Читать книгу Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag - Loretta Walz - Страница 27

»Da habe ich mich ganz blöde gestellt«

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Hermine Schmidt kam am 28. Juli 1905 in Wuppertal-Beyenburg zur Welt. Ihr Vater, Hermann Schmidt, war vor dem Ersten Weltkrieg SPD-Mitglied, anschließend in der USPD und später in der KPD. Bis 1929 war er Stadtverordneter der KPD in Remscheid-Lüttringhausen. Er war Bandwirker und hatte einen kleinen Betrieb im eigenen Haus. Dort erlernte auch Hermine Schmidt den Beruf der Bandwirkerin. Sie hatte zwei Brüder und eine Schwester. Die ganze Familie beteiligte sich am Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Hermine Schmidt: »Ich bin nicht in der Partei gewesen, aber ich habe so ziemlich alles mitgemacht

Bereits im Frühjahr 1933 wurde die Werkstatt mehrfach durchsucht; ihr Vater und die beiden Brüder wurden verhört und misshandelt. Doch die Familie engagierte sich weiterhin mit der Unterbringung von Flüchtlingen und Emigranten – unter anderem KPD- Funktionäre –, die ins Ausland, hauptsächlich nach Holland, geschleust werden sollten. Im Haus gab es einen Vervielfältigungsapparat zur Herstellung von Flugblättern, und es gab – wie Hermine Schmidt zwar zaghaft, aber schmunzelnd zugab – auch Waffen. »Am Anfang haben wir noch Flugblätter gedruckt. Dann wurde es hier zu gefährlich, und wir haben nur noch Unterkunft gewährt. Wir haben immer Emigranten untergebracht. Da war zum Beispiel eine Grete Müller, ich hab ihr eine Brille und einen großen Strohhut gekauft, und sie hat sich noch einen Blumenstrauß gekauft. Damit ist sie dann einfach an die Grenze gegangen, das war das schwerste Stück, sie über die Grenze nach Holland zu kriegen. Das hat aber geklappt. Das waren wieder andere, die das machten. Einer, der Kurt, mehr wussten wir nicht über ihn, der ist öfter hier gewesen, und der ist verraten worden. In Berlin müssen sie ihn wohl geschnappt haben. Da sind Hunderte verhaftet worden. Da hat es auch viele Todesurteile gegeben. Und dann waren da noch die, die sie hier unten im Wuppertaler Polizeipräsidium totgeschlagen haben

Am 1. Februar 1943 wurde Hermine Schmidt zusammen mit ihrem Vater verhaftet. Im Polizeigefängnis Wuppertal wurde sie zehn Monate in Einzelhaft gehalten. »Am Anfang bin ich oft raufgeholt worden zum Verhör, da habe ich mich ganz blöde gestellt. Ich dachte, der Kurt – der gemeine Kerl – hätte mich heiraten wollen, habe ich gesagt. Die haben das scheinbar geglaubt. Aber weil ich mich so naiv angestellt habe, konnte ich dann gar nichts mehr sagen. Die haben doch haufenweise Sachen bei uns gefunden, Vervielfältigungsapparat und Flugblätter, Papiere zum Drucken

Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag

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