Читать книгу Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag - Loretta Walz - Страница 46

»Den kannst du jetzt über dein Bett hängen und einrahmen«

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Mit ihrer zunehmenden Verzweiflung verschlechterte sich auch Elfriedes Gesundheitszustand, sie wurde immer dünner, die Wunden heilten nicht. Sie erfuhr, dass ihre Mutter ein Entlassungsgesuch eingereicht hatte, wartete täglich sehnsüchtig, wurde aber nicht entlassen. Als nicht mehr arbeitsfähig sollte sie den Industriehof verlassen und kam zurück in ihren alten Block. Als sie wieder zum Kommandanten gerufen wurde – inzwischen was es Ende 1944 –, erfuhr sie, dass ihr Bruder im September gefallen war. »Ich war fix und fertig, auch weil der zu mir gesagt hat: ›Den kannst du jetzt über dein Bett hängen und einrahmen. Der hat sein Leben lassen müssen für sein Vaterland. Und du? Du bist hier drin!‹ Der sagte, ich sollte mich schämen. Ich war auf alles gefasst, aber nicht darauf, dass ich noch beleidigt werde. Ich ging auf den Block zurück und hab mich von da an gehen lassen. Ich hab nicht mehr gekämpft, es war mir alles egal. Was um mich herum passierte, hab ich gar nicht mehr wahrgenommen. Es hat auch niemand mehr gefragt, ob du arbeiten gehst oder nicht. Du bist nicht mehr zur Arbeit aufgerufen worden. Es hat sich keiner mehr gekümmert. Es war Kriegsende, und von weitem hörte man schon die Kanonen. Dann hieß es: ›Die Russen kommen näher!‹ Als dann die Transporte auf den Todesmarsch gingen, war ich viel zu schwach dafür und wurde zurückgelassen

Elfriede Schneider versteckte sich im Lager, bis sowjetische Soldaten sie fanden und in die Krankenstation brachten. Dort wurden ihre entzündeten Wunden behandelt, und sie erhielt frische Wäsche. Im Juli 1945 entließ man sie mit einem Passierschein und Fahrgeld am Bahnhof.

Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag

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