Читать книгу Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag - Marcus X. Schmid - Страница 5
ОглавлениеOrientiert in Südwestfrankreich
Die Region im Profil
Südwestfrankreich ist ...
„Südwestfrankreich“ ist weder ein geografisch klar umgrenztes Gebiet, noch ist es eine politisch-administrative Einheit. Fasst man die fünf Departements Dordogne, Gironde, Landes, Lot-et-Garonne und Pyrénées-Atlantiques als „Sud-Ouest“ zusammen, so ergibt sich ein Gebiet von 41.300 Quadratkilometern, was ziemlich genau der Fläche der Schweiz entspricht.
♦ Knapp 3,5 Millionen Menschen wohnen in Südwestfrankreich - das sind weniger als in Rheinland-Pfalz.
♦ Die größte Stadt Südwestfrankreichs ist Bordeaux mit 250.000 Einwohnern, als Metropolregion zählt die Hauptstadt des Weines knapp 800.000 Einwohner.
... Frankreichs größtes Weinbaugebiet
Über die Hälfte aller französischen Qualitätsweine wird im Bordelais gekeltert, das sind im Jahr rund 500 Millionen Flaschen. Die berühmtesten Weinschlösser liegen im Médoc, sie sind seit 1855 in fünf Kategorien klassifiziert. Nur fünf Güter - darunter Lafite-Rothschild und Mouton-Rothschild - dürfen Premier Cru Classé aufs Etikett schreiben. Derart geadelte Weine ruhen am besten erst einmal ein paar Jahre im wohltemperierten Weinkeller. Weitere Spitzenprodukte kommen aus dem Mittelalterstädtchen Saint-Emilion, aber auch die Weine des nahen Bergeracois schmecken vorzüglich. Am Fuß der Pyrenäen wird im Béarn ein kräftiger roter Madiran oder ein leichter weißer Jurançon getrunken, und selbst die Basken haben ihr kleines Anbaugebiet: Irouléguy.
... nicht nur französisch
Ganz im Südwesten Südwestfrankreichs sind die Basken zu Hause. Sie sprechen nicht nur Französisch, sondern auch Baskisch. Linguisten haben sich an dieser rätselhaften Sprache und ihrer vertrackten Grammatik die Zähne ausgebissen - sie zeigt keinerlei Verwandtschaft mit irgendeiner anderen Sprache der Welt. Etxe huntako etxeko alabak iduri baitu arrosa heißt „Das Mädchen dieses Hauses gleicht einer Rose“.
... der Geburtsort der Kunst
Nachdem 1940 vier Jugendliche beim Spielen ein Loch im Boden und dahinter eine reich ausgemalte Höhle entdeckt hatten, strömte die Fachwelt nach Montignac im Périgord. Der Prähistoriker Henri Breuil feierte die steinzeitlichen Malereien der Höhle von Lascaux als „sixtinische Kapelle der Frühzeit“, der Kulturphilosoph Georges Bataille entdeckte hier die „Geburt der Kunst“. Die originale Höhle ist für die Öffentlichkeit gesperrt, Besucher müssen mit detailgetreuen Kopien - Lascaux 2 und Lascaux 4 - vorliebnehmen. Aufregend schön.
... sportlich anders
Angeblich wurde Rugby, das Spiel mit dem Lederei, im 19. Jahrhundert in der englischen Stadt Rugby erfunden. Die Südwestfranzosen ordnen es ein paar Jahrhunderte früher ein, in die Zeit der englischen Besatzung, die Engländer hätten das Spiel erst später auf ihre Insel exportiert. Auch der Stierkampf, die Corrida, zählt in Südwestfrankreich als Sport, ebenso die Courses Landaises, bei denen rennende Kühe die Hauptrolle spielen. Die Basken wiederum haben ihren eigenen Sport und schlagen beim Pilota einen harten Gummiball gegen eine Steinmauer.
... ein kulinarisches Paradies
Essen wie Gott in Frankreich! Wenn Gott in Frankreich isst, setzt er sich vermutlich in Südwestfrankreich an den Tisch. Als Entrée empfiehlt sich Foie gras (Stopfleber) von Gans oder Ente, eine Spezialität der périgourdinischen Küche, die jedem französischen Gourmet das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Dann folgen Schenkel oder Brust des Geflügels, im Herbst mit Trüffeln verfeinert. Auch in den Landes stehen Ente und Gans jahraus, jahrein auf der Karte, manchmal auch Fasan. Im Becken von Arcachon wiederum sind die Austernzüchter zugange. Alleine im Städtchen Gujan-Mestras verfügen sie über sieben Häfen. Gegessen beziehungsweise geschlürft wird die Auster am liebsten roh, in lebendem Zustand. Woody Allen („Ich esse nur tote Tiere“) verstand nichts davon. Mit etwas Zitrone beträufelt, Graubrot und Butter dazu, schmecken sie hervorragend. Ein Glas Champagner krönt die Vorspeise.
... fahrradfreundlich
Pinienduft statt Autoabgase in der Nase! Hinter der Küstendüne erstreckt sich Frankreichs größtes zusammenhängendes Waldgebiet, das bis in Agenais hineinreicht. Darin ist ein Netz von Fahrradwegen angelegt. Man gelangt ohne große sportliche Anstrengung von Bordeaux an die Küste nach Lacanau, von da bis an die Médoc-Spitze im Norden oder nach Hossegor im Süden, kann Abstecher ins Landesinnere machen - stets auf speziellen Fahrradwegen. Die Nord-Süd-Piste, die parallel zum Atlantik verläuft, ist Teil der „Vélodyssée“, des französischen Abschnitts einer Fahrradroute, die dereinst vom Nordkap bis an die Südspitze Portugals führen soll. Wer seinen Drahtesel zu Hause gelassen hat, findet an jedem Küstenort einen Fahrradverleih, der auch Räder für Kinder im Angebot hat.