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3. Kapitel

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Lucys Sicht

Es ist erst neun Uhr, als ich am nächsten Tag aufwache. Samstag. Und die Sonne scheint. Ich schlage die Augen auf und atme einmal tief durch und beginne augenblicklich zu lächeln. Mein Leben ist richtig toll! Klar könnte es besser sein, aber was will man schon?! Ich habe eine tolle Mutter, eine super nette Schwester, die besten Freunde überhaupt und besuche ein Gymnasium. Das Einzige worüber ich mich beklagen könnte, sind Jungs. Ich hatte noch nie einen Freund. Ich hatte zwar schon was mit zwei Typen aber es kam nie zum Punkt, wo es richtig ernst wurde. Das kommt schon noch, rede ich mir immer ein. Und eigentlich muss ich mir ja auch keinen Stress machen, denn mit siebzehn hat man ja noch das ganze Leben vor sich. Ausserdem kommt der passende Typ schon noch. Man kann auch ohne einen Freund glücklich sein.

Ich schlage die Decke zurück, stehe auf, öffne das Fenster und begebe mich in die Küche um mir einen Kaffee zu machen. Meine Mutter schläft wohl noch und meine Schwester ist noch nicht zurückgekommen.

Mit der Kaffee-Tasse setze ich mich wieder ins Bett und schnappe mir das Handy. Ich schreibe kurz mit Fiona. Sie wird am Abend mit Sandro ins Kino gehen und sich „Spy“ ansehen. Der Film ist einfach super witzig! Auch Julie hat mir eine Nachricht geschrieben. Sie freut sich schon so richtig auf das Festival. Da muss ich augenblicklich wieder grinsen. Der heutige Abend wird auf jeden Fall richtig toll!

Anschliessend schaue ich mir meinen Instagram Feed durch und gucke mir ein paar Vlogs von Youtubern an. So sieht mein perfekter Samstagmorgen aus.

Es ist schon fast Mittag, als ich mich endlich dazu aufraffen kann, aufzustehen und mir Frühstück zu machen. Im Moment liebe ich es, ein Haferflockenmüsli mit Blaubeeren und Joghurt zu essen.

Nachdem ich noch einen Teil der Hausaufgaben erledigt habe, ist es auch schon Zeit, mich für das Festival bereit zu machen. Duschen, Tasche packen, anziehen und ein bisschen Schminke muss auch sein. Aber nur Mascara, Puder und Labello. Wie immer halt.

Um 15 Uhr verabschiede ich mich von meiner Mutter und gehe zum Bahnhof. Ich muss nur zwei Stationen fahren, bis zum Treffpunkt, den ich mit Julie und ihrer Mutter ausgemacht habe. Julies Mutter hat uns freundlicherweise Angeboten und zum Festivalgelände zu fahren.

Als ich aussteige, steht Julie schon breit grinsend da und winkt mir zu. Ich renne zu ihr hin und umarme sie, während sie mir ins Ohr quietscht, wie aufgeregt sie doch ist. Sie freut sich total auf die Acts. Ich muss zugeben, dass ich gar keine Ahnung habe, wer da überhaupt auftritt. Und als sie mir die Namen aufzählt merke ich, dass ich die Hälfte gar nicht kenne. Egal, es kommt ja nicht unbedingt auf die Acts darauf an, sondern auf die Leute mit denen du dahin gehst.

Auf der Fahrt lachen wir uns über jeglichen Scheiss halb tot und die Stimmung ist einfach super. Mit Julie hat man einfach immer Spass!

Schlussendlich sind wir früher da als erwartet, weshalb wir dann auch den grössten Teil von Luca Hännis Auftritt mitbekommen.

„Mensch, den wollte ich gar nicht sehen!“, mault Julie neben mir. Ich kann nur lachen. Wir sind beide nicht seine grössten Fans. „Egal, der nächste Act wird bestimmt besser!“, versuche ich sie aufzumuntern. Dann schnappe ich mir zwei dieser blauen Hüte, die rumliegen und setze ihr einen auf. So laufen wir einmal über das ganze Festivalgelände um uns einen Überblick zu verschaffen.

Nach Luca kommt Marit Larsen auf die Bühne, die uns um einiges besser gefällt! Ihre Stimme hat so einen schönen Klang und sie sieht echt hübsch aus. Und es hat nicht so viele zwölfjährige, nervende, kreischende Fans.

„Ich hab Hunger!“, meint Julie nach Marits Auftritt, packt mich am Arm und zieht mich aus der Menge, zu so einer Fressbude. Ich hab die Orientierung verloren, aber ich vertraue ihr einfach.

Wir kaufen uns an dieser Bude zwei Dönerboxen und gönnen uns ein Bier. Eigentlich mögen wir beide kein Bier, aber irgendwie muss das jetzt sein. Damit verziehen wir uns auf eine Wiese im hinteren Bereich und schreiben Niki, die leider erst später kommen kann.

Nach dem Bier kommt uns die Stimmung bei den Auftritten von Müslüm und Dodo noch besser vor als vorher. Wir hüpfen mit der Menge mit, schreien die Texte und lachen die ganze Zeit.

Als der Rapper Stress angekündet wird packt Julie erneut meine Hand und drängelt sich vor, bis wir fast vor der Bühne stehen. Geil! Auch wenn Stress auf Französisch rappt, macht er total Stimmung. Es kommt mir vor, als wäre ich in einer anderen Welt. Weit, weit weg von zuhause. Obwohl es nur wenige Kilometer entfernt ist.

Nach Stress sind Julie und ich nassgeschwitzt und wir müssen dringend aufs Klo. Ausserdem sollten wir gleich zum Eingang, um dort auf Niki warten. Die Toi Toiletten sind zwar eklig, aber wir haben keine Wahl.

Weil wir noch gute fünfzehn Minuten totschlagen müssen, bis Niki endlich kommt, beschliessen Julie und ich uns einen Drink zu besorgen. Da gibt es nur noch ein kleines Problem. Wir sind noch nicht achtzehn und kommen somit nur an Bier ran.

Vor der einen Bar versuchen wir unser Glück. Ich tippe einem Typen auf die Schulter, der bestimmt schon zwanzig ist. Er dreht sich zu uns um und grinst uns an. „Hi die Damen, ich bin Marcel und wer seid ihr?“

„Äh, ich heisse Lucy und das ist Julie.“ Das ist schon ziemlich unangenehm. Deshalb schaue ich verlegen auf die Füsse. Julie übernimmt deshalb für mich: „Wir sind noch nicht achtzehn, deshalb wollten wir dich fragen, ob du uns vielleicht einen Drink kaufen könntest.“

Marcel lacht auf und fragt frech: „Was krieg ich dafür?“

Ich strecke ihm eine zwanziger Note hin und antworte: „Da. Was übrig bleibt kannst du behalten.“

Er stimmt zu und wir sagen ihm, welchen Drink wir gerne hätten. Uh, den ersten Teil haben wir geschafft. Es bleibt nur zu hoffen, dass er jetzt nicht mit unserem Geld abhaut.

Gerade als wir die Hoffnung schon aufgegeben haben, kommt Marcel mit zwei Drinks wieder aus dem Zelt und überreicht sie uns. Er umarmt uns zum Abschied und wünscht uns noch einen schönen Abend. Wir bedanken uns höflich und verziehen uns.

Beim Eingang setzen wir uns auf den Boden, trinken und quatschen über irgendwelche Dinge, während wir auf Niki warten.

Ich kann nichts dagegen tun

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