Читать книгу Duna, der Dinosaurier - Lothar Streblow - Страница 8
Flugechsen
ОглавлениеEs regnete drei Tage lang, drei Tage und drei Nächte. Der Strom schwoll an, überflutete die Sandbänke und die Ufer. Und schließlich erreichten die Wassermassen auch die ohnehin schon überschwappenden Lagunen. Weithin versank das flache Land unter reißenden Fluten. Und in den Wellen trieben Bäume und Gesträuch und die Kadaver zahlloser ertrunkener Tiere.
Dunas Mutter war schon kurz nach dem Gewitter mit ihren Gefährten aufgebrochen. Im strömenden Regen wateten sie durch das fast kniehohe Wasser. Manchmal, wenn sie durch eine Bodensenke stapften, reichte es Duna und den anderen Kleinen beinahe bis zum Bauch. Dann wurde das Laufen mühsam. Die Großen jedoch zogen unbeirrt weiter ihren Weg, dem höhergelegenen Hinterland zu.
Zwar konnten die Brontosaurier recht gut schwimmen und hielten sich gern im Wasser auf, sie schätzten aber eher stillere Gewässer. Bei zu starker Strömung konnten die Kleinen zu leicht abtreiben und eine Beute der Krokodile werden. Mit Krokodilen jedoch wurden die Jungen noch nicht allein fertig. Das wußte Dunas Mutter aus bitterer Erfahrung.
Gegen Morgen des vierten Tages ließ der Regen allmählich nach. Die Fluten aber stiegen weiter. Selbst hier im sanft ansteigenden Hügelland, das die kleine Gruppe inzwischen erreicht hatte, standen die Urwälder aus Palmfarnen, Koniferen und Ginkgobäumen mehr als fußhoch unter Wasser. Doch das störte die Brontosaurier nicht. Von der langen Wanderung durch das überschwemmte Flachland ausgehungert, begannen sie Blätter und kleine Zweige abzuweiden.
Mit einemmal stutzte Duna. Zwischen den tief herabhängenden Ästen zeichnete sich eine seltsame Gestalt ab. Zuerst erkannte Duna nur einen schnabelartigen Kopf im Blättergewirr: einen Kopf mit geschlossenen Augen. Und daneben schwebte an einer lederartigen Haut eine dreifingerige Kralle. Mehr war nicht zu sehen. Und das interessierte Duna. Neugierig streckte sie ihren langen Hals aus und schob mit dem Kopf einen Zweig beiseite.
Jetzt sah sie, was es war. Da hing ein kleiner Flugsaurier, fledermausartig mit den Füßen an einem Ast festgekrallt. Und dicht daneben hing noch einer, ein etwas größerer. Die beiden schliefen offenbar noch. Ihre mit hellbräunlichem Fell bedeckten Körper atmeten ruhig.
In diesem Augenblick stampfte Dunas Mutter geräuschvoll durch den Unterwuchs. Und das Schwemmwasser platschte. Der eine Flugsaurier zwinkerte kurz, dann auch der andere. Aus scharfen Augen traf Duna ein mißtrauischer Blick. Und plötzlich ließen die beiden ihre Schlafäste los und glitten lautlos dicht über Dunas Kopf hinweg zwischen den Bäumen hindurch davon.
Erschrocken zog Duna den Kopf ein. Diese fliegenden Reptilien waren ihr unheimlich. Und kurz darauf erschrak sie wieder. Die davonsegelnden Flugsaurier hatten offenbar auch noch andere aufgeschreckt. Von etwas entfernter stehenden Bäumen glitten sechs weitere Flugechsen durch die überflutete Landschaft. Und Duna sah, wie sie im seichten Wasser nach angetriebenen Fischen jagten.
Duna beruhigte sich wieder. Genüßlich verspeiste sie den saftigen Wedel eines Palmfarns. Die Koniferen waren ihr zu hart. Und gemächlich stapfte sie hinter ihrer Mutter her, die mit ihrem tonnenschweren Körper eine breite Gasse in den Urwald walzte.
Hier fand Duna zwischen abgeknickten Stämmen bequeme Nahrung. Und die anderen Kleinen hielten sich dicht bei ihr. Nur die beiden Großen stapften ihre eigenen Bahnen.
Allmählich hellte sich der trübe Himmel auf, ließ schon einzelne Wolken erkennen. Und gegen Abend brach eine dunstige Sonne durch das Grau. Das Stapfen über das wasserbedeckte Bruchholz war anstrengend. Duna spürte die Müdigkeit in allen Gliedern. Und sie sehnte sich nach Schlaf.
Die Großen schienen das zu wissen. Auf einer schmalen versumpften Lichtung nahmen sie die Jungen in ihre Mitte. Und in der Geborgenheit ihrer riesigen Leiber schliefen die Kleinen ein.