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Kapitel 4

Je näher der Gleiter der Residenz des Regenten kam, desto beeindruckender wirkte das Gebäude. Als Granger schließlich ausstieg und direkt davor stand, musste er sich eingestehen, dass er noch auf keiner Welt etwas Vergleichbares gesehen hatte.

Der Bau war zweifelsohne von Handwerkern errichtet worden, wie es in uralten Zeiten üblich gewesen war. Der Putz zeigte Unregelmäßigkeiten, die Fenster waren nicht ganz exakt eingesetzt und die Stufen der breiten Treppe am Eingang bestanden aus einzelnen, behauenen Marmorblöcken. Der Umfang an manueller Arbeit, die hier investiert worden war, musste enorm gewesen sein. Und sicherlich erforderte auch die Instandhaltung erheblichen Aufwand.

Die hohen Türen öffneten sich vor Granger und er zuckte zurück - sie wurden von betressten Dienern geöffnet. Das hatte er noch nie erlebt! Während in der ganzen Stadt Personal für fast überflüssig erachtet wurde, standen hier alleine im Eingangsbereich acht Menschen, die nichts anders zu tun hatten, als Besucher zu begrüßen.

Ein junger Mann kam die mit rotem Teppich belegten Treppen herunter. Aufzüge schien es in diesem Gebäude nicht zu geben. Der Mann hieß Granger willkommen und führte ihn in die Außenstelle des Handelsministeriums in der Residenz. „Man erwartet Sie. Gestatten Sie, dass ich Sie zur zuständigen Referentin geleite?“

Mit einem Nicken signalisierte Granger seine Zustimmung und folgte ihm in den ersten Stock, wo ein weiterer Diener eine Tür aufhielt. So gelangten sie in ein Wartezimmer. Granger setzte sich für einige Minuten auf einen der hölzernen Stühle, die entlang den Wänden standen. Sein Begleiter blieb bei der Tür und lächelte freundlich. Dann kam aus einer Seitentür Shylah herein und der junge Mann verabschiedete sich.

„Willkommen in der Residenz“, sagte Shylah und führte Granger in ihr Büro.

Der Raum war groß genug, um einem Dutzend Angestellten Platz zu bieten, aber es stand nur ein Schreibtisch darin. Granger war fast ein wenig enttäuscht, als er die technisch moderne Ausstattung sah: Computeranschlüsse, 3D-Projektoren, verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten.

Shylah bemerkte seinen Blick und lachte. „Die Verwaltung ist auf dem neuesten Stand. Die Vorliebe des Regenten für Antikes hat ihre Grenzen. Nimm Platz!“

„Es liegt ja in seinem Interesse, dass alles problemlos läuft bei der Verwaltung des Planeten.“ Granger setzte sich an den kleinen Besuchertisch.

„Oh, ich glaube nicht, dass er davon etwas mit bekommt. Die Administration funktioniert am besten, wenn er sich heraushält. Aber erzähl das nicht weiter.“ Shylah lachte und stellte zwei Gläser auf den Tisch, in die sie eine aromatisch riechende Flüssigkeit schenkte. „Das ist einer unserer Exportartikel: Neersaft. Gesund, wohlschmeckend, lange haltbar. Die Pflanzen gedeihen nur auf wenigen Planeten, am besten aber bei uns auf Onistar.“

Granger probierte. Der Geschmack war leicht süß, angenehm säuerlich und so fruchtig, wie er es noch nie erlebt hatte. Er trank das Glas leer. „Der Saft könnte in der Perseus-Kolonie ein Verkaufsschlager sein.“

„Leider reicht die Ernte jetzt schon kaum aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Wir werden ihn dir also nicht zum Verkauf anbieten.“

„Schade. Aber es beweist, dass es auf Onistar mehr mögliche Handelswaren gibt, als man im ersten Moment glauben könnte. Werden hier auch technische Produkte herstellt?“

„Nur das, was man benötigt, um alles am Laufen zu halten. Und Ersatzteile für die Traderschiffe, die uns versorgen.“

„Ich habe keine Werften im Orbit gesehen.“

„Die sind nicht erforderlich. Reparaturen werden von Technikern durchgeführt, die bei Bedarf mit Shuttles hochfliegen.“

„Und was ist mit Kampfschiffen? Sicherlich verfügt Onistar über eine Flotte, um sich vor Gegnern zu schützen.“

„Welche Gegner?“ Shylah sah Granger an, als zweifle sie an seinem Geisteszustand. „Niemand hat etwas gegen uns.“

„Es gibt keine Verteidigungsflotte und keine Abwehrstellungen?“, hakte Granger nach.

„Wozu?“

„Ganz so problemlos kann es hier nicht zugehen. Ich habe vom Orbit aus festgestellt, dass Teile der Oberfläche unter einem Ortungsschutz liegen, eine sogar unter einem optischen Ablenkfeld. Das ist eine ziemlich aufwendige Einrichtung. Vor wem will man sich damit schützen, wenn ihr keine Feinde habt?“

„Ortungsschutz? Ablenkfeld?“ Shylah zog überrascht die Augenbrauen hoch. „So etwas gibt es bei uns nicht. Die Instrumente an Bord deines Schiffes müssen defekt sein. Soll ich einen Techniker beauftragen, sie sich einmal anzusehen?“

„Danke, nicht nötig. Die Adausy ist für Langstreckenflüge konzipiert, die wichtigsten Geräte sind mehrfach vorhanden. Ich weiß also mit Sicherheit, dass es solche geschützten Gebiete hier auf Onistar gibt.“

Shylah rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. „Von technischen Dingen verstehe ich nicht viel. Ich bin für den Handel zuständig. Wir waren bei der Frage, ob es sich für Trader lohnt, die lange Strecke hierher zurückzulegen, um uns mit Produkten zu beliefern, die uns fehlen.“

„Und im Gegenzug Waren mitzunehmen, die in der Perseus-Kolonie einen guten Preis erzielen können.“

„Beides gibt es leider nicht“, sagte Shylah, nun wieder selbstsicher und bestimmt. „Wir haben alles, was wir brauchen. Andererseits wird außer Grundnahrungsmitteln nichts in solchem Überfluss produziert, dass wir es exportieren könnten. Was fehlt, besorgen uns die Trader von anderen unabhängigen Planeten.“

„Wie ich erfahren habe, seid ihr auch bei der Versorgung mit Hypersprungkristallen autark.“

Shylah zuckte mit den Schultern. „Der Bedarf an ihnen ist nicht groß, nur die Frachtschiffe benutzen sie. Wir haben einige Tausend hier auf Onistar gelagert, um defekte Sprungantriebe reparieren zu können. Aber mehr benötigen wir nicht.“

„Einige Tausend! In der Perseus-Kolonie sind die ein kleines Vermögen wert. Das wäre doch ein Handelsgut, dessen Transport sich lohnen würde. Wenn ihr die Produktion der Kristalle ankurbelt, könnte das ein Riesengeschäft werden.“

Gespannt wartete Granger auf die Antwort der jungen Frau. Doch Shylah schien an diesem Thema nicht interessiert. „Wir stellen die Kristalle nicht auf Onistar her, sondern sie werden geliefert. Ich weiß nicht einmal, wo genau man sie produziert. Der Händler, der sie zu uns bringt, kommt weit herum.“

„Aber er muss doch sagen können, wo der Ursprung dieser Ware ist, die er transportiert.“

„Und? Selbst wenn er uns den Namen des Planeten nennen könnte: Es gibt viele Welten, auf denen Menschen leben und von denen wir hier noch nie gehört haben.“ Shylah stand auf. „Einen Moment bitte.“

Sie ging zur Tür und öffnete sie. Geräusche und Stimmen waren zu hören, so als würde eine große Gruppe von Leuten durch einen entfernten Flur gehen und sich dabei halblaut unterhalten.

„Auch das noch!“, seufzte Shylah und verdreht die Augen.

„Was ist los?“ Granger stand ebenfalls auf und ging zur Tür.

„Dem Regenten ist langweilig.“

Granger staunte über diese freimütige Äußerung. Schließlich redete sie über ihren obersten Vorgesetzten, den Herrscher dieses Planeten.

„Wenn ihm gar nichts anderes einfällt, spaziert er mit seiner Entourage durch das Gebäude, um die Arbeit der Regierung zu kontrollieren“, erklärte Shylah. „Jedenfalls nennt er das so. Tatsächlich sucht er einfach ein wenig Abwechslung und will wichtig genommen werden. Hoffen wir, dass er nicht ausgerechnet in dieses Büro kommt.“

Doch die Geräusche näherten sich. Shylah holte Unterlagen in Papierform aus einem Schrank und legte sie auf ihren Schreibtisch. Außerdem schaltete sie eine 3D-Projektion ein, die abwechselnd verschiedene Statistiken zeigte. Dann blinzelte sie Granger zu: „Ob man viel zu tun hat oder nicht, spielt bei solchen Gelegenheiten keine Rolle. Wesentlich ist, dass es so aussieht, als habe man viel zu tun.“

„Ich schätze, das ist überall so. Der Schein ist wichtiger als das Sein.“ Granger zog die Tür weiter auf und sah hinaus auf den Flur.

Soldaten in roten Uniformen mit antiken Waffen bezogen Posten entlang der Wände. Sie standen stramm und starrten geradeaus, als gebe es sonst nichts als sie. Dann kam der erste Würdenträger um die Ecke. Granger blieb fast der Mund offen stehen.

Der Mann trug mehrere Schichten Bekleidung übereinander und wirkte dadurch aufgeplustert und doppelt so dick, wie er wahrscheinlich war. Überall waren Rüschen, Schleifen und andere Applikationen angebracht. Der dünne Spazierstock, auf den er sich affektiert stützte, war mit Edelsteinen besetzt und der Griff schien aus Gold zu bestehen.

Das muss der Regent sein, dachte Granger, aber da kam schon ein zweiter Mann, der ebenso aufwendig gekleidet war. Als Nächstes erschien eine Frau in einem so weiten Rock, dass der fast die gesamte Breite des Gangs einnahm.

„Tür zu!“, zischte Shylah hinter ihm.

Granger schloss hastig die Tür und drehte sich nach ihr um.

„Wenn wir Glück haben, gehen sie vorbei“, erklärte sie. „Aber sicherheitshalber setzen wir uns so hin, als würden wir uns über die dargestellten Statistiken unterhalten. Sollte jemand hereinkommen, dann steh auf und verbeuge dich so tief wie möglich. Das macht einen guten Eindruck.“

Wenige Minuten später öffnete sich die Tür und vier der roten Soldaten erschienen. Ohne etwas zu sagen, positionierten sich je zwei an der Tür und neben Shylahs Schreibtisch. Es folgte einer der aufwendig gekleideten Herren, der sich das Büro ansah, als habe er noch nie etwas so Seltsames gesehen. Dann wandte er sich Shylah zu, musterte zuerst sie und schließlich Granger.

Der hatte vor Verblüffung zunächst vergessen, was ihm gesagt worden war. Als er jedoch sah, wie Shylah aufstand und einen Knicks machte, erhob auch er sich und verbeugte sich. Nicht sonderlich tief, aber so, dass es als eine Geste der Höflichkeit erkennbar war.

„Lassen Sie sich durch mich nicht stören“, forderte der Mann mit einer brummenden Baritonstimme. Er wandte seine Aufmerksamkeit der 3D-Grafik zu und er studierte sie, als verstünde er genau, worum es ging. „Faszinierend!“, begann er dann. „All diese farbigen Linien und Figuren, die in der Luft schweben, als seien sie real. Und doch ist es nur eine Vorspiegelung von Tatsachen durch den Computer, nicht wahr?“

„Ganz recht“, bestätigte Shylah. „Es erleichtert uns die Arbeit, wenn die Zahlen so aufbereitet werden.“

„Zahlen, Zahlen, Zahlen!“ Der Mann schüttelte mit einem angewiderten Gesichtsausdruck den Kopf. „Als ginge es nur um Zahlen in der Administration. Dabei geht es doch um die Menschen, um Onistar, um das große Ganze! Ich bin sicher, seine Exzellenz der Regent wird mir zustimmen. Ich lasse ihn rufen.“

Der Mann gab den Soldaten neben der Tür durch einen Wink zu verstehen, dass sie gemeint waren. Einer von ihnen stolzierte daraufhin kerzengerade hinaus auf den Flur.

Als er zurückkam, hielt er die Tür weit auf, obwohl sie auch ohne das offengeblieben wäre. Herein kam ein großer, völlig verfetteter Mann, der ganz in Beige und Weiß gekleidet war.

„Seine Exzellenz Osinius, Regent von Onistar!“, verkündete der Soldat.

Der Regent sah sich kurz um, starrte dann Granger an und sagte: „Ein Fremder! Wie seltsam! Warum wurde ich nicht darüber informiert?“ Seine Stimme klang dünn und ein wenig schrill.

Da Shylah wieder knickste, hielte es Granger für angebracht, sich noch einmal zu verbeugen, diesmal ein wenig tiefer als vorher.

„Nun, warum sagt denn keiner etwas?“, hakte der Regent nach, als niemand auf seine Frage reagierte. „Will man womöglich wichtige Neuigkeiten vor mir geheim halten? Das kann ich auf keinen Fall zulassen. Sie!“ Sein dicker Wurstfinger zeigte auf Shylah. „Sie erklären mir jetzt auf der Stelle, wer dieser Fremde ist, wie er hierher kam und was es sonst noch an Wissenswertem gibt.“

„Ich darf Eurer Exzellenz den Trader Granger Tschad vorstellen“, begann Shylah. „Er ist mit einem Frachtschiff aus der Perseus-Kolonie gekommen, um sich nach Möglichkeiten des Handels zu erkundigen.“

„Ja, und, und?“, drängelte der Regent.

„Selbstverständlich verfügt die Bevölkerung von Onistar über alles, was sie benötigt, aber es gibt keinen unnötigen Überfluss, den man exportieren könnte.“

„So ist es!“ Der Regent wandte sich wieder Granger zu. „Das muss eine furchtbare Enttäuschung für Sie sein, nicht wahr? So eine weite Reise, sicherlich durch gefährliche Regionen des unendlichen Weltalls und so weiter, und alles vergebens. Ich drücke Ihnen mein Bedauern aus und lade Sie als Entschädigung zu einem Diner in kleinem Kreis heute Abend ein. Ich hoffe, Sie werden kommen.“

Granger fühlte einen Schubs, den Shylah ihm verpasste. Er verbeugte sich noch einmal. „Das ist eine große Ehre. Ich nehme die Einladung gerne an.“

„Gut so! Gäste zu bewirten ist eine der Tugenden, die wir hier auf Onistar besonders pflegen. Ich bin sicher, Sie werden das zu schätzen wissen.“ Der Regent winkte in einer schwächlichen Geste die rechte Hand zum Abschied, wandte sich um und ging hinaus.

Sein Begleiter und die Soldaten verließen das Büro ebenfalls.

Granger sah Shylah fragend an: „Er hat nicht gesagt, wo und wann ich zu dem Diner erscheinen soll.“

„Keine Sorge, darum kümmert sich eine ganze Heerschar von Lakaien“, beruhigte sie ihn. „Vermutlich informiert man schon in diesem Moment dein Hotel. Sobald du dorthin zurückkehrst, wird dich ein Schneider besuchen und dir angemessene Kleidung verpassen.“

„Ich verkleide mich nicht!“, rief Granger entrüstet. „Der Regent sagte, es sei ein Diner in kleinem Kreis. Da werde ich doch nicht so herausgeputzt erscheinen müssen wie diese Gecken in seiner Begleitung.“

Shylah kicherte. „In kleinem Kreis bedeutet, dass zwischen fünfzig und hundert Gäste dort sein werden. Einerseits stimmt es, dass sich niemand um dich kümmern wird. Andererseits gilt das nur, wenn du in der Menge nicht auffällst.“

„Ist es normal, dass man als Fremder gleich vom Regenten eingeladen wird?“

„Nein. Noch weniger normal ist es, dass er dich sofort als Fremden erkannt hat. Man muss ihn vorab darüber informiert haben. Vermutlich ist er überhaupt nur gekommen, um sich ein Bild von dir zu machen. Das ist ungewöhnlich.“

„Was kann er von mir wollen?“, fragte Granger.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht gibt es etwas, das ein Trader für ihn tun kann.“

„Zum Beispiel besondere Delikatessen für ihn von Gaia holen“, sagte Granger. Er fing an, zu grinsen. „Seine Exzellenz sieht so aus, als wäre er dafür empfänglich.“

„Also das gehört zu den Dingen, die du heute Abend keinesfalls erwähnen solltest“, rügte ihn Shylah. Aber sie grinste ebenfalls.

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