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Überfall nach der Dämmerung

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Nebel stiegen aus den Sümpfen, löschten die Konturen der niedrigen Sträucher. Am westlichen Himmel verlosch das letzte Abendlicht. Die kleine Gruppe um Manka stand dösend beieinander im Halbkreis. Nur die Kleinen schliefen.

Als ein fahler Mond die ziehenden Nebelschwaden durchbrach, drangen von fern Geräusche aus der dämmernden Nacht: ein dumpfes Brüllen und Stampfen. Manka hörte nichts davon; sie schlief tief und fest. Die Bullen aber, die auf einer steinigen, flechtenüberzogenen Anhöhe rasteten und abwechselnd Wache hielten, spreizten lauschend die Ohren.

Unruhe bedeutete immer Gefahr, besonders bei Nacht, in der auch Mammuts nicht gut sehen. Und trotz der Windstille witterten die Mammutbullen einen fremden Geruch. Und diesen Geruch kannten sie.

Was da in der Ferne brüllte und stampfte, waren Wisente, riesige, hornbewehrte Wildrinder mit dichter Mähne. Und mit Wisenten lebten die Mammuts in Frieden, weideten sogar in unmittelbarer Nähe. Doch dieses nächtliche Gebrüll klang ungewöhnlich. So verhielten Wisente sich nur im Kampf. Und zwischen ihrem Brüllen ertönte mitunter ein schrilles Geheul und vereinzeltes Bellen.

Jetzt wußten die Mammuts, was dort vor sich ging. Offenbar hatte in der mondhellen Nacht ein Rudel Wölfe die schlafende Wisentherde angegriffen, um sich ein paar Kälber zu holen. Das hatte den Aufruhr verursacht. Und das Gebrüll wurde lauter, schien näher zu kommen. Die Wölfe flüchteten vor den wehrhaften Wisenten.

Plötzlich schreckte Manka auf. Dicht neben ihr trompetete ihre Mutter dröhnend in die Nacht. Jenseits der Anhöhe, wo die Mammutbullen standen, hatte sich ein vom Rudel abgesprengter Wolf durch den niedrigen Bewuchs geschlichen, den Babygeruch der kleinen Mammuts gewittert und seinem Rudel Signal gegeben. Das Wolfsrudel war seinem Ruf gefolgt. Zwischen Strauch und Busch bewegten sich flinke Schatten. Und einer der Schatten schnappte nach Mankas Ohr.

Doch kaum war der Trompetenton von Mankas Mutter verklungen, trompetete es von allen Seiten. Rasu stampfte als erster heran, gefolgt von der ganzen Bullenherde. Und mit seinen mächtigen Säulenbeinen zertrampelte er wutschnaufend einen der Wölfe.

Manka zitterte am ganzen Körper. Noch nie war sie von jemand ernsthaft angegriffen worden. Und im Dunkel konnte sie kaum etwas erkennen. Sie spürte nur den Schmerz in ihrem Ohr, die scharfen Reißzähne.

Der Wolf hatte sich festgebissen, ließ nicht los. Verzweifelt wirbelte Manka herum; der Wolf wurde mitgeschlenkert, stieß dabei vor den Rüssel ihrer Mutter. Und die riesige Mammutkuh packte zu mit ihrem Rüssel, schleuderte den Wolf hoch in die Luft. Mit krachenden Knochen landete er winselnd am Boden.

Die Mammuts aber tobten weiter, stampften und brüllten, immer neue Sippen trafen zur Verstärkung ein, mit ohrenbetäubendem Trompeten, walzten nieder, was ihnen in den Weg kam. Steine und Erdbrocken wirbelten umher und zerbrochene Holzstücke. Büsche und Sträucher barsten. Der Boden dröhnte unter den tonnenschweren Kolossen. Und in panischer Flucht suchten die Wölfe einen Ausweg aus dem Inferno.

Plötzlich spürte Manka etwas Fremdes um ihren Leib. Mit energischem Druck schubste ihre Mutter sie mit dem Rüssel unter ihren Bauch, barg sie zwischen ihren schützenden Beinen. So konnte kein verirrter Wolf an sie heran. Hier fühlte Manka sich sicher. Nur ihr zerbissenes Ohr schmerzte. Und sie spürte das Pochen ihres Herzschlags in der Wunde.

Allmählich ebbte der Lärm ab. Die erregten Mammuts beruhigten sich wieder. Sie wußten: So bald würden die Wölfe nicht mehr angreifen. Der Zusammenhalt der Herde hatte sich wieder einmal bewährt; ohne ihn wären die Babys verloren gewesen, denn eine Mutter allein kann sie nicht schützen. So hatte das Trompetensignal ihrer Mutter auch Manka gerettet. Doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis Manka sich wieder unter ihrem Bauch hervorwagte.

Manka, das Mammut

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