Читать книгу Ich kann nichts dagegen tun - Lucie Persposti - Страница 6

5. Kapitel

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Lucys Sicht

„Und, was wollt ihr machen? Zur Bühne und abfeiern?“, fragt uns Niki. Ich zucke mit den Schultern. Das ist mir eigentlich ziemlich egal, solange die Mädels dabei sind.

Julie scheint voll in Stimmung zu sein und schreit: „Wir wollen saufen! Saufen! Saufen!“

Niki und ich lachen, während wir Julie zu einer Bar ziehen. Wir müssen sie regelrecht ziehen, da sie alleine schon längst das Gleichgewicht verloren hätte und voll auf die Fresse geflogen wäre. Deshalb müssen wir auch ganz langsam gehen und kommen kaum voran. Aber wir haben etwas zu lachen, das ist ja die Hauptsache.

Ich frage mich, wie man nach nur einem Bier und einem Softdrink schon so drauf sein kann wie Julie! Wir hatten beide gleich viel, aber mir geht es noch ziemlich gut. Klar, ich habe ein loses Mundwerk gekriegt und ich merke, dass ich ziemlich gut drauf bin, was am Alkohol liegen muss, aber ich kann noch alleine gehen!

Mit viel Mühe schaffen wir es, Julie zu der Bar zu bringen. Sie ist nur einmal hingeflogen! Bei der Bar stellen wir uns hinten an und warten. Da Niki schon achtzehn ist kann sie uns die Drinks kaufen.

Dann sehe ich mir mal die Leute um uns herum an. Sie scheinen sich nicht ganz so sehr zu amüsieren wie wir. Und im Hintergrund höre ich Cro, der Headliner von diesem Festival. Er scheint ganz schön Stimmung zu machen. Plötzlich bemerke ich einen Typen vor mir. Oh Gott, das kann doch nicht sein! Es ist tatsächlich mein Schwarm aus der achten Klasse! Seitdem haben wir uns nie mehr gesehen, aber durch Zufall hat er mich letztes Jahr auf Instagram angefragt und wir haben ein paar Mal geschrieben. Auf seinen Fotos hat er sogar noch besser ausgesehen, als damals in der Schule.

Aber jetzt, er steht tatsächlich vor mir! Plötzlich merke ich, wie mein Puls in die Höhe steigt und ich nasse Hände kriege. Soll ich ihn ansprechen? Ist es wirklich Tobi?

Blonde Haare, blaue Augen und fast einen Kopf grösser als ich, das könnte hinkommen.

Aber irgendwie kann ich mich nicht dazu überwinden. Ausserdem will ich nicht, dass es nochmal zu einer peinlichen Situation kommt, wie mit diesem unbekannten Typ. Eine peinliche Situation wegen Alkoholeinfluss ist mehr als genug.

In diesem Moment werden meine Gedanken unterbrochen, da Julie plötzlich das Gleichgewicht verliert und volle Kanne auf ihr Hinterteil fliegt. Niki und ich müssen laut loslachen, während wir ihr wieder auf die Füsse helfen.

„Alles okay bei dir?“, frage ich sie und halte sie am Arm fest. Ich weiss nicht, ob sie mich nicht gehört hat, oder ob sie meine Frage absichtlich ignoriert. Jedenfalls brüllt sie laut darauf los: „Saufen! Saufen!“

Alle Leute um uns herum gucken herüber und lachen. Ich schaue nur peinlich berührt auf den Boden. Im Mittelpunkt stehen ist nicht so mein Ding. Als ich mich nach ein paar Momenten wieder traue, aufzuschauen, ist Tobi weg. Ich kann ihn nirgends mehr sehen. Egal, ich kann ihm morgen ja auf Whatsapp schreiben oder so.

Dann sind wir auch schon dran und Niki bestellt unsere Drinks. Ich nehme dann die Drinks von der Theke und Niki versucht Julie aus dem Zelt zu bringen, ohne dass sie wieder hinfällt. Ich bin mir nicht so sicher, ob es so klug ist, ihr noch einen weiteren Drink zu geben, so wie sie sich jetzt schon aufführt, aber sie besteht darauf.

Keine Ahnung, was das für ein Drink ist, aber er schmeckt gut, sodass ich ihn schon bald geleert habe. Das ist vielleicht nicht die beste Idee, denn ich muss mich nun ziemlich konzentrieren, dass ich noch gerade gehen kann. Niki scheint der Alkohol nichts auszumachen. Und Julie, naja, sie brüllt im Zeug herum. Mittlerweile ist es mir auch egal, dass alle Leute zu uns herschauen.

„Kommt, gehen wir Cro schauen“, bettelt Julie und will zu der Menschenmenge gehen. Leider klappt es nicht so gut, denn sie fliegt wieder einmal auf die Fresse. Bevor es irgendjemand mitkriegt, ziehen Niki und ich sie wieder auf die Beine.

Ein paar Minuten später sind wir mitten in der Menschenmenge. Keine Ahnung, wie wir es hierhin geschafft haben. Niki hat sich irgendwie durchgeschlängelt und uns einfach mitgezogen. Irgendwie merke ich den Alkohol in meinem Blut und mein Hirn funktioniert auch nicht mehr ganz so toll. Aber den Song von Cro erkenne ich trotzdem.

Wir drei hüpfen zur Musik und schreien den Text, bis so ein unbekannter Typ kommt, der Julie einfach auf seine Schulter nimmt und richtig abfeiert. Julie kriegt sich fast nicht mehr ein vor Lachen und brüllt noch mehr rum.

Die Stimmung ist einfach Bombe!

Irgendwie ist es schon toll, einmal alle Sorgen zu vergessen und einfach ein bisschen loszulassen von dem ganzen Alltag und sich so zu amüsieren.

Noch ein weiterer Song von Cro, dann verschwindet er schon von der Bühne. Wir drei haben es echt im Griff, wir verpassen einfach mal schnell fast den ganzen Auftritt vom Headliner!

Niki nimmt mich und Julie wieder an der Hand und zieht uns noch weiter nach vorne, sodass wir dann beim nächsten Act eine bessere Sicht auf die Bühne haben. Denn bis jetzt haben wir so gut wie nichts gesehen.

So stehen wir nun ziemlich weit vorne und warten auf den nächsten Act, als plötzlich vier Typen mit Drinks auftauchen und sich neben uns stellen. Sie sind alle um die zwanzig und sicher einen Kopf grösser als wir.

Da stupst mich der eine an und fragt: „Hat sie ein bisschen zu viel getrunken?“ Er zeigt auf Julie, die wieder auf dem Boden liegt.

„Naja, viel war es nicht, aber zu viel für sie“, lache ich und er stimmt ein.

„Wie heisst ihr denn?“, will er dann wissen und kommt einen Schritt näher.

Ich weiss nicht, wie ich auf diese Idee komme, aber ich habe gerade grosse Lust, ihm falsche Namen anzugeben. „Ich bin Hedwig“, antworte ich und muss mir ein Grinsen verkneifen. „Das dort sind Melissa und Nadine.“

„Cool! Ich bin Andy“, stellt er sich vor und will mir einen Schluck von seinem Drink anbieten. Ich lehne aber dankend ab. Ich muss nicht unbedingt so stockbesoffen werden wie Julie.

Dann kommt auch schon die nächste Band auf die Bühne und rockt gleich los. Andy ruft mir noch was zu, aber ich verstehe nicht, was er sagt.

Ich gucke zu Niki und Julie rüber, die richtig abgehen. Sie scheinen dieses Duo wohl zu kennen im Gegensatz zu mir. Aber das hält mich nicht davon ab, richtig abzufeiern.

Beim wohl berühmtesten Song dieser Band packen mich plötzlich zwei Hände und ehe ich mich versehe, sitze ich auf der Schulter von diesem Andy. Und zwei seiner Kumpels haben sich Niki und Julie geschnappt und sie auf die Schulter genommen. Zuerst bin ich noch ein bisschen verkrampft, da ich ja noch nicht so viel Erfahrung mit Typen habe, aber dann entspanne ich mich mehr und mehr.

An die restliche Nacht kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Wir hatten noch ziemlich viel Spass, Julie flog noch ein paar Mal auf die Fresse und gegen vier Uhr kamen uns die Eltern von Niki abholen. Glücklicherweise durften wir bei ihr übernachten. Und sobald ich im Bett lag, schlief ich ein.

Ich kann nichts dagegen tun

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