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K A P I T E L 1

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Der Autohändler Lasse Wahlström saß in seinem Glaskasten und blickte mißmutig auf die eng aneinander geparkten Autos. Seit die Regierung ihre ambitionierten Ziele zur Senkung der klimaschädlichen Abgase bekannt gegeben hatte und der Anteil der E-Autos stramm auf die fünfzig Prozent zuschritt, war der Absatz um gefühlte neunzig Prozent zurück gegangen. Nur Abenteurer und Landwirte, die auf die allradgetriebenen geländegängigen Fahrzeuge nicht verzichten konnten oder wollten, kauften noch ab und zu einen der Ladenhüter.

Um wenigstens einen Teil der meist dieselbetriebenen Fahrzeuge loszuschlagen, hatte er Rabattaktionen bis über die Schmerzgrenze ins Leben gerufen. In zähen Verhandlungen mit den Herstellern hatte er immerhin erreicht, dass die Verluste ausgeglichen und ihm eine Verkaufsmarge von sage und schreibe drei Prozent gewährt wurden.

Das deckte gerade die Ladenmiete.

Er spielte schon geraume Zeit mit dem Gedanken, das Geschäft abzustoßen. Er würde in seinen erlernten Beruf des Fotografen zurück kehren. Weniger als hier würde er nicht verdienen, in keinem Falle würde es ein Zuschussgeschäft sein.

Ein besonderer Dorn im Auge war ihm dieser unverkäufliche Toyota PickUp. Der stand schon über anderthalb Jahre auf seinem Hof. Den Bauern war er zu schmal und die Ladefläche zu kurz, den Abenteurern war er für das Durchqueren von Flussbetten und was die sich sonst so vorstellten zu breit und nicht wendig genug.

Und genau um dieses vermaledeite Gefährt, von dem er sich schon geschworen hatte, es zu verschenken, schlich – er traute seinen Augen kaum – ein Mann in der typischen Kleidung eines Outdoorers herum.

Wahlström schwang sich aus seinem Bürosessel. Er zwang sich, nicht zu eilig auf den potentiellen Interessenten zu zu gehen und stellte sich kommentarlos neben ihn.

„Der Preis da ist wohl nicht ernst gemeint, oder?“, sprach ihn der Typ in englischer Sprache an.

„Ich finde ihn auch zu niedrig“, witzelte Wahlström.

„Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt. Außerdem müsste ich die Karre erst auf Herz und Nieren testen. Ich will ein Stück nach Norden hoch und am Montag zurück sein. Ginge das?“

Wahlström wog das Risiko ab. Er fasste einen Entschluss.

„Klar geht das. Wenn du eine Sicherheit hinterlegst von – sagen wir – 15.000 Kronen, kannst du das Teil zwei Tage fahren. Für Schäden musst du natürlich aufkommen. Er ist übrigens vollgetankt! Und über den Preis sprechen wir, wenn du zurück bist. Komm' ins Büro.“

Der Interessent hatte sich entschlossen, das Risiko einzugehen, den PickUp unter seinem richtigen Namen zu mieten. Er händigte dem Verkäufer seinen Ausweis und Führerschein aus.

„Falk Schröder“, las Wahlström laut. „Kommst aus Deutschland? War ich mal vor langer Zeit. Bin über Hamburg nicht hinaus gekommen. Ist aber eine schöne Stadt. Und du, wo kommst du her? Ach, hier steht's ja: Wiesbaden. Sagt mir nix. Aber ist ja auch egal.“

Falk, dem der Verkäufer langsam auf die Nerven ging, trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch.

Wahlström bemerkte die Ungeduld. „Bloß nicht verärgern“, dachte er und beeilte sich, den Leihvertrag auszufüllen.

Falk unterschrieb das Papier und blätterte 15.000 norwegische Kronen in bar auf den Tisch. Er erhielt seine Dokumente und den Autoschlüssel ausgehändigt und erhob sich.

„Nimm dir einen Kaffee. Ich muss noch die Kennzeichen anbringen und zwei Autos wegfahren, sonst kommst du nicht raus.“

Falk setzte sich wieder und wartete. Endlich kam der Verkäufer zurück.

„Alles klar, du kannst jetzt direkt zur Ausfahrt, der Weg ist frei. Gute Fahrt und bis Montag.“ Falk nickte, schüttelte dem Mann die Hand und verließ den Laden. Am PickUp angelangt tat er so, als vergewissere er sich, dass die Kennzeichen richtig befestigt wären. Dann bestieg er den Fahrersitz, ruckelte ihn zurecht, startete und fuhr vom Gelände.

Wahlström rieb sich die Hände. Entweder es würde mit dem Verkauf klappen – das wäre ein Fest. Oder der Typ würde mit dem Ladenhüter auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Das wäre fast noch besser. Denn er wäre diese Karre los und immerhin um 15.000 Kronen und die Versicherungsleistung für ein gestohlenes Fahrzeug reicher.

Win-Win“, murmelte er und beschloss, das Haus zu schließen und ins Wochenende zu gehen.

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