Читать книгу Nur Ja! heißt ja - Machlus - Страница 10
ОглавлениеLiebe*r Leser*in,
danke, dass du zu diesem Buch gegriffen hast. Bevor du weiterliest, möchte ich dir ein paar vorsorgliche Worte mitgeben.
Es ist nicht leicht, zu lernen und sich neuen Ideen zu öffnen. Bildung ist körperliche und emotionale Arbeit. Besonders, wenn gedankliche Muster entwirrt werden, die wir unser Leben lang gelernt haben. Diese neurologischen Pfade sitzen tief. Neue Nervenverbindungen im Gehirn zu schaffen, erfordert Übung und Geduld. Lernen kann schmerzhafte Gefühle hervorrufen und uns an traumatische Erfahrungen erinnern, die uns als solche nicht einmal bewusst waren. Lernen kann dazu führen, dass wir uns verwundbar fühlen; so als würden die Mauern zerstört, die wir zu unserem Schutz aufgebaut haben. Lernen kann alle möglichen Gefühle erzeugen. Wenn diese Gefühle aufkommen, ignoriere sie nicht und bestrafe dich nicht für sie. Erkunde lieber, wie du auf bestimmte Themen reagierst und warum; das ist ein wichtiger Teil der Reise. Scheue nicht davor zurück, dir professionelle Hilfe oder die Unterstützung eines geliebten Menschen zu holen, um diese Gefühle zu verstehen und ihnen Raum und einen Platz zu geben.
Schuldgefühle sind eine gewöhnliche Reaktion auf ungewohnte Konzepte, etwa wenn wir uns fragen: »Wie konnte ich das bloß nicht erkennen?« Etwas nicht zu wissen, bedeutet nicht, dass du dumm oder böse bist. Die Gegenüberstellung von dumm und klug oder von gut und böse ist sowieso falsch: Wir alle haben unterschiedliches Wissen und befinden uns an verschiedenen Punkten unseres Lernens und Wachsens. Du kannst nicht wissen, was du nicht weißt. Es ist unmöglich, Fragen zu stellen, wenn wir nicht einmal wissen, dass es da eine Frage zu stellen gibt. Wir können nur stetig nach Informationen suchen und unser Bestes tun, um uns weiterzubilden. Das Ergebnis ist die Mühe absolut wert, doch der Lernprozess ist kompliziert. Rechne also damit, dass du Fehler machst. Lasse die Angst davor, irgendetwas falsch zu machen, dich nicht davon abhalten, nach Wissen zu suchen und es anzuwenden. Nimm es nicht persönlich, entschuldige dich und erkenne an, wenn du einen Fehler gemacht hast – wachse weiter.
Menschen vermitteln und empfangen Information auf unterschiedliche Weise. Manchmal tun sie es mit Wut, mit Liebe, mit Frustration, mit Traurigkeit, mit Freude oder mit einer Mischung all dieser Gefühle. Sei offen für unterschiedliche Haltungen (selbstverständlich nicht für Gewalt) und erkenne, dass sie aus persönlichen Lebenserfahrungen hervorgehen. Würdige die Gefühle anderer, so wie du deine eigenen Gefühle würdigen würdest. Vergiss nie, dass das Ziel darin besteht, unsere jeweilige Menschlichkeit anzuerkennen.
Lernen ist eine mächtige Form des Aktivismus, zu der jede einzelne Person fähig ist. Vielleicht wird dieses Buch Teil des Prozesses sein, vielleicht nicht. So oder so freue ich mich über deine Stärke und dein Interesse, weiter zu lernen.
Liebe Grüße,
Shaina