Читать книгу Die Brückeninseln - Manfred Rehor - Страница 6
ОглавлениеMacay und Perret auf der Flucht
Die Rufe der Wächter, die hinter ihnen her waren, wurden leiser, dafür das Hundegebell lauter. Macay und Perret stolperten durch das Unterholz. Dabei versuchten sie, sich neben dem Flussufer zu halten, weil sie so die Orientierung nicht verlieren konnten.
„Wir könnten direkt im Flussbett gehen“, schlug Perret vor, nachdem ihm Macay erklärt hatte, wie es kam, dass kein Wasser mehr im Fluss war. „Bis die Flut kommt, sind wir dort sicher und trocken. Sicherer als in diesem Urwald, jedenfalls.“
„Nein“, sagte Macay. „In Eszger sind Leute schwer verletzt worden, als sie das Flussbett durchquert haben. Es leben immer noch unbekannt Tiere im Schlamm. Außerdem hat sich in den Tümpeln die ätzende Flüssigkeit gehalten, die der Fluss Pil einst transportiert hat.“
„Gut, du musst es wissen. Das erklärt auch den ekelhaften Geruch, der von dort herüberweht. Wie tief ist dieser Dschungel noch?“
„Wir können in einem halben Tag den Rand erreichen. Dann ist es nur noch ein kurzer Weg bis Eszger.“
„Wo hoffentlich genug Bewaffnete sind, um uns vor den Wächtern zu schützen.“
„Das wird nicht nötig sein. Die Wächter gehen nie weit in den Dschungel hinein. Zu gefährlich für sie.“
„Ach. Für uns nicht?“
„Doch, für uns auch. Aber haben wir eine andere Wahl?“
Perret schien eine Antwort parat zu haben, aber er verkniff sie sich. „Wo sind die anderen?“, fragte er stattdessen. „Deine Freunde und die befreiten Gefangenen? Wenn sie vor uns wären, müssten wir Spuren von ihnen finden.“
„Ich weiß es nicht“, gab Macay zu. Er stolperte, hielt sich an einer Liane fest und war erleichtert, als er feststellte, dass es tatsächlich eine Liane war und nicht der Tentakel eines Tieres. „Meine drei Begleiter aus Eszger kennen sich im Dschungel besser aus als ich. Sie sind an seinem Rand aufgewachsen. Vermutlich kennen sie einen kürzeren Weg, als wir ihn gerade benutzen. Nicht entlang des Flussbettes, meine ich.“
„Wie beruhigend“, sagte Perret. Er hielt noch das erbeutete Schwert in der Hand und schlug damit auf jede Pflanze ein, die in seinem Weg stand. „Falls sich Schlangen oder anderes Ungetier darin verbergen“, erklärte er. „Ich hasse das Land. Auf dem Meer hat man nur den Sturm als Gegner, da ist nicht jede Kabellänge ein anderes Tier auf deinen Kadaver aus.“
„Die Monster des Nebelkontinents sind nicht nur unsere Gegner, sondern auch Gegner der Wächter“, sagte Macay. Er blieb stehen und lauschte. Das Gebell der Wolfshunde wurde lauter und wütender, aber es kam aus einer anderen Richtung. Die Hunde bewegten sich offenbar weg von der Spur der beiden.
„Jetzt haben sie die Witterung der anderen Flüchtlinge aufgenommen“, sagte Perret. „Gut für uns, schlecht für die.“
„Glaube ich nicht.“
Das Gebell steigerte sich zu einem wütenden Heulen. Dann herrschte für einen Moment Ruhe, bevor ein fürchterliches Brüllen ertönte. Macay hatte den Eindruck, dass sogar die Bäume erzitterten. Das Heulen der Hunde wurde zu einem Jaulen, in das sich die Schreie von Menschen mischten.
Dann herrschte Stille.
„Was auch immer das war, ich bin froh, dass es nicht uns über den Weg gelaufen ist“, sagte Perret nach einer Weile. Er setzte sich auf den Stumpf eines abgebrochenen Baumstammes und wischte sich den Schweiß aus der Stirn.
„Nicht sitzenbleiben!“, rief Macay und riss Perret hoch.
„Was zum Teufel ist denn nun schon wieder?“
„Diese Ameisen sind gefährlich. Sie hätten mich beinahe einmal getötet. Sie betäuben die Haut, so dass man ihre Bisse nicht merkt, und zapfen dann das Blut ihrer Opfer an.“
„Ich hasse den Dschungel.“ Mit der flachen Hand schlug Perret ein paar der Ameisen tot. Prompt klammerten sich einige in seine Haut und er hatte Mühe, sie wieder loszuwerden.
Sie gingen weiter, diesmal langsamer, in der Hoffnung, dass das unbekannte Monster alle ihre Verfolger vernichtet hatte.
„Wie kommt es, dass ein Seemann wie du in einem Lager gefangen war?“, fragte Macay seinen Begleiter.
„Dummenglück. Ein Sturm hat mein Schiff abgetrieben. Als wir wieder klare Sicht hatten, liefen wir direkt auf ein kaiserliches Kriegsschiff zu. Wir hatten Gewürz und ein paar andere Dinge an Bord, die einen kaiserlichen Offizier nichts angehen, also mussten wir versuchen, abzuhauen. Sie haben uns versenkt. Schnelle, saubere Arbeit, nur drei Kugeln waren dazu nötig. Wir hatten keine Chance.“
„Wieso nennst du das Dummenglück?“
„Weil sie mich und den Großteil meiner Mannschaft aus dem Wasser gefischt und in ein Lager auf den Brückeninseln gebracht haben. Von dort wurden wir später auf diesen gottverlassenen Kontinent geschickt. Hier fehlen Arbeitskräfte, da kamen wir ihnen gerade gelegen. Normalerweise hätten sie uns einfach absaufen lassen. Hast du etwas zu Essen bei dir?“
„Nein. Meine Begleiter tragen die Vorräte. Viel war es sowieso nicht, wir wollten noch in der Nacht zurück in Eszger sein.“
Macay sah sich nervös um, während sie weiter gingen. Etwas stimmte nicht, aber er wusste nicht, was es war. „Ist dieses Gewürz etwas Besonderes?“, fragte er, eher um sich abzulenken, als weil es ihn interessiert hätte.
„Das will ich meinen. Eine ganz neue Sache. Wird mit Gold aufgewogen. Es wächst wild auf den Brückeninseln. Der Kaiser, Gott verdamme ihn, hat dort ein Lager eingerichtet, fast so wie hier. Die Gefangenen müssen das Gewürz einsammeln. Die Wächter dort sind bestechlich, so kamen wir Schmuggler auch immer mal wieder an eine kleinere Menge. Als wir dort als Gefangene angeliefert wurden, erinnerten sich die Wächter an uns und an die guten Geschäfte, die sie mit uns gemacht haben. Deshalb hatten wir Seeleute ein gutes Leben dort. Aber sie konnten nicht verhindern, dass man uns dann hierher brachte. Den Adeligen ist nun einmal Lassach wichtiger, als die bestgewürzte Mahlzeit.“
„Sie sterben, wenn sie nicht regelmäßig Lassach nehmen“, erklärte Macay.
„Das wusste ich nicht. Erklärt natürlich einiges. Jedenfalls, auf den Brückeninseln gibt es erst ein einziges Lager, aber es werden bald mehr sein. Nicht nur, weil dieses Gewürz so hohe Preise erzielt, sondern weil der Kaiser dort nach etwas sucht.“
Macay blieb wieder stehen und hob die Hand, um Perret zum Schweigen zu bringen. Es war absolut still im Dschungel. Kein Tier schrie, kein Vogel zwitscherte, nichts raschelte in den dichten Kronen der Bäume.
„Was ist?“, fragte Perret flüsternd. Die Stille war nun auch ihm aufgefallen.
Bevor Macay antworten konnte, ertönte noch einmal das grauenhafte Brüllen, das sie vorhin schon gehört hatten – nur, dass es diesmal aus ihrer unmittelbaren Nähe kam.
Macay sah sich nach einem Versteck um, wusste aber im selben Moment, dass er ein Tier nicht täuschen konnte, indem er sich unter einen Busch verkroch. Auf die Bäume! Ein paar der Lianen sahen stark genug aus, um ihn zu tragen. Noch einmal ertönte das Gebrüll, diesmal schon auf gleicher Höhe mit ihnen, seitwärts im Dschungel. Vielleicht war das Ungeheuer noch hundert Meter von ihnen entfernt, vielleicht auch weniger.
„Angreifen!“, sagte Perret. Er streckte sein Schwert vor, als wäre es ein Florett, und wollte genau auf den Ursprungsort des Gebrülls losrennen.
Macay hielt ihn fest. „Wir haben nur eine Chance“, flüsterte er. „Wir verhalten uns so, wie die anderen Tiere des Dschungels. Sie müssen wissen, wie man dem Monster entgeht.“
„Und wie verhalten die sich?“, fragte Perret überrascht zurück.
„Sie sind absolut still!“
Vorsichtig ließ sich Macay auf den Boden nieder. Perret sah ihn erst erstaunt an, tat es ihm dann aber nach. So saßen sie nebeneinander, während noch einmal, noch näher diesmal, das Brüllen ertönte. Als es vorbei war, gab es wieder keinen anderen Laut im ganzen Dschungel.
Macay zuckte zusammen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Etwas Riesiges schob sich durch das Grün des Urwalds. Es war zu weit entfernt, um die Konturen genau zu erkennen, aber die Größe war mehr als beeindruckend: so lang wie ein Wagen und doppelt so hoch wie ein Mensch, schätzte Macay.
Das Ungeheuer ging weiter, ganz langsam und offenbar auf der Suche nach irgendetwas. Macay stellte überrascht fest, dass er am ganzen Körper zitterte. Er konnte nichts dagegen unternehmen. Dann trug der Wind den Geruch des Tieres zu ihm. Es stank wie Aas. Vielleicht war das Ungeheuer wegen seines eigenen Gestanks nicht in der Lage, seine Beute zu riechen. Es schien nur nach Gehör zu jagen. Als in weiter Ferne ein lauter Schrei ertönte, vielleicht von einem unvorsichtigen Vogel, vielleicht von einem größeren, unbekannten Tier, wandte sich das Ungeheuer dorthin.
Erst lange Zeit später, als die Vögel um ihn herum wieder zwitscherten und ein kleines Tier zutraulich an die beiden Menschen herankam, um zu schnuppern, wagte Macay, sich wieder zu bewegen. Sein ganzer Körper war verkrampft. Es war schmerzhaft, die Arme auszubreiten und noch schmerzhafter, langsam und vorsichtig aufzustehen.
„Ich glaube, es ist weg“, sagte er flüsternd zu Perret.
Der hatte ähnliche Mühe mit dem Aufstehen und schwankte ein wenig, als er stand. „Verflucht, was war das?“
„Ich habe noch nie von so einem Tier gehört.“
„Könnte daran liegen, dass bisher keiner eine Begegnung mit ihm überlebt hat. Ich will mir das näher ansehen.“ Perret ging vorsichtig in die Richtung, in der das Tier gewesen war.
Macay folgte ihm zögernd. Der Dschungel um sie herum hatte sich von dem Ereignis erholt. All die vielfältigen, zum Teil geheimnisvollen Geräusche waren wieder da.
Die Spur des Monsters war erstaunlich schmal. Macay hatte mit einer breiten Schneise aus niedergewalzten Bäumen und Sträuchern gerechnet. Stattdessen waren nur ein paar abgeknickte Äste zu sehen – und die tiefen Eindrücke von Krallen im Boden. Sie füllten sich bereits mit Wasser und waren so groß, dass man ein Kind hätte darin baden können.
„Ein Zweibeiner“, stellte Macay fest. „Man sieht, dass er gegangen ist wie ein Mensch. Links, rechts, links, rechts.“
„Mit einer Schrittweite von zwei Metern!“
Perret wollte der Spur weiter folgen, doch Macay hielt ihn zurück: „Wir müssen nach Eszger, sonst überrascht uns die Nacht im Dschungel.“
Perret hielt inne: „Eine ganze Nacht? Hier? Das möchte ich vermeiden. Geh du voraus.“
Macay orientierte sich am Sonnenstand und hatte nach einer Viertelstunde das ehemalige Flussufer wiedergefunden, dem sie weiter landeinwärts folgten.
„Auf den Brückeninseln sieht es auch nicht viel anders aus, zumindest wenn man von der Küste weg kommt“, erzählte Perret. „Dschungel, Berge und angeblich sogar Wüsten auf den ganz großen Inseln.“
„In einer Wüste war ich noch nie. Wie ist das so?“
„Trocken, sagt man. Und gefährlich. Eigentlich ist es überall auf dem Festland gefährlich. Ein Schiff auf hoher See ist allemal sicherer als jedes Stück Land, das ich kenne.“
„Ich hasse Schiffe“, fuhr es Macay heraus.
Perret zog nur die Augenbrauen hoch.
„Ist dieses Gewürz, das auf den Inseln geerntet wird, auch eine Sumpfpflanze wie Lassach?“, fragte Macay, um das Thema zu wechseln.
„Nein. Ein kleiner Strauch mit grünen Beeren. Die werden getrocknet und gemahlen, das ergibt dann das Gewürz. Aber in frischem Zustand sind die Beeren ätzend und sie färben die Hände schwarz. Man kriegt das kaum mehr ab. Vor allem die Frauen haben unter der Ernte zu leiden, weil sie die feineren Finger haben. Die Männer müssen sich um das Trocknen, Mahlen und Verpacken kümmern.“
„Frauen sind auch in den Lagern? Hier auf dem Nebelkontinent sind selten Frauen unter den Gefangenen.“
„Ja. Man hat auch politische Gefangene dorthin geschickt. Ehepaare, denen man die Kinder weggenommen hat, und dergleichen.“
„Meine Eltern sind auch vom Kaiser verschleppt worden“, sagte Macay traurig. „Er hat sie vermutlich für Experimente missbraucht und getötet.“
„Schlimm“, gab Perret zu. „Wie heißt du überhaupt?“
„Macay Saadecin.“
„Nein, der Name sagt mir nichts. Wo kommen denn deine Eltern her?“
„Aus Mersellen. Mein Vater ist ein großer Mann mit dünnen, hellen Haaren. Meine Mutter ist kleiner, ein wenig rundlich und hat lange, schwarze Haare, die sie hinten immer zusammengeknotet trägt. Sie lacht gerne.“ Macay blieb stehen. Tränen liefen ihm über das Gesicht.
„So ein Paar habe ich gesehen. Aber ich will dir keine falschen Hoffnungen machen. Die Beschreibung trifft auf sehr viele Menschen zu, und in den Lagern verändert man sich auch. Bist du sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?“
„Ja. Wir haben es, glaube ich, nicht mehr weit.“
Sie marschierten weiter und schwiegen – Macay, weil er an seine Eltern dachte, Perret, weil er Macay nicht wieder auf traurige Gedanken bringen wollte. Kurz, bevor die Dämmerung hereinbrach, durchquerten sie die letzten Ausläufer des Dschungelgebietes. Vor ihnen lag eine der friedlicheren Landschaften des Nebelkontinents: sanfte Hügel und saftige Wiesen, unterbrochen von Gebüsch und Wäldchen. Am Horizont stieg eine Rauchsäule in den Himmel.
„Das ist Eszger“, erklärte Macay. „Wir sind zu weit südlich herausgekommen. Man wird schon auf uns warten.“
Das Dorf war in heller Aufregung, weil es die befreiten Flüchtlinge zu versorgen hatte. Außerhalb der Palisaden errichtete man Zelte, eine Feldküche wurde aufgebaut und überall schwirrte Harlan, der junge Heiler umher, um den Verletzten und von der Flucht Erschöpften Linderung zu verschaffen. Eban und die anderen beiden Männer, die mit Macay unterwegs gewesen waren, wurden als Helden gefeiert. „Macay hat sich wie ein Verrückter nicht vom Kampf gegen die Wächter abbringen lassen. Vermutlich ist er gefallen oder gefangen genommen worden“, hatte Eban berichtet.
Zunächst achtete in dem Durcheinander niemand auf Macay und Perret. Erst, als sie den Ort betraten, wurde man auf sie aufmerksam. Mit großem „Hallo!“ begrüßte man sie und führte sie zum Haus des Rates von Eszger. Dort residierte Mirjam, die inzwischen zur neuen Vorsitzenden der Ratsversammlung gewählt worden war.
Mirjam war dabei, alles Notwendige für die Versorgung der Flüchtlinge zu planen, gleichzeitig aber auch die Verteidigungsbereitschaft des Dorfes zu organisieren. Sie war sich nicht sicher, ob nicht doch einige Wächter oder ein paar von den gefürchteten Kopfgeldjägern auftauchen würden, um die Befreiten wieder zurückzuholen. Auch in Eszger hatte es sich herumgesprochen, dass Arbeitskräfte in dem Lager an der Küste knapp waren.
Mirjam umarmte Macay. „Du siehst ziemlich mitgenommen aus“, sagte sie. „Bist du verletzt? Harlan soll sich um dich kümmern.“
„Nein, alles in Ordnung. Das ist Perret. Er hat die Massenflucht organisiert. Gegen den Widerstand der meisten anderen Gefangenen.“
Mirjam sah Perret prüfend an. „Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee war.“
„Ich schon. Ich bin frei und werde versuchen, irgendwie nach Mersellen zu gelangen. Dort organisiere ich mir ein Schiff und hole meine restlichen Leute zurück. Einige sind immer noch auf den Brückeninseln, andere sitzen hier im Lager, weil ihnen die Flucht nicht gelungen ist.“
„Dabei wünsche ich Ihnen viel Glück“, sagte Mirjam, aber es hörte sich so an, als würde sie es nicht meinen.
„Perret glaubt, dass meine Eltern auf den Brückeninseln gefangen sein könnten“, sagte Macay. „Ich muss dort hin und nachsehen. Wenn Perret eine Möglichkeit findet, nach Mersellen zu gelangen, werden Rall, Zzorg und ich mit ihm reisen. Wo sind die beiden?“
Mirjam runzelte die Stirn und sagte wie nebenbei: „Sie sind weg.“ Dann wandte sie sich einem Ratsmitglied zu, der etwas über Nahrungsmittelvorräte sagte.
„Weg? Wohin?“
„Ich weiß es nicht. Ein Bote ist gekommen, jemand von den südlichen Stämmen der Echser. Seine Nachricht hat sie veranlasst, sofort mit ihm aufzubrechen.“
Macay konnte sich nur vorstellen, dass es sich um eine kurze Erkundung handelte. „Sie würden nicht ohne mich auf Abenteuer ausziehen“, sagte er. „Wann kommen sie wieder?“
„Tut mir leid Macay. Ich glaube, erst in einigen Wochen. Sie haben sich für eine weite Reise vorbereitet.“
„Wohin?“
„Ich weiß es nicht.“
Macay hatte das sichere Gefühl, dass Mirjam log, aber er war zu verletzt durch die Neuigkeiten, als dass er die Kraft gehabt hätte, es ihr vorzuwerfen. Seine besten Freunde, mit denen er so viele Abenteuer erlebt hatte, waren ohne ihn losgezogen! Wie oft hatte er ihnen – und sie ihm! – das Leben gerettet auf ihrer gemeinsamen Reise zum Herzen des Nebelkontinents. Und nun das.
Perret, der schweigend zugehört hatte, verstand durchaus, was vorgefallen war: „War wohl nichts. Man kann sich im Leben immer nur auf sich selbst verlassen, Jungchen. Erst, wenn du der Kapitän bist, kannst du eine Mannschaft formen, die dir gehorcht. Als Gleicher unter Gleichen gehst du unter. Wobei, nichts für ungut, du in deinem Alter wahrscheinlich sowieso noch nicht als Vollwertiger angesehen wirst. Ich werde jetzt den Heiler meine Wunde behandeln lassen. Dann suche ich mir ein paar Leute, die bereit sind, mit mir zurück zur Küste zu gehen und irgendwie ein Schiff zu kapern – ein Vorhaben, das du vereitelt hast!“