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2. Kapitel

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Lucys Sicht

Ich schaue aus dem Fenster und schaue, wie Häuser, Menschen und die Lichter der Stadt vorbeiziehen. Total in der Musik versunken, versuche ich krampfhaft, nicht einzuschlafen und muss in mich hineingrinsen. Heute werde ich nicht all zu früh ins Bett kommen und morgen gehe ich mit ein paar Freundinnen auf ein Festival. Dann werde ich auch erst gehen vier Uhr morgens ins Bett kommen. Aber ist ja auch scheiss egal, ich bin ja noch jung.

Plötzlich liegt eine Hand auf meiner Schulter. Ich zucke zusammen, ziehe mir die Kopfhörer aus den Ohren und drehe langsam den Kopf. Eigentlich will ich gar nicht wissen, zu wem diese Hand gehört. So ein scheiss Arschloch. Der hat sich mit der Falschen angelegt.

Völlig überrumpelt muss ich feststellen, dass da plötzlich so ein Typ auf dem Sitz neben mir sitzt. Und er hat seine Hand auf meiner Schulter. Und er schaut mich an.

Bevor ich mich entscheiden kann, was ich tun soll, beginnt er zu sprechen und nimmt auch schon die Hand von meiner Schulter. „Das ist schon die Tramlinie, die zum Bahnhof fährt, oder?“

Ah, ein Deutscher. Typisch. Egal, immerhin scheint er ziemlich harmlos zu sein. Ich vermeide es, ihn anzusehen und nicke nur, in der Hoffnung, dass er mich in Ruhe lässt.

Aber war ja klar, dass er mich nicht einfach so in Ruhe lassen kann.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken oder belästigen. Ich habe dich gefragt, ob der Platz noch frei ist, aber du hast mich nicht gehört wegen der Musik.“

Ich schaue ihn kurz an und er scheint es wirklich ernst zu meinen. Ein harmloser Typ Anfang Zwanzig. Deshalb lächle ich ein klein wenig und nuschle: „Kein Problem.“

Aber jetzt habe ich keinen Bock mehr auf Small Talk. Ich will einfach nur ungestört Musik hören und nachdenken. Deshalb setze ich meine Kopfhörer wieder auf, drehe die Musik noch ein klein wenig lauter auf lehne meinen Kopf gegen die Scheibe. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass dieser Typ mich unauffällig beobachtet. Hat der ernsthaft das Gefühl, ich würde sowas nicht merken? Egal, einfach ignorieren, denke ich mir. Ich bin eh bald zu Hause.

Eine Haltestelle vor dem Bahnhof bemerke ich, wie der Typ neben mir aufsteht und das Tram verlässt. Ich atme kaum hörbar auf. Er hat mich zwar nicht belästigt, aber ich mag es nicht sonderlich, von Menschen angesprochen zu werden. Nicht weil ich Angst habe, es ist mir einfach irgendwie unangenehm.

Als ich wieder aus dem Fenster schaue, sehe ich wie dieser Typ die Strasse überquert und auf das Hotel Schweizerhof zugeht. Wow, der muss Kohle haben! Was macht ein junger Typ alleine in Zürich und dann noch in einem so tollen Hotel? Naja, was weiss ich schon über ihn?! Das Tram setzt sich wieder in Bewegung und ich werfe einen letzten Blick auf ihn.

Wie nicht anders zu erwarten hat sich das Tram verspätet und ich muss rennen um meinen Zug nicht zu verpassen. Das passiert auch nur mir!

Zum Glück erwische ich den Zug noch in letzter Sekunde. Laut schnaufend und mit geröteten Wangen setze ich mich in ein freies Abteil. Der Rest der Zugfahrt verläuft wie ich es mir erhofft hatte. Musik hören, raus schauen und nachdenken. Nur der Kontrolleur unterbricht meine Gedanken für wenige Augenblicke.

Es ist schon kurz nach elf Uhr, als ich endlich die Haustür aufschliesse. Meine kleine Schwester übernachtet bei einer Freundin und meine Mutter ist mit ihrem Freund weg, wie sie mir per Whatsapp Nachricht mitgeteilt hat. Sturmfrei. Ganz genau nach meinem Geschmack.

Ich ziehe mein Schlafshirt an, schminke mich ab und mache mich bettfertig. Dann mache ich mir noch einen Tee, wie jeden Abend und setze mich mit meinem Handy ins Bett um noch ein paar Youtube Videos zu schauen.

Viele würden jetzt an einem Freitagabend noch feiern gehen. Ich bin nicht so der Typ dafür. Ich gehöre eher zu den Menschen, die schon um 22 Uhr mit einer Tasse Tee im Bett sind und noch Videos, Filme oder Serien gucken. Oder irgendwas lesen. Aber nicht feiern. Ich verstehe das Konzept dahinter einfach nicht. Klar habe ich auch schon getrunken oder so, aber ich war mit meinen siebzehn Jahren noch nie sturzbesoffen. Und ich habe auch nicht vor, das bald zu ändern.

Bevor ich dann kurz nach Mitternacht einschlafe, denke ich an morgen. Ein Festival mit Freundinnen. Das wird bumsgeil.

Ich kann nichts dagegen tun

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