Читать книгу Trägerin des Lichts - Vererben - Lydie Man - Страница 6
Prolog
ОглавлениеDer Wind trieb sie stetig nach Osten. Ein kleines Boot, einer Nussschale gleich und mehr vom finsteren Willen seiner beiden Insassen auf dem Wasser gehalten denn von seiner Festigkeit. Der Gedanke an Rache ließ es vorwärtsgleiten, hin zu jenem Ort, den sie einst als ihre Heimat kannten.
Niemand würde in den beiden Gestalten die Jungen von einst erkennen. Grausam entstellt, verhärmt vom harten Leben in der Wildnis, waren sie kaum noch als menschlich zu bezeichnen. Ihr Innerstes war es schon lange nicht mehr.
Unerkannt landete das Schiff an heimatlichen Gestaden. Unerkannt verschwanden die beiden in einer anderen Wildnis, nicht weniger hart und grausam als die, aus der sie kamen. Dort lauerten sie. Beobachteten. Warteten. Sie hatten alle Zeit der Welt.
Da war sie. Wieder ritt sie durch die Sümpfe wie schon so oft. Dieses Mal hatte sie das Ungeheuer dabei. Die beiden Schatten duckten sich tiefer zwischen das mannshohe Schilf. Das Ungeheuer hatte übernatürliche Kräfte, genauso wie sie...
Sie..
Zuerst gehalten für einen Sklavenbastard, dann entdeckt mit zwei Welpen, die ihm so ähnlich waren, ihrem Feind...
Wüste Gedanken jagten durch die zwei Wahnsinnigen. Eines Tages würden sie sie bekommen, allein oder mit den Kleinen. Und mit ihren Mädchen. Bei dem Gedanken fletschte der eine der beiden lüstern die Zähne. Allein diese Vorstellung hielt sie am Leben, hier in den feuchten, von Krankheit und Fäulnis verseuchten Sümpfen.
Sie waren nicht allein. Weit im Süden gab es jene, die sich mit der fremden Herrschaft nicht abfinden konnten, die nur auf die Gelegenheit warteten, eine solche Geisel in die Hand zu bekommen. Unermessliche Reichtümer würden die beiden erwarten, so stellten sie es sich in ihrem Wahn vor. Ein großes Haus, warm, genug zu essen und jede Menge Sklavinnen, die ihnen zu Diensten sein mussten. Jederzeit.
Aber nicht jetzt. Nicht mit dem Ungeheuer an ihrer Seite. Sie hatten Zeit, sie konnten warten.
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