Читать книгу Schwarzwald - FernSichten und EinSichten während einer Wanderung über den Westweg und den Ostweg - Malte Kerber - Страница 12
West-, Ost- oder Mittelweg?
ОглавлениеAuf drei Fernwanderwegen kann man über und durch den Schwarzwald „fahren“. Fahren meint hier nicht die autogestützte Fortbewegung. Wer nach alter Wanderfahrensleute Sitte „über die Lande ausfahren“ will, der muss sich zünftig in Bewegung setzen – also „auf Schusters Rappen“ und mit dem Rucksack am Mann bzw. an der Frau. Ein wenig zeitgemäßer und bequemer geht es in bekannten Wanderregionen auch „mit Gepäcktransport und vorbereiteten Quartieren“. Verschiedene Reiseveranstalter bieten da unterschiedliche Möglichkeiten für die Tourgestaltung an.
Wer also – so oder so – zu Fuß eine lange Strecke durch den Schwarzwald wandern möchte, hat nicht die Qual, sondern das spannende Vergnügen der Wahl. Denn, wie festgestellt: Auf drei Fernwanderwegen kann man über und durch den Schwarzwald „fahren“. Von Norden nach Süden gewandert, beginnen die drei Wege in Pforzheim. Am Rande der Stadt, wo einst eine Erzschmelze und Schmiede standen, der so genannte „Kupferhammer“. Heute bemüht sich an dieser Stelle ein weithin bekannter Biergarten mit eben diesem Namen, seine durstigen oder hungrigen Gäste zufrieden zu stellen. Und wie eh und je fließt dort die Würm in die Nagold.
Der Westweg ist der älteste und bekannteste der drei Fernwanderwege, er beendet seinen Lauf über den Schwarzwaldkamm nach 285 Kilometern in Basel.
Der Mittelweg, der anspruchsvollste von den dreien, hat sein Ziel nach 225 Kilometern in Waldshut am Rhein erreicht.
Der Ostweg führt den Wanderer von Pforzheim über 240 Kilometer nach Schaffhausen in der Schweiz.
Dank der verdienstvollen Arbeit vieler Mitglieder des Schwarzwaldvereins sind diese drei Wege durchgehend markiert. Vom Start am Pforzheimer „Kupferhammer“ bis hin zu ihrem Ziel in Basel, Waldshut oder Schaffhausen. Die Rauten, also die Wanderzeichen, leiten die Wanderer sicher über die Fernwege. Eine gute Wanderkarte sollte man aber außerdem bei sich haben. Der Orientierungsblick auf die Übersichtskarte verschafft mehr Sicherheit. Unsere drei großen Schwarzwaldwege haben ihre eigenen charakteristischen Markierungen bzw. Wanderzeichen.
Angebracht sind die etwa siebenmal zehn Zentimeter großen emaillierten Metallschildchen im Wald an den Bäumen, außerhalb des Waldes oft an Pfählen oder Zäunen. In Ortschaften sieht man die Rautenzeichen an gut sichtbaren Stellen meist als Aufkleber.
Westweg rote Raute | |
Mittelweg rote Raute mit senkrechtem weißen Strich in der Mitte | |
Ostweg schwarz-rot gehälftete Raute |
Ausdrücklich sei hier vermerkt, dass es eine große Wandersünde darstellt, eines dieser Metallschildchen abzumontieren und als Andenken „mitgehen“ zu lassen. Wer solch ein unsportliches oder unkameradschaftliches Tun zeigt, denkt nicht an die Wanderer, die nach ihm kommen. Er denkt auch nicht an die vielen ehrenamtlichen Markierer des Schwarzwaldvereins, die ihre Freizeit opfern, damit die Wanderer sicher über die Wege geleitet werden und ihr Ziel erreichen. (Siehe auch das Kapitel „Die Beruhigungsmarkierung“, Seite 135.)
In diesem Zusammenhang sei darauf aufmerksam gemacht, dass man die originalen Wegezeichen der drei Fernwanderwege bei der Hauptgeschäftsstelle des Schwarzwaldvereins in Freiburg bestellen und kaufen kann. Wer also diesen ehrlichen kleinen Umweg wählt, der kann wie wir seine heimatliche Erinnerungsecke mit diesen Souvenirs schmücken. Ohne dass er ein schlechtes Gewissen haben müsste.
Von den drei Fernwanderwegen über den Schwarzwald wollten wir, meine Frau und ich, zwei wandern: am „Kupferhammer“ starten, dann Richtung Süden zum Rhein ziehen. Auf einem anderen Weg sollte es wieder zurück nach Pforzheim gehen. Wir fragten uns: Welche beiden der drei Wege wandern wir und in welcher Reihenfolge?
Wenn ich dem Muster meines bisher zurückgelegten Lebenslaufes gefolgt wäre, hätte ich erst ein Stück des Westweges, dann den Ostweg und schließlich wieder den Westweg wandern müssen. Womit etwas verklausuliert angedeutet worden ist, welchen verschlungenen Weg mein Lebenslauf bis heute genommen hat. Doch mit der eigenen Vita lässt sich Geschichte nicht erklären, höchstens illustrieren. Außerdem wurden die Wanderwege im Schwarzwald, die diesen Namen tragen, am Anfang des 19. Jahrhunderts begründet. Einfache Ossi-Wessi-Klischees spielten da noch keine Rolle für die Bewertung von Lebensläufen, wie das gegenwärtig so häufig der Fall ist.
Und im Übrigen: Neue Wanderwege, die man gehen will, sollten nicht nach der Karte bisher gegangener Lebenswege bestimmt werden. Zu schnell geriete man in die Gefahr, dass sich manches wiederholt oder dass man enttäuscht wird, weil die Erinnerung getrogen hat. Wir ließen uns deshalb bei unserer Planung nicht von modischen West-Ost-Begriffen leiten.
Unser grundlegender Wanderplan sah nach vielen Überlegungen folgendermaßen aus:
Zuerst den westlichen Weg von Pforzheim nach Basel laufen, dann mit der Bahn bzw. mit dem Bus nach Schaffhausen fahren und von dort auf dem Ostweg wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung nach Pforzheim ziehen. Start und Ziel unserer „Walz“ durch und über den Schwarzwald sollte also der „Kupferhammer“ sein.
Der Wanderinteressierte, der diese Notizen liest, möchte vielleicht nachvollziehen, in welchen Abschnitten wir über die beiden von uns ausgewählten Wege gelaufen sind. Auch wenn ihr Verlauf genau festgelegt ist und durch die Markierungen angezeigt wird, kann man und wird man die Etappen variieren. Das ist ja unter anderem davon abhängig, wie viel Zeit man für die gesamte Tour einplant.
Für den Interessierten also nachfolgend unsere „Fahrt“ über den West- und über den Ostweg. Allerdings nur dargestellt, indem die Start- und Zielpunkte der einzelnen Etappen genannt werden. So wie wir sie gewandert sind.