Читать книгу Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag - Loretta Walz - Страница 29

»Weißt du noch, wie du mir den Gürtel …?«

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Bei einem meiner Besuche bat mich Hermine Schmidt, sie mit dem Auto zu Lieschen Kubier zu fahren. Sie könne den Berg nicht mehr hochlaufen und habe ihre Freundin, die das Haus nicht verlassen kann, seit Jahren nicht mehr gesehen. Voller Vorfreude saß sie im Auto und lotste mich hin. Doch an der Haustüre wurden wir barsch und unfreundlich von jungen Leuten empfangen: Frau Kubier wäre zu krank, sie könne keinen Besuch empfangen. Als sich im Hintergrund eine Türe öffnete und eine alte Frau herausschaute, stürmte Hermine auf sie zu und zog mich mit hinein. Lieschen Kubier war voller Freude über den unerwarteten Besuch, und nach der Begrüßung waren wir sogleich mitten in Ravensbrück: die Kartoffelgeschichte! »Weißt du noch, wie du mir den Gürtel …?« Natürlich erinnerte sich Lieschen Kubier, und beide Frauen erzählten aufgeregt, wie sie die Kartoffeln im Kleid unter der Brust – durch den Gürtel gehalten – ins Lager schmuggelten. Immer noch erregt bei dem Gedanken, was gewesen wäre, wenn … Doch die Freude dieser Begegnung währte nur kurz. Unfreundlich wurden wir aus dem Raum gewiesen: Frau Schmidt müsste doch wissen, dass immer nach ihren Besuchen die Erinnerungen hochkämen und Frau Kubier sich nicht mehr beruhigen ließe und sie es wieder so schwer hätten mit ihr. Auch der Widerspruch von Frau Kubier half nicht. Wir sollten sofort gehen. Beim Abschied nahm Lieschen Kubier meine Hand und sagte: »Ich bin jede Sekunde meines Lebens im Lager5

Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag

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