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ОглавлениеEine Woche später beim Abendbrot. Nachdem die Mutter sich von dem leckeren Fricassé aufgegeben hat, fragt sie in die Runde, ob alle schon gepackt hätten. Morgen früh ginge es los. Sie habe schon Ilona vorgeschickt, um das Haus auf Amrum zurechtzumachen. „Also, macht eure Sachen fertig!“
„Ich denke, Ihr beiden müsst allein fahren. Das ist noch nichts für Saskia. Es ist etwas dazwischengekommen. Sie wird auch nicht in die USA fahren,“ hört Saskia nun den Vater einwenden.
„Was? Du fährst nicht? Das ist aber schade! Ich hatte mich schon so auf die HIFI-Anlage in deinem Zimmer gefreut!“ lässt sich Helge zwischen zwei Bissen hören.
„Eines Tages wirst du sie ganz bekommen. Kannst dich schon drauf freuen.“ sagt Saskia. „Wieso denn das?“
„Weil ich nicht mehr lange mache. Hat Papa euch noch nichts erzählt?“
Mit einem scheuen Blick zu seiner Frau antwortet er: „Ich wollte euch die bösen Nachrichten nicht alle auf einmal bringen.“
„Was ist los? Sprich jetzt! Das ist ja die Höhe, dass ihr mir was verschweigt!“ herrscht sie ihn an.
„Bei Saskia hat man erbbedingten Darmkrebs erkannt, der ungewöhnlich früh ausgebrochen ist. Wahrscheinlich wegen einer besonderen Belastung.“
„Den muss sie von dir haben. Deine Mutter hatte ja Brustkrebs. Ich bin gesund.“ ereifert sie sich sofort.
„Ist deine Mutter nicht gerade an Darmkrebs verstorben?“ Nun wird sie bleich und schaut angespannt auf ihren Teller.
„Ihr solltet euch beide einer genetischen Beratung unterziehen, damit man es wenigstens bei euch rechtzeitig erkennt!“ fügt der Vater sachlich hinzu. Doch mit einem Blick auf Saskia seufzt er tief.
„Die Untersuchung zum Lynch-Syndrom ist nicht schlimm. Brauchst du keine Angst zu haben“ wendet sich jetzt Saskia ihrem Bruder zu.
„Was hast du gesagt? Ihr wollt mich lynchen?“ schreit nun die Mutter dazwischen.
„Ruhig Yvonne! Niemand will dich lynchen. Die Krankheit heißt nur nach einem Doktor Lynch. Außerdem geht es jetzt mal nicht um dich, sondern um Saskia, die so viel verkraften muss.“
„Wenn du meinst. Ich kann nicht mehr weiteressen.“ Sprach es und ging in die Küche. Später hallten ihre hohen Absätze weiter hinten in der Villa.
Helge schaute Saskia erschrocken an. Auch er hatte seine Gabel sinken lassen.
Saskia piekte sich indessen den nächsten Bissen auf die Gabel und murmelte: „Ich werde mitfahren nach Amrum, bin erst nach Weihnachten für die nächsten Untersuchungen dran. Viel schlimmer ist, dass ich jetzt gleich Isabell beibringen muss, was mit mir los ist und dass sie allein in die USA fahren muss. Sie wird entsetzt sein. Aber was soll ich machen?“
Vater legt ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. „Saskia, für alles wird sich ein Weg finden, glaub mir!“