Читать книгу Der Berg bellt - Acht Pfoten auf dem Dach der Welt - Lucy Pebbles - Страница 12
Ein fauler Schneebär
Оглавление„Habt ihr was dagegen, wenn ich euch ein Stückchen begleite?“ fragte Yeti am nächsten Morgen, als Muffin und Arnold sich auf den Weg machen wollten.
„Meinetwegen“, knurrte Muffin verschlafen. Eigentlich war er ganz froh einen ortskundigen Begleiter zu haben, obwohl der Schneebär äußerst ungeschickt zu sein schien. Muffin hatte nämlich zufällig beobachtet, wie Yeti bei einem nächtlichen Geschäft, beinahe in eine Felsspalte gestürzt wäre. Dabei war er (mit heruntergelassenen Hosen!) mindestens 100 Pfötchen weit einen Berghang hinabgesaust, bevor er glücklicherweise noch rechtzeitig seinen Eispickel in den gefrorenen Boden rammen konnte. „Da hast du aber noch mal Glück gehabt“, hatte Muffin ihn erleichtert vor der Höhle empfangen, doch der Schneebär winkte nur lässig ab: „Das passiert mir ständig…und eigentlich ist’s auch ganz lustig.“ Glücklicherweise konnte Muffin gerade noch verhindern, dass Arnold ihm diese „lustige“ Rutschpartie nachmachte, da der Neufundländer bereits fröhlich (und mit heruntergelassenen Hosen!) am Abhang stand.
„Wir müssen aber über den Gipfel vom Himalaya rüber, wenn wir nach Johanneskirchdorf wollen“, erklärte Muffin dem Bären ihre Reiseroute. Yeti musste sich schwer beherrschen, um nicht laut loszulachen. „Über den Gipfel vom Himalaya?“ wiederholte er amüsiert.
„Über den Gipfel vom Himalaya!“ versetzt Muffin ernst.
„Weißt du überhaupt, was der Himalaya ist?“ fragte der Bär.
„Der Himalaya“, begann Muffin wie ein kluger Streberwuffi, „ist der höchste Berg auf der ganzen Welt. Sein Name bedeutet ‚Schneehaus’ und noch nie, niemals, nimmer hat ein Wuffi da sein Pfötchen draufgesetzt.“ Yeti quiekte vor Vergnügen, und obwohl Arnold gar nicht wusste, worum es überhaupt ging, quiekte er fröhlich mit.
„Der Himalaya ist ein Gebirgszug“, erklärte der Schneebär schließlich ernst. „Was du meinst ist der Mount Everest oder der Tschomolangma, wie wir gebildeten Schneebären den riesigen Berg nennen.“ Muffin schwieg, jetzt war er vollkommen verwirrt. „Aber, wenn das nicht der Himalaya-Berg ist, kann auf der anderen Seite unmöglich Johanneskirchdorf sein“, sagte er nach einer Weile betrübt.
„Ich weiß nicht, wo Johannesdingsdorf ist“, erwiderte Yeti etwas ungeduldig, „auf jeden Fall nicht auf der anderen Seite vom Tschomolangma, da ist nämlich China.“ – „Und China ist bestimmt nicht in Johanneskirchdorf“, bemerkte Muffin scharfsinnig.
„Aber“, sagte Yeti jetzt aufmunternd, „vielleicht kann man Johannesdingsdorf ja vom Tschomolangma-Gipfel aus sehen. Von dort oben kann man nämlich alles sehen.“ – „Warst du denn schon mal da?“ fragte Muffin bewundernd.
„Nein“, erwiderte der Schneebär flapsig. „Da oben wohnt nämlich ein fürchterliches Gespenst!“ – „Ein Gespenst?“ wiederholte Muffin ungläubig. „Mama sagt, dass auf dem Himalaya niemand wohnt, weil da die Todeszone ist.“
„Du bist ja wirklich ein saukluger Wuffi“, versetzte Yeti spöttisch. „Dann hat Mama bestimmt vergessen dir zu sagen, dass Berg-Gespenster sich in der Todeszone am wohlsten fühlen.“
Während ihrer Unterhaltung hatten sich die Drei gerade mal fünfzig Pfötchen weit von Yetis Höhle entfernt und standen jetzt vor einer riesigen Steilwand, die direkt in den Himmel führte.
„Es wird langsam Zeit für unsere erste Rast“, sagte der Schneebär, als er den gefährlichen Felsen hinaufschaute. „Was haltet ihr davon, wenn wir zurück zur Höhle gehen und uns mit einem heißen Eierpunsch aufwärmen?“ Und während Arnold wie ein Irrer nickte und so tat, als würde er ganz schlimm frieren unter seinem kuscheligen Neufundländer-Pelz war Muffin nicht so begeistert. „Wenn wir jetzt wieder zurückgehen, kommen wir nie auf dem Gipfel an“, sagte er mürrisch, folgte den beiden aber schließlich trotzdem wortlos.