Читать книгу Letzter Tag am Meer - Marcella Grell - Страница 3
Es ist so weit.
ОглавлениеHeute ist mein letzter Urlaubstag. Etwas kühl für September, vor allem für Amalfi. Trotzdem werde ich die verbleibenden Stunden sorglos verbringen. Motto des Tages? Keine Zigarette mehr! Phrasen! Nichts als Phrasen! Alles nur Lüge. Wie schwer ist es aber, die Wahrheit über sich selbst zu gestehen. Wie leicht redet man sich ein, glücklich zu sein. Ich betrüge mich selber, hattest du mir einmal gesagt. Und du? Du hattest dich selbst nie betrogen?
Die Sonne geht auf. Ein glühender Lampion beleuchtet die Erde und lässt das Meerwasser glänzen. Dieses Bild würde ich so gerne einpacken und mitnehmen. Das würde ich vor der Fassade meines abgewohnten vis-a-vis aufhängen.
Wo ist mein Badeanzug!? Ich finde nichts mehr in dem Chaos. Schon wieder die Spinne. Sie hängt im Netz wie in einer Hängematte. Ein Glück, dass ich sie vor dem Einschlafen nicht gesehen habe, sonst würde es mir so gehen wie einst in der Karibik. Die fette schwarze Spinne, die über meinem Bett auf dem Moskitonetz klebte, ruhig, wie vor einem Angriff. Von Panik befallen, habe ich versucht, sie mit dem Besen herunter zu locken, dennoch beharrte sie darauf, oben zu bleiben. Dazu noch der vor Neugier platzende Gecko, der sich hinter dem Spiegel versteckt hatte und mich aus der Ecke beobachtete. Ich war in jener Nacht allein und hatte mich nicht ins Bett zu legen getraut. So verbrachte ich die Nacht vor der Holzhütte.
Die Nacht war hell. Der Mond und die Sterne waren der Erde nah. Das Meer rauschte laut. So wie jetzt. Es ist noch Flut. Wuchtige Wellen spülen kleine Fische an das Ufer.
Ihre Schuppen glänzen silbrig in der Sonne. Die Wellen kommen wieder und holen die Fischlein zurück in die Tiefe des Meeres. Eines blieb am Ufer. Es wälzte sich im Sand und blieb bewegungslos liegen. Die Wellen zappelten daneben.