Читать книгу Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag - Loretta Walz - Страница 35

»Mein Mädchen kriegen sie nicht«

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Ihr Vater überließ Elfriede die Entscheidung – die sie eigentlich schon gar nicht mehr frei treffen konnte – und bot ihr einen Ausweg an, wenn sie die Arbeit im Rüstungsbetrieb verweigern würde: Sie sollte dann sofort zu ihrem Onkel nach Neckarsulm gehen und ihm Bescheid sagen. Vater und Onkel hatten für diesen Fall ein Versteck im Keller vorbereitet. »Ich hab ja gewusst, was geschieht, wenn Krieg ist, denn mein Vater hatte vom Ersten Weltkrieg erzählt, da war er Leutnant. Er hat erzählt, was mit den Menschen passiert, wie furchtbar das ist. Und wenn meine Brüder in den Krieg müssen, dann wollte ich nicht dran schuld sein, dass ich mitgeholfen habe, die Waffen zu bauen. Ich wäre da nie drüber weggekommen, wenn mein Bruder gefallen wäre, und einer ist ja gefallen. Heute brauche ich nicht darüber nachzudenken, ob ich mitgeholfen habe. Das war für mich das Ausschlaggebende. Mich hat fasziniert, was mein Vater gemacht hat. Ich wollte auch helfen und ich wäre auch heute sofort wieder mit dabei

Als Elfriede die Dienstverpflichtung erhielt, ging sie nicht zur Fabrik, sondern auf direktem Weg zu ihrem Onkel. »Natürlich hatte ich die Angst im Nacken. Angekommen bei meinem Onkel, bin ich ihm in die Arme gefallen. Ich wusste, er beschützt mich. Er war sowieso mein Lieblingsonkel. Dann hat er mich in den Keller gebracht. Von der Stunde an war ich im Keller und hab die Freiheit nicht mehr gesehen

Sie blieb nicht lange allein, denn ihr Vater versteckte noch zwei jüdische Mädchen in dem Keller, in dem auch die Druckmaschine stand. »Mein Vater hat zu meiner Mutter gesagt: ›Mein Mädchen kriegen sie nicht. Und wenn was ist: Sie ist weg. Wir haben sie ins Ausland geschafft.‹ Meine Mutter blieb auch dabei. So war ich spurlos verschwunden

Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag

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