging sie um 17.00 Uhr nach Hause und wartete vergebens auf ein Lebenszeichen von Yanick.

Am Mittwoch bekam sie von ihrem Chef den Auftrag einen kleinen Event zu organisieren. 40 Teilnehmer für einen Umtrunk mit anschliessendem Abendessen. Da der Event bereits nächste Woche stattfinden sollte, war es nicht so einfach kurzfristig ein Lokal zu finden. Sie telefonierte sich mehrere Stunden die Finger wund, bis sie endlich ein Restaurant gefunden hatte, welches sogar noch ganz in der Nähe gelegen war. Sie war über eine Stunde mit dem Küchenchef am Telefon und besprach die Menümöglichkeiten. Am Nachmittag hatte sie alles zusammengetragen. Die Offerte, der Umtrunk, das Essen. Alles top organisiert. Sie übergab die Unterlagen ihrem Chef. Er warf einen kurzen Blick drauf. Dann rümpfte er die Nase und knallte ihre Unterlagen auf den Tisch, als wäre es Hundedreck. In arrogantem Ton sagte er: „Ich möchte lieber ins Nevios“. „Die sind ausgebucht, dort habe ich schon angerufen. Es ist leider nicht ganz so einfach, so kurzfristig für so viele Leute etwas zu finden“, erklärte sie geduldig. „Ich will auswählen können. Ich brauche mindestens drei Angebote zur Auswahl. Das nehmen Sie gleich wieder mit“. „A-aber. Ich habe denen schon zugesagt“. „Dann sagen Sie halt wieder ab“. Er machte eine Handbewegung, um ihr zu zeigen, dass sie das Büro verlassen sollte. Den restlichen Tag war sie damit beschäftigt, nach einem anderen Restaurant zu suchen. Leider erfolglos. Ebenfalls erfolglos war der Blick auf ihr Handy vor dem Einschlafen.

Am Donnerstag konnte sie ihren Chef davon überzeugen, dass keine anderen Restaurants verfügbar waren und er akzeptierte ihren anfänglichen Vorschlag, wenn auch Zähneknirschend. „Können Sie bitte noch veranlassen, dass in unserem Sitzungszimmer ein Flat Screen-Bildschirm montiert wird?“, schrie er ihr hinterher, als sie sein Büro wieder verlassen wollte. „Oh, ich weiss nicht ob das geht. Die Zimmer sind alle standardmässig ausgerüstet“. „Es muss einfach irgendwie gehen“. Wieder startete sie einen Telefonmarathon, wo sie diverse Leute davon überzeugen musste, dass dieser Bildschirm benötigt wird. „Auch wenn Sie noch hundert Mal anrufen. Wir haben unsere Richtlinien. Da kann ich leider nichts machen“, bekam sie erneut als Antwort. Mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend klopfte sie an die Bürotür ihres Chefs. „Ich habe leider schlechte Neuigkeiten. Das mit dem Bildschirm klappt offenbar nicht“. „Warum?“, kam es giftig zurück. „Ja, die haben halt auch ihre Richtlinien und es geht leider….“ „Alles muss man selber machen“, fiel er ihr ins Wort, griff zum Hörer und hatte den gleichen Kollegen an der Strippe, wie sie vorher. „Ich will diesen Bildschirm. Morgen Nachmittag haben wir eine Sitzung, da muss der installiert sein“. Samira lachte innerlich. Sie wusste genau, was er als Antwort zu hören bekommt aber da irrte sie sich. „Vielen Dank“, er legte den Hörer auf die Gabel zurück. „Ist organisiert. Sie können dann mal wieder gehen“. Sie verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte doch alles versucht und er muss nur einmal anrufen, unfreundlich sagen, was er will und es geht? Plötzlich schlich sich eine Träne über Samiras Wange. Und dann nochmal eine. Bevor ein ganzer Sturzbach sich den Weg suchte, flüchtete sie auf die Toilette. Da heulte sie sie Rotz und Wasser. „Tief durchatmen, Samira. Bald ist Wochenende. Dann kannst du zu Yanick und alles ist gut“. Leider erreichte sie auch an diesem Abend keine SMS von ihm.

Als sie am Freitag erwachte, war ihr erster Gedanke: Endlich Freitag. Der zweite Gedanke: Scheisse, mein Hals kratzt. Sie räusperte sich mehrfach und ein schlechtes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie kannte ihren Körper leider nur zu gut. Wenn sie gestresst war oder sich ärgern musste, brach ihr Immunsystem ziemlich schnell zusammen. Es begann dann meistens mit Schluckweh, dann Schnupfen, Husten und am Schluss legt es sie mit Fieber ins Bett. „Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt. Bitte nicht heute“, jammerte sie leise ihr Spiegelbild an. Im Laufe des Morgens verschlechterte sich ihr Zustand allmählich und die Tränen standen ihr zuvorderst. „Jana, ich glaube, ich werde krank“, jammerte sie kurz vor der Mittagspause ins Telefon. „Ach Süsse, das tut mir leid“. „Ich will doch zu Yanick“. „Ich weiss, aber wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Er versteht das schon. Aber jetzt schau mal wie es dir am Nachmittag geht. Vielleicht wird es ja wieder besser und sonst schreibst du ihm halt, dass du nicht kommen kannst, weil du krank bist“. „OK“, hauchte Samira kleinlaut. Nach dem Mittagessen bekam sie starke Kopf- und Gliederschmerzen und konnte kaum noch Schlucken vor lauter Schmerzen. Sie ertrank beinahe vor Selbstmitleid. Am Feierabend machte sie sich auf den Weg nach Hause und spürte, wie sie allmählich Fieber bekam. Sie wollte nur noch ins Bett. Nachdem sie ein Erkältungsgetränk genommen hatte, packte sich unter die Bettdecke und schrieb Yanick:

Hallo Yanick. Mich hat eine fiese Grippe ins Bett gelegt und ich kann heute leider nicht zu dir kommen. Es tut mir so leid. Ich vermisse dich so. Ich besuche dich eine Woche später, OK? Guk. Samira.

Danach verfiel sie in einen Tiefschlaf und erwachte erst am Samstagmorgen wieder. Es ging ihr hundeelend. Sie verbrachte den ganzen Tag damit Medikamente zu schlucken, zu schlafen und immer mal wieder auf ihr Handy zu schauen. Sie hätte sich ja schon gewünscht, dass er ihr zumindest gute Besserung wünschte. Oder auf ihre Frage einging. Sie hatte doch extra etwas gefragt, warum also schrieb er nicht? Ach ja. Jana hatte ja gesagt, dass es die Männer nicht so damit haben, Nachrichten zu schreiben.

Am Sonntag war das Fieber ein wenig gesunken und sie war nicht mehr permanent am Schlafen. Dafür hatte sie jetzt jede Menge Zeit sich Gedanken zu machen. Wie schön wäre es, wenn Yanick zu ihr kommen und einen Krankenbesuch abstatten würde. Wobei, wollte sie wirklich, dass er sie in diesem Zustand sah? Da, ihr Handy vermeldete die Ankunft einer SMS. Leider ‚nur‘ von Jana.

Na Süsse, wie geht’s dir? Konntest du doch noch zu deinem Märchenprinzen fahren? Guk. Jana.

Nein, ich liege krank im Bett. Ver** nochmals. Guk. Samira.

Du Arme. Gute Besserung. Brauchst du was? Soll ich was für dich besorgen? Guk. Jana.

Nein, ich habe alles. Danke fürs Nachfragen. Guk. Samira.

Es war doch so einfach. Eine SMS senden und prompt eine Antwort bekommen. Wieso brachte das Yanick nicht zu Stand? Interessierte es ihn denn gar nicht, wie es ihr ging? War sie ihm tatsächlich egal, weil sie schon mit ihm geschlafen hatte? Sie grübelte und grübelte. Die Zeit wollte einfach nicht vorübergehen.

Samira musste auch noch am Montag und am Dienstag das Bett hüten. Am Mittwoch ging sie das erste Mal wieder ins Büro, wo ihr Chef sie gleich mit Arbeit überhäufte, die liegengeblieben war. Er hatte während ihrer Abwesenheit ein anderes Restaurant für den Event organisiert und bat sie, ihre Reservation zu annullieren. „Ja aber, ist das nicht ein wenig kurzfristig? Immerhin ist der Event heute Abend.“ Er schüttelte den Kopf und liess sie stehen. Als sie in dem Restaurant absagte, wurde sie wieder einmal zusammengeschissen. Das sei also wirklich nicht die feine Art, einen solch grossen Event kurzfristig zu annullieren und sie hätten sich ihren Namen notiert. In Zukunft soll sie bei ihnen nicht mehr anrufen. Na toll. Das ging ja genau gleich weiter wie letzte Woche. Dabei waren Stress und Ärger gar nicht gut für sie. Sie wollte sich nämlich voll und ganz darauf konzentrieren, wieder ganz fit zu werden.

Am Freitag fuhr sie mit dem Auto zur Arbeit. Sie musste dieses in einem öffentlichen Parkbereich abstellen, was für einen ganzen Tag ziemlich teuer war. Aber sie wollte punkt 17 Uhr hier losfahren, damit sie so schnell wie möglich wieder zu Yanick konnte. „Und, freut er sich, dass du kommst?“, fragte Jana, die sie Mitte Nachmittag kurz anrief. „Das hoffe ich doch“. „Wie, hat er gar nichts dazu geschrieben?“ „Nein, du weisst doch. Er hat es nicht so mit Nachrichten schreiben“. „Hm Samira. Wie oft hat er dir denn jetzt in der ganzen Zeit so geschrieben?“ „Äh gar nicht aber er freut sich sicher, dass ich komme“. „Samira. Findest du das nicht ein bisschen seltsam? Er hat dir nicht einmal geschrieben als er wusste, dass du krank warst?“ Stille. „Bist du sicher, dass er deine Nachrichten bekommen hat?“ „Ja klar. Ich habe jedes Mal eine Lesebestätigung erhalten“. „Aha, na dann wünsche ich dir heute viel Glück“. Samiras Euphorie war plötzlich ein wenig gebremst. Jana hatte doch selbst gesagt, dass es nichts zu bedeuten hatte, wenn ein Mann nicht sofort zurückschrieb. Wieso fand sie es jetzt plötzlich doch seltsam? Als sich Samira auf den Weg nach Guttannen machte, hatte sie ein komisches Gefühl in der Magengegend. Eine Mischung aus Nervosität, Aufregung und Unsicherheit. Was, wenn er sich gar nicht über ihre Ankunft freut?

Um 17 Uhr ging ihre Reise los. Aber um diese Zeit hatte es unglaublich viel Verkehr. Für die Reise via Luzern musste sie eigentlich etwa 1,5 Stunden einberechnen. Schlussendlich war es bereits kurz nach 19 Uhr, als sie ihren Wagen vor dem Tannenhof parkte. Gleich neben Yanicks blauem Jeep, der leicht schräg auf dem Parkplatz stand. Er war also da. Samiras Hände zitterten leicht, als sie die Türe zur Pension öffnete und am Empfang auf die kleine Klingel drückte.

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