Читать книгу Protestantische Unternehmer in der Schweiz des 19. Jahrhunderts - Marcel Köppli - Страница 8

1. Einleitung

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Unter der Überschrift «christlicher Patriarchalismus in der Industrie» beschreibt William Oswald Shanahan 1962, wie sich eine lose Gruppe protestantischer Unternehmer – einige von ihnen aus der Schweiz – im 19. Jahrhundert im Rahmen der Inneren Mission mit der sozialen Frage beschäftigte und welche Konzepte sie zu deren Lösung propagierte.1 In der Forschung wurde immer wieder betont, wie wichtig das Ringen dieser protestantischen Unternehmer in der Auseinandersetzung der Kirchen mit der sozialen Frage gewesen sei; gründlich erforscht wurde diese Gruppe jedoch bislang nicht. In der vorliegenden Arbeit wird nun deren Entstehung genauer untersucht und insbesondere nach der sozialpolitischen Einstellung der Schweizer Unternehmer dieser Gruppe gefragt.

Insofern leistet diese Arbeit einen Forschungsbeitrag zur Auseinandersetzung des schweizerischen Protestantismus mit der sozialen Frage in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie fokussiert dabei auf diese Gruppe mehrheitlich protestantischer Schweizer Unternehmer, die gemeinsam die sozialen Folgen der industriellen Revolution analysierte und verschiedene Ansätze zur Lösung der sozialen Frage beisteuerte. Der Patriarchalismus spielte in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Die Anfänge des Zusammenschlusses liegen in der Inneren Mission in Deutschland, insbesondere am Kongress für Innere Mission in Stuttgart (1869) und an der Bonner Konferenz für die Arbeiterfrage (1870). Der Basler Unternehmer und Ratsherr Karl Sarasin (1815–1886) war nicht nur an beiden Zusammenkünften eine zentrale Person, sondern hat auch versucht, die propagierten Ideen in der Schweiz zu verbreiten, indem er einen schweizerischen Ausschuss für die Bestrebungen der Bonner Konferenz (SABBK) initiierte. Mitglieder dieses Ausschusses waren zum Teil sehr bekannte Schweizer Unternehmer, wie beispielsweise der Textilfabrikant und |12| Schöpfer der Jungfraubahn Adolf Guyer-Zeller (1839–1899) oder der Schuh­fabrikant Carl Franz Bally (1821–1899).

Damit wird ein bislang kaum untersuchter Zusammenschluss protestantischer Schweizer Unternehmer historisch nachgezeichnet, im zeitgeschichtlichen Kontext situiert und mit der bestehenden Forschung zum sozialen Protestantismus in Verbindung gebracht. Es soll zudem der Frage nachgegangen werden, inwiefern es sich bei diesen «protestantischen Unternehmern» auch um «christliche Unternehmer» handelte, welche die soziale Frage mit ihrem Engagement und durch den christlichen Glauben zu lösen versuchten. Während einerseits die Trägerschaft als Ganzes sichtbar gemacht wird, werden andererseits an ausgewählten Persönlichkeiten sozialpolitische Haltungen, konkretes Handeln und religiöse Begründungsmuster nachgezeichnet.

Protestantische Unternehmer in der Schweiz des 19. Jahrhunderts

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