Читать книгу Dorfgeschichten und mehr ... - Manfred Wiedemann - Страница 12

Ein Mann mit Charakter

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Ein Kleinbauer hatte seinen Hof am Rande des Dorfes. Und eigentlich war es kein Hof, denn die großen Bauern sahen nur hochnäsig auf ihn herab. Er war klein und schmächtig von Gestalt, aber zäh und kräftig, sehr sparsam und im allgemeinen auch friedliebend. Durch viel Arbeit und Fleiß, war es ihm möglich, mal da einen kleinen Acker und dort eine Wiese dazuzukaufen, so dass sein Anwesen langsam aber stetig wuchs und er irgendwann doch im Dorf anerkannt wurde. Mancher der arroganten Herren wurde neidisch, denn er selbst konnte sich nicht vergrößern, ja, es gab einige, denen der Häusler ein Grundstück abgekauft hatte und deren Hof dadurch kleiner wurde.

Trotzdem war sein Anwesen noch immer nicht zu den Großen zu zählen, denn der Abstand zu den Herrenbauern war noch immer beachtlich.

Er selbst war bescheiden geblieben, in den seltenen Gasthausbesuchen war er wortkarg, wenn andere große Reden führten. Aber was er gelegentlich sagte, hatte „Hand und Fuß“.

Die Zeit verging, sein ältester Sohn war im heiratsfähigen Alter und wollte in einen Hof einheiraten. Da der Alte aber wie gesagt sparsam war, konnte er seinem Sohn als „Heiratsgut“ einen Mähdrescher mit in die Ehe geben. Zufällig hatte er bei einem Wirtshausbesuch den Juniorchef einer großen Landmaschinenfabrik, die Mähdrescher herstellte, getroffen. Er fragte ihn deshalb, ob er beim Kauf einer solchen Maschine mit einer Sonderkondition rechnen könne. Der Fabrikant, ein Hüne von Gestalt, meinte nur hochmütig, dass der Mann ja doch kein Geld habe und sich deshalb ein solcher Handel von selbst verbieten würde. Das aber ging gegen die Ehre unseres Bäuerleins. Er stand auf, ging zu dem Fabrikbesitzer und knallte dem eine, dass ihm Hören und Sehen verging. Dieser war so verdutzt, dass er brav auf seinem Stuhl sitzen blieb und sich nicht nur verwundert die Augen, sondern noch mehr seine Backe rieb, auf der man deutlich einen Handabdruck sehen konnte.

Unser Held bezahlte seine Zeche, verließ das Gasthaus und kaufte einen Mähdrescher einer anderen Firma.

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