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Des Pfarrers Würste

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Es war wohl in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Und es war üblich, dass bei den Bauern kurz vor dem Weihnachtsfest ein Schwein geschlachtet wurde. Auf den großen Höfen arbeiteten Knechte und Mägde und das Schlachten war für alle ein Fest. Es gab damals keine großen Geschenke, deshalb freute man sich darüber, dass nun bald eine gute Zeit begann, denn nach dem Schlachten war das sonst eher karge Essen mit Wurst und Fleisch ganz wesentlich verbessert. Und es war üblich, dass man dem Pfarrer des Ortes, dem Lehrer und auch den Nachbarn etwas von dem Fleischsegen abgab. Das Schlachtschwein wog eher vier als drei Zentner, so dass der Tisch für längere Zeit reichlich gedeckt war. Der Lehrer bekam sein Teil damit die Kinder nicht gar zu schlechte Noten erhielten und dem Pfarrer musste man schon deshalb etwas bringen, damit das gute Ansehen erhalten blieb. So war es auch beim Schlachtfest unseres Bauern.

Es war üblich, dass man die Kinder mit den Delikatessen in Form von Fleisch, Würsten und der begehrten Kesselsuppe losschickte. So auch in unserem Fall. Das Mädchen Karola und der Bub Andreas wurden beauftragt, das Besagte dem Pfarrer zu überbringen. Die beiden hatten einen weiten Weg, denn das zuständige Pfarrdorf lag einige Kilometer von ihrem Hof entfernt. Sie gingen also los, das Mädchen mit besagter Kesselsuppe und der Knabe mit den Würsten. Unterwegs verspürte der Bub ein menschliches Regen und setzte sich dazu in den nächsten Straßengraben. Die Karola aber ging weiter, sie wollte nicht bei ihrem Bruder warten. Im Pfarrhof angekommen sagte sie, wie man es ihr beigebracht hatte, ganz brav: „Grüß Gott Herr Pfarrer, gelobt sei Jesus Christus“, und der Pfarrer antwortete: „In Ewigkeit, Amen“. Und dann: „So liebe Karola, was hast du mir denn Schönes mitgebracht?“ Die Kleine antwortete: „Herr Pfarrer, i bring bloß dia Kesselsupp, aber wenn der Andres gsch… hat, bringt der o dia Würst!“

Der Pfarrer nahm schmunzelnd entgegen, was man ihm brachte, denn er wusste, welche Würste gemeint waren.

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