Читать книгу Schockdiagnose ALS. Leben und Pflegen: Zwei Seiten einer unheilbaren Krankheit - Lucie Flebbe - Страница 10

SILKE

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Eigentlich hatte ich das Stadtfest in Hameln 2005 auslassen wollen. Prinzipiell hatte ich natürlich nichts gegen eine Party einzuwenden. Ich feierte gern und lud auch regelmäßig Freunde in meine Wohnung ein. Es kam durchaus vor, dass die Nachbarn nachts anriefen und um ein wenig mehr Ruhe baten.

An besagtem Abend 2005 hatte ich allerdings noch mit den Nachwirkungen einer fröhlichen, aber langen Geburtstagsfeier am Tag davor zu kämpfen.

Meine Freundinnen versuchten, mich zu motivieren. Der Abend war herrlich sonnig und warm. Also ließ ich mich tatsächlich zum Mitkommen überreden – und traf prompt Burkhard.

Der Funke sprang sofort über. Wir verstanden uns auf Anhieb. Die Atmosphäre war leicht und sommerlich und machte das Plaudern einfach. Wir unterhielten uns den ganzen Abend.

Sein leichtes Hinken erklärte mir Burkhard mit einer alten Sportverletzung: Ein Jahre zurückliegender Bänderriss beim Fußball machte ihm in letzter Zeit verstärkt zu schaffen. Ein Operationstermin stand bereits.

Ich machte mir keine großen Sorgen deswegen. Es waren ja nicht Herz oder Hirn, die operiert werden mussten. Nach dem Eingriff am Fuß würde Burkhard vermutlich ein, zwei Wochen Nachwirkungen spüren und unter Wundschmerzen leiden, glaubte ich. Doch wenn die Ursache seiner Probleme behoben wäre, würde sein Bein ja wiederhergestellt sein.

Ein wenig skeptischer wurde ich, als wir uns bald nach dem Stadtfest wiedersahen. Bei unserem zweiten Treffen schilderte mir Burkhard einige Details des geplanten Eingriffs.

Es war nicht der Fuß, sondern der Unterschenkel, der aufgeschnitten werden sollte, begriff ich. Und zwar in einem Umfang, bei dem ich mir nicht vorstellen konnte, dass mein neuer Freund nach zwei Tagen munter aus dem Krankenhaus spazieren würde. Die Operation war größer, als ich gedacht hatte.

Bei unserem ersten Treffen auf dem Stadtfest hatte Burkhard den Eingriff ja auch nur am Rande erwähnt und wahrscheinlich ein wenig heruntergespielt. Wir hatten uns ja auch über ganz andere Themen unterhalten. Aber je mehr ich erfuhr, umso sicherer war ich mir, dass der Heilungsprozess länger als zwei Wochen dauern würde. Womöglich würde er eine Weile an Krücken gehen müssen. Aber es würde schon wieder in Ordnung kommen. Es blieb schließlich nur ein Fußproblem. Mit der richtigen Krankengymnastik würde er bald wieder auf den Beinen sein.

Schockdiagnose ALS. Leben und Pflegen: Zwei Seiten einer unheilbaren Krankheit

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