Читать книгу POLYGLOTT on tour Reiseführer Bella Italia - Manuela Blisse - Страница 9

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© Getty Images/The Print Collector

Trafoi, hier ein Foto von etwa 1900, war der Ausgangspunkt für Josef Pichlers Erstbesteigung des Ortlers. Er wählte für sein Vorhaben die äußerst schwierige und nicht ungefährliche Nordwestflanke. Im Laufe der Jahre wurden mehrere Alternativrouten begangen, die durch eine atemberaubend schöne Gletscherwelt führen.


TOUR 2 VINSCHGAU & ORTLERGEBIET

Übersichtskarte

PIONIERE UND HELDEN

GESTERN Die Ortlerregion gilt als Geburtsstätte des Bergführerberufs. 1804 bezwang Josef Pichler den Gipfel ohne Seil und Pickel

HEUTE Zum Skifahren kommen viele hierher, ganz hinauf trauen sich nur gute Bergsteiger. Eine Tour vom Reschenpass nach Sulden

GESTERN

Mit der Erstbesteigung des Ortlers im Jahr 1804 sollte alles anders werden. Bis dahin waren das Suldental und die Ortlerregion weitgehend isoliert und unbekannt. Man hielt die Region für das »Sibirien Tirols«, wo wilden Gerüchten zufolge die Bauern mit den Bären aus einer Schüssel aßen. Doch nachdem Josef Pichler den 3905 m hohen Bergriesen, den höchsten der Donaumonarchie, bezwungen hatte, waren die Begehrlichkeiten geweckt. Von Trafoi aus war der Gämsjäger aus dem Passeiertal mit seinen beiden Begleitern aufgebrochen. Ohne Seil und Pickel, nur mit Holzstangen, erreichten sie den Gipfel.

Als schließlich im Jahr 1825 die Stilfserjochstraße eröffnet und das gesamte Vinschgau aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde, war der Ansturm von Alpinisten aus ganz Europa nicht zu bremsen. Das Suldener Pfarrhaus war die erste Unterkunft für Bergsteiger, und bald schossen Pensionen, Gasthöfe und Berghütten wie Pilze aus dem Boden. Der weiße Gigant wurde zum Objekt der Begierde, doch ihn zu bezwingen, forderte fundierte alpinistische Erfahrung und technisches Können. Voller Demut und Respekt heuerten immer mehr Touristen einheimische Begleiter an. Der Bedarf war bald so groß, dass zahlreiche Bewohner diese Dienste zu ihrer Hauptbeschäftigung machten und damit den Beruf des Bergführers ins Leben riefen. Mit dem Bau von Seilbahnen wurde in der Ortlerregion der Grundstein für einen florierenden Skitourismus gelegt.

HEUTE

Sulden und Trafoi in der Ortlerregion sind urige Bergdörfer geblieben. Zu ihren Fans gehören viele Promis, darunter Kanzlerin Angela Merkel.

Auf dieser Tour entdecken Sie neben dem Bergkönig den oberen Teil des Vinschgaus: Das fruchtbare Tal zwischen Reschenpass und Bozen lockt Naturliebhaber und Bergwanderer, Skifahrer und Schneeschuhwanderer, Genießer und Kulturinteressierte gleichermaßen an.

Adressen und Landkarte: >


© Shutterstock/Plotnikov, Igor

Guck in die Luft: Der Reschensee hat das Dorf Graun verschluckt, nur der Kirchturm ragt noch aus den grünen Fluten hervor.

1 RESCHENPASS

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Der erste Teil dieser Tour bis Schluderns vereint Kultur- und Naturgenuss aufs Schönste. Nahe der Etschquelle, am Reschenpass (Passo di Résia, 1504 m), beginnt die Fahrt durch den Obervinschgau. Die alpine Landschaft wirkt auf den ersten Blick abweisend, besitzt aber ihren besonderen Reiz: z.B. den Blick nach Süden, wo sich die vergletscherten Dreitausender des Ortlermassivs am Horizont abzeichnen. Der fast 7 km lange Reschensee bildet einen schönen Kontrast zu den umgebenden Bergriesen. Der Aufstauung des Reschensees zum Zweck der Energiegewinnung fiel das alte Dörfchen Graun zum Opfer: Heute ragt nur mehr sein Kirchturm aus dem Wasser.

2 ST. VALENTIN AUF DER HAIDE

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Der kleine Ort St. Valentin auf der Haide (San Valentino alla Muta, 1470 m) diente bereits 1140 als Hospiz und verzeichnete schon zu kaiserlichen und königlichen Zeiten regen Besuch. Der im Jahre 1905 hier gegründete Skiclub war einer der ersten in ganz Tirol. Neuerdings sind die Skigebiete Haideralm und Schöneben Online-Karte verbunden und zeitgemäß erschlossen (www.schoeneben.it). Im Sommer führen von der Haideralm aus sehr schöne Höhenwanderungen u.a. nach Rojen (1973 m), einer der höchstgelegenen Ortschaften im ganzen Alpenraum.

3 KLOSTER MARIENBERG

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Die Straße führt abwärts über die Malser Haide. Rechts am Hang kommt bald das weiße Kloster Marienberg ins Blickfeld. Mit seinen weit herabreichenden Stützmauern wirkt das 1344 m hoch gelegene Benediktinerkloster oberhalb von Burgeis (Burgusio, 1216 m) wie eine Festung. Doch auch die mächtigen Mauern konnten nicht verhindern, dass die Abtei durch die Landvögte von Matsch wiederholt geplündert wurde. Im 17. Jh. erfolgte die barocke Umgestaltung. Von besonderer Bedeutung sind die farbenfrohen romanischen Fresken in der Krypta (entstanden um 1160): Christus thront in der Mandorla, links Petrus, rechts Paulus, und eine Engelschar schwebt vor kräftig blauem Hintergrund im Gewölbe. Schauräume eröffnen Einblicke ins klösterliche Leben (15.3.–31.10. u. 27.12.–05.1. Mo–Sa 10–17 Uhr, Führung 1. Mi im Monat 10 Uhr; Krypta: Juni bis Okt. Mo–Sa 17.30 zur Vesper oder mit Führung Do 10.30 Uhr, www.marienberg.it).

C OBEN OHNE

St. Benedikt in Mals, im 8. Jahrhundert errichtet, erhielt erst vier Jahrhunderte später einen Kirchturm im romanischen Stil.

4 MALS

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Mit seinen typischen Gasthöfen ist das Zentrum des Obervinschgaus ein guter Platz für eine Rast. Fünf alte Türme zeigt die Silhouette von Mals (Malles Venosta, 1050 m, 5300 Einw.). Gotisch ist der Turm der Pfarrkirche mit seinem achteckigen Helm, die anderen vier stammen aus romanischer Zeit, darunter der 33,50 m hohe Fröhlichsturm aus dem 12./13. Jh., ein Überrest der Fröhlichsburg. Kunstkenner erwartet nahe der Ortsumfahrung das Kleinod St. Benedikt. Das Kirchlein aus karolingischer Zeit bekam zu Beginn des 9. Jhs. eine Freskenausschmückung, erhalten sind vor allem die Malereien in den Nischen der Ostwand. Der Ort bietet vielfältige Ausflugsmöglichkeiten – von der Fahrt mit der reaktivierten Vinschger Bahn über Radtouren bis zur Waalwanderung auf die Malser Heide.

5 SCHLUDERNS

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An der Mündung des Matscher Tals, einem stillen, weitgehend unberührten Wandergebiet mit stolzen Dreitausendern, liegt Schluderns (Sluderno, 921 m), überragt von der Churburg. Das wohl schönste Schloss des Vinschgaus wurde ab 1253 vom Churer Bischof erbaut, geriet dann an die Vögte von Matsch und später an die Grafen von Trapp, die aus der Burg mit dem 26 m hohen Bergfried ein prächtiges Renaissanceschloss machten und es noch heute bewohnen. Eine Attraktion ist die gut erhaltene Waffenkammer, wo man u.a. die 45 kg schwere und 2,10 m hohe Rüstung des vorletzten Matschers, Ulrich IX., bewundern kann (Führungen: 20.3.–31.10. Di–So 10–12, 14 bis 16.30 Uhr alle 15 Min., www.churburg.com).

Ein lebendiges Bild der Talschaft vermittelt das hier ansässige Vintschger Museum Online-Karte, das auch über die Bewässerungssysteme der Waale informiert (Meraner Str. 1, 20.3.–3.11. Di–So 10 bis 12.30, 14–18, Juli/Aug. Di–So 10–18 Uhr, www.vintschgermuseum.com).


© Thöni, Gustav

Gustav Thöni, mehrfacher Weltmeister, Olympiasieger und späterer Trainer von Alberto Tomba, machte seine ersten Pflugbögen in Sulden.

6 STILFSERJOCH

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Anstatt Richtung Schlanders zu fahren, geht es nach Südwesten weiter. Wer einen Blick auf den Ortler, den »höchsten Spitz in Tyrol«, genießen will, unternimmt einen Ausflug über die 1825 eröffnete Passstraße zum Stilfserjoch (Passo dello Stelvio, 2757 m). Die Strecke beträgt von Spondinig aus 27,5 km, wobei 1870 Höhenmeter überwunden werden. Das Joch hat auch dem ältesten und größten Naturpark Südtirols seinen Namen gegeben: Der 130.700 ha große Nationalpark Stilfserjoch erstreckt sich über weite Teile des Ortlermassivs bis hin zum schweizerischen Engadiner Nationalpark.

Auf jeden Fall besuchen sollte man das Nationalparkhaus aquaprad Online-Karte in Prad am Stilfserjoch. Zu sehen ist dort u.a. die Ausstellung »Unter Fischen – eine Reise in fremde Welten« mit 14 Aquarien. Außerdem kann man an geführten Wanderungen teilnehmen (Kreuzweg 4c, Di–Fr 9.30–12.30, 14.30–18, Sa, So 14.30–18 Uhr, www.stelviopark.bz.it).


© laif/Linkel

Das naturatrafoi bietet auch Führungen, Wildtierbeobachtungen und eine Naturwerkstatt für Kinder.

Die Dauerausstellung im Nationalparkhaus naturatrafoi in Trafoi ist dem Thema »Leben an der Grenze« gewidmet. Sie bietet sowohl interessante Einblicke in die Geologie des Ortlermassivs als auch in Überlebensstrategien von Pflanzen und Tieren unter den oftmals extremen Bedingungen des Hochgebirges (27.12.–31.3. und 2.5. bis 31.10. Di–Sa 9.30–12.30, 14.30–18, Juli/Aug. auch So 14.30–18 Uhr, www.stelviopark.bz.it).

7 SULDEN

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Vom Stilfserjoch aus gesehen liegt Sulden (Solda, 1906 m) hinter dem Ortler. Einen Besuch wert ist Reinhold Messners winziges Alpine Curiosa Museum (ganzjährig frei zugänglich) mit Kuriositäten aus der Geschichte des Bergsteigens.

Das ebenfalls sehenswerte Museum MMM Ortles nebenan ist Teil des Projekts Messner Mountain Museum, das sechs Museen an verschiedenen Standorten in ganz Südtirol umfasst. Die unterirdisch angelegte Ausstellung in Sulden ist den Themen Eis und Ortler gewidmet (Mitte Dez.–April und Ende Mai–Mitte Okt. Mi–Mo 14–18, Juli/Aug. Mi–Mo 13–18 Uhr, www.messner-mountain-museum.it).

Das Museum für das Ortlergebiet von Konrad Knoll führt durch die Geschichte und Kultur der Region, insbesondere durch die 100-jährige Tourismusgeschichte (Mitte Juni–Mitte Sept. und Dez.–April tgl. 10–19 Uhr). Letzterer widmet sich u.a. auch die Kulturpromenade: Der Panoramaweg rund um den Ort schlägt mit zwölf Stationen eine Brücke von den Anfängen Suldens als abgelegenes Bergdorf bis in die Gegenwart.

8 SKIGEBIETE

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Zwischen 1900 und 3250 m Höhe breitet sich das Skigebiet Sulden unterhalb des Ortlers mit insgesamt 40 Pistenkilometern aus. Skifahrer, Snowboarder und Langläufer können sich in der schneesicheren Gletscherregion von November bis Anfang Mai Wintersportfreuden hingeben. Die 14 Dreitausender in unmittelbarer Nähe geben eine unvergleichliche Kulisse ab. Während das Pistenangebot in Sulden eher Fortgeschrittene und Könner anspricht, eignet sich das nahe Skigebiet von Trafoi vor allem für Anfänger und Familien.

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