Читать книгу Die Krone der Schöpfung - Lola Randl - Страница 29

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Ein Schauer durchlief sie, als während der Sendung die magische Zahl nach oben durchbrochen wurde. Der Sendeleiter hatte das Zeichen gemacht. Sie wusste also, dass gerade etwas Besonderes passierte und dass sie Teil davon war. So hoch waren die Quoten schon seit 2001 nicht mehr gewesen. Da machte es nichts, dass sie für ein paar Sekunden den Faden verlor und der Redefluss ins Stocken geriet. Ihr war etwas schwindelig und die Lichter an der Studiodecke begannen sich zu drehen, trotzdem lächelte sie weiter in die Runde. Dafür war sie Profi genug. Der Virologe, der zu ihrer Rechten saß, nutzte den Moment und erläuterte noch mal die R-Zahl. Er sprach so weich, stets darauf bedacht, dass kein falsches Wort aus seinem Mund kam. Das verschaffte ihr die Pause, die sie brauchte, um ihre Gedanken zu fokussieren, und sie blickte auf das beleuchtete Notausgangsschild, auf das grüne Männchen, das sich in Sicherheit brachte.

Man hatte schon gedacht, es wäre vorbei mit dem Staatsfernsehen. Die Streaming-, also Video-on-Demand-Anbieter und Plattformen hatten das Fernsehprogramm zunehmend unattraktiv erscheinen lassen. Nur die Alten wussten es noch zu schätzen, sich vom öffentlichrechtlichen Rundfunk viele Stunden am Tag berieseln zu lassen. Als aber der Virus kam, war das die Chance, auf die die Programmchefs und Sendungsmacher lange gewartet hatten. Nur ganz ab und zu gab es noch was zur Unterhaltung, aus gegebenem Anlass. 40 Jahre »Verstehen Sie Spaß?«, leider ohne Publikum, aber live aus München, mit Kameramännern mit Mundschutz. Aber in der Hauptsache sah sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk von der Krise dazu ermächtigt, zusammen mit der Regierung und den Top-Virologen das Krisenmanagement zu übernehmen und die beunruhigten Bürger zu informieren.

Die Krone der Schöpfung

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