Читать книгу unGlaubliche Patienten - Marcus Schütz - Страница 10

Ballettöse

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Im Friedrichstadtpalast sorge ich dafür, dass es in der abendlichen Girlreihe keine Ausfälle gibt. Immerhin müssen die Damen des Balletts ihre Beine nicht nur synchron sondern auch auf die gleiche Höhe schwingen.

In der gestrigen Vorstellung gab es einen kleinen Unfall: Nachdem sich ein Tuch über eine Tänzergruppe gesenkt hatte – das gehörte zur Dramaturgie des Stückes – verhakt sich der Fuß einer Tänzerin im verdeckenden Gewebe. Als der Stoff von der Bühne gezogen wurde, gab es für sie kein Entkommen, das hartnäckige Tuch schleift sie über den Tanzboden von der Bühne. Sie verdrehte sich das Knie und ich musste ihre Kreuz- und Seitenbänder neu ordnen. Doch sie war eine wirkliche Pechmarie. Binnen Jahresfrist löste sich diesmal eine Plastikkugel aus dem Theaterhimmel und traf sie direkt auf Kopf und Schulter. Ein Fall für den Notarzt. Das Ende ihrer Karriere.

Wochen später nach dem Klinikaufenthalt stellt sie sich wieder vor, sie litt weiter unter Schwindel und ich machte mich an ihrer Halswirbelsäule zu schaffen.

Ihre Mutter sei Scherenschleiferin. Sie hätte endlich wieder Zeit sich um ihre Mutter zu kümmern, unten in Süddeutschland.

Der Arbeitstag der Balletttänzer ist hart am Friedrichstadtpalast, jeden Tag Vorstellung, am Wochenende doppelt. Nur montags ist frei. Das geht auf die Knochen und das soziale Leben. Mitte 30 ist Schluss. Das ist anders als an den Opernhäusern, wo maximal ein Ballett pro Woche gegeben wird. Auch wenn es anspruchsvoller ist.

Einmal habe ich Pina Bausch kennengelernt. Das war in Berkeley, Kalifornien. Ich war als Dolmetscher eingesetzt, beim Bühnenaufbau, damit die deutschen Bühnenarbeiter der Kompanie, die Deko an den richtigen amerikanischen Haken hängten.

Ob ich nicht mittanzen wolle, fragt Pina.

Nee, ich sei hier nur der Dolmetscher.

Das mache nichts, sie suche noch Leute, die auf der Bühne das amerikanische Alltagsleben darstellen sollen.

Augenscheinlich ist ihr Stück ein Spiegel, eine Art Verarsche des popligen amerikanischen Lebens. Da hätte ich mich vielleicht noch zum Hans, äh, zum Joe gemacht.

Schuster, bleib bei deinen Leisten!

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