Читать книгу POLYGLOTT on tour Reiseführer Bella Italia - Manuela Blisse - Страница 11
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In den Grand Hotels von Meran wusste man, wie man verwöhnten Gästen jeden Wunsch von den Augen abliest. Die Kurstadt an der Passer bestach ab Anfang des 20. Jahrhunderts mit Eleganz und Leichtigkeit und war der ideale Platz zum Sehen-und-Gesehenwerden.
PRIMA, DONNA!
GESTERN Wo der spätere Kaiser Franz Joseph und seine Sisi kurten, wollte sich bald auch der Adel aus ganz Europa tummeln
HEUTE Das mediterran angehauchte Alpenflair Merans ist nicht mehr nur der Hautevolee vorbehalten
GESTERN
Das Burggrafenamt, so wird die Gegend um die Kurstadt Meran (Merano, 40.500 Einw.) seit alters genannt, war bereits lange vor Beginn unserer Zeitrechnung besiedelt. Die Römer errichteten in Obermais eine Militärstation. Zu Bedeutung gelangte Meran aber erst durch die Grafen von Tirol aus dem Vinschgau: Nach langem Kampf mit den Eppanern um die Vorherrschaft im Land gelang es ihnen im 13. Jh. schließlich, Meran zur Hauptstadt von Tirol zu erheben. Doch die Herrlichkeit dauerte nur ein Jahrhundert – nach der Abdankung der Fürstin Margarethe ging das »Fürstentum der Grafschaft Tyrol« an die Habsburger, und die Zeit Merans als mächtige Hauptstadt Tirols endete. Um 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. die Residenz nach Innsbruck; Meran fiel zurück in die Provinzialität und stand im Schatten von Bozen.
Als Erzherzog Franz Joseph, der spätere Kaiser, im Jahr 1843 mit seinem Bruder Ferdinand hier zu Gast war, erlebte die Kleinstadt einen erneuten Aufschwung: Der Hof folgte Seiner Majestät, der Geldadel zog nach, und so wurde Meran wieder berühmt, diesmal in der halben Welt. Damals kam die Hautevolee zu Trauben-, Milch- und Molkekuren hierher.
Nachdem auch Kaiserin Sisi (1837–1898) wiederholt nach Meran zum Kuren gekommen war, ging es mit dem frisch erblühten Tourismus steil bergauf. In der Belle Époque um die Jahrhundertwende erlebte Meran seine Glanzzeit. Grand Hotels entstanden, die ihren verwöhnten Gästen allen Luxus und Komfort boten. Stadttheater, Kurhaus mit Musikpavillon, Konzert- und Ballsäle, Golfplatz und Rennbahn, aber auch das Krankenhaus und die Schwebebahn aufs Vigiljoch wurden aus dem Boden gestampft. In Windeseile entwickelte sich Meran zu einem mondänen Tummelplatz der europäischen Eliten. Die neu angelegten Parkanlagen, Promenaden und Spazierwege eigneten sich vorzüglich für das Schaulaufen der feinen Leute. Außerdem betonten sie den reizvollen Kontrast aus alpiner Landschaft und südländischer Vegetation, der zum heutigen Erscheinungsbild und zum Zauber der Stadt gehört – Palmen vor weißen Berggipfeln, ein unwiderstehliches Doppel.
HEUTE
Die intakte Landschaft, das wintermilde Klima, die Kur- und speziellen Erholungsmöglichkeiten sowie ein vielfältiges kulturelles Angebot waren und sind das Zugpferd für den Meran-Tourismus.
© Huber Images/Gräfenhain
St. Nikolaus gilt mit seinem über die Stadt hinausragenden Turm als Wahrzeichen von Meran.
ALTSTADT
Ältester Stadtteil ist Steinach mit verwinkelten Gassen, die vom Passeirer Tor, einem der drei erhaltenen Stadttore, zum Pfarrplatz führen. An seiner Nordseite steht die mächtige Pfarrkirche St. Nikolaus A. Ihr Turm mit dem achteckigen Helm von 1617 dominiert das Stadtbild. An dem Gotteshaus haben viele Generationen gearbeitet; 1367 ist als Weihejahr bezeugt, das Langhaus erhielt sein Gewölbe aber erst im 15. Jh. Die Südfront weist reichen plastischen Schmuck auf; neben den beiden spätgotischen Portalen fällt eine lebensgroße Figur des hl. Nikolaus (um 1350) ins Auge. Die ersten beiden der schönen Glasfenster stammen noch aus dem 15. Jh. Gleich hinter der Kirche bewahrt die gotische Barbarakapelle, ein doppelgeschossiger, achteckiger Zentralbau aus dem 15. Jh., im Obergeschoss einen rheinischen Flügelaltar.
© Shutterstock/lorenza62
Die mittelalterliche Laubengasse ist das Herz der Altstadt von Meran.
Vom Pfarrplatz führt die lange Laubengasse B westlich zum Kornplatz. Mit ihren Bogengängen – links zur Passer hin den »Wasserlauben«, rechts den »Berglauben« – ist sie die Hauptgeschäftsstraße des alten Meran. Ihre Anlage geht auf Graf Meinhard II. zurück; die Häuser besitzen z.T. noch alte Innenhöfe und Treppenhäuser.
Von den Lauben ist es nicht weit zur Landesfürstlichen Burg C. Wie eine Festung schaut das Schlösschen aus dem 15. Jh. nicht gerade aus; es hatte auch keine Verteidigungsfunktion, sondern diente den Tiroler Landesfürsten als Stadtresidenz. Die Räumlichkeiten, teilweise noch mit der originalen Einrichtung und einer Musikinstrumentensammlung, können besichtigt werden (Ostern–6. 1. Di–Sa 10.30–17, So, Fei 10.30–13 Uhr).
In den beiden obersten Stockwerken des 1309 erbauten Klarissenklosters dokumentiert das Frauenmuseum Online-Karte Kultur- und Alltagsgeschichte aus weiblicher Sicht. Alltagsgegenstände, Mode und Accessoires spiegeln das Frauenbild der letzten 200 Jahre (Meinhardstr. 2, Mo–Fr 10–17, Sa 10–12.30 Uhr, www.museia.it).
C SCHLÜPFRIG
… im Wortsinn präsentiert sich die »Kulturgeschichte der Unterwäsche« im Frauenmuseum. Wer will, kann sich die Exponate der Ausstellung ausleihen.
Zurück in die Geschichte des Burggrafenamts führt auch ein Besuch des Palais Mamming Museums D Online-Karte. Neben prähistorischen und römerzeitlichen Funden präsentiert es eine geologische Sammlung, eine Gemäldegalerie, spätmittelalterliche Sakralkunst und allerlei Volkskundliches (Pfarrplatz 6, Ostern–6.1. Di–Sa 10.30–17, So, Fei 10.30–13, im Sommer Di 10.30–13, 18–22 Uhr, www.palaismamming.it).
Im Nordwesten der Altstadt steht das wappengeschmückte Vinschgauer Tor, daneben die im 18. Jh. barock umgestaltete Kapuzinerkirche.
KURZENTRUM, THERME UND SPITALKIRCHE
Im Kurhaus E spielt sich auch heute noch das gesellschaftliche Leben Merans ab. Der 1914 eröffnete und vorbildlich restaurierte Kursaal ist ein Juwel des Jugendstils. Dem Wiener Sezessionsstil zuzuordnen ist das hübsche Meraner Stadttheater.
Ein moderner Kontrast dazu ist die Therme Meran F Online-Karte. Der Kubus aus Stahl und Glas beherbergt auf über 7000 m² eine Wellnesslandschaft mit Pools, Saunen, Spa und Fitnessbereich (Thermenplatz 9, tgl. 9–22 Uhr, Öffnungszeiten Sauna siehe Webseite, www.termemerano.it).
An der Postbrücke, ein paar Hundert Meter die Passer aufwärts, trifft man auf das reich skulptierte Hauptportal der Spitalkirche zum Heiligen Geist G. Der dreischiffige Innenraum des 1431 geweihten Gotteshauses ist eine Oase der Stille.
STADTVIERTEL UNTERMAIS
Auf der Romstraße kommt man direkt zur Maria-Trost-Kirche H. Im Kern romanisch, später mehrfach umgebaut, bewahrt sie das byzantinisch beeinflusste Fresko »Der Tod Mariens« (12. Jh.). In Untermais liegt auch die berühmte Pferderennbahn von Meran, auf der hoch dotierte Rennen, aber auch Folklorveranstaltungen stattfinden.
PROMENADEN
Was wäre Meran ohne die berühmten Promenaden – Kur-, Sommer- und Winterpromenade –, die sich beidseits der Passer und an den Hängen des Küchelbergs (Seilbahn) entlangziehen? Von der Kurpromenade führt der sogenannte Sissi-Weg vorbei am Kurhaus, an Jugendstilbauten und Schlössern zu den Gärten von Trauttmansdorff. Vom Steinernen Steg zieht sich die sonnige Gilfpromenade hinauf zur Zenoburg. Die schönste Promenade Merans ist der Tappeiner Weg, der die sonnige Südflanke des Küchelbergs (514 m) quert; von subtropischer Flora gesäumt, bietet er stimmungsvolle Ausblicke auf die Stadt und den Meraner Talkessel.
Die Zenoburg I krönt einen abrupt zur Passer abfallenden Felssporn, der das römische Castrum Maiense trug. Von der wehrhaften Anlage, die um 1288 zur zweiten Residenz der Tiroler Fürsten ausgebaut wurde, blieb neben dem Bergfried und ein paar Mauerfragmenten die zweigeschossige Kapelle mit skulptiertem Portal erhalten.
© Shutterstock/Kuznetsova, Olesya
Blick von den Weinbergen aus über das herbstliche Meran. Aufgrund des milden Klimas bringt die Region so manch guten Tropfen hervor.
VILLENVIERTEL OBERMAIS
Das idyllische, durch viele Weinpergolen und Obstgärten aufgelockerte Siedlungsbild wird von Villen, Schlössern und Ansitzen geprägt, von denen viele heute Hotellerie und Gastronomie beherbergen. Mittelpunkt dieses alten Meraner Adelsparadieses ist der Brunnenplatz, zu Fuß vom Stadtzentrum über die Cavourstraße in 15 Min. zu erreichen. In seiner Nachbarschaft liegt der malerische Ansitz Knillenberg.
SCHLOSS TRAUTTMANSDORFF J
Tourenkarte | Online-Karte
Die Attraktion der Schlossanlage aus dem 15. Jh. ist der Botanische Garten: 80 Gartenlandschaften mit Südtiroler und mediterraner Flora, Wein-, Wasser- und Waldgärten, Reisterrassen, Sukkulenten- und Kakteenhügeln u.v.m. Das Touriseum im Schloss dokumentiert die Geschichte des Tiroler und Südtiroler Tourismus (Museum und Garten: 1.4.–15.10. tgl. 9–19, Juni–Aug. Fr bis 23, 16.10.–31.10. tgl. 9–18, 1.11.–15.11. tgl. 9–17 Uhr, www.trauttmansdorff.it, www.touriseum.it).
SEGENBÜHEL K
Die Südkuppe des Küchelbergs, Merans Hausberg (514 m), ist zu Fuß auf dem Tiroler Steig (45 Min.) und mit dem Sessellift (Talstation gegenüber der Landesfürstlichen Burg) in wenigen Minuten zu erreichen.