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Der P.-K. und das P. A.

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Mit dem Frühling kamen neue Freuden. Die Tage wurden länger und die Nachmittage ließen sich für Arbeiten und Vergnügungen aller Art nutzen. Der Garten musste in Ordnung gebracht werden, und jeder Schwester gehörte ein Viertel der kleinen Parzelle, mit dem sie machen konnte, was sie wollte. Hannah sagte immer: »Ich könnt euch genau sagen, wem die Gärtchen gehören, auch wenn sie in China wären« – und sie hatte wohl Recht, denn die Geschmäcker der Mädchen waren so unterschiedlich wie sie selbst. Meg hatte Rosen, Vanilleblumen, Myrte und in der Mitte einen kleinen Orangenbaum gepflanzt. Jos Beet sah jede Saison anders aus, denn sie probierte ständig etwas Neues – dieses Jahr sollten es Sonnenblumen sein, und mit den Kernen dieser heiteren und aufstrebenden Pflanze sollten Tante Cockletop und ihre Küken gefüttert werden. Bei Beth wuchsen altmodische duftende Blumen wie Gartenwicke, Reseda, Rittersporn, Nelken, Stiefmütterchen und Beifuß, sowie Vogelmiere für die Vögel und Katzenminze für die Katzen. Amy hatte eine Laube – eher klein und voller Ohrenkneifer, aber sehr hübsch anzusehen – mit Geißblatt und anmutig rankender Ackerwinde mit leuchtenden Trichtern und Glocken, hochgewachsenen weißen Lilien, zartem Farnkraut und allem, was an schillernden, malerischen Pflanzen Lust hatte, dort zu blühen.


Gartenarbeit, Spaziergänge, Rudern auf dem Fluss und Blumenpflücken füllten die schönen Tage aus, und für die verregneten hatten sie Beschäftigungen im Haus, manche alt, manche neu – alle mehr oder minder originell. Eine davon war der P.-K. – denn Geheimbünde waren gerade in Mode, weswegen es nur recht und billig schien, ebenfalls einem anzugehören. Und weil alle vier Mädchen Dickens liebten, gründeten sie den Pickwick-Klub. Mit kleinen Unterbrechungen blieben sie ein Jahr lang dabei, trafen sich jeden Samstagabend auf dem großen Dachboden, wo ihre Sitzungen jedes Mal gleich abliefen: Drei Stühle wurden in einer Reihe vor einen Tisch gestellt, darauf eine Lampe, vier weiße Abzeichen mit den Großbuchstaben ›P.-K.‹ in verschiedenen Farben sowie Die Pickwicker Wochenschrift, zu der alle mit Artikeln beitrugen – wobei Jo, die nichts so sehr liebte wie Feder und Tinte, als Herausgeberin fungierte. Um sieben Uhr abends begaben sich die vier Klubmitglieder nach oben in ihren Klubraum, banden sich ihre Abzeichen um und nahmen mit großer Andacht Platz. Meg, als Älteste, war Samuel Pickwick; Jo, die Literatin, war Augustus Snodgrass; Beth, weil rund und rosig, war Tracy Tupman; und Amy, die ständig zu tun versuchte, was sie nicht konnte, war Nathaniel Winkle. Klubpräsident Pickwick las die Zeitung vor, die voller origineller Geschichten, Gedichte, Lokalnachrichten, lustiger Reklameanzeigen und Ratschläge war, mit denen man sich freundlich auf etwaige Versäumnisse aufmerksam machte. Einmal setzte Mr Pickwick seine Brille ohne Gläser auf, klopfte auf den Tisch, räusperte sich, und begann, nach einem strengen Blick auf Mr Snodgrass, der auf seinem Stuhl kippelte und sich erst dann vernünftig hinsetzte, zu lesen:

DIE PICKWICKER WOCHENSCHRIFT

20. Mai 18 – Literaturecke

Jubiläums-Ode

Wir finden uns zusammen

Hier in vollzähligen Reihen,

Um zweiundfünfzig lange Jahre

Pickwick-Klub zu feiern.

Wir freu’n uns, dass wir hier sind,

Geben höflich uns die Hand,

Gesund und munter sind wir

Und vor allem sehr gespannt.

Wir grüßen Pickwick, lauschen

Wie auch Pickwick uns begrüßt,

Und, Brille auf der Nase,

Unser Wochenblatt verliest.

Obwohl er einen Schnupfen hat,

Ist’s wichtig, was er sagt,

Denn klug und weise ist der Mann,

Auch wenn er ganz schön quakt.

Der große Snodgrass mit

Elefantöser Eleganz

Sieht strahlend in die Runde,

Das Gesicht in braunem Glanz.

Das Dichterfeuer lodert,

ach, er kämpft sich in Ekstase,

Der Ehrgeiz prangt ihm auf der Stirn,

Und Tinte an der Nase.

Danach kommt Tupman, rosig, rund,

Der friedlichste von allen,

Doch droht der Mann vor Heiterkeit

Vom Stuhle uns zu fallen.

Wie aus dem Ei gepellt wirkt Winkle,

Optisch eine Pracht,

Obwohl er nur, und nur im Notfall,

Katzenwäsche macht.

Das Jahr ist fort, nun lasst uns

Folgen, wie es uns gebührt,

Dem Pfad der Literaten, der

Zu Ruhm und Ehre führt.

Lang möge unser Blatt besteh’n,

Der Pickwick-Klub gedeih’n,

Das nächste Jahr erfolgreich,

Fröhlich und gesegnet sein.

A. Snodgrass

***

Die maskierte Hochzeit

Eine venezianische Erzählung

Eine Gondel nach der anderen hielt vor den marmornen Stufen und entließ ihre herrliche Ladung in das bunte Menschengedränge, das in den prächtigen Räumen des Grafen de Adalon herrschte. Ritter und Damen, Elfen und Pagen, Mönche und Blumenmädchen, alle waren fröhlich beim Tanze. Liebliche Stimmen und klangvolle Lieder erfüllten die Luft, und mit Munterkeit und Musik ging der Maskenball seinen Gang.

»Haben Eure Hoheit heute Abend schon Lady Viola gesehen?«, fragte ein galanter Troubadour die Elfenkönigin, die an seinem Arm durch die Halle schwebte.

»Ja, ist sie nicht bildschön, wenn auch schrecklich traurig! Auch ihr Kleid ist eine gute Wahl, denn in einer Woche heiratet sie den Grafen Antonio, den sie aus ganzem Herzen hasst.«

»Ich muss gestehen, ich beneide ihn. Dort kommt er, angetan wie ein Bräutigam, bis auf die schwarze Maske. Sobald er sie absetzt, werden wir sehen, wie er die holde Jungfer anschaut, deren Herz er nicht gewinnen kann, auch wenn ihr strenger Vater ihm ihre Hand versprochen hat«, versetzte der Troubadour.

»Man munkelt, sie liebe den jungen englischen Künstler, der ihr auf Schritt und Tritt folgt und von dem alten Grafen sogar noch angespornt wird«, sagte die Dame, während sie zum Tanze zurückkehrten.

Das Fest war auf seinem Höhepunkt angelangt, da erschien ein Priester, und indem er das junge Paar in eine mit purpurrotem Samt bezogene Nische zog, bedeutete er ihnen, sich hinzuknien. Sogleich verstummte die fröhliche Menge, und es ward mucksmäuschenstill, bis auf das Rauschen der Brunnen und das Blätterrascheln der im Mondschein schlummernden Orangenbäume, und Graf de Adelon sprach:

»Mylords und Myladys möchten mir die List verzeihen, mit der ich Euch hier zusammengerufen habe, um der Hochzeit meiner Tochter beizuwohnen. Hochwürden, fahre Er fort.«

Aller Augen lagen jetzt auf dem Brautpaar, und ein verblüfftes Murmeln ging durch die Menge, denn weder Braut noch Bräutigam nahmen ihre Masken hab. Neugier und Verwunderung bemächtigte sich sämtlicher Herzen, doch die Ehrfurcht hielt ihre Zungen im Zaum, bis der heilige Ritus beendet war. Danach scharten sich die eifrigen Zuschauer um den Grafen und verlangten nach einer Erklärung.

»Gern gäbe ich euch eine, wenn ich könnte, aber ich weiß nur, dass die Idee von meiner scheuen Viola stammt, und ich habe ihr den Gefallen getan. Nun, meine Kinder, lasst uns das Schauspiel beenden. Nehmt die Masken ab und meinen Segen entgegen.«

Doch keiner der beiden machte einen Kniefall, denn der junge Bräutigam ließ die Maske fallen, und das edle Antlitz des verliebten Künstlers Ferdinand Devereux kam zum Vorschein, an seine Brust gedrückt, wo nun der Stern eines englischen Grafen prangte, war die reizende Viola, die vor Glück und Schönheit strahlte. Er antwortete in einem Ton, der die Zuschauer erschaudern ließ:

»Mylord, Ihr habt mir aufs Schmählichste die Hand Eurer Tochter verweigert, wo ich doch einen ebenso ehrenhaften Namen trage und ein ebenso ansehnliches Vermögen zu bieten habe wie Graf Antonio. Ich kann noch mehr, denn selbst Eure ehrgeizige Seele kann den Grafen von Devereux und De Vere nicht ablehnen, wenn er seinen uralten Namen und grenzenlosen Wohlstand im Tausch gegen die geliebte Hand dieser zarten Dame hergibt, die nun meine Ehefrau ist.«

Der Graf stand wie versteinert da, und indem er sich der verwirrten Menge zuwandte, fügte Ferdinand mit fröhlichem und siegreichem Lächeln hinzu: »Euch, meinen galanten Freunden, kann ich nur wünschen, dass euer Werben ähnlich gedeihlich sei und dass ihr eine so holde Braut gewinnt wie ich bei dieser maskierten Hochzeit.«

S. Pickwick

***

Warum ist der P.-K. wie der Turm von Babel?

Er ist voller verwirrter Mitglieder.

***

Die Geschichte vom Kürbis

Es war einmal ein Farmer, der pflanzte in seinem Garten einen kleinen Kern, und nach einer Weile keimte der Kern und wurde zu einer Ranke mit vielen neuen Kürbissen. Eines Tages im Oktober waren die Kürbisse reif, und er pflückte einen und trug ihn zum Markt. Ein Gemüsehändler kaufte ihn und stellte ihn in seinen Laden. Am selben Morgen kam ein kleines Mädchen im blauen Kleid mit braunem Hut, rundem Gesicht und Stupsnase und kaufte ihn für seine Mutter. Das Mädchen schleppte ihn nach Hause, schnippelte ihn in Stücke und kochte ihn in einem großen Topf. Einen Teil pürierte es mit Salz und Butter fürs Abendessen. Dem restlichen Kürbis fügte es einen halben Liter Milch, zwei Eier, vier Löffel Zucker, Muskatnuss und ein paar Cracker hinzu, gab ihn in eine Backform und schob ihn in den Ofen, bis er schön goldbraun war. Am nächsten Tag wurde er von einer Familie namens March gegessen.

T. Tupman

***

SEHR GEEHRTER MR PICKWICK,

ich schreibe Ihnen zum Thema Sünde. Der Sünder um den es geht ist ein Mann namens Winkle der in seinem Klub für Unruhe sorgt weil er immer lacht und manchmal für diese wichtige Wochenschrift seinen Artikel nicht schreibt, Ich hoffe Sie entschuldigen ihm dass er nicht brav war und erlauben ihm eine französische Fabel einzureichen weil er sich nichts ausdenken kann weil er so viel Schularbeiten hat und keinen Platz im Kopf für andere Sachen, In Zukunft werde ich versuchen die Zeit bei den Hörnern zu packen und etwas vorzubereiten comm la fo, das heißt ›richtig‹, Jetzt muss ich los denn gleich fängt die Schule an.

Hochachtungsvoll

N. WINKLE

[Bei Obigem handelt es sich um ein mannhaftes und beherztes Eingeständnis vergangener Saumseligkeit. Noch besser wäre es gewesen, unser junger Freund hätte seine Punkt- und Kommaregeln gelernt.]

***

Ein trauriger Unfall

Am letzten Freitag erschraken wir über ein heftiges Poltern im Keller unseres Hauses, gefolgt von verzweifeltem Geschrei. Wir eilten geschlossen nach unten und fanden unseren geliebten Präsidenten bäuchlings auf dem Boden, da er gestolpert und hingefallen war, während er für häusliche Zwecke Holz geholt hatte. Es war ein verheerender Anblick, denn Mr Pickwick war mit Kopf und Schultern in einen Bottich mit Wasser gestürzt, hatte sich ein Fässchen Flüssigseife über seine männliche Gestalt gekippt und seine Kleidung auf übelste Weise zerrissen. Nachdem er aus dieser hochgefährlichen Lage befreit worden war, stellte man fest, dass er weitgehend unverletzt geblieben war und lediglich ein paar Prellungen davongetragen hat. Mit Freude können wir hinzufügen, dass er jetzt wieder wohlauf ist.

Der Hrsg.

***

Öffentlicher Verlust

Es ist unsere schmerzliche Pflicht, vom plötzlichen und mysteriösen Verschwinden unserer hochgeschätzten Freundin Mrs Snowball zu berichten. Diese allseits geliebte und zauberhafte Katze besaß einen großen Kreis von Bewunderinnen. Ihre Schönheit war für alle ersichtlich, und mit ihren Tugenden eroberte sie die Herzen. Die gesamte Gemeinde ist in tiefer Trauer ob ihres Verlustes.

Zuletzt gesehen wurde sie auf dem Torpfosten, den Blick auf den Wagen des Schlachters gerichtet. Es steht zu befürchten, dass irgendein Schurke ihren Reizen nicht widerstehen konnte und sie niederträchtigerweise entwendet hat. Seitdem sind Wochen vergangen, aber sie bleibt spurlos verschwunden. Wir haben nun alle Hoffnung aufgegeben, binden einen Trauerflor an ihr Körbchen, stellen ihren Napf zur Seite und weinen ihr nach wie einer, die für immer von uns gegangen ist.

***

Ein Anteil nehmender Freund schickte uns das folgende Kleinod:

Ein Klagelied

(Für Mrs Snowball)

Wir trauern, ach, sind alle vier

Betrübt wie nie zuvor,

Denn nimmermehr sitzt Snowball hier

Vor unsrem grünen Tor.

Das Grabmal, wo ihr Kindlein ruht,

Ist am Kastanienbaum.

Doch wo sie schläft, ob schlecht, ob gut,

Das weiß man leider kaum.

Ihr Bett steht leer, ihr Ball liegt flach,

Verlassen wohl für immer.

Kein Tapsen und kein Schnurren, ach,

In keinem einz’gen Zimmer.

Auf Mäusejagd geht jetzt ein Tier

Mit Schmuddel im Gesicht.

Doch so wie Snowball, so versiert,

Jagt dieses wahrlich nicht.

So sieht in Haus und Hofe man

Sie ihre Runden drehen:

Sie spuckt und faucht die Hunde an,

Die Snowball bat zu gehen.

Sie mag von Nutzen sein und sie

Verdient wohl ihren Platz,

Doch dich ersetzen wird sie nie,

Du flauschig weißer Schatz.

A. S.

***

Bekanntmachungen

Die vielbeachtete unbeugsame Rednerin MISS ORANTHY BLUGGAGE wird ihren berühmten Vortrag über Frauen und ihre Stellung in der Gesellschaft halten. Ort: Pickwick Hall, am nächsten Samstag, im Anschluss an die üblichen Tagesordnungspunkte.

Ein ALLWÖCHENTLICHES TREFFEN unter der Leitung Hannah Browns wird auf dem Place de la Cuisine stattfinden, um junge Damen in die Kunst des Kochens einzuweihen. Hannah Brown wird persönlich anwesend sein. Eintritt frei.

Der ARBEITSKREIS ›KEHRSCHAUFEL‹ trifft sich am kommenden Mittwoch und wird im oberen Stock des Klubhauses einen Parademarsch abhalten. Alle Mitglieder mögen um Punkt neun in Uniform mit geschultertem Besen erscheinen.

MRS BETH BOUNCER wird in der kommenden Woche der Öffentlichkeit ihr neues Sortiment an Puppenzubehör präsentieren. Die neuesten Pariser Modelle sind eingetroffen, Bestellungen werden gern entgegengenommen.

In wenigen Wochen wird EIN NEUES THEATERSTÜCK am Barnville Theatre gegeben, das alles übertreffen wird, was man jemals auf einer amerikanischen Bühne gesehen hat. Der griechische Sklave oder Konstantin der Rächer lautet der Name dieses mitreißenden Stückes!!!

***

Hinweise

Würde S. P. nicht so viel Seife verwenden, käme er nicht jedes Mal zu spät zum Frühstück.

A. S. wird gebeten, nicht auf der Straße zu pfeifen.

T. T. vergisst bitte Amys Serviette nicht.

N. W. darf nicht klagen, weil sein Kleid keine neun Volants hat.

***

Betragen der Klubmitglieder in dieser Woche

Meg – Gut.

Jo – Schlecht.

Beth – Sehr gut.

Amy – Mittel.

Als der Präsident mit dem Verlesen des Blattes fertig war (wobei ich meinen Leserinnen aufrichtig versichern möchte, dass es sich um eine wortgetreue Kopie derjenigen einstmals von den Mädchen verfassten Wochenschrift handelt), folgte eine Runde Applaus, und dann erhob sich Mr Snodgrass, um den übrigen Klubmitgliedern einen Vorschlag zu unterbreiten.

»Herr Präsident, meine Herren«, begann er und nahm eine parlamentarische Haltung sowie einen ebensolchen Tonfall an. »Ich möchte die Zulassung eines neuen Mitglieds beantragen – einer Person, die dieser Ehre unbedingt würdig ist, die überaus dankbar wäre, zum Geiste des Klubs und dem literarischen Wert unserer Zeitschrift einen unschätzbaren Beitrag leisten zu dürfen, und ungemein lustig und nett wäre. Ich schlage Herrn Theodore Laurence als Ehrenmitglied des P.-K. vor. Nun kommt schon, sagt ›Ja‹.«

Jos plötzlicher Wechsel im Tonfall brachte die Mädchen zum Lachen. Dennoch wirkten alle etwas nervös, und niemand sprach, als Snodgrass wieder Platz nahm.

»Wir werden darüber abstimmen«, sagte der Präsident. »Alle, die diesem Antrag zustimmen, sagen bitte ›Ja.‹«

Einem lauten ›Ja‹ von Snodgrass folgte zur allgemeinen Verblüffung eine schüchterne Zusage von Beth.

»Alle, die dagegen stimmen, sagen ›Nein.‹«

Meg und Amy stimmten dagegen, und Mr Winkle stand auf, um mit großer Eleganz zu sagen: »Wir möchten keine Jungen dabeihaben, sie haben nur Flausen im Kopf. Das hier ist ein Damenklub und wir möchten unter uns bleiben.«

»Ich hab Angst, dass er sich über unsere Wochenschrift lustig macht, und danach über uns«, bemerkte Pickwick und zupfte an der kleinen Locke über ihrer Stirn, wie immer, wenn sie unentschlossen war.

Snodgrass sprang auf und sagte mit großem Ernst:

»Sir! Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Laurie wird nichts dergleichen tun. Er schreibt gern, er wird unseren Beiträgen den angemessenen Ton geben und uns davor bewahren, zu gefühlsselig zu werden, verstehen Sie nicht? Wir können so wenig für ihn tun, und er tut so viel für uns, ich finde, es wäre das Mindeste, ihm einen Platz hier anzubieten und ihn willkommen zu heißen.«

Nach dieser geschickten Anspielung auf vergangene Genüsse stand Tupman auf und sah aus, als habe er eine Entscheidung gefällt.

»Ja, wir sollten es tun, selbst wenn wir Angst haben. Ich sage, er darf kommen, und sein Großvater auch, wenn er Lust hat.«

Beths beherzter Ausspruch löste Begeisterungsstürme unter den Klubmitgliedern aus, und Jo verließ ihren Platz, um dem Herrn anerkennend die Hand zu schütteln. »Nun denn, stimmen wir noch mal ab. Denkt dran, es ist unser Laurie, also sagt ›Ja‹«, rief Snodgrass aufgeregt.

»Ja! Ja! Ja!«, erwiderten drei Stimmen auf einmal.

»Gut! Wunderbar! Und weil es nichts Besseres gibt, als ›die Zeit bei den Hörnern zu packen‹, wie Winkle bezeichnenderweise anmerkte, erlaube ich mir, das neue Klubmitglied vorzustellen.« Und zum Verdruss der restlichen Mitglieder warf Jo die Tür zur Kammer auf, in der auf einem Lumpensack ein rotgesichtiger Laurie hockte, der vor unterdrücktem Lachen beinahe platzte.

»Du Schurke! Du Verräter! Jo, wie konntest du nur?«, riefen die drei Mädchen, während Snodgrass ihren Freund triumphierend hinausführte. Sie zauberte sowohl Stuhl als auch Abzeichen hervor und hatte ihm im Nu einen Platz zugewiesen.

»Ihr seid mir ja welche«, begann Mr Pickwick, sich an einem bedrohlichen Stirnrunzeln versuchend, aber nur ein freundliches Lächeln zustande bringend. Das neue Mitglied aber war der Situation durchaus gewachsen, wandte sich dankbar an den Vorsitzenden und sagte auf einnehmendste Weise: »Herr Präsident und meine Damen – Verzeihung – meine Herren –, erlauben Sie mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Sam Weller, getreuer Diener des Klubs.«

»Gut! Gut!«, rief Jo und klapperte mit dem Griff der alten Wärmflasche, auf der sie lehnte.

»Mein treuer Freund und ehrenwerter Unterstützer«, fuhr Laurie mit ausladender Geste fort, »der mich auf so schmeichelhafte Weise eingeführt hat, trägt keine Schuld an der niederträchtigen Strategie des heutigen Abends. Ich selbst habe sie ausgeheckt, und sie hat nur nach sehr viel gutem Zureden zugestimmt.«

»Komm, jetzt nimm nicht alles auf deine Kappe. Du weißt, dass der Vorschlag mit der Kammer von mir kam«, unterbrach ihn Snodgrass, der sich über den Streich noch immer köstlich amüsierte.

»Hört nicht auf sie. Ich bin der Schuft, der’s getan hat«, sagte das neue Mitglied mit Weller’schem Nicken in Richtung Mr Pickwicks. »Aber, bei meiner Ehre, es soll nie wieder vorkommen und ich werde mich fortan nur noch den Interessen dieses unsterblichen Klubs widmen.«

»Hört! Hört!«, rief Jo und trommelte erneut mit dem Henkel der Wärmflasche wie mit einem Becken.

»Weiter! Weiter!«, riefen auch Winkle und Tupman, und der Präsident verbeugte sich wohlwollend.

»Ich möchte nur gesagt haben, dass ich als Zeichen meiner Dankbarkeit für die erbrachte Ehre und als Mittel, die freundlichen Beziehungen zwischen den benachbarten Ländern zu fördern, ein Postamt an der Hecke im unteren Teil des Gartens installiert habe; ein vornehmes, geräumiges Gebäude mit Schlössern an den Türen für Sendungen aus aller Herren Länder – und Damen Länder, natürlich. Es war mal ein Schwalbenhaus, aber ich habe die Tür verstopft und das Dach geöffnet, damit alles Mögliche hineinpasst, so bleibt uns kostbare Zeit erspart. Briefe, Manuskripte, Bücher und Pakete können dort den Besitzer wechseln, und da jede Nation über einen Schlüssel verfügt, wird das, so denke ich, eine großartige Sache werden. Erlauben Sie mir, Ihnen den Klubschlüssel zu überreichen und mit nochmaligem Dank für Ihre Gunst jetzt Platz zu nehmen.«

Großer Applaus, als Mr Weller einen kleinen Schlüssel auf den Tisch legte und sich fallen ließ. Die Wärmflasche klapperte und schlackerte wild hin und her, und es dauerte einen Moment, bis die Ordnung wiederhergestellt war. Es folgte eine lange Diskussion, in der sich alle erstaunlich gut schlugen, denn alle taten ihr Bestes. So war es eine ungewöhnlich lebhafte Sitzung, die erst zu später Stunde aufgehoben wurde und mit drei schrillen Jubelrufen für das neue Mitglied endete. Niemand sollte je die Aufnahme Sam Wellers bereuen, denn ein ergebeneres, höflicheres und jovialeres Mitglied hätte sich ein Klub nicht wünschen können. Er gab den Sitzungen zweifellos Schwung, und der Wochenschrift einen ›angemessenen Ton‹, denn seine Reden lösten Lachkrämpfe bei den Zuhörerinnen aus und seine Beiträge waren exzellent, da patriotisch, klassisch, komisch oder dramatisch, aber niemals gefühlsselig. Jo fand, dass sie eines Bacon, Milton oder Shakespeare würdig waren – und ein guter Einfluss für das eigene Schreiben.

Das ›P. A.‹ war eine glänzende kleine Einrichtung und gedieh prächtig, denn es wurden fast so seltsame Dinge hindurchgeschleust wie durch ein echtes Postamt. Tragödien und Krawatten, Gedichte und Gurkengläser, Sämlinge und lange Briefe, Musik und Lebkuchen, Radiergummis, Einladungen, Ermahnungen und junge Hunde. Auch der alte Herr hatte seinen Spaß damit und versandte sonderbare Päckchen, mysteriöse Botschaften und lustige Telegramme, und sein Gärtner, der für Hannah schwärmte, schickte ihr sage und schreibe zu Händen Jos einen Liebesbrief. Wie sie lachten, als es herauskam – nie hätten sie sich träumen lassen, wie viele Liebesbriefe in den kommenden Jahren noch in diesem kleinen Postamt landen würden.

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