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Zeitliche und räumliche Verbreitung Erste Zeugnisse

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Die frühesten sicher zu datierenden Zeugnisse für den Mithras-Kult kommen zwar nicht aus Italien, sondern aus einigen Provinzen, stehen dort aber jeweils mit Personen in Zusammenhang, die aus Italien stammen.

Wichtig ist etwa die Weihung eines Hauptmanns der cohors XXXII voluntariorum civium Romanorum aus Frankfurt-Heddernheim (Hessen), einer Truppe also, die sich, anders als bei solchen Hilfstruppen die Regel, aus römischen Bürgern, zu dieser Zeit vor allem aus Italikern rekrutierte (CIMRM-01, 01098). Sie war nur bis zum Ende des 1. Jahrhunderts in Heddernheim stationiert und wurde dann nach Ober-Florstadt (Hessen) verlegt. Daher ist die Inschrift wohl in der Zeit vor 90 entstanden. Der Altar eines Reiters Tacitus im selben Mithräum wurde vor 110 errichtet (CIMRM-01, 01092). Wie das Beispiel des Tacitus zeigt, fand der neue Kult rasch Anklang bei den Truppen; sein Altar ist zwar der Fortuna geweiht, hat aber ein Relief des stiertragenden Mithras. Ein zweites Mithras-Heiligtum wurde in Heddernheim um 100 errichtet, woraus sich schließen lässt, dass der Kult bereits an Boden gewonnen hatte; das Gründungsdatum ist aufgrund der in ihm gefundenen Gebrauchskeramik bestimmt.46 Ebenfalls aufgrund der Keramik, südgallischen Sigillata-Gefäßen, wird ein Mithräum in Mainz von I. Huld-Zetsche noch ins 1. Jahrhundert datiert.47

Einen spätestmöglichen Zeitpunkt der Weihung besitzen wir für eine Inschrift aus Bad Deutsch-Altenburg (Österreich), die von einem in der legio XV Apollinaris dienenden Soldaten aus Italien gestiftet wurde (CIMRM-02, 01718); diese Legion war etwa bis zum Ende der traianischen Zeit (98–117) dort stationiert. In Steklen (Bulgarien) ist es um 100 ein Sklave im Dienst eines italischen Zollpächters, den wir als einen der ersten Vertreter des Mithras-Kultes in dieser Provinz kennen lernen.48

Der Mithras-Kult ist folglich von Italien aus sowohl an den Rhein wie an die Donau gelangt. Es waren in Italien rekrutierte Soldaten, Angehörige des Personals italischer Zollpächter oder sonstige römische Bürger aus dem Mutterland, die den neuen Kult in die Provinzen trugen. Zu denken ist beispielsweise an die während der ersten beiden Jahrhunderte zu beobachtende Einwanderung von Italikern in die Provinz Dalmatia oder die mit Traian beginnende Kolonisation von Dacia.

Als Anspielung auf ein Mithras-Kultbild in einer Grotte in Rom kann eine Notiz des Dichters Statius aufgefasst werden. Um 90 stellt er Mithras wie selbstverständlich in einen römischen Kontext und beschreibt ihn als einen Sonnengott, „der unter dem Felsendach einer persischen Grotte die widerspenstigen Hörner ergreift und dreht“ („Thebais“ 1, 719–720).49 Einige Elemente der Mithras-Legende waren zu dieser Zeit in Rom bereits so bekannt, dass das Auditorium des Dichters mit dem Namen des Gottes und dem Vorgang etwas verband.

Eine der ältesten datierbaren Inschriften aus der Hauptstadt befindet sich auf einem freistehenden Stiertötungsrelief, das ein Sklave stiftete, der über erhebliche Mittel verfügt haben muss: „Alcimus, des Tiberius Claudius Livianus Sklave und Verwalter hat (das Relief–Abb. 106) dem Sonnengott Mithras als Geschenk gegeben.“ Alcimus’ Besitzer kann wohl mit dem Prätorianerpräfekten Traians identifiziert werden, so dass die Weihung in die Zeit vor 120 gehört. Manches an diesem Stück ist ungewöhnlich wie die Ähren, die statt Blut aus der Stichwunde am Hals entstehen. Auch die beiden Fackelträger, die gemeinsam hinter dem Stier stehen – von der Originalform sind nur noch die Füße erhalten – und von denen einer den Schwanz des Stieres statt einer Fackel hält, sprechen für eine frühe Entstehungszeit. Dieses Weihegeschenk ist noch in anderer Hinsicht bedeutend. Als eines der ältesten zeigt es bereits die Gleichsetzung von Sol und Mithras. Ferner ist die namentliche Erwähnung des Prätorianerpräfekten zu beachten. Sie besagt zwar nichts darüber, ob der Präfekt sich in die Mysterien hatte einweihen lassen, aber es war dem Sklaven sicher nicht möglich, die Inschrift ohne Wissen seines Herrn aufzustellen; von ihm können wir also erwarten, dass er bei Mitgliedern seiner Sklaven-Familie die Teilnahme an dem Mithras-Kult gestattete. Über die anfängliche rechtliche Stellung der Gemeinschaften wissen wir nichts. Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass Kultgemeinschaften, die früh über Anhänger in der Armee und in der staatlichen Verwaltung verfügten, lange in ungeordneten Verhältnissen blieben. Die Genehmigung als anerkannte Religionsgemeinschaft wird rasch erfolgt sein.

Ausgangsgebiet des Kultes war Italien; wegen der Masse der dort gefundenen Zeugnisse lässt sich wohl auf die Gegend von Rom/Ostia schließen. Hier hat der städtische Kult einige Eigentümlichkeiten über das 1. Jahrhundert hinaus behalten, aus dem uns keine sicher datierbaren Monumente vorliegen. Hierzu gehört die Bezeichnung der Heiligtümer als spelaeum, als Kulthöhle, die nicht so schnell von dem Begriff templum (Tempel) abgelöst wurde wie in den Provinzen (S. 48). Hier scheint man sich in der bildlichen Darstellung länger und stärker auf die Stiertötung konzentriert zu haben. Während in Italien nur jedes zehnte Relief zusätzliche Themen aus der Kultlegende aufgreift, ist es in den Provinzen auf jedem vierten der Fall.

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