Читать книгу Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag - Loretta Walz - Страница 40

Freundschaft und Zahnpasta

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Elfriede Schneider kam anschließend auf Block 5, zur Stubenältesten Minna Rupp10, die wie Elfriede aus Schwaben stammte und das junge Mädchen sogleich in ihre Obhut nahm. »Sie nahm mich auf ihre Blockseite und sagte: ›Wenn’s geht, leg dich nach oben.‹ Da war es noch nicht so überfüllt, da hat jede noch ihr eigenes Bett gehabt, auch noch karierte Überzüge. Wir mussten morgens um fünf raus und Appell stehen, ob es geregnet hat oder nicht. Jemand hat mich aufmerksam gemacht: ›Wenn’s geht, stell dich nie nach vorne in die erste Reihe. Wenn du hinten stehst, kannst du dich ein bisschen bewegen.‹ Vorne musste man immer strammstehen. Ich ging immer als die Letzte aus dem Block raus, hab immer geschaut, dass ich nach hinten kam. Ich hab es immer verstanden, mich zu drücken. Aber da hat mir auch die Blockälteste viel geholfen

Elfriede Schneider wurde verfügbare Arbeiterin und musste Schwerstarbeit leisten; für das junge, zart gebaute Mädchen kaum auszuhalten. Sie wurde krank und konnte – dank Minna Rupp – ein paar Tage auf dem Block bleiben. »Eines Tages fragte sie: ›Hast du Schreibgenehmigung?‹ Ich wusste es nicht, und sie versprach, es herauszufinden

Die Freude war übergroß, als Elfriede Schneider erfuhr, dass sie nach Hause schreiben durfte. »Sie hat mir Schreibpapier gebracht, aber gleich gesagt, dass ich nicht schreiben darf, was hier drin vorgeht, sondern nur meine Wünsche und weiter nichts. Ich hab zuerst an meine Tante Sophie geschrieben, dass ich mich in einem Lager befinde. Sie soll sich keine Sorgen machen, mir gehe es sehr gut. Ich bin wohlauf. Wenn es geht, soll sie mir doch bitte Zahnpasta, Zahnbürste und Seife schicken. Nach vierzehn Tagen, abends, als ich von der Arbeit kam, sollte ich zur Paketausgabe. Ich musste über die Lagerstraße auf die andere Seite, und da ist meine Nummer aufgerufen worden, dann hab ich mein Paket empfangen. Als ich zurückkam auf den Block, fragte die Blockälteste gleich, was ich bekommen habe, und hat mich in ihr Zimmer reingeholt. Ich sagte ihr, das und das und das, und sie fragte: ›Brauchst du die Zahnpasta?‹ Selbstverständlich brauchte ich sie. Da hat sie gesagt: ›Wenn du wieder schreibst, kannst du dann Zahnpasta für mich schicken lassen?‹ So hab ich die Blockälteste und auch die Stubenälteste auf meine Seite gezogen, meine Freundschaften gekauft und Vergünstigungen gehabt. Von solchen Freundinnen konntest du genügend haben. Aber echte Kameradschaft, wo du sagen kannst, mit der gehst du durch dick und dünn, das hat lange gebraucht, bis ich so was gefunden hatte. Erst viel später hab ich zwei Berliner kennen gelernt, Zwillinge, Sabine und Ursula. Das weiß ich noch wie heute, zwei Blonde. Mit denen hab ich wirklich eine dicke Freundschaft gehabt. Wir haben uns alles geteilt. Die hatten von zu Hause nichts

Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag

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