Читать книгу Fettnäpfchenführer Island - Marc Herbrechter - Страница 8
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DIE ANREISE
MAX FLIEGT NACH ISLAND
Es ist ein sonniger, kühler Montagmorgen im Januar, und Max fällt es schwer aufzustehen, denn viel geschlafen hat er nicht. Heute geht ein kleines Abenteuer los: Max wird für drei Monate nach Island reisen, um eine Ausbildung zum Tauchlehrer zu absolvieren. Vor einiger Zeit hat er mit dem Tauchen in Afrika begonnen und seitdem immer größeren Gefallen an dem Sport gefunden.
Warum man ausgerechnet in Island und dann auch noch im tiefsten Winter seine Tauchlehrerausbildung macht, ist vielen seiner Freunde und Bekannten völlig unverständlich. Und auch Max soll an dieser Entscheidung noch mehrmals zweifeln. Doch zu welcher Jahreszeit kann man das Land aus Feuer und Eis denn besser kennenlernen als im Winter? Und wie soll man ein guter Tauchlehrer werden wenn nicht in einer Ausbildung unter härtesten Bedingungen?
Mit diesem Gedanken springt Max hoch motiviert auf, läuft schnurstracks ins Bad und stellt, ohne vor der Kabine auf warmes Wasser zu warten, die Dusche an. Es folgen ein kurzer schriller Aufschrei und ein rascher Seitwärtsschritt aus der Duschwanne. Man muss ja nicht schon zu Hause mit eiskaltem Wasser anfangen, denkt sich Max, während er auf das warme Wasser wartet.
Auf dem Weg zum Flughafen stellt Max sich bereits die großen Abenteuer vor, die er erleben wird: die explorativen Tauchgänge, bei denen er gänzlich unbekannte Gewässer entdecken, und die heroischen Sicherungsaktionen, bei denen er Hobbytauchern in dramatischen Situationen ruhig und besonnen das Leben retten wird.
In Frankfurt angekommen, lädt er die zwei großen Rollkoffer – einen mit Klamotten und einen mit Tauchequipment – auf einen Wagen und bringt sie zum Check-in. Es gibt noch eine kurze und intensive Umarmung von der großen Schwester, dann geht das Abenteuer los.
Der Flug ist kurz und ereignislos: Max verschläft alles außer Start und Landung. Als er wach wird, ist er allein im Flugzeug – abgesehen von der Flugbegleiterin, die ihm ihren spitzen Zeigefinger in die Schulter piekt und nett lächelnd irgendetwas auf Isländisch zu ihm sagt. »Takk!«, sagt Max, ohne zu wissen, wofür er sich eigentlich bedankt.
Am Flughafen wartet Tobias, der Besitzer der Tauchschule. Ein großer, hagerer Mann ohne Haare, aber dafür mit einer großen, markanten Hipsterbrille auf der Nase und einem breiten Lächeln im Gesicht. Er telefoniert gerade und deutet Max den Weg nach draußen, indem er mit dem Autoschlüssel in der Hand in Richtung Drehtür zeigt. Auch er spricht isländisch – na schönen takk auch!
Am Auto angekommen wird aus dem unverständlichen Gemurmel ein herzliches »Willkommen in Island, Max. Schön, dass du hier bist!«. Auf der Fahrt erfährt Max dann mehr über die Ausbildung und was in den kommenden Wochen auf ihn zukommen wird. Im Tauchzentrum angekommen, wird er von den anderen Guides, die noch mit Aufräumen beschäftigt sind, begrüßt. Von den meisten mit einem »Hey man« oder einem coolen »’s up?«. Tobias ist im ersten Stockwerk verschwunden, wo gerade Umbaumaßnahmen laufen, und nachdem die anderen Guides alle zu den Autos im Hinterhof gegangen sind, steht Max nun allein in der großen Halle voller Tauchequipment.
Ein älterer Mann kommt zur Tür herein und erblickt ihn. Augenblicklich beginnt ein Feuerwerk aus Vokalen, Schnalz- und Zischlauten auf Max einzuprasseln. Der Mann verzieht dabei keine Miene, sodass Max absolut keine Ahnung hat, ob es sich um eine positive Botschaft handelt, seine sofortige Kündigung wegen dummen Herumstehens oder einfach nur um die Wettervorhersage der nächsten Tage. »Takk!«, sagt Max und lächelt. Der alte Mann schaut ihn an. Seine Augenbrauen sinken langsam nach unten, und während sich seine Stirn in Falten legt, wandert seine linke Augenbraue wieder nach oben. Ein Blick, den Max auch ohne Hilfe übersetzen kann. Das heißt eindeutig: »Häh!?«
Tobias drückt sich lachend zwischen zwei Taucheranzügen hindurch, die wie Tote von der Decke baumeln. Er sagt etwas auf Isländisch zu dem alten Mann und beendet die Ansprache mit: »So this is Max, our new guide for the next three months!« Ein Handschlag und ein kühles »góðan daginn« folgen. Die hochgezogene Augenbraue bewegt sich keinen Millimeter.
Auf dem Weg zur Wohnung sagt Tobi: »Ein paar mehr Worte als takk solltest du in den kommenden Tagen lernen, mein Lieber. Aber das kommt ganz schnell, und im Zweifel spricht hier eigentlich fast jeder gut Englisch. Wir Isländer mögen unsere Sprache, weil sie ein wichtiger Teil unserer Kultur ist. Daher pflegen wir sie und sprechen so oft es eben geht isländisch. Und warum auch nicht? Was ist denn so schwer zu verstehen an Eyjafjallajökull?«
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Max ist im Vergleich zu vielen Urlaubern zwar sehr lange in Island, doch die Sprache wird er auch in drei Monaten nicht lernen können. Weil ihm das klar war, machte er sich keinerlei Gedanken und lernte nicht einmal die üblichen Phrasen. Das ist auch vollkommen okay, denn er wird in seinem Alltag fast ausschließlich Englisch sprechen. Das verstehen sowohl die meisten Isländer als auch nahezu alle Touristen im Land.
Doch die Isländer sind stolz auf ihre Sprache, und besonders ältere Isländer, deren Schulenglisch schon ein paar Jahre zurückliegt, verständigen sich nicht nur aus Gewohnheit auf Isländisch. Denn nur noch gut 300.000 Menschen auf der Welt sprechen überhaupt Isländisch, und viele von ihnen nutzen es im Alltag weniger häufig als Englisch. Die junge Generation wächst international auf, geht im Ausland zur Schule oder studiert dort, interagiert größtenteils mit Touristen aus aller Herren Länder, und durch das Internet werden Nachrichten und sonstige Informationen ebenfalls meist auf Englisch bereitgestellt. Man bekommt also ein wenig Sorge, dass die Sprache und damit ein wichtiger Teil der isländischen Kultur untergeht. Das Isländische entwickelte sich zur Zeit der Landnahme vor Hunderten von Jahren und hat sich seitdem kaum verändert. Anders als viele andere Sprachen auf der Welt hat das Isländische also etwas von einer Zeitreise.
Auch wenn die Isländer generell sehr offen sind, bietet ihre Sprache ihnen natürlich auch eine Art Rückzugsraum. In einem Land, in dem ständig etwa zwei- bis dreimal so viele Touristen wie Einheimische unterwegs sind, kann es schon mal vorkommen, dass man unter sich bleiben will. Und sei es nur im Gespräch.
Was hat Max also falsch gemacht? Auch wenn es keinen Sinn macht, die Sprache eines Landes zu lernen, in dem man nur wenige Wochen verbringt, ist es in der Regel sinnvoll und wird als höflich wahrgenommen, die wichtigste Phrase zur Verständigung zu erlernen: »Entschuldigen Sie, ich verstehe Sie nicht, denn ich spreche leider kein Isländisch. Sprechen Sie Englisch?«
Was können Sie besser machen?
»Fyrirgefðu, ég skil það ekki því því miður tala ég ekki íslensku. Talar þú ensku?« lautet die Phrase auf Isländisch. Das wird Ihnen wenig bringen, denn wie man diese ganzen lustigen Buchstaben ausspricht, wissen Sie jetzt immer noch nicht. An der Stelle wird einem schnell bewusst, warum Max die Sprache gar nicht erst zu erlernen versuchte. Ein »Talar þú ensku?«, also die Frage, ob das Gegenüber Englisch spricht, reicht aber im Normalfall aus.
Phrasen wie »Guten Morgen«, »Dankeschön« oder »Wo finde ich XYZ?« kann man sich relativ einfach aneignen, und sie werden im Zweifel nicht nur weiterhelfen, sondern bei den Isländern gut ankommen: Man zeigt damit, dass man sich für die Kultur interessiert und ein wenig Aufwand betreibt, um sich mit dem Land und den Menschen vertraut zu machen. Kein Isländer wird das von Ihnen erwarten, aber jeder wird sich darüber freuen!
KLEINER SPRACHFÜHRER
Die isländische Sprache wurde von den Wikingern mitgebracht, die im 9. Jahrhundert hier siedelten, und ist bis heute die offizielle Landessprache. Weltweit sprechen nur knapp 320.000 Menschen Isländisch, die meisten davon, weil sie in Island leben. Durch die Isolation vom Rest der Welt entwickelte sich die Sprache in den meisten Aspekten kaum oder gar nicht weiter und ähnelt selbst heute noch dem Altnordischen bzw. Norwegischen, denn von hier kamen die ersten Siedler. Es gibt in Island kaum Dialekte, wie man das aus Deutschland kennt.
Das isländische Alphabet deckt sich größtenteils mit dem unseren, lediglich die Buchstaben C, W, Q und Z fehlen. Dafür gibt es andere, wie zum Beispiel das Ð/ð (ausgesprochen wie das englische »th«) oder Æ/æ (ausgesprochen wie unser »ei«, Snæfellsnes spricht man beispielsweise Sneifellsnes).
Neue Wörter werden ständig hinzugefügt. Der Computer heißt tölva, eine Zusammensetzung aus den isländischen Wörtern für Zahl und Wahrsagerin. Ziemlich passend. Junge Menschen nutzen gerne Anglizismen, genau wie in Deutschland, und wer in den lokalen Cafés und Bars genau hinhört, wird immer wieder mal ein bekanntes Wort aufschnappen.
Anbei ein paar wichtige Wörter und Phrasen für die Reise in Island:
Hallo | Halló |
Guten Tag | Góðan daginn |
Tschüss | Bless |
Auf Wiedersehen | Vertu blessaður |
Ja | Já |
Nein | Nei |
Danke | Takk |
Bitte | Gjörðu svo vel |
Prost | Skál |
Entschuldigung | Fyrirgefðu |
Ich spreche kein Isländisch | Ég tala ekki íslensku |
Hilfe | Hjálp |
Toilette | Salerni / Klósett |
Ich heiße … | Ég heiti … |
Ich hätte gerne … | Gæti ég fengið … |
Was kostet …? | Hvað kostar …? |
Zahlen, bitte! | Borga, takk! |
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