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Ausgerechnet der Schwarzwald?

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„Was wollt ihr denn da oben im letzten Zipfel der Republik – im Schwarzwald?“ So die sehr erstaunte Nachfrage des Freundes, als ich seine erste Frage, wohin wir denn in diesem Jahr wandern würden, beantwortet hatte.

Er kommentierte weiter: „Da wohnt doch das mürrische und maulfaule Bergvolk. Und die Frauen tragen so komische Hüte mit Bommeln drauf. Nee, die Schwarzwälder sollen keine angenehmen Zeitgenossen sein! Die wissen immer über alles Bescheid und wollen immer Recht haben!“

Zugegeben: Vor unserer Wanderung war auch ich nicht ganz vorstellungs- und denkfrei von Klischees über die Schwarzwälder. Vor Augen hatte ich dabei vor allem: Kuckucksuhren, Kirschtorte und die Bollenhüte. Die meinte unser Freund, als er über die Bommeln auf den Frauenhüten berichtete.

Vorweggenommen: Kuckucksuhren haben wir während unserer Wanderung viele gehört, Kirschtorte haben wir verkostet und Bollenhüte im Original und als Souvenir oft gesehen.

Auf manches andere, was der Schwarzwälder Art zugerechnet wird, sind wir nicht gestoßen. Vor allem auf Maulfaulheit trafen wir bei den Schwarzwäldern wahrlich nicht. Im Gegenteil! Da hörte ich bei unseren Begegnungen mit den Vertretern dieses Bergvolks so manche flinke Zunge, die selbst mich wortschnellen Berliner das eine oder andere Mal überraschte.

Und noch etwas zugegeben: Die Schwarzwälder und das Schwarzwälderische haben so ihre ganz besonderen Eigenarten. Wir erfuhren es während unserer langen Wanderung immer wieder. Sie zu erschließen und zu verstehen, das fällt dem Nichtschwarzwälder und auch dem Wandererfahrenen oft schwer. Wenn ich da nur an diese uns seltsam anmutenden Bollenhüte denke. Es dauerte seine Wanderzeit, und einiges Nachfragen war notwendig, um herauszufinden, was es mit diesen Kopfbedeckungen der Schwarzwälder Frauen und Mädchen auf sich hat.

Im Kinzigtal wurden wir umfassend fündig. Wir besuchten im Ort Haslach das Schwarzwälder Trachtenmuseum und erfuhren dort unter anderem: Der Hut mit den Bollen wurde seit Mitte des 18. Jahrhunderts in drei Dörfern des Tals als regionales Erkennungszeichen getragen. Wie das mit modischen Dingen so manchmal ist, verbreitete sich diese Mode. Der Hut entwickelte sich zum Symbol für den gesamten Schwarzwald. Vierzehn Stück von diesen Wollkugeln trägt Frau oder Mädchen auf dem Hut bzw. dem Kopf.

Rote Bollen zeigen an, dass die Trägerin des Hutes unverheiratet ist, verheiratete Frauen schmücken ihre Hüte mit schwarzen Bollen. Vierzehn Bollen – da kann der Hut schon bis zu zwei Kilogramm schwer werden. Unter dem Hut wird eine seidene Haube getragen. Sie wird mit zwei breiten langen Bändern unter dem Kinn festgebunden. Kleine Mädchen vor ihrer Konfirmation sowie alte Frauen tragen nur diese Haube. Und das Ganze ist auf bzw. an einem weißgekalkten breitkrempigen Strohhut befestigt.

So besonders – nicht merkwürdig – geht das im Schwarzwald zu mit den Sitten und Bräuchen, mit den Gewohnheiten und Umgangsformen sowie mit dem Sprechen und der Sprache. Über manches, was wir darüber erfuhren, wird noch zu berichten sein. Bereits hier soll aber festgehalten werden: Die Schwarzwälder Leute zeichnen sich durchweg durch Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und besonders durch Gastfreundlichkeit aus. Und unterhalten kann man sich richtig gut mit ihnen. Da war für uns immer etwas zum Dazulernen dabei.

Schwarzwald - FernSichten und EinSichten während einer Wanderung über den Westweg und den Ostweg

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