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ОглавлениеVon einem Bett zum andern
Die Stühle
bilden
ein Quadrat
Ein kleiner, runder Beistelltisch
steht im Schnittpunkt der Diagonalen
Die Hände der Frauen
sind mit Elektrokabeln
hinter den Lehnen
zusammengezurrt
ihre Füße
mit Stricken
an die vorderen
Stuhlbeine gefesselt
Auf leisen Sohlen
schleiche ich
durch die Waschküche
trete zum Tisch
in die Mitte
des Frauenquartetts
und lasse meinen Blick schweifen
Die Frauen atmen flach und erwartungsvoll
vielleicht gar erregt
Ihre Gesichter sind mir zugewandt
ihre Augen
mit Seidentüchern
verbunden
Ich genieße das Stilleben
die reglosen Körper
im Geist rufe ich ihre Vornamen
Auf der Tischplatte liegt
eine gelbe, bleiche, viereckige
Käsescheibe
nackt
von keiner Hülle geschützt.
Ich nehme sie in meine Hand und prüfe
mit den Fingerkuppen
ihre Beschaffenheit
Das Käsestück fühlt sich künstlich an unecht
wie ein Streifen Kautschuk
oder ein zu weicher Radiergummi
Ich habe meine Wahl rasch getroffen und trete zu der Frau im langen, schwarzen Kleid
deren Mund
ein Stück weit
geöffnet ist
sodass ich ihre obere Zahnreihe sehen kann
In aller Ruhe pirsche ich um den Stuhl
beäuge sie
von allen Seiten
in immer engeren Kreisen
Sie spürt meine Anwesenheit
merklich von Minute zu Minute beben ihre Brüste
heftiger
ihr Atem wird gepresster
sie schluckt arg
und aufgebracht
Ich stelle mich vor sie
schiebe mit den Fingerspitzen
die schulterlangen, kupferbraunen Haarsträhnen
aus ihrem Gesicht
und entblöße die sonnverbrannt fleckigen
Wangen
Hernach rolle ich die Käsescheibe zusammen
der Silberring an ihrem Ohrläppchen zittert
ihr Atem stockt
und scheint für einen Moment sogar zu versiegen
Mit der Spitze des Käsestücks streichele ich sanft
beinahe
ohne Berührung
ihre Stirn
Vorsichtig tupfe ich ihre Haut
wandere an ihr hinab
bemale episodisch den Nacken
das Kinn
ihre Wangen
Sie erschaudert bei jeder Berührung
zittert
zuckt und meidet die Treffen
Bestimmter liebkose ich nunmehr ihre Haut
der Käse gleitet
langsam
über jede Pore
wird stetig schlaffer
und sämiger
Ihre Wehr erstirbt
schlagartig
unterbreche ich
die Verbindung
isoliere sie
entrückt harrt ihr Kopf in stummer Erwartung
um sich endlich
als ich sie wieder berühre
wie selbsttätig
und mit aller Kraft
in mein Gekose zu stemmen
Ich wische ihr Fleisch
Der Käse klebt und seift
hinterlässt eine molkige Spur
nicht Butter, nicht Wachs
Entschlossen umkreise ich nunmehr ihre Lippen
begierig öffnet sich der Mund
die Zunge schnellt hervor und sucht das Labnis
Ich locke sie
spiele mit ihr
kurz küßt der Köder die Glut
entflammt einen Vorgeschmack
sie schwärmt
und erlebt in Gedanken bereits die Erfüllung
Krankhaft buhlt sie um das Geschenk
schmust nach Genuss
flau und vergebens
Ich rolle die Käsescheibe auseinander
presse sie an ihre Stirn
an ihr Kinn
drücke sie fest
auf ihre linke
und rechte Wange
Schlussendlich verhülle ich ihre Lippen
Ihr Mund springt auf
klafft auseinander
die Zunge trachtet nach dem Schlemmen
sie schlingt
hungrig, gierig und geizig
der Käse verschwindet im Krater
Das erotische Traumtagebuch »Von einem Bett zum andern« des achtzehn Jahre alten Leipziger Gymnasiasten Lars-Oliver Frökel verkaufte sich in den ersten vier Monaten nach Erscheinen bislang über zehntausendmal und gilt als die literarische Entdeckung der diesjährigen Frühjahrsbuchsaison. Die Frauenzeitschrift »Mademoiselle« wählte Lars-Oliver Frökel kürzlich zum »hübschesten Schriftsteller Deutschlands«, und ab November wird der ehemalige Thomaner-Chorknabe die Lifestyle-Sendung »Glam« des Kölner Musiksenders Viva moderieren. Zehn der achtundzwanzig Traumaufzeichnungen aus »Von einem Bett zum andern« werden derzeit für die ARD verfilmt, Regisseure der TV-Folgen sind unter anderem Detlef Buck und Sönke Wortmann.