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Unverhofftes Bad

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In den nächsten Tagen blieb es sonnig. Die Mammutherde war weiter in die baumlose Tundra gezogen, vorbei an Seen und Tümpeln, an düsteren Mooren und blütenübersäten Sumpfrändern, über flechtenbedeckte Steinhalden und durch seichte Flüsse und Bäche. Vogelschwärme zogen am klaren Himmel. Im Frühsommer bot die sonst karg wirkende Kältesteppe reichlich Nahrung. Das wußten die alten, erfahrenen Mammuts. Unbeirrt folgten sie den uralten Wanderwegen.

Erst als am Horizont die gewaltige Eisbarriere der von Norden vordringenden Gletscher aufschimmerte, bogen die Leittiere nach Süden ab. In dieser lebensfeindlichen Eiswüste gab es für sie kein Überleben.

Die weiten Ebenen, die man später das Norddeutsche Tiefland nennen würde, waren damals vor rund vierzigtausend Jahren, in der Würm-Eiszeit, von einem dicken Eispanzer überzogen. Und von den Alpen im Süden schoben sich die Berggletscher nordwärts. Alles Leben in Tundra und Taiga war zwischen zwei sich langsam bewegenden Eisströmen gefangen. Dazwischen aber gab es Raum genug für zahllose Tiere und auch für Menschen.

Manka sah kaum etwas von dem eisigen Horizont. Sie spürte nur den kalten Wind, der von den zerfurchten Gletschern herüberwehte. Doch ihr dichtes, wolliges Fell schützte sie vor der Kälte. Und die kleine Gruppe, in deren Mitte sie langsam über die Tundra wanderte, bot ihr Geborgenheit.

Inzwischen kannte Manka die einzelnen Mitglieder des Kindergartens: Rundu und Singa, die beiden Mamrnutbabys, und ihre Mütter, Rundus dreijährige Schwester Malu, die kinderlose Tante, die bei der Geburt geholfen hatte, und Singas vierjährigen Bruder Kolo, der immer mal wieder mit Ranko raufte.

Im Moment benahmen die beiden jungen Bullen sich recht friedlich. Ranko lief sogar dicht neben Manka und half seiner kleinen Schwester fürsorglich über die Unebenheiten des Geländes, während Mankas Mutter sie von der anderen Seite stützte.

Überall zwischen dem wuchernden Grün lagen kleinere und größere, von den Eismassen rundgeschliffene Felsbrocken, die vom letzten Gletschervorstoß zurückgeblieben waren. Und nicht immer konnte die Mammutherde dem Moränenschutt ausweichen. Zum Klettern aber waren die Mammutbabys noch zu ungeschickt. Dann schob Mankas Mutter ihren mächtigen Rüssel vorsichtig unter Mankas Hinterteil und hob sie auf das Hindernis. Und Ranko schob ihr stützend seinen Rüssel unter den Bauch.

Manka gefiel es auf einem der flechtenüberzogenen Felsbrocken. Von hier aus bekam sie einen besseren Überblick. Neugierig sah sie sich um.

Vorn an der Spitze der Herde liefen sichernd ein paar einzelne große Bullen, angeführt vom alten Rasu. Danach folgten Gruppen von Kühen mit halbwüchsigen Jungen. Der Kindergarten mit Manka befand sich in der Mitte. Und hinter ihnen kamen Gruppen von Jungtieren. Den Schluß bildeten wieder einzelne große Bullen.

In der Ferne jedoch zeichneten sich Umrisse von Tieren ab, die Manka noch nicht kannte. Dort zog in gewundener Reihe eine Rentierherde durch die Tundra. Und unweit der vorderen Mammutbullen trottete gemächlich ein mächtiges Wollhaarnashorn mit Kind. Von anderen Tieren sah Manka nichts; sie wichen der Mammutherde aus.

Mit einemmal bekam Manka einen sanften Stoß. Ihre Mutter und Ranko trieben sie behutsam weiter: herunter von dem Felsbrocken. Doch als Manka mit ihrer Hilfe das Steingewirr schnaufend überklettert hatte, stand sie vor einem neuen Hindernis. Und diesmal war es Wasser.

Zögernd beäugte Manka den träge fließenden Schmelzwasserbach. Unter der dünnen Grasnarbe am Uferrand schimmerte eine dicke Eisschicht. Entschlossen watete Mankas Mutter in den flachen Bach und erstieg das jenseitige Ufer. Sie wußte, daß Manka das noch nicht allein schaffte, wandte sich ihr zu und versuchte, sie mit dem Rüssel vorsichtig hochzuziehen.

Manka aber geriet in ihrer Ungeschicklichkeit mit den Füßen an das glatte Eis, glitt ab und rutschte spritzend halb ins Wasser. Die nasse Kälte erschreckte sie. Und sie begann heftig zu zappeln.

Im gleichen Augenblick spürte sie von hinten einen anderen Rüssel, der sie hochhob. Die Tante hatte energisch mit zugepackt. Und mit vereinten Kräften zogen die beiden Großen die tropfnasse Manka aufs Trockene.

Noch etwas verdutzt über das unverhoffte Bad stand Manka am Ufer. Da platschte es direkt hinter ihr, Wasser spritzte über sie hinweg. Rundu war ebenfalls in den Bach gefallen, nur noch weiter hineingerutscht. Hilflos trompetete er seine Angst über die Tundra. Doch auch er wurde von seiner Mutter und seiner größeren Schwester rasch ans Ufer befördert. Und die wärmende Sonne trocknete den beiden Kleinen das Fell.

Manka, das Mammut

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