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Unterwegs in Südwestfrankreich

Das Périgord

Das Périgord schrieb Menschen­geschichte. Vor rund 100.000 Jahren ließ sich der Neander­taler in den Höhlen des Vézère-Tals nieder, ihm folgte der Cro-Magnon-Mensch. Herden von Mam­muts und Wisents streiften durchs Land, und unsere Vor­fahren stritten sich mit Höhlen­löwen ums Rentier­fleisch. Rund um Les Ey­zies sind bemalte Grot­ten aus der Früh­zeit des Homo sapiens zu besichtigen. Etwas abseits davon liegt Lascaux, die stein­zeit­liche Wohn­stätte, deren Ausgestaltung der Kultur­philosoph Geor­ges Bataille als Geburt der Kunst feierte.


Ein weiterer Tourismusmagnet des Périgord sind die zahlreichen Schlösser und Burgen, von denen insbesondere die über der Dordogne gelegenen Festungen von Beynac und Castelnaud auffallen. Aber auch das Lustschlösschen von Puyguilhem lohnt einen Besuch.

Neben dem französischen Wochenend-Tourismus sind es meist Holländer und Engländer, die das Périgord entdecken. Die Deutschen, die oft darauf aus sind, mög­lichst schnell an die Küste zu kom­men, las­sen eine der schönsten Ge­gen­den Frank­reichs oft links liegen. Das ist scha­de, denn es gibt viel zu sehen, und Was­ser­sport lässt sich im Landes­innern auch als romanti­sche Kanufahrt auf der Dor­dog­ne gestalten. Nicht zu­letzt: Das Pé­ri­gord hat rund um Gans und Ente eine exquisite Küche ent­wickelt. Wenn Gott in Frank­reich zu Tische sitzt, dann hier.

Aus dem Mittelalter, als der Adel sich wie das Wetterfähnchen mal auf die englische, mal auf die französische Seite schlug, sind viele Wehrdörfer und Burgen erhalten. Im ruhigeren 16. Jahr­hundert wurden die Festungen hie und da zu ver­spiel­ten Renaissance-Schlöss­chen umgebaut.

Landschaftlich zeigt sich das Péri­gord unterschiedlich. Der reizvollste Teil ist das sogenannte Schwarze Périgord mit Sarlat, dem Hauptstädtchen, in dessen mittelalterlichem Gemäuer sich eine le­bendige Gastroszene eingerichtet hat. Rund­um Hügel und Wälder, durch die sich die Dordogne und ihr Zufluss, die Vézère, schlängeln. An letzterer liegt das Dörfchen Les Eyzies, das sich we­gen seiner steinzeitlichen Höhlen „Ca­pitale Mondiale de la Préhistoire“, Welt­hauptstadt der Urgeschichte nennt.

Landwirtschaftlich fruchtbarer ist das westliche Périgord mit der Departe­ments­hauptstadt Périgueux, deren his­tori­sches Zentrum zum Shopping ein­lädt. Etwas weiter nördlich liegt Bran­tôme, das wasserumspülte Städtchen mit einer gewaltigen Abtei.

Im unteren Lauf fließt die ru­higer ge­wordene Dordogne weit­gehend ge­rad­linig in Richtung Ber­gerac, in des­sen Umland Wein an­gebaut wird. Ob Bergeracs be­rühm­tes­ter Sohn, Cy­rano de Bergerac, je hier war, ist umstritten. Nichts­destotrotz hat er gleich zwei Sta­tuen bekommen.

Was anschauen?

Höhle von Lascaux: Sie ist so be­rühmt, dass sie, um dem Ansturm gerecht zu werden, du­pli­ziert wur­de. Das Original ist nicht zu be­sichtigen, und selbst die Ko­pie Las­caux 2 reichte nicht aus, so dass 2016 unter Zuhilfenahme neues­ter Technik ein weiteres Fak­si­mile ge­schaffen wurde: Las­caux 4. → Link

Château des Mi­landes: Von den zahl­reichen Schlössern des Périgord lockt es mit einem Stück Kultur­ge­schich­te: In dem Bau aus der frühen Re­naissance lebte in den 1950er Jahren Josephine Baker. Die schwarze Tän­zerin und Sängerin adoptierte mit ih­rem Mann zwölf Kinder aller Haut­far­ben und gründete das „Dorf der Welt” - damals ein Publikumsmagnet. Heute in­for­miert im Schloss eine reiche Aus­stellung über das Leben der Baker und ihr menschenfreundliches Projekt. → Link

Bran­tôme: Der von der Dronne um­spül­te Ort ist schon seiner idyl­li­schen Lage wegen den Besuch wert. Zur mächtigen Abtei gehören Kalk­grot­ten, eine davon mit einem riesigen Relief aus dem 15. Jahrhundert, in an­deren wird Forellenzucht betrieben. → Link

Jardins d’Eyrignac: Wer die hohe Gar­ten­kunst zu schät­zen weiß, sucht diese Anlage auf. Die im 18. Jahrhundert im französischen Stil gestalteten Gär­ten mussten später dem neuen eng­li­schen Stil weichen. Nach dem Zweiten Welt­krieg wurde das Gartenensemble res­tau­riert. Die heutige Besitzerfamilie ehrt die Tradition, indem sie sie fort­setzt. → Link

Was unternehmen?

Kanu- und Kajakfahrten auf Vézère und Dronne: Dordogne wie auch Vézère eignen sich bestens für Fahrten über Wasser. Verleiher, die auch Zubehör - was­ser­dichter Contai­ner, Schwimm­wes­te - zur Verfügung stellen, finden sich an allen Flussorten. Der Rücktransport per Auto ist meist im Preis inbegriffen. Be­son­ders auf­re­gend ist eine Fahrt auf der Vézère vom schmucken Saint-Léon-sur-Vézère (→ Link) nach Les Eyzies (→ Link) - vorbei an einem ge­wal­tigen, in der Steinzeit besiedelten Kalkfelsen, der Ro­que Saint-Christophe (→ Link), so­wie am Höhlendorf La Ma­de­leine (→ Link), einer prä­his­to­ri­schen Sied­lung, die auch im Mit­tel­alter be­wohnt war. Auch Brantôme (→ Link) lädt zu einer Paddelfahrt ein. Das schmucke Städtchen lässt sich auf der Dronne mit dem Boot um­run­den.

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