Читать книгу Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag - Loretta Walz - Страница 43

»Die eine sagte auf einmal zu mir: ›Werd ohnmächtig‹«

Оглавление

Die Prügelstrafe wurde in einer Zelle des Zellenbaus ausgeführt.

»Ich bin rausgeholt worden auf den Bock, wurde angeschnallt, und sie haben die Hose nass gemacht. Der Doktor Rosenthal stand dabei und hat mir den Puls gefühlt. Ich spüre heute noch, wie mir das Herz ging. Dann kamen zwei Häftlinge mit grünem Winkel rein. Als ich dann angeschnallt war, sagt mir eine ganz leise ins Ohr: ›Wenn du mir was von deinem Paket abgibst, dann schlag ich dich nicht so fest.‹ Ich hab der natürlich mein ganzes nächstes Paket versprochen. Dann musste ich die Schläge mitzählen. Ich hatte beiden meine Pakete versprochen, und da haben die mich nicht so richtig geschlagen. Die eine sagte auf einmal zu mir: ›Werd ohnmächtig!‹ Da hab ich mich dann umfallen lassen. Die letzten Schläge hab ich schon nicht mehr gespürt, hab bloß noch gehört, wie der Doktor Rosenthal sagte: ›Aufhören, die hält es nicht durch.‹ Sie konnten mir keine fünfundzwanzig auf einmal geben. Dann kam ich ins Krankenrevier. Ich konnte nicht mehr liegen, bin vierzehn Tage nur auf dem Bauch gelegen. Dann kam ich zurück auf den Block und war dort acht Tage, denn ich hab nicht arbeiten können. Ich konnte nicht mehr sitzen, bin nur noch gestanden und auf dem Bauch gelegen. Dann musste ich wieder zum Kommandanten, die nächsten Fünfzehn abholen. Ich hab die nächsten Fünfzehn bekommen, und war das so einigermaßen verheilt, ist es wieder von vorne losgegangen. Ich hab gedacht: Jetzt ist alles aus. Jetzt ist Schluss. Dann waren zwei andre mit dem Prügeln dran. Die haben geschlagen! Je mehr ich geschrien habe, desto mehr haben die geschlagen. Dann kam ich wieder ins Revier zum Verbinden und anschließend in den Strafblock, weil sie mich gefragt haben, ob ich’s wieder tun würde. Da hab ich gesagt: ›Ja, das würde ich wieder tun für die Kinder.‹«

Im Unterschied zum Bunker – ein Zellenbau hinter der Lagermauer – befand sich der Strafblock innerhalb des Lagers. Eine abgeriegelte Baracke, die von vielen Häftlingen als Hölle beschrieben wurde. Doch Elfriede Schneider erlebte dort zum ersten Mal Zusammenhalt unter den Häftlingen. Dort habe es keinen Verrat gegeben und keine Bestechung. Sie erinnerte sich außerdem an eine gute Blockälteste. Doch ihre Schreib- und Paketerlaubnis wurde ausgesetzt. »Ich kam wieder zum Außenkommando, wieder zum See. Da mussten wir noch schwerer arbeiten. Das war 1943 im Sommer, es war furchtbar heiß, und ich hatte noch immer die offenen Wunden. Und dann am See arbeiten, Schiffe beladen, entladen … und Läuse. Nicht wir hatten die Läuse, sondern die Läuse hatten uns. Die gingen in die Wunden rein. Ich bin nur ins Revier gegangen, wenn ich tatsächlich zum Verbinden musste, und so schnell wie möglich wieder raus. Ein halbes Jahr war ich im Strafblock. Dann kam ich zurück auf den früheren Block, Block 5. Da hat die Blockälteste zu mir gesagt: ›Du gehst mit den Wunden nicht mehr ins Außenkommando. Ich sorge dafür, dass du in den Industriehof11 kommst.‹ Ich kam dann dort in eine Baracke und in die Kürschnerei, wo ich mit Pelzen gearbeitet hab. Die Arbeit hat mir gut gefallen. Ich hab die Nachtschicht gearbeitet, und wenn ich dann von der Arbeit kam, war ich froh. Da war das Bett noch warm von der anderen aus der Tagschicht, und ich konnte bis mittags schlafen

Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag

Подняться наверх