Читать книгу Duna, der Dinosaurier - Lothar Streblow - Страница 12
Sandsturm
ОглавлениеÜber den Hügeln am Horizont hing fasriger Dunst. Dahinter stand eine verschwommene Sonne, ein fahles, unwirkliches Licht. Und es war heiß, drückend heiß.
Duna zockelte müde hinter ihrer Mutter her, zusammen mit den anderen Kleinen und flankiert von den beiden Großen. So liefen sie geschützt wie die Jungen einer Elefantenherde.
Wochen schon hatte es in dieser steppenartigen Gegend nicht geregnet. Der Boden war sandig und ausgetrocknet. Manchmal zogen sich graue Felsadern quer durch den Sand. Millionen winziger Glimmersplitter glitzerten in der Sonne. Und Staubfahnen wirbelten auf.
Hier fand Duna kaum einen saftigen Bissen. Ihre Mutter aber kannte ihr Ziel. In ihrem langen Leben war sie dieser Fährte schon oft gefolgt. Hinter den dunklen Hügeln wand sich ein träger Fluß durch die Landschaft, der auch nach langer Trockenheit noch Wasser führte. Dort hoffte sie auf frisches Grün.
Doch bis dahin war es noch weit. Kaum ein Windhauch regte sich. Und die Sonne stieg allmählich höher. Eidechsen jagten auf hitzeflirrendem Gestein nach Insekten. Zikaden lärmten in den weit auseinanderstehenden Wipfeln der wenigen Koniferen. Sonst war es still. Nur der körnige Sand knirschte unter den gewaltigen Füßen der Großen.
Plötzlich drang in die Stille ein seltsames Geräusch. Es hörte sich an wie ein leises Sirren. Und es nahm allmählich an Stärke zu. Doch zu sehen war nichts. Nur die Sonne schien hinter einem Schleier zu verschwinden, einem grau wogenden Schleier. Und ihr Licht begann zu verblassen wie bei einbrechender Dämmerung.
Noch aber war es Mittag. Dunas Mutter wand beunruhigt ihren langen Hals. Instinktiv spürte sie die nahende Gefahr. Nur kam sie nicht von einem Tier. Es schwang etwas in der Luft: etwas Unheimliches.
Mit einemmal fegte ein scharfer Windstoß durch die Wipfel der Koniferen. Die Zikaden verstummten. Und das sirrende Geräusch wuchs zum Brausen. Eine Wand schien auf Duna zuzurasen, eine riesige graugelb brodelnde Wand. Duna schwankte unter dem Druck des Sturmes. Und sie spürte die prasselnden Sandkörner schmerzhaft auf ihrer Haut.
Die Großen scharten sich jetzt dichter um die Kleinen, versuchten sie mit ihren riesigen Körpern zu decken. Doch viel half das nicht. Der feine Sand trieb durch jede Lücke zwischen den Leibern, wirbelte von unten herauf und stürzte von oben herab. Kaum blieb noch genug Luft zum Atmen.
Duna schmiegte sich eng an den Bauch ihrer Mutter. Das Brausen des Sturmes machte ihr angst. Und sie sah, wie ihr Körper allmählich vom Sand begraben wurde. Schon bedeckte eine dünne Schicht ihren Rücken. Und die Sandschicht wuchs weiter, immer höher an ihrem Hals.
Mühsam versuchte Duna sich zu bewegen. Doch sie versank nur tiefer im Sand. Da blieb sie liegen, hielt sich ganz still, als ahne sie, daß dies ihre einzige Rettung war. Und sie schloß die Augen.
Lange lag sie so. Das Atmen fiel ihr schwer. Mit einemmal horchte sie auf. Das Brausen des Sturmes ließ allmählich nach, schien sich zu entfernen. Langsam öffnete sie die sandverklebten Augen.
Die Luft wurde klarer. Schon zeigte der Himmel wieder ein mattes Blau. Und die Sonne schien grell durch die abziehenden Staubwolken.
Jetzt regte sich Dunas Mutter, wuchtete ihren gewaltigen Körper aus der hoch aufgewehten Düne. Auch die anderen bewegten sich schwerfällig. Und nun kam auch Duna frei. Sie spürte Sand auf der Zunge, zwischen den Kiefern. Und sie spürte Durst, brennenden Durst. Aber sie lebte. Und während sie noch ein wenig unsicher losstapfte, rieselten ihr die letzten Sandkörner von den Gliedern.