Читать книгу Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag - Marcus X. Schmid - Страница 9
ОглавлениеSarlat
Die Stadt hält den Schriftsteller André Malraux in Ehren. De Gaulles schillernder Kulturminister erließ 1962 ein Gesetz zur Restaurierung historischer Orte, und so präsentiert sich Sarlat heute als unverschandeltes, mittelalterliches Städtchen. Die Häuser aus ockergelbem Stein machten Filmkarriere - als Kulisse für Brigitte Bardot ebenso wie für den Rockmusiker Sting, der in Sarlat sein Debüt für die Leinwand gab.
Zerschnitten wird die mittelalterlich verwinkelte Stadt einzig durch die gradlinige Rue de la République aus dem 19. Jahrhundert - als wäre Haussmann, der berühmte Pariser Boulevard-Planer, persönlich zugange gewesen. Doch vermag dies dem Gesamtbild nichts anzuhaben. Die Verkehrsschneise ist längst Teil der Fußgängerzone geworden und hat an sommerlichen Wochenenden Mühe, die Besucherströme aufzunehmen. Verkaufsschlager Sarlats ist die Gans, deren fette Leber (foie gras) getrüffelt und eingedost in zahllosen Läden feilgeboten wird.
Stadtgeschichte: Die Stadt ist älteren Datums, erreichte aber erst mit der Gründung einer Benediktinerabtei im 8. Jahrhundert Bedeutung. Ende des 13. Jahrhunderts wurde Sarlat quasi unabhängig, die Stadt war einzig durch einen Treueid an den französischen Thron gebunden. Kurz darauf (1317) wurde Sarlat zum Bischofssitz erkoren; aus dieser Zeit stammen die Kathedrale sowie einige Bürgerhäuser (ein kleines Schild an den Häusern verrät dem Besucher das jeweilige Baujahrhundert). Im Hundertjährigen Krieg hielten die Stadtmauern zwar allen Anstürmen der Engländer stand, nicht aber der Diplomatie: Im 1360 geschlossenen Friedensabkommen von Brétigny (→ Geschichte) fiel Sarlat wie ganz Südwestfrankreich an die Engländer. Zehn Jahre später waren diese allerdings bereits wieder vertrieben. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert gedieh Sarlat zum stattlichen Handelszentrum. Bergab ging es mit der Wirtschaft erst im 19. Jahrhundert, als die industrielle Revolution die Stadt im Abseits liegen ließ; der Bau der Eisenbahnlinie kam zu spät. Erst mit der eingangs erwähnten Gesetzgebung aus dem Jahr 1962 erfuhr Sarlat wieder einen Aufschwung - als Tourismus-Magnet Nummer eins im Schwarzen Périgord.
Fußgängerzone in Sarlat
Rundgang durch die Altstadt: Man kann sich im Info-Büro ein kleines Faltblatt mit Stadtplan besorgen und die darin beschriebene Route ablaufen. Um nicht dauernd den organisierten Besichtigungen voraus- bzw. hinterher zu gehen, empfiehlt es sich, den Rundgang im gegenläufigen Sinn zu starten. Aber auch zielloses Spazieren durch die Altstadt führt irgendwann zu den nachgenannten Sehenswürdigkeiten. Und auch ein Nachtspaziergang hat’s in sich: Eine dezente Gasbeleuchtung erhellt die mittelalterlichen Gebäude, der Flaneur entdeckt zahlreiche Details, die er im Tageslicht übersieht.
Sarlats Zentrum ist die von Häusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert umsäumte Place de la Liberté: fotogen zu jeder Tageszeit! Von ihr führt in südliche Richtung die Rue de Liberté zur stimmungsvollen Place de Peyrou; das eindrücklichste Gebäude dort ist das Geburtshaus von Etienne de la Boëtie, der heute nur noch als Busenfreund von Montaigne bekannt ist. In nördlicher Richtung findet man die Rue des Consuls, mit ihren Häusern und Palazzi Sarlats schönstes Sträßchen.
Die Ente, die Gans und die périgourdinische Küche
Oie ist die Gans, canard ist die Ente - und beide sind sie das A und O des périgourdinischen Küchenfranzösisch.
Foie gras: Fette Leber. Als foie gras d’oie (Gänseleber) oder foie gras de canard (Entenleber) ist sie in jedem Spezialitätenrestaurant zu haben. Eingedost steht sie in jedem périgourdinischen Lebensmittelgeschäft im Regal. Dabei wird unterschieden, wie hoch der prozentuale Anteil des foie gras am Produkt ist: foie gras, foie gras entier, bloc de foie gras (100 %), foie de foie (75 %), pâte de foie, purée de foie, mousse de foie, galantine de foie (50 %).
Damit die Leber schön fett wird, werden die Tiere ab der 15. Lebenswoche mit reifem Mais überfüttert („gestopft“), ein Martyrium, das für die Ente ca. 16 Tage, für die Gans etwa 24 Tage dauert. Bei der Schlachtung wiegt dann die Entenleber bis zu 600 g, die Gänseleber bis zu 900 g.
Confit: Das Wort bedeutet „Eingemachtes“. Im Périgord steht der Leckerbissen meist als confit de canard (Enten-Confit), seltener als confit d’oie (Gänse-Confit) auf der Speisekarte. Die Geflügelteile (meist Schenkel oder Flügel) werden dabei im eigenen Fett geschmort. Der Confit ist oft Bestandteil eines Cassoulet.
Cassoulet: Eintopfgericht. Schweins- oder Geflügelragout mit Bohnen, im Périgord findet man stets ein Stück Confit drin.
Pommes sarladaises: Kartoffeln, die mit Gänsefett im Ofen gebraten werden. Sie sind die übliche Beilage zum Confit.
Truffes: Das Périgord ist für seine Trüffeln bekannt, doch wie überall auf der Welt sind sie auch hier teuer. Wer getrüffelt isst, zahlt meist gesalzene Preise. Der edle Pilz wird in allerhand Speisen gemischt, ohne dass man ihn zu sehen bekommt. Trüffelzeit ist der Spätherbst. Dann hat man am ehesten die Chance, frische und sichtbare Trüffelstücke serviert zu bekommen.
Place André Malraux: Durch eine kleine Passage in der Nähe der Place de la Liberté gelangt man zu diesem hübschen Platz mit schiefergedeckten Häusern. Eine Inschrift erinnert an den vorausschauenden Kultusminister, dessen Gesetzgebung 1962 die Restaurierung Sarlats einleitete.
Cathédrale Saint-Sacerdos: Ein Stil-Puzzle und somit eine Aufgabe für Kunstgeschichtler - vom 12. bis zum 18. sind alle Jahrhunderte in den 2001 restaurierten Bau eingeflossen. Einzig das geräumige, größtenteils gotische Hauptschiff vermag zu beeindrucken.
Lanterne des Morts: Der eigenwillige, witzige Turm aus dem 12. Jahrhundert beherbergte einst ein Feuerchen, das die Unsterblichkeit der Seelen symbolisierte. Die sterblichen Reste der mittelalterlichen Menschen vermoderten etwas unterhalb, im Jardin des Enfeus mit seinen romanischen und gotischen Grabsteinen. Sarlats ältester „Friedhof“ ist bis heute ein Ort der Stille in der quirligen Stadt.
Basis-Infos
Postleitzahl 24000
Information Office de Tourisme, im ehemaligen Bischofspalast neben der Kathedrale. Ausführliches Material übers gesamte Schwarze Périgord. Das Büro organisiert auch Stadtbesichtigungen (7 €/Pers.). April-Juni und Sept. Mo-Sa 9-18, So 10-13/14-17 Uhr. Juli/Aug. Mo-Sa 9-19.30, So 10-13/14-18 Uhr. Okt. Mo-Sa 9-12.30/14-17, So 10-13 Uhr. Nov.-März Mo-Sa 10-12/14-17 Uhr. Tel. 05.53.31.45.45, www.sarlat-tourisme.com.
Hin und weg Bahn: 3- bis 4-mal tägl. dampft die Eisenbahn über Bergerac und Libourne nach Bordeaux. Nach Les Eyzies: Umsteigen in Le Buisson.
Bus: 6-mal tägl. nach Souillac, 1- bis 2-mal tägl. nach Beynac. Abfahrt am Bahnhof, weitere Haltestelle an der Place Pasteur.
Parken Es ist sinnlos, mit dem Auto ins enge Mittelalter fahren zu wollen. Ausreichend Parkplätze für die Blechlieblinge liegen außerhalb der Altstadt.
Fahrradverleih Cycles Sarladais, av. Aristide Briand (Fortsetzung der Av. Leclerc im Stadtsüden). Auch Reparaturwerkstatt. Tel. 05.53.28.51.87.
Liberty Cycles, Avenue du Périgord (hinter dem Bahnhof, Straße nach Souillac). Auch E-Bikes und Kinderräder. Tel. 07.81.24.78.79.
Festival Festival des jeux de théâtre, Open-air-Theaterfestival, jährlich in der 2. Julihälfte, das 2020 zum 69. Mal stattfindet. Programminfos unter www.festival-theatre-sarlat.com.
Markt Großer Wochenmarkt samstags im Stadtzentrum.
Lebensmittelmarkt Mittwochmorgen und Samstagmorgen in der Rue de la Liberté bis zum gleichnamigen Platz.
ÜbernachtenKarte
In der Hochsaison und an Wochenenden wird eine telefonische Hotelreservierung dringend empfohlen!
Hotels *** Le Renoir 14, „Best Western“-Betrieb 200 m außerhalb der Altstadt in ruhiger Lage. Elegant eingerichtete, sehr komfortable Zimmer mit Safe und Minibar. Glasanbau mit Restaurant. Swimmingpool. DZ 84-148 € je nach Saison und Ausstattung. 2, rue de l’Abbé-Surguier, Tel. 05.53.59.35.98, www.hotel-renoir-sarlat.com.
Mein Tipp *** La Couleuvrine 3, umsichtig renoviertes Altstadthaus mit gepflegten Zimmern, teils mit Stilmöbeln. Etwas klein ist Zimmer 11, das dafür einen hübschen, steinernen Balkon zur Straße hat. 2 kleine Speisesäle (preiswerter Mittagstisch, regionale Küche) und auf der 1. Etage eine einladende Galerie-Lounge. DZ 60-120 je nach Komfort. 1, place de la Bouquerie, Tel. 05.53.59.27.80, www.la-couleuvrine.com.
*** Saint-Albert 12, macht von außen weniger her als von innen und verfügt obendrein über ein nettes Spezialitätenrestaurant. DZ 59-91 €. 22/24, av. du Général Leclerc, Tel. 05.53.31.55.55, www.hotelsaintalbert.com.
** Le Madrigal 1, knapp außerhalb der Altstadt, 5 Min. zu Fuß ins Zentrum. Freundlicher, gepflegter Betrieb mit renovierten Zimmern. Hoteleigene Garage. DZ 84-110 €. Geschlossen Mitte Nov.-März. 50, av. de Selves, Tel. 05.53.59.21.98, www.hotel-madrigal-sarlat.com.
** Des Récollets 5, renoviertes Franziskanerkloster in zentraler, ruhiger Lage mit einigen bescheidenen und einigen luxuriösen Zimmern. DZ 69-89 €, je nach Ausstattung. 4, rue J.-J. Rousseau, Tel. 05.53.31.36.00, www.hotel-recollets-sarlat.com.
** Abbys 13, außerhalb; einstöckiges Motel, 4 km in Richtung Souillac an einem Rond-Point. Modern, nüchtern, clean und freundlich. DZ 47-59 €. Vialard, Tel. 05.53.30.85.50, www.abbys-hotel.com.
Camping **** Huttopia Sarlat 2, 1 km außerhalb, an der Straße nach Sainte-Nathalène. Luxuriöses, großes, leicht terrassiertes Gelände mit 180 Stellplätzen. Schöner Swimmingpool und geheiztes Hallenbad und Sauna. Geöffnet April-Okt. Rue Jean Gabin, Tel. 05.53.59.05.84, www.huttopia.com.
*** Les Terrasses du Périgord 4, etwa 3,5 km außerhalb: erst in Richtung Montignac, dann rechts abzweigen und der Beschilderung folgen. 80 Stellplätze und ausreichend Schatten. Leser fanden hier nicht nur ein schönes Panorama und saubere Anlagen, sondern auch eine „supernette Leitung“. 2 beheizte Swimmingpools, einer außen, einer innen, Kinderbecken mit Rutsche. Pingpong und Minigolf. Geöffnet Mitte April bis Mitte Sept. Pech d’Orance, 24200 Proissans, Tel. 05.53.59.02.25, www.terrasses-du-perigord.com.
Wohnmobile finden einen gebührenpflichtigen Stellplatz (Wasser ver- und entsorgung) an der Avenue du Charles de Gaulle, hinter dem Friedhof, zum Übernachten allerdings alles andere als atrraktiv.
Sarlat by night
Essen & Trinken
Ob zum Schlafen, Parken oder Essen - in Sarlat bleibt das Problem dasselbe: Es gilt, einen Platz zu finden. In den meisten Restaurants gleichen sich die Karten wie ein Ei dem anderen: Foie gras, Confit oder Magret de canard, Getrüffeltes, Pomme sarladaises ...
Restaurants Le Quatre Saisons 6, die gehobene Adresse; hervorragender Service, hervorragende Zubereitung, phantasievolle Entrées. Perigourdinische Küche auch hier, aber man legt Wert auf marktfrische Produkte. Preislich über dem Durchschnitt, aber gerechtfertigt. Außerhalb der Saison Di/Mi geschlossen. 2, côte de Touluse. Tel. 05.53.29.48.59.
La Petite Borie 11, gut zubereitete perigourdinische Küche in einem vom Tourismus noch nicht ganz überschwemmten kleinen Lokal. 12, rue Tourny. Mo Ruhetag. Tel. 05.53.31.23.69.
Les Chevaliers de la Tour 8, lebhaftes Lokal mit Périgord-Küche, z. B. „Enchaud périgourdin“, mit Knoblauch zubereiteter Schweinebraten, oder „Cassoulet au confit maison“, Bohneneintopf mit Enten-Confit. Auch Außenbestuhlung. Bei Hochbetrieb sind die Kellner eindeutig überfordert. 15, rue Albéric Cahuet. Tel. 05.53.31.04.22.
La Cour des Poètes 7, auch hier die Klassiker rund um Gans und Ente zu den ortsüblichen Preisen, mit der Besonderheit eines schönen Innenhofs im mittelalterlichen Gemäuer und eines außerordentlich freundlichen Services. So abends geschlossen, Mo Ruhetag. 11, rue Albéric Cahouet, Tel. 05.53.29.03.73.
Le Tourny 10, preiswerter Mittagstisch, abends hat man die Wahl zwischen mehreren Menus bis hin zum exquisiten „Menu Tourny“, z. B. Tourendos Rossini (mit Gänseleber). Ente in allen Variationen, selbstverständlich auch Pommes sarladaises. Auf zwei Etagen. Do Ruhetag. 7, rue Tourny. Tel. 05.53.29.17.80.
L’Entre 2 9, Brasserie und Bar, die ohne romantisches Ambiente neben preiswerter périgourdinischer Küche auch Pizza und Salate serviert. Einfach, aber sympathisch. 21, rue Albéric Cahuet. Tel. 05.53.31.04.71.
Übernachten
1 Le Madrigal 2 Indigo Sarlat (Camping) 3 La Couleuvrine 4 Les Terrasses du Périgord (Camping) 5 Des Récollets 12 Saint-Albert 13 Abbys 14 Le Renoir
Essen & Trinken
6 Le Quatre Saisons 7 La Cour des Poètes 8 Les Chevaliers de la Tour 9 L'Entre 2 10 Le Tourny 11 La Petite Borie
Umgebung von Sarlat
Cabanes du Breuil: Ein Bild aus früheren Zeiten - das Ensemble der steingemauerten Gebäude mit ihren fast bis zum Boden reichenden Dächern ist einzigartig und ein beliebtes Fotomotiv. Wenn dann noch die Gänse des Hauses ihren Morgenspaziergang machen, ist die Idylle vollkommen. Das Gehöft ist in privatem Besitz und eintrittspflichtig.
♦ April-Sept. 10-19 Uhr. Okt. 10-12 und 14-18 Uhr. Erste Novemberhälfte 14-17 Uhr. Eintritt 5,50 €, 13-17 J. 4,50 €, 6-12 J. 3 €.
Anfahrt: Von Sarlat auf der D 47 in Richtung Les Eyzies. Nach einigen Kilometern rechts der Beschilderung folgen.
Jardins d’Eyrignac: Die Tradition ehrt am besten, wer sie fortsetzt. Die im 18. Jahrhundert geschaffenen Gärten mussten im 19. Jh. - die Moden wechseln - englischen Gärten weichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg restaurierte Gilles Sermadiras den alten Familienbesitz, erweiterte die Gärten mit Sachverstand und Phantasie. Heute ist es sein Sohn, der die Tradition fortsetzt, unterstützt von seiner Frau, seinem Sohn und sechs festangestellten Gärtnern. Selbstverständlich wird weiter geplant, neue Abteilungen entstehen - work in progress.
Man kann einfach durch die Gärten schlendern und staunen, oder man besorgt sich an der Kasse die kleine Broschüre (auch deutsch, 2 €), die viele Details erklärt und so eine hervorragende Begleiterin ist. „Nachdem wir uns schlichtweg verfahren hatten, standen wir auf einmal vor den Jardins d’Eyrignac. Da wollten wir eigentlich nicht hin, und danach wollten wir nicht wieder weg.“ (Lesermail).
♦ April 10-19 Uhr. Mai-Sept. 9.30-19 Uhr. Okt. 10 Uhr bis Sonnenuntergang. Nov.-März 10.30-12.30 und 14.30 Uhr bis Sonnenuntergang. Eintritt 12,90 €. 11-18 J. 8,50 €, 5-10 J. 6,50 €.
Anfahrt: Von Sarlat Richtung Osten auf der D 47 bis Ste-Nathalène, dort links abzweigen, der Beschliderung folgen. Insgesamt knapp 14 km.
Jardins d’Eyrignac - Schnitzereien in Grün
Château de Commarque: Romantischer als viele noch intakten Burgen und Schlösser des Périgord sind die Ruinen des Château de Commarque in einem abgelegenen, unter Naturschutz stehenden Tal. Das befestigte Dorf, innerhalb dessen Mauern mehrere Familien Schutz fanden, war von 1170 bis 1650 bewohnt. 1968 kaufte ein Abkömmling derer von Commarque die Ruinen seiner Vorfahren auf und begann 1995, sie systematisch freizulegen.
Der Ort war schon in der Steinzeit besiedelt, unterhalb der Anlage wurde eine Grotte mit prähistorischen Zeichnungen entdeckt; sie ist so eng, dass sie für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Im früheren Mittelalter stand vermutlich eine Siedlung an der Stelle, wo heute die geisterhaften Ruinen in den Himmel ragen. Der Spaziergang führt vorbei an einer einstigen Kapelle, an einem Wehrturm und einem Adelssitz zum eindrucksvollen Donjon, in dem die Herren von Commarques einst Zuflucht vor den mächtigen Konkurrenten aus dem nahen Beynac fanden. Wer den Weg hochgeht, findet oben den Durchgang zu einem Raum, dessen Fensteröffnung von fünf zierlichen Säulen unterteilt ist und den Blick freigibt auf das gegenüberliegende Château de Laussel, das die Zeiten besser überstanden hat, der Öffentlichkeit aber nicht zugänglich ist - ein Engländer hat sich das castle zu seinem home erkoren ...
♦ April-Juni und Sept. 11-19 Uhr. Juli/Aug. 10-20 Uhr. Okt. 14-18 Uhr. Einlass bis 60 Min. vor Schließung. Eintritt 8,80 €.
Anfahrt: Von Sarlat auf der D 47 in Richtung Les Eyzies, nach ca. 12 km rechts der Beschilderung folgen. Gefährt am Parkplatz abstellen, die letzten 600 m zu Fuß gehen - ein wunderschöner Waldspaziergang.
Eng am Felsen: La Roque-Gageac
Oberes Dordogne-Tal von Souillac bis Trémolat
Souillac Département Lot
Das Städtchen im Osten ist die Eintrittspforte ins Schwarze Périgord. Der Ortsname geht auf das Wort souilh zurück, das ein sumpfiges Gelände bezeichnet, in dem sich die Wildschweine suhlen. Im Jahr 909 gründeten Benediktiner-Mönche aus Aurillac hier eine Abtei, legten das Gelände trocken, sodass sich in der fruchtbar gewordenen Ebene ein kleiner Ort entwickeln konnte. Heute lebt das Städtchen, das aus demselben gelben Stein wie Sarlat gebaut ist, vor allem vom Tourismus.
Hauptattraktion in Souillac ist das alte Portal der mehrkuppeligen Abteikirche Sainte-Marie aus dem 12. Jahrhundert. Nachdem Protestanten das Kloster plünderten und größtenteils abbrannten, wurde das Kunstwerk ins Innere der Kirche verlegt. Das Relief des Portals erzählt die Geschichte des Mönches Theophil, der mit dem Teufel einen Bund eingeht. Der Gottesmann bereut und büßt - mit Erfolg: Die heilige Jungfrau und der Erzengel Michael erscheinen ihm und zeigen ihm das Buch des Teufels mit der gelöschten Unterschrift. Am Pilaster daneben, der ursprünglich als Zentralpfeiler diente, überlagern sich zahlreiche Monster, ein dichtes, bestialisches Gedränge - die menschliche Lüsternheit in den verschiedenen Lebensaltern.
Abtei von Souillac
Musée de l’Automate: Das Museum gleich neben der Abteikirche zeigt mechanisches Spielzeug von der ersten sich bewegenden Tanzpuppe bis zu den heutigen Robotern, die mit ihren elektronischen Pistolen die Kinderzimmer in Schach halten.
♦ April-Juni und Sept./Okt. Di-So 14-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-12.30/14-18.30 Uhr. Eintritt 7 €, Student 5 €, Kind 5-12 J. 3 €
Postleitzahl 46200
Information Office de Tourisme, April-Juni und Sept./Okt. Mo-Sa 10-12.30 und 14-18 Uhr. Juli/Aug. Mo-Sa 9.30-13/14-18, So 10-13 Uhr. Nov.-März Di-Fr 10-12/4-17 Uhr. Bd Louis-Jean Malvy. Tel. 05.65.33.22.00.
Hin und weg Mit dem Bus ca. 6mal tägl. nach Sarlat.
Fahrrad Verleih Copeyre, neben dem Camping Les Ondines (siehe unten).
Markt Freitagvormittag auf der Place Doussot und der Place St-Martin.
Kanu/Kajak Copeyre Canoë ist auf der Dordogne zwischen Souillac und dem weiter aufwärts gelegenen Copeyre aktiv. Verleih neben dem Camping Les Ondines. Tel. 05.65.32.72.61.
Mein Tipp Hotel *** Le Pavillon Saint-Martin, in ruhiger Lage am gleichnamigen Platz. Sehr freundlicher Empfang in einem Bau aus den Anfängen des 16. Jh. 11 Zimmer stehen zur Verfügung, darunter auch welche für 3 oder 4 Personen. Einige Zimmer sind vom alten Stil des Hauses inspiriert, andere sind modern eingerichtet. Hervorragendes Frühstücksbuffet im Kellergeschoss. DZ 65-81 €, Frühstück extra. 5, place Saint-Martin, Tel. 05.65.32.63.45, www.hotel-saint-martin-souillac.com.
*** De la Promenade, an der Durchgangsstraße. Korrekte, geräumige Zimmer. Restaurant angeschlossen. DZ 80 €. Geschlossen im Jan. 12, bld Louis Jean Malvy, Tel. 05.65.37.82.86, www.lapromenade.fr.
Camping *** Les Ondines, direkt an der Dordogne gelegen, billig und korrekt, 135 Stellplätze. Restaurant und Pizzeria. Daneben Freizeitpark Quercyland mit beheiztem Schwimmbad und Verleih von Fahrrädern, Kajaks und Kanus. Geöffnet Mai-Sept. Rue des Ondines, Tel. 05.65.37.86.44, www.camping-lesondines.com.
Restaurants Auberge du Puits, an einem romantischen Platz mit altem Baumbestand. Hervorragende regionale Küche, leider teuer. 5, place du Puits, Tel. 05.65.37.80.32.
Le Beffroi, an die Turmruine der Kirche Saint-Martin angebaut. Regionale Küche in ruhiger Lage unterm Laubendach. Place Saint-Martin, Tel. 05.65.37.80.33.
Grand Hôtel, im Schatten der Platanen isst man auf dem großen Platz gut und preiswert; z. B. Kroketten aus Entenherzen mit Tomatenpurée und in Zitronensaft marinierten Äpfeln (gewagt, aber gut) oder Confit mit Entenschenkel, dessen Saft mit Thymian und Knoblauch verfeinert ist. Gegen möglichen Straßenlärm setzt das Restaurant auf dezente Hintergrundmusik. 1, allée de Verninac, Tel. 05.65.32.78.30.
Château de Fénelon
An die mittelalterliche Burg erinnert noch die Ummauerung. In friedlicheren Zeiten wurde umgebaut, und so entstand im 17. Jahrhundert ein schmuckes Renaissance-Schloss, das seine wehrhafte Vergangenheit aber nicht ganz abgestreift hat.
Im Jahr 1651 wurde im Schloss ein Knabe namens François Salignac de la Mothe geboren, der als Fénelon in die französische Geistesgeschichte einging. Der schriftstellernde Theologe und Erzbischof bekannte sich in seinen späteren Jahren zum Quietismus - einer dem protestantischen Pietismus vergleichbaren religiösen Bewegung - was ihm beim französischen Hof wie auch beim Papst in Rom Scherereien eintrug.
Das Schloss ist in Privatbesitz, kann aber besichtigt werden. Stilmöbel, mittelalterliche Waffen und Rüstungen überzeugen jedoch weniger als die fotogene Gesamtanlage.
♦ Ostern bis Juni und Sept. 10.30-12.30/14.30-18 Uhr, Di und Sa geschlossen. Juli/Aug. 10.30-18.30 Uhr, Sa geschlossen. Okt. 14-17 Uhr, Di und Sa geschlossen. Eintritt 9,50 €. Anfahrt: Von Souillac am linken Flussufer bis Sainte-Mondane, ab dort ausgeschildert.
Domme
Bastiden wurden in der Regel in der Ebene gebaut, insofern ist Domme eine Ausnahme. In der stolzen Höhe von 150 m über der Dordogne ließ der Franzosenkönig Philipp III. (der Kühne) 1282 ein Wehrdorf errichten, vielleicht ahnte er bereits den aufziehenden Hundertjährigen Krieg. Die Ummauerung ist noch komplett erhalten, ebenso die drei Stadttore. Am meisten beeindruckt die Porte des Tours mit ihren zwei mächtigen Rundtürmen. Hier waren von 1307 bis 1318 die Ritter des papsttreuen Templerordens eingekerkert, deren Lehren (und wohl auch deren großes Vermögen) den französischen Königen ein Dorn im Auge war. Nicht nur für Fotografen: Von der Esplanade hinter der zentralen Place de la Halle hat man eine atemberaubende Sicht auf die Dordogne, die weit unten eine Schlaufe zieht.
Die großartige Lage zieht natürlich Massen von Touristen an. An der Grand’ Rue findet man Souvenirläden und alles, was Gans und Ente hergeben - eingedost als Foie gras, Pâté oder Confit. Im Winter dann wird Domme zum Geisterdorf - kein Bäcker, kein Metzger und schon gar kein Supermarkt für die knapp hundert verbliebenen Einwohner.
Von der Place de la Halle aus gelangt man in die Grotte de Domme, eine mit Ultraviolettlicht effektvoll ausgestrahlte Tropfsteinhöhle.
♦ Nur mit Führung (30-45 Min.) zu besichtigen. Mitte Febr. bis März und Okt. 11, 14.30, 15.30, 16.30 Uhr. April/Mai 10.15-12 und 14.30-17.30 Uhr. Juni und Sept. 10.15-12 und 14-18 Uhr. Juli/Aug. 10.15-18.40 Uhr. Eintritt 8,50 €.
Postleitzahl 24250
Information Office de Tourisme, tägl. geöffnet. März & Okt. 10.30-12.30 und 13.30-17 Uhr. April/Mai 9.30-12.30 und 13.30-18.30 Uhr. Juni & Sept. 9.30-18.30 Uhr. Juli/Aug. 9.30-19 Uhr. Ortsplan mit empfohlenem Bastiden-Rundgang. Place de la Halle, Tel. 05.53.31.71.00.
Hin und weg Keine öffentlichen Verkehrsmittel! Wer ohne Fahrzeug unterwegs ist, muss den 20-Min.-Aufstieg von Cénac (der Straße entlang) in Kauf nehmen.
Kanu → „Paddeln auf der Dordogne“
Markt Wochenmarkt Donnerstag früh.
Hotels *** L’Esplanade, in bester Lage, direkt neben der Aussichtsterrasse. Das Restaurant des gepflegten Hauses ist mit dem „Jeunes Restaurateurs d’Europe“-Label ausgezeichnet, was stets für eine erfindungsreiche, teure Küche spricht. DZ 80-155 €. Geschlossen Nov. bis Mitte Febr. (außer über die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage). 2, rue Pontcarral, Tel. 05.53.28.31.41, www.esplanade-perigord.com.
** Le Nouvel Hôtel, klein, ruhig, in bester Lage im Herzen der Stadt. Restaurant angeschlossen. Ziemlich schroffer Empfang. DZ ab 50 €, alle mit Du/WC, in der Hauptsaison teurer. Geöffnet April-Okt. 1, Grand Rue, Tel. 06.38.32.94.23, nouvelhoteldomme@gmail.com.
** La Treille, außerhalb in Vitrac; eine überlegenswerte Alternative, vor allem wegen des angeschlossenen Restaurants (siehe unten). DZ mit Dusche/WC 48-65 €. Geöffnet März bis Mitte Nov. Le Port, 24200 Vitrac, Tel. 05.53.28.33.19, www.latreille-perigord.com.
** Hôtel La Traverse - Chez les Filles, in Cénac, an der Durchgangsstraße. Im Jahr 2000 nach „europäischer Norm“ (!) eröffnet, 2016 von zwei Frauen übernommen und seither mit dem Zusatz „Chez les Filles“ im Namen. Geräumige, sehr schöne Zimmer mit Dusche/WC. Schalldichte Fenster. Gratisparkplatz gleich gegenüber. DZ ab 60 €. Geschlossen Jan. bis Mitte Febr. Le Bourg, 24250 Cénac et Saint-Julien, Tel. 05.53.59.53.86, latraverse24@orange.fr.
Camping Die Bastidenarchitekten haben nicht an die Camper gedacht, aber in der Umgebung von Domme findet man genügend Plätze, oft an der Dordogne gelegen:
Municipal de Cénac, in der Nähe der Dordogne-Brücke, direkt am Fluss. 110 Stellplätze. Schönes, schattiges Gelände. Bootsverleih hinter dem Camping. Geöffnet Mitte Juni bis Mitte Sept. 24250 Cénac et St-Julien, Tel. 05.53.28.31.91, mairie.cenac@wanadoo.fr.
*** Le Pech de Caumont, ca. 2 km südlich von Cénac, komfortables Gelände mit Schwimmbad und Restaurant. Nicht an der Dordogne gelegen. Überaus freundliche, entgegenkommende Besitzer, die selbst Camper und Bergsteiger sind. 100 Stellplätze. Geöffnet April-Sept. 24250 Cénac et St-Julien, Tel. 05.53.28.21.63, www.pech-de-caumont.com.
Mein Tipp Restaurant La Treille, im gleichnamigen Hotel in Vitrac (siehe oben). Ein begnadeter Koch und ein hervorragender Service. Ob „Doux de chèvre“ (Ziegenkäse mit Schinken in süßer Sauce) oder „Tête de veau“ (Kalbskopf, knochenfrei und zart, mit frischem Gemüse garniert), der Gast wird nicht enttäuscht sein. Für seinen „Tournedos d’oie fourré au foie gras“ hatte Philipp 1995, ein Jahr nach seinem Start, die Goldmedaille der Foie-gras-Kooperative von Sarlat errungen. Für eine derart ausgezeichnete Küche relativ moderate Preise. Außerhalb der Saison Mo/Di geschlossen. Tel. 05.53.28.33.19.
La Roque-Gageac
Ein Juwel am Dordogne-Ufer! Das Dörfchen - einst Sommer- und Wochenendresidenz der Bischöfe von Sarlat - besteht aus kaum mehr als einer Häuserzeile, die sich am Ufer entlang erstreckt, nach oben vereiteln die Felsen jede Bautätigkeit. Da der Ort nach Süden ausgerichtet ist, genießt er ein einmaliges Mikroklima, das Palmen und andere südliche Pflanzen gedeihen lässt: Vom Parkplatz im Osten führt die Allée des Bananiers durch eine üppige Vegetation, in der tatsächlich Bananenstauden zu sehen sind, in den oberen Ortsteil. Wer den Weg umgekehrt gehen will, folgt im Ortszentrum dem Schild „Jardin exotique”
Im löchrigen Felsen sind die Spuren einer Festung aus dem 12. Jahrhundert auszumachen. Seine verwegene Lage machte das Fort Troglodytique (Höhlenfestung) im Hundertjährigen Krieg uneinnehmbar. In den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts suchten die Bischöfe von Sarlat hier Zuflucht. Doch war die Anlage den waffentechnischen Neuerungen nicht gewachsen, die Hugenotten stürmten die Festung. Das Fort ist heute in Privatbesitz und aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugänglich, seit sich 2011 ein gewaltiger Felsbrocken löste und auf ein Hausdach stürzte. Derzeit wird der Felsen befestigt und mit Sensoren ausgestattet, die vor einer möglichen Katastrophe warnen sollen - hoffentlich rechtzeitig.
„Höhlenfestung“ von La Roque-Gageac (Zutritt verboten)
Postleitzahl 24250
Information Office de Tourisme, kleiner Holzpavillon am östlichen Dorfeingang. April-Sept. tägl. 10-13 und 14-17 Uhr (Juli/Aug. bis 18 Uhr). Okt. Mo-Sa 10-12 und 14-17 Uhr. Tel. 05.53.31.45.45.
Bootsausflüge Von Ostern bis Okt. tuckern im 15-Min.-Takt Flussboote (gabarres oder gabares) in einem einstündigen Ausflug bis zur Brücke von Castelnaud und zurück. Fahrpreis 9 €. Tel. 05.53.29.40.44 (Gabares Norbert) oder Tel. 05.53.29.40.95 (Gabarres Caminade).
Kanu/Kajak → „Paddeln auf der Dordogne“
Markt Freitagmorgen (Mai-Sept.).
Montgolfière-Flüge Die von einem erfahrenen Piloten gesteuerte Montgolfière du Périgord bietet ein einzigartiges Panorama über das Périgord. Billig ist das Vergnügen nicht, je nach Flugdauer ab 215 € (1 Std.). Anmeldung im Büro der Gesellschaft auf halbem Weg nach Cénac. Gestartet wird auf einer Wiese ganz in der Nähe der Dordogne. Tel. 05.53.28.18.58, www.montgolfiere-du-perigord.com.
Hotels *** La Belle Etoile, im Ortszentrum. Komfortable Zimmer, Terrasse mit Blick auf die Dordogne. DZ 70-85 €. Geöffnet April-Okt. Le Bourg, Tel. 05.53.29.51.44, www.belleetoile.fr.
** Auberge des Platanes, in Ortsmitte. 13 renovierte, teils etwas spartanisch eingerichtete Zimmer, ein Teil davon im Annex ein paar Häuser weiter, die meisten mit Blick auf die Dordogne. Terrassenrestaurant in der 1. Etage. Hoteleigener Parkplatz. DZ mit Du/WC 50-75 € je nach Komfort, auch Familienzimmer. Geöffnet April-Okt. Le Bourg, Tel. 05.53.29.51.58, www.aubergedesplatanes.com.
Camping *** Beau Rivage, ca. 2,5 km von Cénac, Richtung Sarlat. Direkt an der Dordogne (Bootsverleih). Großes Schwimmbecken. Dem schönen Platz wäre nur etwas mehr Schatten zu wünschen. 200 Stellplätze. Geöffnet letzte Mai- bis 1. Septemberwoche. Gaillardou, Tel. 05.5.28.32.05, www.beaurivagedordogne.com.
*** La Butte, 3 km von Cénac, Richtung Sarlat. 2 Swimmingpools, Restaurant. Schattiges Terrain nahe der Dordogne. 140 Stellplätze. Geöffnet Mai-Sept. Gaillardou, Tel. 05.53.28.30.28, www.campinglabutte.com.
Militärfestung über Castelnaud
Castelnaud
Ein verschlafenes Nest im Schatten einer trutzigen Burg, deren militärische Zweckmäßigkeit ins Auge sticht; erbaut wurde sie im 12. Jahrhundert. Im Hundertjährigen Krieg ein Zankapfel und später weiter zur Militärfestung ausgebaut, ist die kampferprobte Burg heute sinnigerweise Ort eines sehenswerten Museums des mittelalterlichen Kriegs (Musée de la Guerre au Moyen-Age).
Im dreigeschossigen Artillerieturm und im Donjon ist eine Waffensammlung (Hellebarden und Lanzen) untergebracht. Kettenhemden und Ritterrüstungen ergänzen das martialische Bild. Im unteren Hof sind Geräte ausgestellt, mit denen man Burgen wie die von Castelnaud zu attackieren pflegte: Die Steinschleuder (Reichweite 180 m) warf bis zu 50 kg schwere Geschosse, sofern man 2,5 Tonnen Last ins Gegengewicht plumpsen ließ!
Autofahrer gelangen über einen Umweg - am Ökomuseum der périgourdinischen Nuss vorbei - zur Burg und zahlen dort Parkgebühren. Der Weg zu Fuß ist kürzer, schöner und billiger.
♦ Burgmuseum: Febr./März und Okt. bis Mitte Nov. 10-18 Uhr. April-Juni und Sept. 10-19 Uhr. Juli/Aug. 9-20 Uhr. Mitte Nov.-Jan. 14-17 Uhr. Eintritt 10,90 €.
Fahrrad Verleih und Reparatur bei Castel Bike am Ortsausgang Richtung St-Cybranet. Tel. 06.83.42.58.51.
Wohnmobile Großer Stellplatz auf dem Weg zur Burg.
Paddeln auf der Dordogne
Ob zu zweit im Kanu oder allein im Kajak - das Paddeln auf der Dordogne erfreut sich wachsender Beliebtheit. Als einer der schönsten Streckenabschnitte gilt die Route von Carsac nach Beynac: an Burgen, Wäldern, Wiesen und Anglern vorbei. Die Dordogne ist ein geduldiger Fluss und auch Anfängern freundlich gesonnen.
Bootsverleiher finden sich praktisch überall, wo die Straße den Fluss kreuzt. Im Preis inbegriffen sind in der Regel Versicherung, Schwimmweste, wasserdichter Behälter und Rücktransport. Ein wasserdichter Container ist gegen eine zusätzliche Gebühr zu haben. Die Preise sind abhängig von der zurückgelegten Strecke, bei mehrtägigen Etappen gilt ein Tagestarif, beim Vor-Ort-Paddeln werden die Stunden gezählt. Bei Kindern wird ein Mindestalter von sechs Jahren vorausgesetzt.
Verleiher am Fluss gibt es wie Sand am Meer. Eine Auswahl:
Canoë Dordogne in La Roque-Gageac. Tel. 05.53.29.58.50, www.canoesdordogne.fr.
Couleurs Périgord in Vézac. Tel. 05.53.30.37.61, www.couleurs-perigord.com.
Canoës Azur in Vitrac. Tel. 05.53.28.33.05, canoazur.free.fr.
Canosphère in Cénac. Tel. 05.53.29.99.69, www.canosphere.fr.
Preisbeispiele Paddeln vor Ort ca. 8 € (2er-Kanu) bzw. 10 € (Kajak) pro Person/Std.
Carsac-Beynac (22 km) inkl. Rücktransport 25 € (2er-Kanu) bzw. 29 € (Kajak) pro Pers.
Pauschaltarif inkl. Rücktransport (2er-Kanu): ca. 40 €/Pers. für 2 Tage. Bei mehrtägigen Fahrten ermäßigte Preise.
Beynac
Majestätisch ragt die märchenhafte Burganlage mit ihrem zinnenbewehrten Donjon in den Himmel. Im 12. Jahrhundert wurde sie erbaut, 1189 vom Abenteurer Richard Löwenherz erobert, im Hundertjährigen Krieg war sie umkämpft wie die benachbarte Burg von Castelnaud. Heute ist die Burg von Beynac in Privatbesitz, kann aber besichtigt werden (Prunkstück ist ein großer Renaissance-Saal). Der Eigentümer hat bekannt gegeben, dass die von ihm begonnenen Restaurierungsarbeiten im Jahr 2077 abgeschlossen sein dürften - die Urenkel werden’s zu danken wissen.
♦ Tägl. 10-19 Uhr, Jan. geschlossen. Eintritt 8 €, Angeleinte Hunde dürfen gratis mit.
Als gehörte die Kirche nicht dem Volk, sondern der Aristokratie, schließt sich neben der Burg die Notre-Dame-de-Beynac an.
Autofahrer ziehen eine große Schleife durchs Hinterland, um zur Burg zu gelangen. Eindeutig schöner ist der Aufstieg zu Fuß, denn Beynac, das sich von der Dordogne steil bis zur Burg hochzieht, ist ein überaus schmuckes Städtchen. In den Gassen atmet noch das Mittelalter, und schon auf halber Höhe genießt man großartige Ausblicke auf die Dordogne.
Postleitzahl 24220
Information Office de Tourisme, im Ortszentrum. April-Sept. tägl. 10-13 und 14-17 Uhr (Juli/Aug. bis 18 Uhr). Okt. Mo-Sa 10-12 und 14-17 Uhr. Rue de la Balme, Tel. 05.53.31.45.45.
Hin und weg Früh und abends je ein Bus nach Sarlat und Le Buisson.
Bootsausflüge Von April bis Okt. werden die beliebten Rundfahrten auf Flussbooten (gabarres) durchgeführt. Fahrzeit 50 Min., Abfahrt beim Office de Tourisme, 8,50 €.
Kanu/Kajak → Castelnaud, „Paddeln auf der Dordogne“
Hotel ** Du Château, im Ortszentrum, an der Durchgangsstraße, mit Restaurant-Bar zur Straße. 10 Zimmer, teilweise renoviert, auch Familienzimmer und Suites. DZ 56-72 €. Rue de la Balme, Tel. 05.53.29.19.20, www.hotelduchateau.fr.
Camping *** Le Capeyrou, am östlichen Ortsrand, direkt an der Dordogne. Schattiges Terrain mit 130 Stellplätzen. Swimmingpool. Verleih von Fahrrädern, Kanus und Kajaks. Geöffnet Mitte Mai bis Sept. Le Capeyrou, Tel. 05.53.29.54.95, www.campinglecapeyrou.com.
Blick auf die Burg von Beynac
Erst im Licht, dann im Regen - das Leben der Josephine Baker
1906 im Armenviertel von Saint Louis/Missouri geboren, war Josephine Baker eben 19 Jahre alt, als sie mit der „Revue Nègre“ nach Europa eingeladen wurde. Nicht ihre künstlerischen Qualitäten rissen das Pariser Publikum damals vom Hocker, sondern die halbnackte Tatsache: Ein lockeres Baströckchen war Bakers einziges Kleidungsstück, und das schwarze Hinterteil, dass es darunter zu sehen gab, war Anlass zu scheinheiliger Entrüstung.
Doch bald konnte Josephine Baker auch als Tänzerin und Sängerin das Publikum der Pariser Music-Halls überzeugen, ihre Gagen schnellten in die Höhe. So entschloss sie sich, in Frankreich zu bleiben - und operierte im Zweiten Weltkrieg ganz nebenbei als Spionin in de Gaulles Diensten, wofür sie später mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet wurde.
Im Schloss Les Milandes hatte die Künstlerin bereits 1938 einmal zur Miete gewohnt, 1946 kaufte sie es - angeblich, um ihrem Gemahl, dem Orchesterchef Jo Bouillon, eine kleine Überraschung zu bereiten. Tatsächlich war es die Geburt eines utopisch anmutenden Projekts. Josephine Baker kaufte nicht nur das Schloss, sondern gleich das Umland dazu, ließ afrikanische Strohhütten aufstellen, gründete ein Museum (über sich selbst und ihre Karriere) sowie eine Schule, verfügte über ein eigenes Postamt und angeblich auch über einen eigenen Polizeiposten. Mit ihrem Mann adoptierte sie zwölf Kinder aller Hautfarben - das „Dorf der Welt“ entwickelte sich zum Publikumsmagneten.
Doch hatte sich Josephine Baker mit der Finanzierung ihres Projekts übernommen. Die wirtschaftliche Basis ihres menschenfreundlichen Biotops begann zu bröckeln, und zu allem Überdruss haute ihr Mann nach Argentinien ab. Der Schuldenberg wuchs, Vorträge über Rassismus brachten auch nicht das nötige Geld ein, und so entschloss sich die bald 60-Jährige, wieder auf die Bühne zu gehen. Der drohende Konkurs ließ sich damit nicht mehr abwenden. Eine Pressekonferenz 1968 bei Kerzenlicht (Strom und Wasser waren bereits abgestellt worden) brachte zwar die Unterstützung durch Grace Kelly, Brigitte Bardot und die Rotkreuzstiftung - doch auch dies reichte nicht. Schließlich wollten die Gläubiger nicht länger warten, und so musste Les Milandes Ende der 60er Jahre verkauft werden. Aus der Traum.
Die ruinierte Baker verbarrikadierte sich zum Schluss in der Küche des Schlosses, das sie über 20 Jahre lang bewohnt hatte. Nicht lange. Der neue Besitzer ließ sie mit roher Gewalt hinauswerfen. Ein erschütterndes Foto zeigt die inzwischen 64-Jährige auf einer Treppe vor dem Schloss im Regen stehen. Sieben Stunden soll sie dort ausgeharrt haben, bis sie ins Krankenhaus von Périgueux eingeliefert wurde. Die obdachlos gewordene Künstlerin fand Aufnahme bei Grace Kelly, der Fürstin von Monaco.
Nach langjähriger Absenz ließ sich Josephine Baker 1975 noch einmal zu einem Bühnenauftritt überreden. Der Erfolg war überwältigend, vielleicht zu überwältigend. Zwei Tage später erlitt sie einen tödlichen Schlaganfall.
Château des Milandes
Das Schloss stammt aus der frühen Renaissance, wurde jedoch im 19. Jahrhundert vom damaligen Besitzer, der als Fabrikant von Damenunterwäsche das nötige Kleingeld aufbrachte, vollkommen umgebaut.
Der Massenansturm fand in den 1950er Jahren statt. Jährlich über 300.000 Besucher kamen nach Les Milandes, um Josephine Bakers „Dorf der Welt“ mit seinen afrikanischen Strohhütten zu besichtigen. Das ebenso ehrgeizige wie menschenfreundliche Projekt der schwarzen Sängerin, die sich von der glitzernden Welt der Music-Halls endgültig verabschiedet hatte, war damals die touristische Attraktion Nummer eins im Périgord. Heute muss sich der Besucher mit einer Dokumentation des Baker-Projekts im Schloss begnügen - trotzdem sehr empfehlenswert.
Im Vorhof erinnern einige angekettete Falken und Bussarde an die Falknerei. Mehr über diesen einst im Périgord weit verbreiteten Jagdsport erfährt man in einer kleinen Ausstellung, die in Josephine Bakers ehemaligem Büro untergebracht ist.
Die Schlossbesichtigung führt durch zahlreiche Räume, der imposanteste ist zweifelsohne der Empfangssaal mit seinem riesigen Renaissance-Cheminée. Orchesterchef Jo Bouillon, den Josephine 1946 in der Schlosskapelle ehelichte, pflegte hier mit seinen Musikern zu üben. Mehr Aufmerksamkeit als dieser Prunkraum erregt nur noch die wächserne Josephine Baker, aufgestützt auf einem spiegelglatten Tisch liegend, im wesentlichen mit einem Baströckchen bekleidet und effektvoll angestrahlt ...
♦ April & Okt. 10-18.30 Uhr. Mai/Juni und Sept. 9.30-19 Uhr. Juli/Aug. 9.30-20 Uhr. Eintritt 12 €.
Das Schweißtuch von Cadouin
Seit dem 12. Jahrhundert beherbergt Cadouin ein kostbares Tuch, das heute in einer Vitrine des Kreuzgangs zu sehen ist. Möglicherweise war das Stück Stoff sogar der Grund für den Bau der Abtei. Denn es galt als Schweißtuch Christi, und Jahrhunderte lang wurde es als solches verehrt. Die Legende erzählt von einem konvertierten Juden, der es aus dem Grab Christi stahl und dessen ältester Sohn es an seinen Bruder verhökerte. Das Tuch hatte bereits eine abenteuerliche Geschichte hinter sich - u. a. soll es, über den Flammen schwebend, zwei Kirchenbrände überstanden haben - als es im 12. Jahrhundert in Cadouin seinen endgültigen Platz bekam. Das „Schweißtuch“ von Cadouin wurde zum beliebten Wallfahrtsziel, und im 19. und 20. Jahrhundert erfuhr Cadouin als Pilgerstation auf dem Weg nach Lourdes einen wahren Boom.
Alles lief gut in Cadouin - bis 1933. In diesem Jahr nämlich untersuchte eine Expertenkommission die Reliquie. Schon der Reformator Calvin hatte im 16. Jahrhundert deren Echtheit bestritten, und die kritischen Stimmen verstummten seitdem nicht mehr. Die Kommission - vom Klerus bestallt - sollte ein für allemal Klarheit schaffen. Und das tat sie! Ein kluger Kopf erkannte die Ornamente des Saums als stilisierte arabische Schriftzeichen. Die Entzifferung war für Orientalisten dann nur noch ein Kinderspiel: „Mohammed ist der Gesandte Gottes, usw. usw.“ Nach der Enthüllung dieser Botschaft war Cadouin als Wallfahrtsort gestorben.
Das entmystifizierte Schweißtuch ist ein überaus fein gearbeitetes Produkt aus Ägypten und wird in die Zeit der Fatimiden (10.-12. Jh.) datiert.
Wo einst das „Dorf der Welt“ die Massen anlockte, breitet heute der Parc des Milandes sein Freizeitangebot aus - u. a. lockt ein schönes Schwimmbad. Kanuten finden einen Anlegeplatz vor. Im Restaurant über den Ufern der Dordogne speist man vorzüglich.
Cadouin
Von Le Buisson an der Dordogne führt ein Sträßchen durchs satte Grün in südliche Richtung nach Cadouin, einem ockerfarbenen Dorf, das rund um eine Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert entstanden ist. Eine für romanische Bauten erstaunlich mächtige Kirchenfassade dominiert den Vorplatz, die offene, säulengestützte mittelalterliche Markthalle fügt sich harmonisch ins Bild.
Die Mönche sind längst verschwunden, die meisten Gebäude der Abtei werden heute als Privatwohnungen genutzt; auch das Postamt und eine Jugendherberge haben hier Platz gefunden. Die Kirche bietet nichts Nennenswertes, einen Besuch hingegen lohnt der Kreuzgang mit seinen Steinreliefs im Gewölbe und an den Kapitellen. Auch wenn nur noch ein Viertel der Darstellungen erhalten ist: es sind großartige Zeugnisse der Spätgotik. Neben Szenen aus dem Alten und Neuen Testament trifft man auch auf damals beliebte allegorische Darstellungen (zwei Händler streiten sich um eine Gans). Wer Französisch versteht, kann sich bei einer Führung die Darstellungen deuten lassen.
♦ Kreuzgang: Mitte Febr. bis März und Nov./Dez. Di-So 10-12.30/14-17.30 Uhr. April-Juni und Sept./Okt. tägl. 10-13/14-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Nov./Dez. Di-So 10-12.30/14-17 Uhr.Eintritt 7,10 €.
Übernachten Restaurant de l’Abbaye, gegenüber der Abtei. Das Restaurant, das aussieht, als hätte es schon vor der Abtei dagestanden, vermietet 5 preiswerte Zimmer mit Bad/WC. DZ ca. 50 €. So abends geschlossen, Mo Ruhetag. 24480 Cadouin. Tel. 05.53.63.40.93.
Jugendherberge Cadouin, in einem renovierten Trakt der Abtei in sehr ruhiger Lage; ansprechend gestaltet, betischter Innenhof. DZ, Drei- und Mehrbettzimmer, bis auf ein 7-Bett-Zimmer alle mit Dusche, WC aber auf Etage. Mittags und abends preiswerte Gerichte. Insges. 80 Betten ab 17 €/Pers. Geöffnet Febr.-Nov. Place de l’Abbaye, 24480 Cadouin, Tel. 05.53.73.28.78, www.hifrance.org, dort weiterklicken.
Saint-Avit-Sénieur
Weniger bekannt als Cadouin ist die Abtei von Saint-Avit-Sénieur. Sie geht auf den frommen Avitus zurück, einen Einsiedler aus dem 5. Jahrhundert, zu dessen Ehren im 12. Jahrhundert Mönche hier eine erste Kirche errichteten. Die Albigenserkriege im 13. Jahrhundert, der Hundertjährige Krieg und die Religionskriege des 16. Jahrhunderts setzten der Abtei stark zu. Seit 2000 ist die unter UNESCO-Schutz stehende Kirche soweit repariert, dass sie wieder besichtigt werden kann. Von den Fresken, die einst das riesige, 18 m hohe Kirchenschiff dekorierten, ist an der rechten Wand noch ein Christophorus-Gemälde auszumachen, viel mehr ist von der einstigen Pracht nicht übriggeblieben. Der Kreuzgang ist weitgehend zerstört, ebenso die Nebengebäude der früheren Abtei. Die beiden Sarkophage an der Außenmauer des Chors hüllen sich in Schweigen.
Monpazier
Etwas abgelegen, schon im Grenzgebiet zum Agenais einerseits, zum Quercy andererseits, liegt die schönste Bastide des Schwarzen Périgord. Erbaut wurde Monpazier vom englischen König Eduard I., der damit sein Bastidennetz gegen den französischen Widersacher Philipp III („der Kühne” genannt) vervollständigte, noch lange bevor der Hundertjährige Krieg begann. Heute gilt Monpazier mit seiner streng-geometrischen Architekur als Schulbuchbeispiel des Bastidenbaus.
Die etwas abgeschiedene Lage hielt den Tourismus lange fern, Monpazier dämmerte in seiner Schönheit dahin. Allenfalls Filmregisseure entdeckten hier eine ideale Kulisse. Das hat sich inzwischen geändert, heute zählt Monpazier jährlich 300.000 Besucher. In der schnurgeraden Hauptstraße findet man einige Boutiquen und Souvenirläden, am zentralen Platz mit dem Marktgebäude aus dem 16. Jahrhundert haben einige Cafés eröffnet. Trotzdem hat Monpazier sein Ortsbild bewahren können - nicht zuletzt dank der Denkmalschutzbehörden, die 32 Gebäude in die Liste der unantastbaren „Monuments historiques” aufgenommen haben.
Schulbuchbeispiel einer Bastide Der Mönch als Türhüter
Unbedingt einen Besuch wert ist das 2013 eröffnete Bastideum, das am lokalen Beispiel den Bastidenbau hervorragen erklärt. Die modernen Ausstellungsräume sind besucherfreundlich gestaltet, interaktiv wie in jedem modernen Museum. Der 5Minuten-Film „Urbanisme à Monpazier” (englisch untertitelt) zeigt in kondensierter Weise nicht nur architektonische Aspekte des Bastidenbaus (exakt 50 cm Zwischenraum zwischen den Häusern), sondern auch soziale und politische: eine weitgehend egalitäre Gemeinde, in der jeder für sein eigenes Haus, das sich von dem des Nachbarn nicht unterscheidet, verantwortlich ist und von gemeinsamen Einrichtungen wie dem Marktplatz profitiert.
♦ April-Juni und Sept. Di-So 10.30-13 und 14.30-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Okt. Di-So 14-18 Uhr. Eintritt 4,80 €.
Hotel **** Edward 1er, ein hübsches Schlösschen in der Bastide, bietet alles für den gepflegten Aufenthalt, ob im Standardzimmer, im Zimmer mit L-, der XL- oder XXL-Größe (mit Salon im Turm). Die Frau von Edward I. war Eleonore von Kastilien. „Eléonore” heißt denn auch das kleine Gourmetrestaurant im Nebenbau, das auch im Garten betischt (Do wird auch mittags serviert, sonst nur abends, Reservierung obligatorisch). Ein großer Swimmingpool ergänzt den Luxusaufenthalt. DZ je nach Saison und Zimmergröße 88-208 € (teurer ist das XXL-Zimmer). Geöffnet April bis Mitte Nov. 5, rue St-Pierre, 24540 Monpazier, Tel. 05.53.22.44.00, www.hoteledward1er.com.
Mein Tipp B & B Les Hortensias, mittendrin in der Bastide. Ein sehr freundlicher Besitzer vermietet 4 wunderschön eingerichtete Zimmer mit Du/WC, eines davon für 4 Personen - und hinter dem Haus findet der Gast ein lauschiges Gärtchen mit Pool. DZ 78-90 €. 8, rue St-Joseph, 24540 Monpazier, Tel. 05.53.58.18.04, Tel. 06.14.79.27.11, www.chambres-hotes-monpazier.fr.
Restaurant Privilège du Périgord, an einer der beiden Hauptstraßen, direkt nach dem Eingang zur Bastide. Hevorragende périgourdinische Küche. Wer deren feinste Raffinessen kennenlernen will, ist hier gut aufgehoben. Die Preise liegen leicht über dem Durchschnitt. Im Sommer wird auf der mit Efeu dicht umrankten Terrasse aufgetragen. So abends geschlossen, Mo Ruhetag. 58, rue Notre Dame, Tel. 05.53.22.43.98.
Bistrot 2, direkt am Eingang zur Bastide mit einer schattigen Terrasse. Wo 1930 der Weltreisende Blaise Cendrars seinen autobiographisch gefärbten Roman „Rum“ schrieb, haben die Besitzer des Hotelschlösschens „Edward 1er“ (s. o.) ein einfaches, preiswertes Bistrot eingerichtet. Das 2-, 3- oder 4-Gänge-Menu stellt sich der Gast aus dem stattlichen Angebot selbst zusammen. Bezahlt wird nach Anzahl der Gänge. Auch das Kindermenu basiert auf regionalen Produkten. Beim „Bébé-Menu“ hingegen lässt Nestlé grüßen. Fr ist Ruhetag. Foirail Nord, Tel. 05.53.22.60.64.
Limeuil
Über dem Zusammenfluss von Vézère und Dordogne gelegen, hatte Limeuil einst strategische Bedeutung. Römer und normannische Barbaren hat der Ort gesehen, im Hundertjährigen Krieg dann Franzosen und Engländer, später kriegswütige Katholiken und Hugenotten, noch später revoltierende Bauern. Geblieben ist ein wehrhaftes Ortsbild, das durch seine architektonische Geschlossenheit beeindruckt - Spaziergang empfohlen.
Über dem Ort liegen die Gärten von Limeuil, keine Parkanlage à la française, sondern ein botanischer Garten, reich an Blumen, Sträuchern, alten Bäumen und Erkärungstafeln. Der Rundgang ist vorgegeben, so kann man sich nicht verirren. Vor allem aber genießt man hier oben einen phantastischen Blick über den Zusammenfluss von Vézère und Dordogne.
♦ April und Okt. So-Fr 10-18 Uhr; Sa geschlossen. Mai/Juni und Sept. Mo-Fr und So 10-18, Sa 14-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-20 Uhr. Eintritt 8 €. Zu Fuß vom Ortszentrum 10 Min. hochgehen, mit dem Auto erst Richtung Le Bugue, dann nach 700 m links hoch (Limeuil Haut).
Restaurant A l’Ancre de Salut, an der Durchgangsstraße. Gegrilltes, Crêpes, Salate, Tapas, Sandwichs - was zählt, ist die direkte Lage an der Dordogne. Freitagabend Live-Konzerte, bei schönem Wetter am Fluss. Geöffnet April-Okt. Place du Port, Tel. 05.53.63.39.29.
Trémolat
Die ockergelben Häuser fügen sich zu einem harmonischen Ortsbild. Die Kirche am Dorfplatz gibt mit ihrer Ummauerung, die von einer früheren Abtei zeugt, ein wehrhaftes Bild ab. Die versteinerte Attitüde Trémolats gilt einem längst vergessenen mittelalterlichen Feind. Der heutige Besucher lässt sich im Café auf dem Dorfplatz nieder und stellt fest, dass hier - mit Ausnahme des Wochenmarkts am Dienstagmorgen - nichts passiert.
Nur ca. 2 km von Trémolat entfernt liegt der Aussichtspunkt Racamadou (Beschilderung: „Cingle de Trémolat“), von dem aus man einen großartigen Ausblick auf die Dordogne genießt, die hier den Cingle de Trémolat bildet - eine letzte verspielte Schleife, bevor sie ihren Weg fast schnurgerade in Richtung Bergerac fortsetzt.
Hotel/Restaurant **** Le Vieux Logis, das Gebäude hat eine bewegte Geschichte: erst Probstei, dann Pachthof, dann Tabaktrocknerei und seit den 1940er Jahren ein Hotelbetrieb, der heute zu den schönsten und teuersten Adressen des Périgords zählt. Viel Grün, ein Park, Swimmingpool, Spa-Abteilung und im Innenhof ein traumhafter Speisegarten. Den Luxus krönt die Küche, die von Michelin mit einem Stern ausgezeichnet wurde. DZ 215-415 €, je nach Komfort und Zimmergröße. 24510 Trémolat, Tel. 05.53.22.80.06, www.vieux-logis.com.
Camping *** de Trémolat, ca. 1 km außerhalb (Richtung Cingle de Trémolat). Großes, schattiges Terrain direkt an der Dordogne, für Kanuten der ideale Platz. 80 komfortable Plätze. Großes Sport- und Freizeitangebot, Schwimmbad. Geöffnet April-Okt. 24510 Trémolat, Tel. 05.53.22.81.18, www.camping-tremolat.com.
Das Vézère-Tal
Die Höhle von Lascaux mit ihren Tierzeichnungen genießt Weltruhm - ein einzigartiges Kulturdenkmal, doch nicht das einzige im Vézère-Tal. Rund 25 km südwestlich davon liegt der Ort Les Eyzies, Zentrum des prähistorisch besiedelten Gebiets und Ausgangspunkt für weitere Höhlenexkursionen.
Scharen von Touristen begeben sich an Wochenenden auf die Spuren ihrer Vorfahren, und man muss nicht selten lange Wartezeiten in Kauf nehmen, um z. B. einem vor etwa 20.000 Jahren in die Wand geritzten Mammut zu begegnen.
Um alle Höhlen abzuklappern, braucht man Zeit und Geld (7-8 € Eintritt pro Höhle) - die meisten Besucher begnügen sich mit ein oder zwei Grotten. Wir wollen uns deshalb hier auf einige besonders sehenswerte Höhlen beschränken. Für Spezialisten der Urgeschichte des Homo sapiens steht vor Ort weiterführendes Material zur Verfügung bzw. zum Verkauf.
Das Vézère-Tal bietet aber mehr als nur Steinzeitliches. Es lassen sich auch schöne Spaziergänge und Wanderungen unternehmen. Die Vézère ist ein romantischer Fluss - Felsen, Wälder und Wiesen teilen sich die Ufer. Kanu- und Kajakfahrer kommen auf ihre Kosten. Der Fluss ist weniger breit und ein bisschen schneller als die Dordogne, das infrastrukturelle Angebot (Bootsverleih und Rücktransport) ist ebenso professionalisiert wie dort.
Die Vézère bei Saint-Léon
Montignac
Das Städtchen, beiderseits der Vézère gelegen, die sich hier träge und meist brauntrüb dahinzieht, hat ein paar charmante mittelalterliche Häuser. Es ist jedoch nicht das Stadtbild, das Montignac zum Tourismusmagneten macht, sondern die 2 km entfernte Grotte von Lascaux, die unbestritten spektakulärste prähistorische Stätte der Welt.
Postleitzahl 24290
Information Office de Tourisme, place Bertran de Born (linke Flussseite), in einem schönen Arkadenbau aus dem 14. Jh. Gut bestückt mit Informationsmaterial über das Vézère-Tal, Bücher über die Grotte von Lascaux. April-Juni Mo-Sa 9.30-12.30/14-18, So 9.30-12.30 Uhr. Juli/Aug. tägl. 9.30-18.30 Uhr. Okt. Mo-Sa 9.30-12.30/14-17 Uhr. Nov.-März Mo & Do 10-12.30, Di, Mi, Fr 10-12.30/14-17 Uhr. Place Bertran de Born, Tel. 05.53.51.82.60, www.lascaux-dordogne.com.
Kanu/Kajak Verleih an der oberen Vézère-Brücke, rechte Flussseite.
Markt Wochenmarkt Mittwochmorgen.
Mein Tipp Hotels *** La Roseraie, absolut ruhige Lage am rechten Vézère-Ufer. Einst Rathaus von Montignac, später Wohnsitz einer betuchten Familie - heute ein wunderbares Hotel. Die Zimmer sind verschieden groß, jedes ist nach einer anderen Rose benannt und gemütlich-komfortabel eingerichtet, wobei die Holzböden belassen wurden. Zum Hotel gehören nebst einem guten Restaurant die seitlichen Gebäude am Platz, eines dient als Gîte (max. 5 Pers. für mindestens 3 Nächte), im anderen sind zwei Suiten eingerichtet. Die namengebenden Rosen findet man nach hinten, in einem weitläufigen Park mit Swimmingpool. DZ 80-149 €, je nach Saison und Zimmerwahl. Geöffnet letzte März- bis vorletzte Oktoberwoche. Place d’Armes, Tel. 05.53.50.53.92, www.laroseraie-hotel.com.
*** Le Relais du Soleil d’Or, an der linken Flussseite. Komfortables Hotel in der ehemaligen Poststation. Nach hinten große Parkanlage. Einladender, von Chaiselongues umrahmter, geheizter Swimmingpool. Gourmet-Restaurant mit traditionell périgourdinischen Gerichten, z. B. Gänseleberterrine. DZ ca. 65-100 €. 16, rue du 4 septembre, Tel. 05.53.51.80.22, www.le-soleil-dor.com.
De la Grotte, an der linken Flussseite, am Abzweig nach Lascaux 2, mit Restaurant und großem Garten. Blümchentapete und Spannteppich im Zimmer, renovierte Bäder. DZ 55-70 €, alle mit Du/WC, auch 3- und 4-Bett-Zimmer. Geschlossen im Jan. 63, rue du 4 septembre, Tel. 05.53.51.80.48.
Camping *** Le Moulin du Bleufond, knapp nach dem Ortsausgang an der D 65, einer wenig befahrenen Straße am linken Vézère-Ufer. Bei schräg einfallender Sonne spenden die kärglichen Hecken etwas Schatten - für den Tagesaufenthalt also weniger geeignet. Dafür liegt das kommunale Schwimmbad in der Nähe, und Kanu- und Kajakfahrer erreichen nach ca. 200 m die Vézère. 120 Stellplätze. Geöffnet April bis Mitte Okt. Av. Aristide Briand, Tel. 05.53.51.83.95, www.bleufond.com.
Wohnmobile Großer Stellplatz (ohne Service) an der rechten Flussseite bei der oberen Brücke (Richtung Les Eyzies).
Restaurant Le Flannagan’s, am rechten Vézère-Ufer. Klassisch französische und perigourdinische Küche zu vernünftigen Preisen. Was aber hier zählt, ist die Lage: wunderbare Speiseterrasse direkt am Fluss. Place des Omnibus, Tel. 05.53.51.12.84.
Lascaux 2
Die Höhle, die Sie zu sehen bekommen, ist eine komplette, aber meisterhafte Fälschung - selbst Spezialisten haben Mühe, Lascaux 2 von der echten Grotte von Lascaux (Lascaux 1) zu unterscheiden.
Die originale Grotte befindet sich ca. 200 m neben Lascaux 2. Entdeckt wurde sie 1940 von vier Jugendlichen, die sich beim Spielen über ein Loch wunderten, das ein entwurzelter Baum gerissen hatte. Neugierig geworden, besorgten sie sich eine Taschenlampe und machten darauf einen der sensationellsten Funde der Kunstgeschichte. Der Zweite Weltkrieg verzögerte die für eine touristische Erschließung notwendigen Arbeiten, und so war Lascaux erst seit 1949 der Öffentlichkeit zugänglich. Diese kam in Scharen, und die Felsenmalereien, die über 19.000 Jahre in hermetischer Abgeschlossenheit ihre Farben bewahrt hatten, reagierten empfindlich. Algenbefall und eine infolge der Dauerbelüftung beschleunigte Bildung von Kalkspat führten 1963 dazu, dass der damalige Kulturminister André Malraux die Schließung der Grotte verfügte. Lascaux 1 ist heute nur noch einigen handverlesenen Wissenschaftlern zugänglich.
Um aber die „Sixtinische Kapelle der Prähistorie“ der Öffentlichkeit nicht gänzlich vorzuenthalten, wurde Lascaux 2 geschaffen. Mit (damals) modernster Technik wurde die Originalhöhle vermessen und nachgebildet. Eine Spezialistin wurde mit der Kopie der Felsenmalereien beauftragt. Sie hielt sich mit ihrem Team strikt an die Materialien und Techniken ihrer prähistorischen Vorfahren: Eisenoxyd für Rot-, Mangandioxyd für Schwarztöne. Die Techniken der Magdalénien-Kultur waren vielfältig, vom Farbauftrag mit dem Finger oder mit einem Haarbüschel bis zum feinen Aufsprühen mittels eines Röhrenknochens. Nach zehnjähriger Kleinarbeit konnte 1983 die Faksimile-Ausgabe Lascaux 2 eröffnet werden.
Das Überraschende an den Darstellungen von Lascaux ist ihre Lebendigkeit. Alles ist in Bewegung: Stiere, Kühe, Hirsche, Pferde, Bisons. Felsvorsprünge sind geschickt in die Darstellung integriert, so dass die Tiere oft mit jedem Schritt des Betrachters ihr Aussehen verändern und die Dynamik zusätzlich verstärkt wird. Gelegentlich versinnbildlichen auf die Körper eingeritzte Speere den Wunsch der Jäger.
Die steinzeitliche Farbpalette umfasste rund 50 Farbtöne, in Abstufungen von Gelb über Ocker bis Rot und Schwarz. Die Größe der Darstellungen reicht vom 50 cm langen Pferdchen bis zum Stier mit 5,5 m Körperlänge (im Großen Saal der Stiere).
Die „Sixtinische Kapelle der Prähistorie“: Lascaux 2
Eigenartig und noch ohne eindeutige Erklärung ist eine kleine Szene, die man in einem tiefer gelegenen Höhlenschacht, dem sog. Brunnen, findet. Ein Bison, ein Mann (die einzige Darstellung eines Menschen in Lascaux), ein Vogel und ein Nashorn bilden die Puzzleteile dieses Rätsels. Dem Bison sträuben sich die Haare - kein Wunder, denn aus seinem Bauch quellen die Gedärme. Hat der Speer des tot am Boden liegenden Strichmännchens die Wunde gerissen oder vielleicht doch das Nashorn, das sich links davonschleicht? Warum ist der Mann nur als Strichmännchen gezeichnet, warum hat er einen Vogelkopf, warum hat er eine Erektion, und was ist mit dem Vogel, der scheinbar unbeteiligt davor auf seiner Stange sitzt?
♦ Orientierung für die Öffnungszeiten, grob nach Monaten zusammengefasst: April-Juni und Sept. 10-12.30 und 14-18 Uhr. Juli 9.30-19 Uhr. Aug. 9-20 Uhr. Okt. 10-12.30 und 14-17.30 Uhr. Nur mit Führung (auch deutsch), diese dauert 40 Min. Pro Führung werden 40 Besucher eingelassen. Eintritt 14 €, 5-12 J. 9 €.
Tipp: Die Eintrittskarten online kaufen (ausdrucken!): www.lascaux.fr. Das erspart Wartezeit, und man sieht auch, wann genau deutschsprachige Führungen stattfinden.
Lascaux 4: Die moderne Architektur hütet perfekte Faksimiles
Lascaux 4
Auf Lascaux 2 folgte 2012 Lascaux 3, eine Wanderausstellung mit perfekten Kopien der Kunstwerke, die den Ruf der berühmten Grotte in die Welt hinaustragen soll. Bisherige Stationen waren die USA, Kanada, Schweiz, Japan, Südkorea und auch Deutschland (München). Nächster Schritt war Lascaux 4 (Centre International d’Art Pariétal), das auch den Zweck erfüllen soll, den Besucheransturm in Lascaux 2 zu vermindern. Die neueste Lascaux-Version befindet sich in einem 2016 in der Nähe der Originalgrotte eröffneten flachen, eleganten Bau, der sich dezent in die sanfte Hügellandschaft schmiegt.
Nach einem stimmungsvollen Einstieg - an der Wand ist ein Höhlenlöwe auf der Jagd, der Besucher mitten im Geschehen - und guten Informationen folgt die Führung durch den zentralen Teil, die Grotte. Seit Lascaux 2 hat die Reproduktionstechnik enorme Fortschritte gemacht. Wurden damals noch Stücke von 20 cm vermessen und übertragen, so wurde die Originalgrotte jetzt mit einem 3D-Scanner per Laser vermessen, der 16 Punkte pro Quadratmillimeter verzeichnete, 20.000 Fotos in hoher Auflösung wurden zusätzlich beigezogen. Im Vergleich zu Lascaux 2 ist Lascaux 4 also präziser (was der Laie aber nicht merkt), zudem werden hier Teile der Höhle gezeigt, die dort nicht zu sehen sind. Trotzdem: Der Besucher wird den Eindruck nicht ganz los, sich im Keller eines modernen Baus zu befinden, während man in Lascaux 2 sozusagen in die Natur einsteigt. Faksimile allerdings sind sie beide.
Die Führung dauert rund eine Stunde, dann wird der Besucher freigelassen für den dritten Teil. Mit Tablet, QR-Code des Eintrittstickets und Kopfhörern ausgestattet, kann er beliebig lang im „Atelier de Lascaux” auf Erkundung gehen und erfährt bis ins Detail, was es alles gebraucht hat, um das neueste Lascaux-Faksimile herzustellen - vorbildlich!
♦ Orientierung für die Öffnungszeiten, grob nach Monaten zusammengefasst: April-Juni und Sept. 9-19 Uhr. Juli 8.30-20.30 Uhr. Aug. 8-21.30 Uhr. Okt. 9.30-19 Uhr. Nov.-März 10-18 Uhr. Nur mit Führung (auch deutsch). Eintritt 20 €, 5-12 J. 12,90 €.
Tipp 1: Die Eintrittskarten online kaufen (ausdrucken!): www.lascaux.fr. Das erspart Wartezeit, und man sieht auch, wann genau deutschsprachige Führungen stattfinden.
Tipp 2: Auch wenn Lascaux 4 eine künstliche Grotte ist: Die Temperatur beträgt 13 Grad - Jacke mitnehmen!
Privatbesitz in Saint-Léon
Saint-Léon-sur-Vézère
Ein verträumtes Schlösschen (Privatbesitz), eine romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert, eine einladende Picknickwiese an der von Trauerweiden beschatteten Vézère - das schmucke Dörfchen auf halbem Weg zwischen Montignac und Les Eyzies strahlt Harmonie aus und liegt obendrein in einer bezaubernden Landschaft. Wanderer und Kanufahrer finden hier einen idealen Stützpunkt.
Bootsverleih 2er-Kanus und Kajaks bei der Brücke. Es bietet sich eine ruhige Halbtagsfahrt an - vorbei an der Roque Saint-Christophe nach Les Eyzies. Empfehlenswert!
Übernachten Relais de la Côte de Jor, vom unteren Ortsende 2 km den Berg hinauf (ausgeschildert). Idyllische Lage mitten im Wald, Swimmingpool, garantiert ruhig. Der Gastgeber spricht auch Deutsch. DZ mit Dusche/WC 48-58 €. Le Pech d’Honneur, 24290 Saint-Léon-sur-Vézère, Tel. 05.53.50.74.47, www.lerelaisdejor.com.
***** Camping Le Paradis, luxuriöses Gelände knapp außerhalb des Orts in Richtung Les Eyzies, am rechten Flussufer, seit Jahren von derselben Familie geführt, heute in zweiter Generation. Über 200 Stellplätze, Lebensmittelladen, Restaurant. 3 heizbare Swimmingpools, 2 Tenniscourts, Pingpong-Tische. Fahrrad, Kanu-/Kajakverleih. Geöffnet April bis Mitte Okt. La Rebeyrolle, 24290 St-Léon-sur-Vézère, Tel. 05.53.50.72.64, www.le-paradis.fr.
Camping Municipal, schöne Lage mitten im Ort und direkt am Fluss, für Liebhaber des bescheidenen Campens ein Traum. Rezeption im Gemeindehaus oder im Laden daneben. 25 Stellplätze auf einem anspruchslosen, aber schattigen Gelände mit Stromanschlüssen. Direkt über der Straße, im Erdgeschoss der Gemeindebibliothek, wurden für die Camper neue sanitäre Anlagen eingerichtet. Geöffnet Mitte Mai bis Sept. Tel. 05.53.51.08.42, contact@saint-leon-sur-vezere.fr.
Wohnmobile Stellplätze mit komplettem Service gegenüber dem Camping Municipal (s. o.), an der anderen Straßenseite.
Essen & Trinken De la Poste, Ortsmitte. Gute périgourdinische Hausmannskost in großen Portionen zu vernünftigen Preisen. Tel. 05.53.50.73.08.
Bio/Regional Le Déjeuner sur l’Herbe, neben der Kirche. Ein paar Gartentische und auf der Wiese dahinter ein paar steinerne Picknick-Tische an der Vézére (in der hier gebadet wird). Verkauft werden im Laden ausschließlich regionale Produkte: Snacks, Salate, Wurst und Käse, Bio-Apfelsaft und das Périgord-Bier „La Lutine“. Ein Traum!
Ein Platz für Buddha
Im Côte de Jor genannten Gebiet, nordwestlich von Saint-Léon, stößt der Wanderer mitten im Grünen auf ein paar stattliche Landhäuser - und auf ein paar Hinweisschilder mit seltsamen Schriftzeichen. In den späten 1970er Jahren haben sich hier auf Einladung des ehemaligen Schlossherrn von Chabans, ein Verehrer fernöstlichen Denkens, diverse buddhistische Gemeinden etabliert.
In der Regel sind Buddhisten friedfertige Menschen, die Einheimischen nahmen lange keinen Anstoß an den spirituellen Siedlern. Das sollte sich 1995 ändern. Auf Schloss Chabans hatte der Besitzer gewechselt, und die neue Schlossherrin konnte dem Plan, einen Tempel tibetischer Architektur auf dem Gelände zu errichten, nichts abgewinnen. Sie befand, ein solcher Baukörper passe ganz und gar nicht in diesen schönen Landstrich und schlug Alarm. Der Ball lag nun bei den kommunalen Behörden. Die hatten mit ihrem Nutzungsplan den Bau gestattet, andererseits sollte das Vézère-Tal als staatlich schützenswertes Landschaftsbild klassifiziert werden, und das lag natürlich auch im kommunalen Interesse. Nur: Ein buddhistischer Tempel lässt sich in den Hochglanzbroschüren eben schlecht als périgourdinisches Landhaus verkaufen ...
Stand der Dinge 2019: Das buddhistische Meditationszentrum Dhagpo-Kagyu-Ling hat internationale Stammkundschaft; die Autos auf dem Parkplatz zeigen Kennzeichen fast aller westeuropäischen Länder. Hier und da wehen Flaggen im Wind, ragen farbig-exotische Skulpturen aus dem Grün - ein tibetischer Tempel ist aber nach wie vor nicht zu finden. Wer im zentralen Bau dem Schild „Temple“ folgt, gelangt zu einem mit Teppichen ausgelegten Flachbau, der mit tibetischer Architektur nichts gemein hat.
Aus dem Schloss Chabans hört man nichts mehr. Es ist in den Besitz eines belgischen Privatiers übergegangen, der anscheinend mehr interkulturelle Toleranz aufbringt als seine Vorgängerin.
La Roque Saint-Cristophe
Der auffällige 900 m lange Kalkfelsen, der sich gegenüber dem Örtchen Le Moustier längs der Vézère erstreckt, wurde von der UNESCO zur Sehenswürdigkeit von Weltinteresse erklärt. Man schätzt, dass die Felswand in der Steinzeit ca. 50.000 Jahre lang besiedelt war. Nach dem Neandertaler (Moustérien) und dem Cro-Magnon-Menschen nutzten Gallier und Römer das natürlich geschützte Gelände. Im frühen Mittelalter wurde der Felsen zu einer fünfterrassigen Festung gegen die normannische Bedrohung ausgebaut. In den Religionskriegen verschanzten sich hier die Hugenotten, bis Heinrich III. 1588 die Festung schleifen ließ.
Nur die unteren beiden Terrassen können besichtigt werden. Eine vollständige Erschließung des Geländes ist nicht beabsichtigt, der schnelle Tourismus lässt das Konzept einer 3- bis 5stündigen Besichtigung ohnehin nicht zu. Gleich am Eingang sieht man eines der wenigen Überbleibsel aus mittelalterlicher Zeit, eine Pforte, die auch heute noch den einzigen Zugang zur Felsenfestung bildet. An zahlreichen Höhlen und Nischen vorbei gelangt man zu einem im 12. Jahrhundert geschlagenen Tunnel, der zu Europas größtem Felsüberhang führt. Die natürlich geschützte Terrasse ist 400 m lang und lädt zu einem wunderschönen Spaziergang hoch über der Vézère ein.
Im Mittelalter wurden viele der prähistorischen Höhlen ausgebaut. Die Böden wurden geebnet, die Räume gelegentlich in den Felsen hinein erweitert. Doch ihre Höhe wurde meist für genügend erachtet: Im heute als ehemalige Küche präsentierten Raum erkennt man an der Decke noch die schwachen Konturen einer prähistorischen Rentierzeichnung. Vermutlich ist sie den mittelalterlichen Festungsarchitekten ganz einfach entgangen. Abschluss des Rundgangs bildet eine Höhle mit einer drastischen Installation: ein Neandertaler im Kampf gegen einen Höhlenbären. Dem Tier steckt die Waffe bereits in der Halsschlagader, doch bäumt es sich zu einem letzten Angriff auf. Der Höhlenmensch, der bislang mit einem blutigen Abdruck einer Bärentatze auf der Brust davongekommen ist, wird den Eindringling mit dem Speer erledigen.
♦ Jan. 10-17 Uhr. Febr./März und Okt. bis Mitte Nov. 10-18 Uhr. April-Juni und Sept. 10-18.30 Uhr. Juli/Aug. 10-20 Uhr. Mitte Nov.-Dez. 10-17.30 Uhr. Eintritt 9 €, 5-13 J. 5 €. Einladendes, schattiges Picknickgelände mit Snackbar am Eingang.
Jagdszene im Préhisto-Parc
Préhisto-Parc
Zwischen La Roque Saint-Cristophe und dem Ort Tursac wurde diese kleine Touristenattraktion angelegt. Im Wäldchen, das von allerlei ausgestopften Tieren bewohnt wird, werden rund zwei Dutzend Szenen gezeigt, die das Leben der Prähistorie plastisch veranschaulichen: Ein Rentier wird gehäutet, ein getroffenes Mammut wird umzingelt, ein Höhlenlöwe sieht sich seinen Jägern gegenüber, ein Künstler aus dem Magdalénien bemalt eine Felswand etc. - ein unterhaltsamer Spaziergang unter schattigen Bäumen, der vor allem Kindern und Jugendlichen gefallen wird.
♦ April-Juni und Sept. 10-18.30 Uhr. Juli/Aug. 10-19.30 Uhr. Okt. bis Mitte Nov. 10-17.30 Uhr. Eintritt 8 €, Kind 5-13 J. 4,50 €.
Mittelalterliche Relikte in La Madeleine
Höhlendorf La Madeleine
Das Höhlendorf, über einer Flussschleife am rechten Vézère-Ufer gelegen, gab aufgrund hiesiger prähistorischer Funde dem Magdalénien, einer Cro-Magnon-Kultur (→ Kasten „Anthropogenetischer Schnellkurs für Périgord-Besucher”), seinen Namen.
Aus der prähistorischen Zeit ist so gut wie nichts zu sehen, es sei denn die Höhlen und Felsüberhänge, die im Mittelalter zweckdienlich umgebaut wurden. Die mittelalterlichen Felsbehausungen und Örtlichkeiten werden etwas spekulativ interpretiert (zentraler Dorfplatz, Weberhaus etc.). Eine besonders abschüssige Stelle wird als Déversoir (Überlaufrinne) vorgestellt, über die im Religionskrieg die normannischen Barbaren ihre Gegner in die Vézère gestoßen haben sollen. Eine Brücke verhindert, dass dem heutigen Besucher Ähnliches widerfährt.
Klarere mittelalterliche Relikte sind ein gotisches Kirchlein direkt über dem Fluss sowie die Ruine des Château fort du Petit Marzac im oberen Ortsteil. Vermutlich im 13. Jahrhundert gebaut, wurde das Schloss im 14. Jh. von den Engländern eingenommen, die von hier aus Plündertouren nach Sarlat unternahmen. Die Geschichte des Schlosses endet mit einem Brand 1623.
♦ März/April und 1. Novemberhälfte 10-18 Uhr. Mai/Juni und Sept. 10-19 Uhr. Juli/Aug. 9.30-20 Uhr. Okt. 10-18.30 Uhr. Eintritt 7 €, 5-12 J. 3,50 €. Für den Spaziergang wird ein Begleitheft (auch auf Deutsch) ausgeliehen.
Les Eyzies
Das Vézère-Dörfchen, das sich im Schutz eines mächtigen, überhängenden Kalkfelsens die Straße entlangzieht, nennt sich stolz Welthauptstadt der Prähistorie. Tatsächlich sind nirgendwo auf der Erde so viele Fundstätten der Altsteinzeit auf so dichtem Raum zu sehen wie in der Umgebung von Les Eyzies. Und so ist es nur konsequent, dass hier ein Nationales Museum für Prähistorie eingerichtet wurde. 2004 wurde der alte Bau, der seit 1923 als Museum gedient hatte, zugunsten eines Neubaus aufgegeben. Der steinerne Neandertaler aus dem Jahr 1930, der den früheren Eingang bewachte, hätte in Rente gehen können, aber man ließ ihn im Kalkfelsen stehen.
An Wochenenden und in der Hochsaison ist Les Eyzies - der Ort besteht praktisch nur aus einer von Souvenirläden gesäumten Straße - meist heillos überlaufen, und man muss für den Besuch der umliegenden Höhlen oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen.
Pôle d’Interprétation de la Préhistoire (PIP): Das Dokumentationszentrum zur Frühgeschichte in dem modernen Bau an der Durchfahrtstraße (nordöstlicher Ortsausgang) ist nicht zu übersehen. Mit Filmen, Ausstellungen (auch in Englisch) und einer Buchhandlung bietet es einen Einstieg in die Frühgeschichte des Vézère-Tals - ein hervorragendes Präludium zum Museumsbesuch.
♦ Mai/Juni und Sept. Mo-Fr 9.30-18.30, So 10.30-18.30 Uhr. Juli/Aug. tägl. 9.30-18.30 Uhr. Okt.-April Mo-Fr 9.30-17.30, So 10.30-17.30 Uhr. Eintritt frei.
Ausgrabungen im Abri Pataud
Musée National de Préhistoire: Die Präsentation der Exponate ist vorbildlich. Am Ausstellungseingang wird der Besucher vom sog. Turkana-Boy empfangen. Das 1984 in Kenia gefundene Skelett - hier natürlich nur als Kopie gezeigt - ist 1,6 Millionen Jahre alt und gehört zu den ältesten Zeugnissen der menschlichen Spezies. An ihm vorbei führt der Treppenaufgang zu einer doppelten Ausstellungsgalerie hoch. In deren unteren Teil angelangt, hat man eine Zeitreise hinter sich gebracht: Ein Meter ausgestellter Gesteinsschicht repräsentiert 50.000 Jahre, für die neuere Zeit wurde dann der Maßstab 1 Meter = 1000 Jahre gewählt. Auf halber Strecke weist ein georgischer Kieferknochen auf den Weg hin, den die Urahnen des Cro Magnon möglicherweise gegangen sind: von Kenia über den Kaukasus ins Périgord.
In der unteren Ausstellungshalle überraschen vor allem die Rekonstruktion eines Riesenelchs (Megaceros) sowie ein komplettes, mit Haut und Haar erhaltenes Wollnashorn, das 1929 in Polen gefunden wurde. Hyänen- und Bärenknochen ergänzen die prähistorische Fauna. Die Waffen, die der Steinzeitmensch gegen die Tierwelt einsetzte, sind ebenfalls ausgestellt - vom primitiven Faustkeil bis zu scharf geschliffenen Knochen.
Die obere Ausstellungshalle ist vom „kultivierteren“ Cro-Magnon bestimmt: raffinierte Silex-Waffen und schließlich auch Zeugnisse künstlerischer Betätigung, wie ein auf Elfenbein geritztes Mammut und Frauendarstellungen. Menschliche Skelette (u. a. ein zwei- bis vierjähriges Neandertalerkind) und Grabfunde beschließen den Rundgang durch die mehrtausendjährige Geschichte.
♦ Juni und Sept. 9.30-18 Uhr, Di geschlossen. Juli/Aug. tägl. 9.30-18.30 Uhr. Okt.-Mai 9.30-12.30/14-17.30 Uhr, Di geschlossen. Eintritt 6 €, unter 18 J. (Studenten aus EU-Ländern bis 25 J.) gratis.
Abri Pataud: Sozusagen eine archäologische Baustelle in der Kalkwand von Les Eyzies (an der Straße nach Périgeux, knapp vor Ortsende). Vierzehn verschiedene Schichten sind für den Besucher verständlich markiert, die unterste ist 34.000 Jahre alt (Aurignacien). Einen Monat pro Jahr arbeitet ein Team aus den Universitäten von Paris, Bordeaux und Toulouse hier und lässt sich bei seiner vorsichtigen Arbeit über die Schulter schauen: Mit Schäufelchen, Eimern, Vermessungsgeräten und Computer wird den Geheimnissen des einst bewohnten Felsens zu Leibe gerückt. Die Funde sind im kleinen Museum daneben ausgestellt, das sehr besucherfreundlich (deutschsprachige Begleitblätter) stratigraphische Methoden erklärt und die steinzeitliche Fauna und Flora, die Wohnstätten und „Kunstwerke“ des Cro-Magnon vorstellt.
♦ Die Baustelle ist nur mit Führung (ca. 45 Min.) zu besichtigen, das Museum hinterher frei. April und 1. Oktoberhälfte Mo-Fr 10-12 und 14-18 Uhr. Mai/Juni und Sept. Mo-Do und So 10-12 und 14-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-13 und 14-18 Uhr. Eintritt 5 €.
Postleitzahl 24620
Information Office de Tourisme, im Zentrum. Mit einschlägigen Büchern, Broschüren und Faltprospekten gefüllter Laden. Internetzugang, Kartenmaterial für Wanderer und Mountainbiker. April-Juni Mo-Sa 9.30-12.30/14-18, So 9.30-12.30. Juli/Aug. tägl. 9.30-18.30 Uhr. Okt. Mo-Sa 9.30-12.30/14-17 Uhr. Nov.-März Mo & Do 10-12.30, Di, Mi, Fr 10-12.30/14-17 Uhr. 19, av. de la Préhistoire, Tel. 05.53.06.97.05, www.lascaux-dordogne.com.
Hin und weg Bahn: tägl. ca. 6mal in Richtung Périgueux; ebenso oft über Le Bugue in Richtung Agen.
Bootsverleih Canoës Vallée Vézère, an der Vézère-Brücke. 2er-Kanus und Kajaks. April-Sept. Tel. 05.53.05.10.11, www.canoesvalleevezere.com.
Canoë24, an der Vézère (Abzweig beim Hotel Le Centenaire). Selbe Konditionen. 14bis, av. du Cingle, Tel. 06.33.00.29.19, www.canoe24.com.
Fahrrad Verleih bei Canoë24 (siehe oben).
Markt Wochenmarkt Montagmorgen.
Hotels **** Les Glycines, an der Straße nach Périgeux, am Ortsende. Das frühere Relais der Postkutschen, seit 1862 Hostellerie, ist die beste Adresse in Les Eyzies und hat mit der 2015 eröffneten Spa-Abteilung einen Stern dazugewonnen. Sehr gepflegte, renovierte, geräumige Zimmer. Neben dem Haus hat der Koch seinen Gemüsegarten angelegt, dahinter erstreckt sich ein ausgedehnter Park mit Swimmingpool. Gourmet-Restaurant (siehe unten) und im eleganten Anbau „Le Bistro des Glycines“. DZ 145-415 €. Geöffnet Mitte April bis Okt. 4, av. de Laugerie, Tel. 05.53.06.97.07, www.les-glycines-dordogne.com.
*** Hostellerie du Passeur, an der Hauptstraße; burgähnlicher Bau mit viel Efeu, von der Straße etwas zurückversetzt. Große Terrasse, Restaurant. DZ 91-124 €. Geöffnet April-Okt. 1, place de la Mairie, Tel. 05.53.06.97.13, www.hostellerie-du-passeur.com.
Mein Tipp Le Moulin de la Beune, die frühere Mühle ist heute ein familiengeführtes, efeuumranktes Haus unterhalb der Hauptstraße, abseits vom Verkehrslärm und doch zentral. Idyllische Lage am Bach, kleiner Garten und Liegewiese. DZ 76-96 €. Geöfffnet Mitte April bis Okt. 2, rue du Moulin Bas, Tel. 05.53.06.94.33, www.moulindelabeune.com.
Camping **** La Rivière, 1 km außerhalb, an der Straße nach Périgueux. Insgesamt passabel. Nahe an der Vézère. Swimmingpool. 130 Stellplätze. Geöffnet April bis Mitte Okt. 3, route du Sorcier, Tel. 05.53.06.97.14, www.lariviereleseyzies.com.
*** Le Vézère Périgord, ca. 5 km außerhalb, an der Straße nach Montignac, hinter Tursac. Waldiges Luxusgelände, direkt an der Vézère. Großes Schwimmbad, Tenniscourt etc. 100 Stellplätze. Geöffnet Mai-Sept. Sur les Rochers, 24620 Tursac, Tel. 05.53.06.96.31, www.levezereperigord.com.
Mehr Übernachtungsmöglichkeiten → Le Bugue
Restaurants Le 1862, im Hotel Les Glycines (siehe oben). Pascal Lombard ist ein ebenso leidenschaftlicher wie kreativer Koch, z. B. frischer Stör in himbeerroter Sauce pochiert und auf Gemüsebett serviert, wobei man sicher sein darf, dass letzteres aus dem gepflegten eigenen Gärtchen stammt. Ein aufmerksamer Service ist selbstverständlich - und natürlich hat das Feinschmeckerlokal seinen stolzen Preis. Nur abends geöffnet. 4, av. de Laugerie. Tel. 05.53.06.97.07.
Mein Tipp Au coup de Silex, gegenüber dem Museumseingang. Périgourdinische Küche von der zarten Gänseleber bis zum Entengeschnetzelten. Hervorragend zubereitet, mit viel Freundlichkeit serviert, und auch die Preise stimmen. Die schönen Plätze auf dem Laubengang sind schnell belegt. Geöffnet April-Okt. Juli/Aug. Samstagmittag geschlossen, in den anderen Monaten Dienstagabend und Mi geschlossen. Reservierung empfohlen. 4, rue du Musée, Tel. 05.53.05.14.29.
Le Châteaubriant, an der Durchgangsstraße, in Ortsmitte. Périgourdinische Küche zu relativ bescheidenen Preisen und stets freundlich serviert. Nach hinten kleine Terrasse zum Garten. Mittags Tagesgerichte. Geschlossen im Jan. 29, av. de la Préhistoire, Tel. 05.53.35.06.11.
Höhlen in der Umgebung von Les Eyzies
Gut zwei Dutzend Grotten wurden bisher in der näheren Umgebung von Les Eyzies entdeckt, von denen jedoch nicht alle der Öffentlichkeit zugänglich sind. Einige sind wegen ihrer Felsenmalereien und Ritzungen berühmt, andere als Fundstätten von Knochen, und wieder andere präsentieren sich als zur Behausung ungeeignete, wunderschöne Tropfsteingrotten.
Für die meisten Höhlen ist eine Reservierung unbedingt zu empfehlen. Wartezeiten von einem halben Tag sind üblich, in der Hochsaison gelegentlich bis zu einer Woche. Bei einigen Höhlen ist eine Reservierung nicht möglich, dann hilft nur rechtzeitiges Anstehen, die Besucheranzahl ist begrenzt.
Auch wenn draußen die Sonne brennt: zum Höhlenbesuch gehören festes Schuhwerk und warme Kleidung. Nachstehend listen wir die bedeutendsten Fundorte auf.
Grotte de Font-de-Gaume: Sie liegt am Ortsausgang von Les Eyzies an der Straße nach Sarlat und ist neben Lascaux das zweite großartige Zeugnis mehrfarbiger Felsenmalereien aus dem Magdalénien. Damit sie nicht wie ihr berühmtes Pendant geschlossen werden muss, um zu überleben, wurden ihre Wände desinfiziert und gegen die Entwicklung von Mikroorganismen immunisiert. Das Besucherquantum, das der Grotte zugemutet wird, ist auf täglich 78 Personen (6 Gruppen à 13 Pers.) limitiert.
Von den über 200 Tierdarstellungen sind etwa dreißig zugänglich: Mammuts, Rentiere, Bisons, Pferde. Teils sind die Kunstwerke etwas vom Kalkspat angegriffen, der Besuch der verwinkelten Grotte hinterlässt trotzdem einen sehr nachhaltigen Eindruck.
♦ Mitte Mai bis Mitte Sept. tägl. außer Sa 9.30-17.30 Uhr. Mitte Sept. bis Mitte Mai tägl. außer Sa 9.30-12.30/14-17.30 Uhr. Eintritt 10 €, Minderjährige und EU-Bürger unter 26 J. gratis. Reservierung nicht möglich, also anstehen. Allerdings ist das Tageskontingent von 78 Besuchern schnell ausgebucht!
Grotte des Combarelles: Den 250 m langen unterirdischen Stollen, der seine Berühmtheit den über 500 entdeckten Ritzungen verdankt, findet man von Font de Gaume ungefähr 1,5 km weiter in Richtung Sarlat. Wie die mehrfarbigen Malereien von Lascaux und Font de Gaume sind auch die in die Felswand geritzten Zeichnungen von Combarelles vom Massenansturm bedroht; pro Tag werden maximal 60 Besucher eingelassen.
Oft sind die Ritzungen so dicht beieinander (gelegentlich auch übereinander), dass es Mühe bereitet, die Darstellungen auseinanderzuhalten. Die gesamte steinzeitliche Fauna ist vertreten: Mammuts, Bisons, Nashörner, Rentiere, Bären, Pferde. Als Raritäten gelten ein Steinbock, eine Löwin und ein Halbesel. Insgesamt wurden 39 Darstellungen von Menschen oder menschenähnlichen Wesen ausgemacht, meist rätselhaft primitiv ausgeführt. Bei den „Halbmenschen“ handelt es sich vermutlich um rituelle Masken; ein besonders schönes Beispiel zeigt die Umrisse eines Menschen mit einem mammutähnlichen Kopf.
♦ Geöffnet wie Font de Gaume (siehe oben). Eintrittskarten nur bei der Grotte de Font-de-Gaume. Eintritt 10 €, Minderjährige und EU-Bürger unter 26 J. gratis. Reservierung nicht möglich, also anstehen. Allerdings ist das Kontingent von 42 Besuchern (7er-Gruppen) oft schnell ausgebucht.
Abri du Cap Blanc: ca. 7 km von Les Eyzies entfernt, erst in Richtung Sarlat, nach 4 km links abzweigen in Richtung Tamniès. Die überhängende Kalkwand hoch über der Beune, einem Nebenfluss der Vézère, bot den Steinzeitmenschen ideale Unterkünfte. Aus der Zeit des Magdalénien sind hier großartige Reliefs erhalten, neben der Malerei und der Ritzung die dritte künstlerische Darstellungstechnik der Epoche. Teils heben sich die Reliefs über 20 cm vom Hintergrund ab. Am meisten beeindruckt ein 14 m langer Fries aus fast lebensgroßen Pferden. Bei den Ausgrabungen wurde auch die letzte Ruhestätte eines Cro-Magnon-Menschen freigelegt. Das Grab wurde später rekonstruiert.
♦ Mitte Mai bis Mitte Sept. 10-18 Uhr, Sa geschlossen. Mitte Sept. bis Mitte Mai 10-12.30/14-17.30 Uhr, Sa geschlossen. Eintritt 8 €, Minderjährige und EU-Bürger unter 26 J. gratis. Die tägliche Besucherzahl ist auf 180 Personen (max. 35 Pers. gleichzeitig) limitiert. In der Hauptsaison ist - vor allem nachmittags - mit Wartezeiten zu rechnen. Reservierung: Tel. 05.53.59.60.30.
Les Eyzies: Grotte du Grand Roc
Grotte du Grand Roc: ca. 2,5 km außerhalb Les Eyzies in Richtung Périgueux. Kein Meister der Steinzeit hat hier gewirkt, die Natur selbst war künstlerisch zugange: Stalagmiten und Stalaktiten, unzählige feinste Kristallisationen in den bizarrsten Formen machen Le Grand Roc zu einer der märchenhaftesten Tropfsteinhöhlen Frankreichs.
♦ Mitte Febr. bis März. Di-So 10-12.30/14-17.30 Uhr. April-Juni und Sept./Okt. tägl. 10-13/14-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Eintritt 8 €, Kind 5,50 € oder Kombiticket Grotte du Grand Roc + Laugerie Basse 11,50 €, Kind 7,30 €.
Laugerie Basse: gleich neben der Grotte du Grand Roc. Im überhängenden Felsen wurden zahlreiche Kunstobjekte aus dem Magdalénien entdeckt, u. a. die sog. Vénus impudique, eine kopf- und armlose weibliche Elfenbeinfigurine, die den Weg ins Pariser „Musée de l’homme“ gefunden hat. Schamlos wird sie genannt, weil sie so offen die Scham zeigt.
Die Wartezeit verkürzt man sich bei der kleinen Dokumentationsausstellung, die u. a. auch eine Kopie der oben genannten Venus zeigt. Eine weitere Einführung bietet eine informative Diaschau (ca. 10 Min.). Die Besichtigung selbst (ca. 30 Min.) ist wenig spektakulär, gibt jedoch einen guten Einblick in die Arbeit der Archäologen. Deutlich sind die verschiedenen Gesteinsschichten zu erkennen. Das sog. Abri des Marseilles ist noch nicht gänzlich abgetragen, unter dem Boden warten vermutlich weitere steinzeitliche Kunstwerke auf ihre Entdeckung.
Anthropogenetischer Schnellkurs für Périgord-Besucher
Paläonthropine, Neanthropine, Neandertaler, Micoquien, Moustérien, Cro Magnon, Magdalénien, Aurignacien, Périgordien - der Laie versteht Bahnhof, wenn die Fachleute über einem Schädelknochen brüten und sich darüber streiten, ab wann der Mensch den Namen Homo sapiens verdient.
Wir sind verwegen genug, ein paar 100.000 Jahre Menschheitsgeschichte in einigen Zeilen zusammenzufassen und geben einen groben Überblick über die gesicherten Erkenntnisse.
Der Akt der Menschwerdung erstreckt sich über mehr als zwei Millionen Jahre und geht verschlungene Wege. Verschiedene „Homo” lebten zu verschiedenen Zeiten, manchmal auch gleichzeitig, kreuzten sich vermutlich und starben wieder aus. Überlebt hat einzig unsere Spezies, der Homo Sapiens. Und auch dieser ist allenfalls in Afrika reinrassig, in Europa dürften seine Vorfahren mit dem Homo Neandertalensis Sex gehabt haben Die heutigen Europäer - so vermutet die Wissenschaft - sind genetisch zu rund fünf Prozent Neandertaler. Entscheidendes für die Entwicklung des modernen Menschen fällt in die Altsteinzeit (Paläolithikum).
Ältere Altsteinzeit (Altpaläolithikum), ca. 600.000-100.000 v. Chr. Frühe „Menschen“-Funde (Australopethicine) in China und Südafrika. Es handelt sich um aufrecht gehende Lebewesen, die aus Geröllstein werkzeugähnliche Geräte schlagen, was gemeinhin als Zeichen von Intelligenz gewertet wird.
Den Australopethicinen folgen die Archanthropinen, die bereits mit Feuer umgehen und im Gegensatz zu den Vorgenannten unwidersprochen als frühe Menschen anerkannt werden. Die Ältere Altsteinzeit ist im Périgord einzig durch einige Feuersteinfunde im Stollen von La Micoque, der später vom Neandertaler (Micoquien) bewohnt war, vertreten.
Mittlere Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum), ca. 100.000-50.000 v. Chr. Der Neandertaler-Typus (zur Gruppe der Paläonthropinen gehörend) taucht auf, benannt nach einem Fundort im Neandertal bei Düsseldorf, ein Mensch mit flacher Stirn und großen Wülsten über den Augen.
Im Périgord wurden mehrere Siedlungsstätten des Neandertalers ausgemacht. Zu ihnen zählt La Micoque in der Nähe von Les Eyzies. Nach diesem Ort wird das Micoquien benannt, das für eine bestimmte Form der Werkzeugherstellung (u. a. doppelseitiger Faustkeil) steht. Ein weiterer Ort, Le Moustier, zwischen Montignac und Les Eyzies gelegen, lieh seinen Namen dem Moustérien (im Vergleich zur vorgenannten Kultur verfeinerte Werkzeuge). Künstlerische Betätigung war dem Neandertaler fremd.
Jüngere Altsteinzeit (Jungpaläolithikum), ca. 50.000-10.000 v. Chr. Etwa 35.000 v. Chr. stirbt der Neandertaler aus unbekannten Gründen aus. Ihm folgt im Périgord der Menschentyp des Cro Magnon (zur Gruppe der Neanthropinen gehörend), der unbestritten als Homo sapiens gilt. Vermutlich stammt er in keinster Weise vom Neandertaler ab, er hat auch nicht dessen menschenaffenähnliches Gesicht. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist er künstlerisch tätig und kreiert Schmuck sowie Menschen- und Tierdarstellungen.
Verschiedene Cro-Magnon-Kulturen, ältere und jüngere, werden nach ihren Fundorten unterschieden - Aurignacien, Périgordien, Solutréen, Magdalénien etc. Das Magdalénien (benannt nach La Madeleine bei Tursac) ist eine der späteren Cro-Magnon-Kulturen (ca. 15.000-10.000 v. Chr.). Aus dieser Epoche stammen die weltberühmten Felsenmalereien in der Grotte von Lascaux.
Dass die Laugerie Basse auch im Mittelalter bewohnt war, beweisen einige Felsenlöcher, die den Wachtposten als Spähfenster dienten. Die Rekonstruktionen mittelalterlicher Unterschlüpfe aus Holz, Stein und Baumrinde hingegen können kaum überzeugen.
♦ Geöffnet wie Grotte du Grand Roc (siehe oben). Eintritt 8,40 €, Kind 5,90 € oder Kombi-Tickt Laugerie Basse + Grotte du Grand Roc 11,50 €, Kind 7,30 €.
Grotte de Rouffignac: Eine der größten Höhlen im Schwarzen Périgord, ca. 20 km von Les Eyzies entfernt (Straße nach Périgueux, bei Miremont rechts ab, ausgeschildert). Mehr als 10 km sollen die auf drei Etagen liegenden Gänge der Grotte de Rouffignac messen, die noch immer nicht vollständig erforscht ist. Solche Strecken rufen nach Transportmitteln, und so ist ein freundliches Elektrobähnchen in Betrieb, das den Besucher durch die Stollen fährt.
Die Höhle hat den Namen Grotte des 100 Mammouths bekommen, und das ist noch untertrieben. Gut 150 in die Wände geritzte Mammutdarstellungen wurden bisher gefunden, teils sehr realistisch gezeichnet, teils nur angedeutet. Diese außergewöhnliche Häufung der Steinzeitkolosse konnte bisher nicht befriedigend erklärt werden. Im weiteren sind Pferde, Bisons, Steinböcke und als Rarität ein hübsches Wollnashorn (sozusagen das Urnashorn) zu sehen.
♦ April-Juni und Sept./Okt. 10-11.30/14-17 Uhr. Juli/Aug. 9-11.30/14-18 Uhr. Eintritt 7,80 €, 6-12 J. 5,10 €. Die Führung ist auf Französisch. Alternative: iPod mit deutschsprachiger Stimme
(1,50 €). Die tägliche Besucherzahl ist auf 550 limitiert. Die Karten können nur am Tag des Besuchs gekauft werden, in der Vorsaison ab 9 Uhr für den Besuch vormittags, ab 14 Uhr für den Besuch nachmittags, in der Hauptsaison (Juli/Aug.) ab 9 Uhr für den ganzen Tag; in der Hauptsaison empfiehlt es sich, spätestens um 10.30 Uhr an der Kasse zu sein. Keine telefonische Reservierung möglich.
Campagne
Ein paar Häuser, ein schönes Schloss, ein angenehmer Zwischenstopp und vielleicht auch ein gutes Essen - mehr nicht.
Das schmucke Château de Campagne, einst Residenz der Bischöfe von Bordeaux, ist heute im Besitz des Departements, das hier Teile der Verwaltung des Pôle d’Interprétation de la Préhistoire (→ Les Eyzies) untergebracht hat. Gleichzeitig ist es eine Örtlichkeit für Ausstellungen, Konzerte, Theater, und im Park findet gelegentlich cineastische Open-Air-Aufführungen statt.
Der gepflegte Schlosspark (ab 10 Uhr geöffnet, Schließzeit saisonabhängig) lädt zu einem Spaziergang ein, der im hintersten Teil zu einem niedrigen Heckenlabyrinth führt, wie man es aus Stanley Kubricks „Shining“ kennt - fehlt einzig der verrückte Jack Nicholson mit seiner Axt.
Mein Tipp B & B Au Pré des Source, 500 m in Richtung Les Eyzies. Seit 2016 eröffnete das lange geschlossene B & B unter einem neuen Besitzer, einem sehr freundlichen Mann, der zwar kein Einheimischer ist, aber sich in der Gegend hervorragend auskennt und gerne gute Tipps gibt. Die Lage im Grünen, etwas unterhalb der Straße, ist ideal. Schmuckstück ist ein winziges Häuschen mitten auf der Wiese mit Terrasse davor, in dem - man wundert sich - nicht nur ein großes Bett (160 cm) Platz hat, sondern auch noch Dusche/WC und ein Kühlschrank. 4 Zimmer, DZ 65-95 €, Frühstück inklusive. Lieu-dit Picharlou, 24260 Campagne, Tel. 06.80.26.67.65, www.aupredessources.com.
Camping **** Le Val de la Marquise, 400 m vom Schloss in Richtung St-Cyprien. Gepflegter, schattiger Platz mit Swimmingpool. 100 Stellplätze. Geöffnet Mitte April bis Sept. Le Petit Moulin, 24260 Campagne, Tel. 05.53.54.74.10, www.levaldelamarquise.com.
Restaurant Du Château, gegenüber dem Schloss. Beliebtes Restaurant mit ausgezeichneter périgourdinischer Küche. Derzeit - aber das ändert sich vielleicht wieder - leider nur mittags geöffnet, April-Okt. Sa geschlossen, Nov.-März Sa/So geschlossen. Tel. 05.53.07.23.50.
Le Bugue
Im untersten Abschnitt verliert das Tal etwas an Romantik. Es wird breiter, die Vézère wird müder und transportiert die Kanufahrer weniger flott. Bevor sie in die Dordogne mündet, zieht sie noch eine letzte große Schleife, und hier liegt Le Bugue, ein recht hübscher Ort, der vor allem mit der Grotte de Bara-Bahau Reklame macht (Ritzungen aus dem Magdalénien, aber längst nicht so aufregend wie die von Combarelles und Rouffignac).
Die größere Attraktion von Le Bugue ist das Aquarium du Périgord Noir; in der Hochsaison und an den Wochenenden herrscht oft ein derartiges Gedränge, dass man die Fische um ihren großzügig bemessenen Lebensraum beneiden könnte. Die riesigen Aquarien sind geschickt in den Kalkfelsen eingelassen, hübsche Kellerwohnungen mit Oberlicht. Publikumslieblinge sind die Welse; das derzeit größte Exemplar in Le Bugue ist 2,1 m lang und 60 kg schwer. Eine Infotafel beim Aquarium der Störe weist darauf hin, dass diese knöchernen Fische erst im Alter von 15 bis 20 Jahren geschlechtsreif werden und auch dann nur alle zwei bis drei Jahre laichen. Angesichts des weltweiten Rückgangs des Störbestands dürften also die Kaviarpreise weiter steigen. Im Terrarium für Echsen und Schlangen, sind ein Kaiman und auch Alligatoren zu Hause, und irgendwo räkelt sich eine unendlich lange Anakonda.
♦ Febr./März und Sept. bis Mitte Nov. tägl. 12-18 Uhr. April-Juni tägl. 10-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-20 Uhr. Eintritt 14,90 €, 4-12 J. 10,90 €.
Weniger überzeugend sind das „Village du Bournat”, ein périgourdinisches Modelldorf, und ein „prähistorisches Labyrinth” - beide in unmittelbarer Nachbarschaft zum Aquarium - Trittbrettfahrer.
Ein Schotte hinterlässt Leichen im Périgord
Mit Bruno, einem einfachen Dorfpolizisten in einer fiktiven périgourdinischen Kleinstadt als Helden, hat der schottische Autor Martin Walker eine Krimi-Serie gestartet, die den Leser süchtig macht. Der sympathische Polizist hat ein Herz für die einfachen Leute, auch wenn sie vom geraden Weg abgekommen sind, er liebt seinen Hund und seine Hühner, er reitet gern, liebt die Jagd, er liebt Rugby, er liebt die gute périgourdinische Küche. Einzig mit der Liebe zum weiblichen Geschlecht will es nicht so recht klappen: Wenn Bruno sein Herz vergibt, dann stets an eigenwillige, selbstbewusste Frauen, die seinen geheimen Traum von einem beschaulichen Familienleben nicht teilen wollen. Das tut dem Leser geradezu leid.
Mit jedem neuen Bruno-Band - 2019 kam mit „Menu surprise” der elfte auf den Buchmarkt - erweitert Martin Walker sein Personal, der Leser trifft auf alte Bekannte und neu Dazugekommene. Und schließlich kommt ein guter Krimi ohne Leichen nicht aus. Also wird auch im friedlichen Périgord gemordet, und es ist Brunos Job, die Morde aufzudecken. Oft führen ihn die Verbrechen zurück in die französische Geschichte des 20. Jahrhunderts: Résistance und Kollaborateure im Zweiten Weltkrieg, Indochina- oder Algerienkrieg. Verwicklungen zuhauf, aber am Ende des Romans hat Bruno seinen Job mit Bravour gemeistert und wird als Held gefeiert - nur das leidige Problem mit der Liebe bleibt ungelöst.
Martin Walkers Bruno-Krimis sind auch eine Liebeserklärung ans Périgord. Der Autor lebt in Le Bugue (und gelegentlich in Washington D. C., wo er in einem Thinktank für Topmanager arbeitet), er ist mit dem Périgord und seinen Bewohnern vertraut - und natürlich mit der périgourdinischen Küche. Wenn Dorfpolizist Bruno zum Essen einlädt, dürfen die Gäste mit einem exquisiten Abendessen rechnen. Wie das zubereitet wird, bekommt der Krimileser stets mit - oder er kauft sich gleich „Brunos Kochbuch”.
In seinen Nachworten verrät Walker, wo er auf historische Fakten rekurriert und was Fiktion ist. Er bedankt sich bei seinen zahlreichen Helfern, in „Revanche” unter anderem auch bei den Angestellten des „Musée National de Préhistoire”. Walker entschuldigt sich bei ihnen, dass er auf der Terrasse des Museums ein so furchtbares Blutbad angerichtet hat. Es tut dem Schotten einfach leid, dass er im friedlichen Périgord so viele Leichen hinterlässt.
♦ Sämtliche Bruno-Romane wie auch „Brunos Kochbuch” sind in der Übersetzung von Michael Windgassen bei Diogenes, Zürich, erschienen.
Postleitzahl 24260
Information Office de Tourisme, am zentralen Platz. April-Juni Mo-Sa 9.30-12.30 und 14-18, So 9.30-12.30 Uhr. Juli/Aug. tägl. 9.30-18 Uhr. Sept. Mo-Fr 9.30-18, Sa 9.30-13 und 14-18, So 9.30-12.30 Uhr. Okt.-März Mo & Do 10-12.30, Di, Mi, Fr 10-12.30 und 14-17.30 Uhr. 22, place de l’Hôtel de Ville, Tel. 05.53.07.20.48.
Bootsverleih CANOEric, 150 m oberhalb des Aquariums. 2er-Kanus und Kajaks. März bis Mitte Oktober. Tel. 05.53.03.51.99, www.canoe-perigord.com.
Markt Der Wochenmarkt am Dienstagmorgen findet seit 1319 (!) statt und gilt als einer der schönsten im ganzen Périgord.
Aquariumbewohner in Le Bugue
Hotels ** Le Cygne, am Rand des Ortskerns, an der Straße Richtung Limeuil. Von außen wirkt das Haus etwas angestaubt, innen etwas dunkel, und die Teppiche der Treppe sind abgenutzt. Die Zimmer überraschen hingegen angenehm: renoviert, geräumig, schöne Bäder, teils mit Massagedusche. Im Glasanbau mit Garten wird eine preiswerte Küche serviert (geschlossen Fr ganztags, Sa mittags, So abends). DZ 58-68 €. Geschlossen Mitte Dez. bis Mitte Jan. 2, rue du Cingle, Tel. 05.53.06.01.16, www.lecygne-perigord.com.
** De Paris, im Ortszentrum. Von außen macht das Hotel wenig her, aber der Wirt hat kräftig renoviert und dabei die Zimmeranzahl von 20 auf 17 reduziert, alle geräumig genug. Auf der einladenden Terrasse zur Straße kann gefrühstückt werden, später werden Salate und Sandwichs serviert. DZ 49-58 €. Ganzjährig geöffnet. 14, rue de Paris, Tel. 05.53.07.28.16, www.hotel-bugue-perigord.com.
Mein Tipp ** Auberge Médiévale, im 5 km entfernten Dorf Audrix. Das stimmungsvolle Haus in ruhiger Lage neben der Kirche verfügt über 6 bescheidene, aber geräumige Zimmer, alle mit Du/WC. Beliebt ist die Adresse vor allem wegen des Restaurants (siehe unten). DZ 50-65 €. Le Bourg, 24260 Audrix, Tel. 05.53.07.24.02, www.auberge-medievale.fr.
Camping/Wohnmobile *** Les Trois Caupin, 700 m hinter dem Aquarium und von der Vézère nur durch ein Sträßchen getrennt. Mit Restaurant, 3 Pools, einer davon gedeckt und beheizt, hat der Platz eine gute Infrastruktur. 160 Stellplätze, die schattigen sind schnell belegt. Geöffnet April-Okt. 725, allée Paul-Jean Souriau, Tel. 05.53.07.24.60, www.camping-bugue.com.
Restaurants Da Francesco, italienische Küche (auch Pizza), zu der einige périgourdinische Gerichte dazukommen. Neben der hervorragenden Qualität trägt auch der schöne, ruhige Garten nach hinten zur Beliebtheit des Lokals bei. 78, rue de Paris, Tel. 05.53.08.41.57.
Le Menhir, Menhire gibt’s zwar keine im Périgord, klingt aber auch prähistorisch. Unprätentiöses, preiswertes Lokal, das nebst einigen périgourdinischen Gerichten vor allem Pizza und Salate serviert. Für die ungewöhnlich lange Wartezeit entschädigte die Fröhlichkeit der Wirtin. Außerhalb der Saison So Ruhetag. 68, rue de Paris, Tel. 05.53.07.58.00.
Mein Tipp Auberge Médiévale, im gleichnamigen Hotel in Audrix (s. oben). Unter der wunderschönen Pergola neben der Dorfkirche kommt preiswerte und gute périgourdinische Küche auf den Teller, klassische französische Gerichte bereichern die Karte. In der Hauptsaison Mo Ruhetag, in der Nebensaison Mi Ruhetag. Le Bourg, 24260 Audrix, Tel. 05.53.07.24.02.
Périgueux
An den Ufern der Isle, eines Zuflusses der Dordogne, liegt Périgueux, die Hauptstadt des Départements und mit 30.000 Einwohnern die größte Stadt im Périgord.
Industrielle Revolution und Eisenbahnanschluss haben im 19. Jahrhundert einen Wachstumsschub bewirkt, den die Stadt architektonisch nur schlecht verdaut hat. Zwecks Schadensbegrenzung wurde der Altstadtkern zur Fußgängerzone erklärt, einige hübsche alte Häuser konnten sich so der drohenden Einschwärzung durch Autoabgase entziehen.
Wer den Kampf um einen Parkplatz im Zentrum überstanden hat, dem scheint die Altstadt nachgerade als Insel des Friedens. Ein Bummel durch die Gassen, inklusive Besuch der Kathedrale, ist das beste, was man in Périgueux tun kann.
Vermeiden Sie jedoch einen Besuch am Sonntag. Dann ist das Altstadtviertel gespenstisch leer, einzig ein paar Bäckereien und Patisserien haben geöffnet - ansonsten tote Hose.
Die Kathedrale von Périgueux
Sehenswertes
Altstadt: So groß ist die Altstadt nicht, dass man sich verlaufen könnte. Bald finden Sie sich in der Rue Limogeanne, der architektonischen Schmuckstraße, und an der Place Saint-Louis mit der Maison du Pâtissier, einem mittelalterlichen Haus (14. Jh.), das in der Renaissance ein neues Portal (16. Jh.) erhielt. Weitere reizvolle Bauten stehen an der Rue de la Miséricorde bzw. deren Fortsetzung Rue de la Constitution. Hinter der Kathedrale führt die Avenue Daumnesil zur Maison des Consuls (15. Jh.), zusammen mit der Maison Lambert (16. Jh.) und dem Hôtel de Lur (17. Jh.) ein beliebtes Fotomotiv.
Am Rand der Altstadt steht die Tour Mataguerre, der einzige von 28 mittelalterlichen Wehrtürmen, der Périgueux’ stürmische Zeiten überlebt hat. Der Namensgeber des Rundturms, ein Krieger in englischen Diensten, soll 17 Jahre im Turmverlies geschmachtet haben. Eine Besichtigung der Tour Mataguerre ist nur im Rahmen einer organisierten Stadtführung (→ Information) möglich.
Cathédrale Saint-Front: Der Glockenturm der seit 1998 unter dem Schutz der UNESCO stehenden Kathedrale stammt aus dem 11. Jahrhundert, der Hauptbau folgt dem Stil griechischer Kreuzkuppelkirchen und erinnert an San Marco in Venedig oder an Sacré-Coeur auf dem Montmarte in Paris, deren Architekt Abadie tatsächlich seine Hände auch in Périgeux im Spiel hatte. Nachdem es im 18. Jahrhundert ins Kircheninnere regnete, wurden die Kuppeln ganz einfach überdacht, was die Gesamtansicht natürlich beeinträchtigte. Im 19. Jahrhundert legte Abadie die Kuppeln wieder frei und versah sie mit Säulentürmchen, wohl um den byzantinischen Eindruck zu verstärken. Weitere seiner Zutaten sind die längliche Apside sowie der Vorbau beim Nordeingang.
Übernachten
1 Bristol 2 Régina 5 Ibis Budget 8 Mercure
Essen & Trinken
3 Le Clos Saint-Front 4 Chez Nico 6 Le Relais Périgourdin 7 L'Essentiel
Einzige Sehenswürdigkeit im Kircheninneren ist eine große, holzgeschnitzte Altarwand aus dem 17. Jahrhundert mit der Darstellung von Mariä Himmelfahrt - ein barockes Prunkstück. Allerdings muss man eine Münze in den Opferstock stecken, um - für kurze Zeit - die Beleuchtung (ohne die kaum etwas zu sehen ist) in Gang zu setzen.
Die Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela, für die Périgueux immer eine wichtige Station war, haben mit der Chapelle Saint-Jacques in der Kathedrale ihren eigenen Ort bekommen.
Das gnadenlos von einer Säule durchbrochene Fresko an der rechten Kirchenwand hätte man genauso gut übertünchen können. Es stammt angeblich aus einem alten Spital und keiner weiß, wie es den Weg hierher gefunden hat. Der Kreuzgang (12.-16. Jh.) blieb wie der Glockenturm von der Renovierung verschont. Zwei Seiten sind romanisch (Rundbögen), zwei gotisch (Spitzbögen).
Eglise St-Etienne (La Cité): Die Kirche war im Mittelalter die Kathedrale von Périgueux. Dann wurde sie in den Religionskriegen bös zugerichtet: Sie verlor nicht nur den Glockenturm, sondern auch ganze Gewölbeteile. Zeugnis dieser Verstümmelung ist die Fassade, die im oberen Teil noch die alten, einst zum Kircheninneren gehörenden Ge-wölbebogen zeigt. Einziges Juwel der ExKathedrale ist ein Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert.
♦ 2019 war die Kirche wegen Restaurierung geschlossen, das wird wohl auch 2020 noch so sein.
Antike Stadt, Château Barrière: Von der St-Etienne-Kirche ist es nicht weit zum Vesona-Turm mitten in einer kleinen Grünanlage. Er stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und war das Zentrum des Tempels von Vesunna, wie die hier gegründete römische Kolonie hieß. Auf einer Seite ist das Gemäuer weit aufgerissen. Die Bürger Périgueux’ schlugen diese Wunde, als sie Baumaterial für die Stadtmauer zur Verteidigung gegen die normannischen Invasoren brauchten. Neben dem Turm wurden die Überreste einer römischen Villa gefunden, die heute ins Museum Vesunna (siehe unten) integriert sind.
Der Spaziergang gegenüber dem Vesona-Turm an der Bahnlinie entlang führt zur Ruine des Château Barrière. Das mittelalterliche Schloss wurde während der Religionskriege im 16. Jahrhundert in Brand gesteckt und danach nicht mehr aufgebaut. Mit den noch vorhandenen Fensterkreuzen gibt die nackte Ruine heute eine eher gespenstische Kulisse ab.
Blick von der Kathedrale in der Altstadt
Gleich daneben steht die kleine Porte Normande (Normannentor). Sie ist einer der spärlichen Überreste der Stadtummauerung, die Schutz vor den Barbaren bieten sollte. Als Baumaterial mussten große Teile der römischen Siedlung mit ihrer Tempelanlage herhalten.
Natürlich besaß Vesunna, wie jede anständige römische Stadt, ein Amphitheater. Einige Mauerreste sind übriggeblieben. Das ovale Gelände präsentiert sich heute als schattige Grünanlage mit Springbrunnen - ein beliebter Treffpunkt der einheimischen Jugendlichen.
Museum Vesunna: Das Museum über die gallisch-römische Geschichte der Stadt überzeugt mit seinem Konzept wie auch mit seiner vom Stararchitekten Jean Nouvel entworfenen Architektur. Im Zentrum des hellen, gläsernen Baus stehen die Fundamente einer hier ausgegrabenen römischen Domus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Von einer Galerie aus überschaut man das gesamte Ausgrabungsgelände und orientiert sich an zahlreichen Informationspunkten mit einem Audioführer um die Ohren. Dann schreitet man direkt ins Grabungsfeld hinunter, spaziert zwischen Grundmauern und Rekonstruktionen umher und wird mit diversen Themen des gallo-römischen Lebens konfrontiert: Ernährung, Sprache, Spiel, Malerei, Fußbodenheizung, Bestattung ... Anschaulich und nie langweilig.
♦ April-Juni und Sept. Di-Fr 9.30-17.30, Sa/So 10-12.30/14.30-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Okt.-März Di-Fr 9.30-12.30/13.30-17, Sa/So 10-12.30/14.30-18 Uhr. In der 2. und 3. Januarwoche geschlossen. Eintritt 6 € oder Kombiticket Vesunna + Musée d’Art et Archéologie 9 €.
Musée d’Art et d’Archéologie du Périgord: Das älteste Museum des Departments wurde 1835 gegründet und ist seit 1895 mit seinen 32.000 Objekten in einem speziell für Museumszwecke umgebauten Augustinerkloster zu Hause.
Die beträchtliche ethnographische Sammlung erinnert an die Zeiten, in denen Frankreich noch Kolonialmacht war: Objekte aus afrikanischen Ländern, Madagaskar und Ozeanien. In der archäologischen Abteilung dominieren Funde aus den neolithischen Stätten des Périgord: Steinwerkzeuge, Steine mit geritzten Tieren, der schädellose, obere Teil des Skeletts eines bei Lascaux gefundenen Neandertalers - jedes Objekt wissenschaftlich erfasst und fein säuberlich klassifiziert.
Über den Kreuzgang, in dem zwischen zahllosen antiken Skulpturen der umtriebige zeitgenössische Künstler Ben Vautier einen Satz mit seinem berühmten Schriftzug hinterlassen hat, gelangt man zur Kunstsammlung. In den jeweils verschiedenfarbig gestrichenen Räumen sind lokale Künstler, oft nach Sujets gruppiert, versammelt, die hart mit den daneben ausgestellten Beispielen der Gegenwartskunst kontrastieren. Die rührige Konservatorin verfolgt ihr eigenes, außergewöhnliches Ausstellungskonzept.
♦ April-Sept. Mo und Mi-Fr 10.30-17.30, Sa/So 13-18 Uhr. Okt.-März Mo und Mi-Fr 10-17, Sa/So 13-18 Uhr. Eintritt 6 € oder Kombiticket Musée d’Art et Archéologie + Vesunna 9 €.
Basis-Infos
Postleitzahl 24000
Information Office de Tourisme, 9bis, place du Coderc (bei der Markthalle). Stadtbesichtigung mit Führung (5 €). Freundliches Personal. Auskünfte über Busverbindungen etc. 2. Juni- und 1. Sept.-Hälfte Mo-Sa 9-12.30/14-18, So 10-13 Uhr. Juli/Aug. Mo-Sa 9-19, So 10-18 Uhr. Mitte Sept.-Mitte Juni Mo-Sa 9-12.30/14-18 Uhr. Tel. 05.53.53.10.63, www.tourisme-perigueux.fr.
Hin und weg Bahn: Gute Verbindungen nach Bordeaux, Limoges, Les Eyzies, Agen; tägl. 2-mal nach Lyon.
Bus: Verbindungen in alle bekannteren Orte des Périgord. Da verschiedene private Unternehmen tätig sind, erkundigt man sich am besten beim Office de Tourisme (→ Information).
Festivals Mimos, Ende Juli/Anfang Aug. Internationales Festival der Pantomime mit Renommee und über 30-jähriger Tradition. 1994 beehrte der berühmte, 2007 verstorbene Marcel Marceau das Festival mit einem Gastspiel. Programm unter www.mimos.fr.
Markt Mittwochvormittag oberhalb der Place Francheville. Sonntag auf der Place du Coderc und in der dortigen Markthalle.
ÜbernachtenKarte
Hotels **** Mercure 8, in Périgueux’ magerem Übernachtungsangebot die Nummer eins, in der Geschäftsleute sich wohlfühlen. Zentrale Lage, hoher Komfort. Charme sucht man in dem großen Hotelkasten besser nicht. DZ ab 80 €. 7, place Francheville, Tel. 05.53.06.65.00, www.mercure.com.
*** Bristol 1, wer mit der etwas abseitigen Lage keine Mühe hat, ist hier gut aufgehoben. Moderner, nüchterner Bau mit komfortablen, praktisch eingerichteten Zimmern: Klimaanlage, Minibar, teils auch Safe. Bad und WC stets getrennt. Schalldichte Fenster, obwohl die Straße sehr verkehrsarm ist. Heller, freundlicher Frühstücksraum, Betischung auch auf der Terrasse zur Straße. Hoteleigener Parkplatz. DZ 65-100 € je nach Saison und Größe. Auch 3-Bett-Zimmer vorhanden. 37, rue Antoine Gadaud, Tel. 05.53.07.00.49, www.bristolfrance.com.
** Régina 2, hinter der Doppelverglasung des Hotels erleben Sie den lauten Bahnhofsvorplatz als Stummfilm. DZ 75 €. 14, rue Denis Papin, Tel. 05.53.08.40.44, www.hotelregina-perigueux.fr.
** Ibis Budget 5, die „Budget“-Reihe ist in der untersten Ibis-Preislage. Kleine Zimmer. DZ ab 58 €. 33, rue du Président Wilson, Tel. 08.92.68.32.37, www.ibis.com.
Essen & TrinkenKarte
Restaurants L’Essentiel 7, Feinschmeckerlokal, klein und fein, mit Innenhof. Foie gras, gebratene Täubchen oder Lämmchen - alles exzellent und entsprechend teuer. So/Mo Ruhetag. 8, rue de la Clarté. Tel. 05.53.35.15.15.
Le Clos Saint-Front 3, für Gourmets die Alternative zum „L’Essentiel“. Patrick Feuga verwöhnt seine Gäste mit einer kreativen, raffinierten, marktfrischen Küche. Gegessen wird auf zwei Etagen, im Sommer vorzugsweise in einem wunderschönen, beschatteten Garten. So abends geschlossen, Mo Ruhetag. 5/7, rue de la Vertu, Tel. 05.53.46.78.58.
Mein Tipp Chez Nico 4, gegenüber dem vorgenannten und eine preiswerte Alternative zu diesem. Kein Menu, nur à la carte. Périgourdinische und klassisch französische Küche. Überdurchschnittliche Qualität. Die Terrasse mitten auf dem ruhigen Platz ist oft schnell voll. So/Mo Ruhetag. Place de la Vertu, Tel. 05.53.54.93.21.
Le Relais Périgourdin 6, vom Foie bis zum Cassoulet durch und durch périgourdinische Küche. Eine Spezialität ist das „Choucroute périgourdin“, zu dem die Ente Gésiers, Magret und Confit beisteuert. Der Wirt arbeitete jahrelang in Colmar, das Sauerkraut ist eine Reverenz an die im 2. Weltkrieg aus Straßburg ins Périgord geflüchteten Engländer. Mi/Do Ruhetag. 2, rue de la Clarté, Tel. 05.53.53.27.84.
In der Umgebung von Périgueux
Château-l’Evêque
Der Ort, knapp 10 km von Périgueux an der Straße nach Brantôme, macht mit dem mächtigen Château de Château-l’Evêque aufmerksam, dessen Besuch sich lohnt.
Gérard de Colombières, seit 2016 Besitzer des Schlosses, ist ein höchst kompetenter Guide. Man merkt ihm an, dass er immer noch damit beschäftigt ist, bis ins Detail zu erkunden, was er damals erwarb. Er befasste sich gründlich mit der Architekturgeschichte des Châteaus und weiß, welche Teile aus welchem Jahrhundert stammen; heute ist er vor allem bemüht, heruntergekommene Räume zu restaurieren und dem Anwesen, das lange leer gestanden war, wieder Leben einzuhauchen.
Schmucker Stuck
Den Namen verdankt das Schloss den Bischöfen von Périgueux, denen es noch bis zur Französischen Revolution als standesgerechte Sommerresidenz diente. Der Bau ist natürlich viel älter, er führt bis ins 11. Jahrhundert zurück. Ein Trakt wird ins 14. Jahrhundert datiert, ein wunderschönes gotisches Portal und das Dachgebälk stammen aus dem 15. Jahrhundert. Im Hundertjährigen Krieg wurde das Schloss von den Engländern attackiert, später setzten ihm die Religionskriege arg zu. Im 18. Jahrhundert wurde dann groß angebaut und einiges repariert, manchmal recht stümperhaft.
Im Inneren zeigt der Schlossherr unter anderem auch sein Arbeitszimmer: papierbeladene Tische, an den Wänden hängen dicht an dicht alte Gemälde, die Erbschaft aus dem väterlichen Schloss in der Normandie. Gérard de Colombières hat die Bilder restaurieren lassen, weist die einzelnen, teils anonymen Werke Schulen und Einflüssen zu, er kennt sich in der Kunstgeschichte aus. Zum Schluss werden die Besucher hinausgeleitet, erfahren die Geschichte des 17 Hektar großen Parks und seiner Gestaltung und begeben sich auf einen freien Spaziergang durch das ausgedehnte Gelände. Auch hier wurden erste Restaurierungsarbeiten in Angriff genommen - ein vielversprechender Anfang.
♦ April-Juni und Okt. Sa/So 10-12 und 14-18 Uhr. Mai-Sept. tägl. außer Mittwoch 10-12 und 14-18 Uhr. Eintritt inkl. Führung durch den Schlossherrn 5 €. Voranmeldung erwünscht, der Schlossherr lässt sich nicht vertreten, muss seine Führungen also koordinieren. Tel. 06.21.55.23.06.
Rundfahrt im nördlichen Périgord
Von Périgueux nach Brantôme sind es knapp 30 km. Wer mit eigenem Fahrzeug unterwegs ist, sollte sich den Besuch des malerischen Dronne-Städtchens auf keinen Fall entgehen lassen. Wer Zeit hat, kann auch eine ausgedehnte Rundfahrt ins weiter entfernte nördliche Périgord unternehmen. Die folgende Route führt - über einige sehenswerte Orte - ebenfalls nach Brantôme. Sie ist natürlich beliebig modifizierbar (z. B. kann von Montignac aus gestartet werden); je nachdem sollte man einen halben bis ganzen Tag einplanen.
Hautefort
Wer sich Hautefort von Süden nähert, sieht die beiden mächtigen Rundtürme schon von weitem. Das Schloss ist fast größer als das Dörfchen, das ihm zu Füßen liegt. Weniger beachtet wird meist das ehemalige Hospiz von Hautefort, das aus der gleichen Zeit wie das Schloss stammt und heute Sitz eines Museums der Medizingeschichte ist.
Schloss: Die mittelalterliche Burg, die einst an Stelle des heutigen Prachtbaus stand, war mit dem Namen Bertrand de Borns verbunden. Dieser Ritter, als Troubadour-Sänger in die Literaturgeschichte eingegangen, war ein kriegslüsterner Bursche, dessen Herz beim Anblick „splitternder Arme und Schädel“ höher schlug. Bertrand stritt sich zeit seines Lebens mit seinem Bruder um den Besitz der Burg.
Die heutige barocke Schlossanlage geht auf das 17. Jahrhundert zurück; einzig die Zugbrücke am Eingang (16. Jh.) erinnert noch an eine frühere militärische Bedeutung. 1929 gelangte das Château in den Besitz der Barone von Bastard, die herrlichen Gärten anlegen ließen; noch in den 1990er-Jahren bewohnte eine über neunzigjährige Baronin mit ihren Bediensteten einen Seitentrakt. Angesichts des fortgeschrittenen Alters der Schlossherrin und der fehlenden Nachkommenschaft streckten bereits reiche Amerikaner, Japaner und arabische Scheichs ihre Fühler aus. Um einen privaten Aufkauf zu verhindern, wurde 1990 im Einvernehmen mit der betagten Besitzerin eine öffentliche Stiftung gegründet, die seit dem Ableben der Dame dafür sorgt, dass das Schloss mit seinen herrlichen Anlagen weiterhin für die Allgemeinheit zugänglich bleibt.
Im Schlossgarten von Hautefort
Eine glimmende Zigarette in den Privatgemächern verursachte 1968 einen Großbrand, von dem nur die beiden Türme verschont blieben. Die Anlage wurde danach mit großem Aufwand nach den alten Plänen wieder aufgebaut. Auf dem ganzen Areal herrscht Rauchverbot.
Interessanter als die Führung durch das Schloss ist der Spaziergang in den Französischen Gärten: kegel- oder kugelförmig zugeschnittene Hecken, Mäanderornamente und akkurat geschnittene Figurenarrangements, in denen jede Blume ihren zugewiesenen Platz hat ... Nicht Gärtner arbeiten hier, sondern Landschaftsdekorateure. Empfehlenswert ist auch ein Spaziergang im riesigen, bewaldeten Schlosspark (etwa 30 Hektar).
♦ März und 1. Novemberhälfte Sa/So 14-18 Uhr, April/Mai tägl. 10-12.30/14-18.30 Uhr, Juni-Aug. tägl. 9.30-19 Uhr, Sept. tägl. 10-18 Uhr, Okt. tägl. 14-18 Uhr. Eintritt 10 €.
Museum der Medizingeschichte: Nachdem Marquis Jacques-François von Hautefort sein Schloss umgebaut hatte, kam er einem Erlass des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. nach, der überall im Land Hospitäler für seine armen und kranken Untertanen verlangte. Das Hospiz von Hautefort - fast eine Kopie des berühmten Hôpital de la Salpêtrière in Paris - zeigt denselben barocken Stil wie das Schloss. Heute ist hier ein einzigartiges Museum der Medizingeschichte untergebracht.
Ein Krankenzimmer mit sechs Betten wird gezeigt, der Nachttopf wurde durch den dahinterstehenden Schrank entleert. Neben einer Nonne posiert ein Pestarzt mit Schnabelmaske. Die drehbare Vorrichtung, in die man anonym unerwünschte Kinder legen konnte, ist ein Vorläufer der heute noch in einigen Kliniken und Klöstern anzutreffenden „Babyklappen“. In einem anderen Raum sind Ungetüme von Rollstühlen ausgestellt, immerhin bequemer als ihr Vorgänger, der Tragestuhl. In der oberen Etage geht der Besucher von einer Zahnarztpraxis zur nächsten, die erste aus dem Jahr 1910, die letzte von 1970 und auch schon museal. Alte Röntgenapparate, Gynäkologiestühle, Gebärtische, Geburtshelferinstrumente (ein Graus!), ein Inkubator, eine Eiserne Lunge, ein 45 Kilo schweres, transportables EKG-Gerät aus dem Jahr 1930 ... Man ist der modernen Medizin nachgerade dankbar.
♦ April-Mai und Okt. bis Mitte Nov. 10-12/14-18 Uhr, Juni-Sept. 10-19 Uhr. Eintritt 7 €.
Lac de Rouffiac
Der kleine See ist größtenteils von Wäldern umgeben, an einigen Stellen wurde die Uferzone als Parkanlage gestaltet. An Wochenenden kommen die Einheimischen scharenweise: zum Fischen, Baden, Paddeln und Picknicken.
Anfahrt Von Hautefort Richtung Limoges; 4 km nach dem Ort Lanouaille rechts abzweigen, weitere 4 km bis zum See.
Camping *** De Rouffiac, schattige Plätze gleich am See. Kanuverleih und Tenniscourt auf dem Areal. 40 Stellplätze. Geöffnet Mai-Sept. 24270 Angoisse, Tel. 05.53.52.68.79, www.rouffiac-loisirs.fr.
Thiviers
Jean-Paul Sartre, der in Thiviers seine frühe Kindheit verbrachte, weinte dem Ort nie eine Träne nach, und die Bevölkerung von Thiviers ihrerseits scheint dem streitbaren Philosophen auch nicht nachzutrauern. Eine kleine Tafel an der zentralen Rue Jaurès weist lapidar darauf hin, dass Sartre avant 1914 (vor 1914) hier gewohnt hat und 1964 den Nobelpreis für Literatur erhielt (dessen Annahme er übrigens verweigerte). Die Maison de la Presse gegenüber, die auch Bücher verkauft, führt Sartre nicht im Sortiment ...
Nur samstags, wenn die Bauern aus der Umgebung ihr Federvieh und Gemüse zu Markte tragen, kommt etwas Leben in die Straßen. Ansonsten ist Thiviers allenfalls eine Kaffeepause wert. Den Stadtrundgang kann man auf den Besuch der Notre-Dame-Kirche (innen fein skulptierte Kapitelle), den Blick auf das Schlösschen daneben (Privatbesitz) und ein paar schöne Häuser im Zentrum beschränken.
Saint-Jean-de-Côle
L’un des plus beaux villages de la France (eines der schönsten Dörfer Frankreichs) - die Auszeichnung teilt Saint-Jean-de-Côle mit 150 anderen Ortschaften im Land. Die rustikale Dorfarchitektur wurde belassen - kein moderner Bau, der das museale Ortsbild stören könnte. Im Zentrum steht das Schloss La Marthonie (14. Jh., Erweiterungen im 17. Jh.). Es ist seit Jahrhunderten von derselben Familie bewohnt, die nur gelegentlich in der Hauptsaison die Öffentlichkeit einlässt - und auch dann nur bis zum Innenhof und ans untere Ende der monumentalen Treppe im Inneren.
Für sein Dorfbild aus-gezeichnet: Saint-Jean-de-Côle
Neben diesem stattlichen Domizil erhebt sich, aus demselben dunklen Stein gebaut, die romanische Kirche Saint-Jean Baptiste (12. Jh.) - einst Teil einer Abtei, deren wirtschaftlichen Erträge lange Zeit in die Taschen der Schlossherren von nebenan flossen. Die Kirche weist einen außergewöhnlichen Grundriss auf: eine Apsis mit fünf Seiten, links und rechts jeweils eine Seitenkapelle, ebenfalls mit fünf Seiten. An drei Kapitellen der Außenmauer sind noch die frühen romanischen Darstellungen auszumachen: Noah liegt betrunken unter den Weinreben, Daniel in der Löwengruppe hat die Raubkatzen besänftigt, Gott ist damit beschäftigt, Adam zu formen. Direkt an die Kirche lehnt sich ein offener Ziegeldachanbau, die alte Markthalle. Schloss, Kirche und Markthalle bilden eine ganz und gar idyllische architektonische Einheit.
Information Office de Tourisme, überaus freundliches Personal, Auskünfte über die gesamte Umgebung. Ostern bis Sept. 10-18 Uhr. Rue du Château, 24800 St-Jean-de-Côle, Tel. 05.53.55.12.50, si.st.jeandecole@perigord.tm.fr.
Feste Floralies, großer Blumenmarkt an einem Wochende zwischen Mitte April und Mitte Mai. Das ganze Dorf erstrahlt im Blumendekor, einschließlich der alten romanischen Kirche. Eintritt ca. 4 €.
Restaurant Le Saint-Jean, das frühere Hotel hält, seit der Sohn das Haus übernommen hat, nur noch den Restaurantbetrieb aufrecht. Klassische périgourdinische Küche, einladende Terrasse. So/Mo Ruhetag. Bourg, Tel. 09.70.35.57.20.
Château de Puyguilhem
Von allen Périgord-Schlössern ist das mitten im Grünen gelegene Schloss Puyguilhem (16. Jh.) sicher das verspielteste. Als Lustschlösschen in Auftrag gegeben, brauchten die Renaissance-Architekten auf militärische Zweckmäßigkeit keine Rücksicht zu nehmen und konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen: hier ein oktogonales Türmchen, dort ein pentagonales, dort ein Rundturm mit Kegeldach, aus dem ein hübscher Erker ragt ... und eine Fassade, die jeden Besucher bezaubert. Das Innere ist im Stil der Epoche eingerichtet; besondere Aufmerksamkeit verdienen die skulptierte Wendeltreppe und die Renaissance-Cheminées.
♦ April und Sept. tägl. 10-12.30/14-17.30 Uhr. Mai-Aug. tägl. 10-12.30/14-18.30 Uhr. Okt.-März Mi-So 10-12.30/14-17.30 Uhr. Eintritt 6 €, unter 25 J. für EU-Bürger gratis. Anfahrt: Von St-Jean-de-Côle über die D 98 nach Villars, von da noch ca. 600 m (gut ausgeschildert). Parkvorschrift beachten und die letzten 100 m zu Fuß gehen (keine Wendemöglichkeit vor dem Schlosstor).
Brantôme
Ein Inselstädtchen mit Brücken nach allen Seiten ist ein malerischer Anblick. Der französische Staatspräsident Raymond Poincaré rühmte Brantôme bei einem Besuch 1913 als das „Venedig des Périgord“, und die Stadt macht noch im 21. Jahrhundert Reklame mit dieser Formel. Nichts gegen Präsidenten als Werbetexter, doch der Vergleich mit der Lagunenstadt trägt etwas dick auf.
Zwei Flussarme der Dronne umspülen die Stadt, am nordwestlichen Ufer erhebt sich vor dem Kalkfelsen die gewaltige Benediktinerabtei. Hier zeigt sich Brantôme von seiner fotogensten Seite: Abtei, Brücken, Häuser direkt am Wasser und die Dronne, die alles zurückspiegelt - man wünschte sich eine 360°-Panorama-Kamera. Lange war das hübsche Städtchen vom Tourismus übersehen worden. Tempi passati, unter dem Felsen der Abtei und auf den zwei Hauptsträßchen im Ortskern haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Souvenirshops eingerichtet.
Von Wasser umspült: Brantôme
Stadtgeschichte: Knochen- und Werkzeugfunde in der Umgebung verraten die altsteinzeitliche Besiedlung. Der Dolmen von Peyrelevade an der Straße nach Thiviers (→ Sehenswertes) belegt, dass auch in der Jungsteinzeit Menschen hier siedelten.
Die eigentliche Geschichte Brantômes beginnt mit der Gründung der Benediktinerabtei. Karl der Große soll 796 den Bau angeordnet haben, um den Gebeinen des heiligen Sicarius eine würdige Ruhestätte zu verschaffen. Zur Einweihungsfeier im Jahr 804 erschien Papst Leo III. persönlich. Das Städtchen selbst entstand erst Jahrhunderte später, größtenteils in der Renaissance.
In den Religionskriegen kamen die Brantômais mit dem Schrecken davon (→ Kastentext „Pierre de Bourdeille“ ). Später verscheuchte die Französische Revolution zwar die Mönche, nicht aber die Bevölkerung. Tiefe Spuren hinterließen erst die beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts in Brantôme. Zahlreiche Männer der Stadt fanden 1916 in Verdun den Tod, und der Zweite Weltkrieg wurde buchstäblich vor den Haustüren ausgetragen. Widerständler aus Brantôme töteten im März 1944 am Stadtausgang zwei deutsche Offiziere. In den folgenden Tagen rächten sich die Nazis mit einer überaus brutalen Strafexpedition: Häuser wurden geplündert und in Brand gesteckt, Menschen gefoltert und erschossen. Brantôme hatte 56 Tote zu beklagen.
Sehenswertes
Abtei Saint-Sicaire: Die sich am Dronne-Ufer an die Kalkfelsen schmiegende Benediktinerabtei (heute Sitz der Stadtverwaltung) wurde angeblich von Karl dem Großen gegründet. Im Gespräch sind aber auch Pippin der Kleine (Vater Karls) und Pippin der Aquitanier (ein Enkel Karls). Die erste urkundliche Erwähnung der Abtei jedenfalls datiert aus dem Jahr 817 und schließt damit keinen der drei als möglichen Gründervater aus. Vermutlich hat Karl der Große bei den Legendenschreibern das Rennen deshalb gemacht, weil er das größte geschichtliche Gewicht hat.
Die Kirche, in der angeblich die Gebeine von Sicarius, einem der Opfer des bethlehemitischen Kindermords unter Herodes, bestattet wurden, hat im Lauf ihrer über 1000jährigen Geschichte viele Zerstörungen und Restaurierungen ertragen. Eine komplette Neugestaltung erfuhr sie im 19. Jahrhundert unter dem französischen Architekten Abadie, der schon der Kathedrale von Périgueux eine Renovierung angedeihen ließ und seine kirchenarchitektonischen Vorstellungen dann mit Sacré-Coeur auf dem Pariser Montmartre realisieren durfte. Im 20. Jahrhundert wurden die Abadie’schen Änderungen wieder rückgängig gemacht. So hat die Kirche ihr grobes, frühmittelalterliches Aussehen wieder zurückbekommen.
Alle Kriege und die Abadie’sche Renovierungswut unbeschadet überstanden hat der Glockenturm (wie in Périgueux zollte Abadie auch hier der Geschichte Respekt). Er gilt als einer der ältesten Frankreichs, die frühesten Partien im Unterbau dürften aus der Gründungszeit der Abtei stammen. Auch wenn es beim Anblick des Gesamtkomplexes nicht so aussieht: Der Glockenturm steht frei. Eine der Grotten befindet sich übrigens direkt darunter.
Relief in der Grotte der Abtei
Die Grotten im Kalkfelsen neben der Abtei sind erst seit jüngster Zeit wieder zugänglich. Hier und da sind noch die alten klösterlichen Taubenschläge zu sehen. Vogelmist war, als man den zweifelhaften Segen der chemischen Produkte noch nicht kannte, ein beliebter Dünger. In einem Teil der Grotten wird eine Forellenzucht betrieben. Größte Attraktion aber ist zweifellos die Grotte des Jüngsten Gerichts. Ein großes Wandrelief zeigt einen übermächtigen Gott, der über Gut und Böse zu Gericht sitzt. Der Meister dieses Werks, das ins 15. Jahrhundert datiert wird, ist unbekannt. Ein zweites Relief - mit mittelalterlichen Türmen im Hintergrund - stellt die Kreuzigung Christi dar.
♦ Eine Besichtigung der Grotten ist nur mit der Eintrittskarte zum Musée Desmoulin (s. u.) möglich - empfohlen!
Pierre de Bourdeille, genannt Brantôme (1539-1614)
Er gehört zu den illustren Figuren seiner Zeit: Pierre de Bourdeille, so genannt, weil er im Schloss von Bourdeilles (→ Bourdeilles) geboren wurde, oder Brantôme, wie er sich selber nannte, weil Brantôme ihn mit der Verwaltung der Abtei betraute und ihm so zeit seines ungeregelten Lebens zu einem geregelten Einkommen verhalf.
Aus gutem Haus und zur Theologie erzogen, wurde Pierre schon früh mit dem Titel eines „Abbé commanditaire“ der Benediktinerabtei von Brantôme ausgezeichnet und damit zum stillen Teilhaber der klösterlichen Einkünfte. Doch die Zeit war viel zu stürmisch, als dass er das religiöse Leben zu seiner Sache hätte machen können. Er zog es vor, in allerhand Kriegen mitzumischen, königstreu und stets auf der Seite der Katholiken. Man findet ihn überall in Europa, im Kampf gegen die Türken wie am Hof Maria Stuarts in Schottland. Gelegentlich aber schaute er auch zu Hause vorbei. So, als der berüchtigte Hugenottenführer Coligny sich 1569 anschickte, in Brantôme eines der Massaker zu veranstalten, für die er bei den Katholiken so gefürchtet war. Pierre de Bourdeille, dem Hugenottenführer so lange freundschaftlich verbunden, bis dieser zum Calvinismus konvertierte, stellte sich am Stadttor der Übermacht entgegen und überredete Coligny, Brantôme zu verschonen. Die Freundschaft siegte über die religiöse Doktrin, und die Kämpfer sollen den Abend gemeinsam mit einer getrüffelten périgourdinischen Gans beschlossen haben.
Sein unstetes Leben hätte Pierre de Bourdeille wohl weitergeführt, hätte ihm nicht ein unglücklicher Sturz vom Pferd einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kampfunfähig geworden, zog er sich ins Schloss Richemont zurück, das er sich in der Nähe von Brantôme hatte erbauen lassen, und tat das, was große Männer in solchen Situationen tun: Er schrieb seine Memoiren. Seine Bücher, Sittengemälde der Zeit, sind heute Teil der französischen Literaturgeschichte. Sein bekanntestes Werk - „Les Dames Galantes“ - parliert etwas weitschweifig über die erotischen Gepflogenheiten an europäischen Höfen.
Im Gärtchen der Abtei thront eine Büste des schriftstellernden Abts von Brantôme (→ Kastentext „Pierre de Bourdeille“). Tu faisais librement jaser tes souvenirs, steht auf dem Sockel, was man salopp mit „Du hast deine Erinnerungen frei plappern lassen“ übersetzen könnte. So ungefähr ist sein Hauptwerk „Les Dames galantes“ entstanden.
Musée Desmoulin: An Stelle des lange diskutierten archäologischen Museums wurde in der Abtei ein kleines Museum zu Ehren des in der Nähe von Nontron geborenen Malers Fernand Desmoulin (1853-1914) eingerichtet - eine wunderliche Gestalt der französischen Kunstgeschichte.
Desmoulin hatte bereits einen gewissen Ruf als Porträtmaler (ausgestellt im Museum sind Konterfeis der Schriftsteller Emile Zola, Guy de Maupassant, Alexandre Dumas sowie des Präsidenten der 3. Republik, Raymond Poincaré), als er im Jahr 1900 an einer spiritistischen Sitzung teilnahm, die seiner Karriere eine neue Wendung gab. Tischrücken, Mesmerismus und dergleichen hatten damals nicht nur in Künstlerkreisen Hochkonjunktur. Desmoulin ging nach dem genannten Treffen in sein Atelier zurück, setzte seinen Stift auf den Zeichenblock und wartete auf die Eingebung des „Geistes“. Vielleicht war er aufgeregt, jedenfalls begann plötzlich seine Hand zu zittern, der Stift kreiste und kreiste über den Zeichenblock, bis schließlich ein zartes Frauenporträt aus den Tiefen des Papiers bzw. des Unterbewusstseins auftauchte. In der Folgezeit schuf der Maler eine ganze Serie dieser wunderlichen namenlosen Porträts, bis 1902 die okkulte Quelle versiegte und der Maler wieder zur „Normalität“ zurückfand.
Die Bilder wurden von Demoulins Witwe der Stadt Brantôme geschenkt. Klare Gliederung, kluge Begleittexte, professionelle Ausleuchtung - unsere Empfehlung.
♦ Mitte Febr.-März und Okt.-Dez. 10-12/14-17 Uhr, Di geschlossen. April/Mai 10-13/14-18 Uhr. Juni und Sept. 10-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Eintritt 6,50 € (Automat, der Eintritt kann nur mit Kreditkarte bezahlt werden!), die Besichtigung der Grotten ist im Preis inbegriffen.
Dolmen de Peyrelevade: Der „Tisch aus Stein“ (keltisch dol - Tisch, men - Stein) steht 1 km außerhalb des Orts an der Straße nach Thiviers: ein stummer Zeuge der jungsteinzeitlichen Besiedlung der Gegend. Mit den Dolmen der Bretagne kann er allerdings nicht konkurrieren. Ein Tischbein musste zur Erhaltung des Gleichgewichts erneuert werden; grüne Kletterpflanzen kaschieren die Prothese.
Basis-Infos
Postleitzahl 24310
Information Office de Tourisme, auf der Insel, in der ehemaligen Kirche Notre-Dame. Freundlich, gut mit Material bestückt und kompetent. Mitte Febr.-März und Okt.-Dez. 10-12 und 14-17 Uhr, Di geschlossen. April/Mai 10-13 und 14-18 Uhr. Juni und Sept. 10-18 Uhr. Juli/Aug. 10-18.30 Uhr. 2, rue Puyjoli de Meyjounissas, Tel. 05.53.05.80.63, www.perigord-dronne-belle.fr.
Hin und weg Busse nach Périgueux (3mal tägl., Sonntag 1-mal) und Nontron.
Parken kann an Wochenenden ein Problem sein. Ein mittelgroßer Parkplatz (gratis) findet sich an der Straße nach Périgueux, unmittelbar nach der Dronne-Überquerung.
Bootsausflug Die Rundfahrt auf der Dronne mit Les Croisièrees de Brantôme zeigt Brantôme von allen Seiten. Dauer ca. 50 Min., 8 €. Tel. 05.53.04.74.71.
Fahrräder Spad’Zone, 1 km nördlich von Brantôme (Richtung Angoulême). Verleih von Rädern, auch E-Bikes. Les Courrières, Tel. 05.53.08.02.65.
Kanu/Kajak Brantôme Canoë, an der Straße nach Thiviers, knapp nach dem Ortsende. 2er-Kanus und Kajaks. Geöffnet April-Sept. Tel. 05.53.05.77.24.
Allô Canoës, an der Straße nach Bourdeilles. Tel. 05.53.06.31.85, www.allocanoes.com.
Markt Wochenmarkt Freitagmorgen.
Übernachten/Essen & Trinken
Hotels **** Le Moulin de l’Abbaye, gegenüber dem südlichen Ende der Abtei, hinter dem Renaissance-Pavillon - ein Juwel mit Garten direkt an der Dronne. In der alten Mühle sind 7 Luxuszimmer eingerichtet, weitere Zimmer derselben Qualität im Haus des Müllers gegenüber und im ehemaligen Wohnhaus des Abts. Auch die Speisekarte des Restaurants ist nicht bescheiden (→ Essen & Trinken). DZ 145-310 €, je nach Luxusbedarf, Suiten teurer. 1, route de Bourdeilles, Tel. 05.53.05.80.22, www.moulin-abbaye.com.
** Hostellerie du Périgord Vert, gepflegte, verschieden große Zimmer in einem ansehnlichen Haus mit hübschem Garten. Einziger Nachteil ist die Nähe der Durchgangsstraße. Vom ehemaligen Bahnhof Brantômes hingegen - dem Hotel gegenüber - ist keine Nachtruhestörung mehr zu befürchten, die Strecke nach Angoulême ist stillgelegt. DZ 63-87 €. Geschlossen Mitte Dez. bis Mitte Jan. 7, avenue André Maurois, Tel. 05.53.05.70.58, www.hotel-hpv.fr.
** Aliénor, am Ortsausgang in Richtung Périgeux. Eine freundliche, junge Wirtin bietet 10 kleine, aber korrekte Zimmer an, teils im Nebenbau, alle mit Dusche/WC, zusätzlich ein 4-Bett-Zimmer. Hoteleigener Parkplatz. DZ 55-73 €. Geschlossen in der 2. Dez.-Hälfte. 9, av. du Dr Devillard, Tel. 05.53.05.85.36, www.hotel-alienor-brantome.fr.
**** Le Moulin du Roc, außerhalb, in Champagnac, 6 km nordöstlich von Brantôme. „Eine wunderbare Anlage am Flüsschen Dronne mit beheiztem, überdachtem Pool und großer Liegewiese. Das reichlich dekorierte, verwinkelte Hotel in den Gemäuern der alten Mühle hat niedliche Zimmer mit allem Komfort. Die gediegene bis verspielte Ausstattung des Restaurants bietet die richtige Atmosphäre zu einem Menu, das höchsten Ansprüchen gerecht wird.“ (Leserbrief) Wir sind dem Tipp nachgegangen: stimmt alles! DZ ab 180 €. Geöffnet April-Okt. Av. Eugéne-Leroy, 24530 Campagnac-de-Belair, Tel. 05.53.02.86.00, www.moulinduroc.com.
Weitere Übernachtungsmöglichkeit in Bourdeilles.
Camping *** Le Peyrelevade, an der Straße nach Thiviers, ca. 1 km außerhalb des Orts. Schattiges, direkt an der Dronne gelegenes Gelände. Sehr freundliche Leitung. Der neuere Teil verfügt über moderne Sanitäranlagen, doch mangelt es dort an Schatten. Tenniscourt neben dem Camping. 160 Stellplätze. Geöffnet Mai-Sept. 46, av. André Maurois, Tel. 05.53.05.75.24, www.camping-dordogne.net.
Wohnmobile Kompletter Service beim oben genannten Campingplatz.
Pierre de Bourdeille: Spezialist für erotische Gepflogenheiten
Restaurants Moulin de l’Abbaye, Gourmetlokal im gleichnamigen Hotel (s. o.), mit schattigem Gärtchen zum Fluss. Brantômes erste und teuerste Adresse. Geöffnet April-Okt., Mo Ruhetag, Di & Mi mittags geschlossen. 1, route de Bourdeilles. Tel. 05.53.05.80.22.
La Table d’Emilia, auf der Insel, mit einer ruhigen Terrasse nach hinten. Familiäre, freundliche Atmosphäre. Keine ausufernde Karte, aber gute Küche. Der Enten-Tourendos schmeckt ausgezeichnet. Vegetarier halten sich an Vegi-Burger oder Vegi-Salat. Mo Ruhetag, So & Mi abends geschlossen. 28, rue Victor Hugo, Tel. 09.52.83.53.35.
Le Saint-Sicaire, an der Straße zur Abtei. Beliebte und preiswerte Brasserie. Périgourdinische Küche und ein gutes Angebot an knackigen Salaten. So Ruhetag. 4, place de Gaulle, Tel. 05.53.35.32.04.
In der Umgebung von Brantôme
Bourdeilles
Das Schloss von Bourdeilles aus dem 13. Jahrhundert, in dessen Gemächern Pierre de Bourdeille alias Brantôme XE "Brantôme (Pierre de Bourdeille (→ Kastentext „Pierre de Bourdeille“ ) geboren wurde, fällt wegen seines hohen oktogonalen Donjons schon von weitem auf; ihm zu Füßen liegt Bourdeilles, ein unscheinbarer Ort. Teilweise ist der Kalkfelsen an der Dronne, auf dem die mittelalterliche Burg errichtet ist, überhängend, was den wuchtig ummauerten Bau noch uneinnehmbarer scheinen lässt. Im Hundertjährigen Krieg aber half alles nichts: Das Schloss wurde mehrmals erobert und zurückerobert.
Der friedliche Schlossbesucher von heute wird durch einige üppig dekorierte Säle mit Stilmöbeln geführt und dann auf den Donjon entlassen, von dem man eine traumhafte Aussicht genießt.
♦ Mitte Febr.-März und Nov./Dez. Di-So 10-12.30/14-17 Uhr, Mo geschlossen. Mitte April bis Juni und Sept./Okt. tägl. 10-13/14-18 Uhr. Juli/Aug. tägl.10-19.30 Uhr. Eintritt 8,80 €.
Gleich neben dem Schloss steht das Château des Sénéchaux, das eigens für den angekündigten Besuch Katharina von Medicis gebaut wurde. Die hohe Dame sagte ab, und das Schlösschen wurde nie fertiggestellt. Der Prunksaal, in dem die Königin hätte empfangen werden sollen, ist nicht mehr zu besichtigen, seit ein Engländer sich das Renaissance-Juwel als Feriendomizil unter den Nagel riss.
Anfahrt ca. 10 km von Brantôme in Richtung Südwesten. Ungefähr auf halber Strecke führt die Hauptstraße (D 78) über die Dronne. Es empfiehlt sich, den Fluss nicht zu überqueren, sondern weiter am rechten Ufer entlang zu fahren (D 106): eine äußerst romantische Strecke durchs Grüne, links die Dronne, rechts gewaltige Kalkfelsen.
Kanu/Kajak Canoës Bourdeilles Loisirs, an der neuen Brücke ca. 500 m westlich des Orts. Nur Mitte Juni bis Mitte Sept. Tel. 06.18.73.06.60.
Markt Sonntagvormittag.
Mein Tipp Hotel *** Hostellerie les Griffons, ein Traum von einem Hotel, direkt an der Dronne gelegen, die hier ein Inselchen mit vier Bäumen umspült. Cathy und Dominique haben in diesem Haus aus dem 16. Jh. zehn wunderbare Zimmer eingerichtet. Der Speiseraum ist geschmackvoll, die Küche schmeckt vorzüglich, die große Terrasse über der Dronne hat’s in sich - einzigartig! Auch ein Swimmingpool fehlt nicht. DZ 100-135 € je nach Saison. Geöffnet April-Sept. Le Bourg, 24310 Bourdeilles, Tel. 05.53.45.45.35, www.griffons.fr.
Wohnmobile Ausgewiesener Stellplatz am Fluss, neben dem Sportgelände. Wasserver- und Abwasserentsorgung.
Nontron
Die auf einem Hügel thronende Kleinstadt im nördlichsten Périgord hatte einst strategische Bedeutung. Von hier aus ließ sich die Umgebung ringsum ausspähen, der nahende Feind konnte frühzeitig entdeckt werden. Die mittelalterliche Stadtmauer ist größtenteils erhalten.
Bekannt ist Nontron als Stadt der Messerschmiede. Die Tradition reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück und ist damit älter als im berühmteren Thiers (Departement Puy-de-Dôme), das dank seines Exports der geschliffenen Ware internationalen Ruf genießt. Ansonsten ist Nontron ein regionales Landwirtschaftszentrum geblieben, in dem sich abseits der Hauptstraße schnell provinzielle Schläfrigkeit breit macht.
Die Coutellerie Nontronnaise, ein holzverkleideter Quader am Eingang zur Oberstadt, verfügt nicht nur über einen Showroom, in dem die Produkte präsentiert werden, hier wird auch pr0duziert. Durch ein schalldichtes Fenster kann man den Messerschleifern bei der Arbeit zuschauen. An der Schleifmaschine wird mit Ohrstöpseln gearbeitet, der Zuschauer hingegen ist vom Lärm unbehelligt. Informationstafeln erläutern im Detail, was hinter dem Glas passiert. Eintritt frei.
Information Office de Tourisme, 3, av. Général Leclerc. In der Hauptsaison tägl. 9-18 Uhr, sonst Mo-Fr 9-12.30/13.30-17, Sa 9-12 Uhr. Tel. 05.53.56.25.50, www.tourisme-nontron.fr.
Einkaufen Le Périgord, Messerschleifer-Atelier am großen Platz der Oberstadt. Hier erklärt Ihnen der Meister so viele Details des Handwerks - von den verwendeten Hölzern für die Griffe bis zu den unterschiedlichen Klingen - bis Sie nicht mehr wissen, wo Ihnen der Kopf steht und vielleicht doch eines seiner Werke kaufen. Der Mann redet aber nicht nur, sondern demonstriert Ihnen gern auch den Arbeitsprozess. 23, place Alfred Agard.
Feste Fête du Couteau, 1. Augustwochenende. Die Messerherstellung hat in Nontron Tradition. Zum Messerfest preisen auch Produzenten aus der französischen Messerkapitale Thiers und aus Belgien ihre scharfe Ware an. Auf dem Hauptplatz wird bis spät abends gebechert.
Hotel ** Grand Hôtel Pélisson, am Hauptplatz, seit Generationen von derselben Familie betrieben. Garten, Swimmingpool und vorzügliches Restaurant. Geräumige Zimmer. DZ 79-88 €, Frühstück extra. 3, place Alfred Agard, 24300 Nontron, Tel. 05.53.56. 11.22, www.hotel-pelisson-nontron.com.
Unteres Dordogne-Tal Lalinde bis Bergerac
Lalinde
Kanufahrer gehen in der Regel schon oberhalb von Lalinde an Land. Der fast schnurgerade Verlauf der Dordogne scheint wenig attraktiv, zumal eine stark befahrene Straße und eine Eisenbahnlinie die rechte Flussseite säumen. Doch böte sich gerade hier der schönste Ausblick auf Lalinde - die Bastide aus dem Hundertjährigen Krieg mit ihrem schmucken, quadratischen Hauptplatz ist direkt ans Dordogne-Ufer gebaut.
Fisch im Lift
Vom Lachs ist bekannt, dass er flussaufwärts schwimmt und springt, um zu seinen Laichplätzen zu gelangen. Das Neunauge hält es ebenso, während der Aal die umgekehrte Richtung wählt. Solche wandernden Fische lieben es nicht, wenn man ihnen ein Kraftwerk in den Weg stellt.
So wurde 1908 nicht nur der Barrage de Tuilières zwischen Bergerac und Lalinde eingeweiht, sondern den Fischen zuliebe auch eine Fischtreppe. Allerdings erwies sich diese als zu steil, einzig ein paar besonders sportliche Lachse schafften den Aufstieg, die Statistiker verzeichneten einen drastischen Schwund des Fischbestands. Abhilfe schaffte erst ein 1989 eingerichteter vollautomatischer Fischlift. Lachse, Neunaugen und Aale schwimmen in den gläsernen Käfig, der sich, ohne dass sie im Lift einen Knopf drücken müssten, nach oben bewegt und sie wieder in die Dordogne entlässt. Eine raffinierte, umweltfreundliche Lösung zur Erhaltung des Fischbestands - und obendrein ein Gratisspektakel für die ganze Familie! Man kann den schwimmenden Liftbenutzern aus nächster Nähe zusehen.
♦ Zugang: 9-19 Uhr. Auf der Höhe des Kraftwerks den unscheinbaren Schildern „ascenseur à poissons” folgen. Sie leiten ins Innere des Kraftwerks, wo das Funktionieren des Lifts auf Tafeln erklärt wird. Am Fuß der Treppe angelangt, sieht man die glücklichen Fische zum Lift schwimmen. Gratis!
Den besten Blick auf Lalinde samt Dordogne hat man von der kleinen Kirche Saint-Front auf dem gegenüberliegenden Steilufer. Der heilige Frontinus, Missionar im Périgord und erster Bischof von Périgueux, suchte laut Legende in den Grotten unterhalb des Kirchleins Zuflucht vor seinen heidnischen Verfolgern. Aber o weh - dort hauste bereits der Drache Gratusse, der die ganze Umgebung in Angst und Schrecken versetzte. Doch Heilige sind furchtlos, und so endete die Bestie in den Fluten der Dordogne. Die La Gratusse genannte Stromschnelle kostete übrigens nicht nur den Drachen das Leben, sondern im Lauf der Jahrhunderte auch einige Flussfahrer. Also Kanuten: aufgepasst!
Markt Wochenmarkt Donnerstagmorgen.
Camping ** Municipal La Guillou, knapp oberhalb des Orts, am rechten Dordogne-Ufer. Ausreichend Schatten, sanitäre Anlagen o. k. Verleih von Kanus, Kajaks und Mountainbikes. Gleich daneben das kommunale Schwimmbad. 75 Stellplätze. Geöffnet Mai-Sept. La Gouillou, 24150 Lalinde, Tel. 05.53.73.44.60, www.moulindelaguillou.fr.
Couze
Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert war Couze ein Zentrum der Papierindustrie. Mehrere Papiermühlen waren in Betrieb, in Port de Couze wurden die Ballen auf Kähnen verstaut und flussabwärts geschickt. Heute stehen an der Straße nach Lalinde die nüchtern-modernen Gebäude der schwedischen Papierfabrikanten Munksjö, riesige Papierrollen warten auf die Verladung.
Wollen Sie die alten Methoden der Papierherstellung kennenlernen, können Sie dem Ecomusée du Papier in der Moulin de la Rouzique, einer Papiermühle am Couze-Bach (linke Dordogneseite), einen Besuch abstatten - ein romantisches Fabriklein in romantischer Lage. Der Weg dahin ist ab der Brücke ausgeschildert.
♦ April-Juni und Sept./Okt. 14-18 Uhr, Sa geschlossen. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Eintritt 8 €.
Château de Lanquais
Auf einer Anhöhe unweit von Couze - und von dort in einem etwa 45-minütigen Spaziergang zu erreichen. Ein Teil des Schlosses stammt aus der Renaissance, ein Teil aus der Gotik, doch insgesamt wirkt der Bau harmonisch. Die Einschusslöcher an der Fassade - sie stammen aus den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts - tun der romantischen Ausstrahlung des im bewaldeten Park gelegenen Schlosses keinen Abbruch. Das Innere ist mit Möbeln im Stil Ludwigs XIII. ausstaffiert. Sehenswerter sind die schmucken Renaissance-Cheminées aus Stein.
♦ April/Mai und Sept./Okt. 14-18 Uhr, Sa geschlossen. Juli/Aug. tägl.10-19 Uhr. Eintritt 8,50 €.
Ehemalige Verladerampe an der Dordogne
Bergerac
Die Dordogne hat die steilen Ufer schon weit hinter sich gelassen. Sanfte, weinbewachsene Hügel prägen die Landschaft um Bergerac, die Hauptstadt des sogenannten Bergeracois.
Bis ins 19. Jahrhundert war Bergerac vor allem eine Hafenstadt. Der große Platz unten an der Dordogne war die Verladerampe, von der die in Fässer abgefüllten Bergerac-Weine ihre Reise über Bordeaux zu den englischen und holländischen Kunden antraten. Gleichzeitig war der Hafen von Bergerac auch eine riesige Umladestation: Vom Ozean kamen die großen Frachter bis hierher. Weiter flussaufwärts musste die Ware dann in kleineren Kähnen, sog. gabarres, transportiert werden.
Mit der Entwicklung des Schienen- und Straßentransports verlor die Flussschifffahrt schnell an Bedeutung. Die modernen Verkehrsmittel brachten aber auch Kompensation für den Verlust: Bergerac verwandelte sich zu einem Zentrum des Handels und der Kleinindustrie. So spielt heute in der Landwirtschaft des Bergeracois neben der Weinrebe auch das Tabakblatt eine zentrale Rolle - die Plantagen des Bergeracois gehören zu den Hauptlieferanten der französischen Zigarettenindustrie.
Cyrano - der Mann mit der kecken Nase
Der berühmteste Sohn der Stadt, der Schriftsteller Cyrano de Bergerac, weltbekannt geworden als Held eines Kinofilms mit Gérard Dépardieu in der Hauptrolle, ist trotz aller lokaler Legenden in Paris geboren und daselbst auch gestorben. Möglicherweise hat Cyrano also Bergerac gar nie gesehen, doch ganz sicher ist dies nicht. 2007 entdeckte ein fleißiger Archivgänger Zeugnisse, denen zufolge sich Cyrano zumindest auf Château Corbiac, 3 km nordöstlich von Bergerac, aufgehalten hat. Die Bergeracois scheren sich nicht weiter um die historische Wahrheit, sie haben dem illustresten Abkömmling der Seigneurerie de Bergerac, die sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, 1977 am schönsten Platz der Altstadt, an der Place de la Myrpe, ein Denkmal gesetzt. Die steinerne Figur mit der kecken Nase fällt dem Spaziergänger allerdings kaum auf, sodass die Stadtväter und -mütter 2005 Bergerac mit einer zweiten Statue beglückten, einem großen, farbig bemalten Bronze-Cyrano am oberen Ende der Place Pélissiére.
Stadtgeschichte: Zwar ist eine Besiedlung seit dem 1. Jahrhundert nachgewiesen, Bedeutung aber erlangte Bergerac erst im Mittelalter. Die lokalen Feudalherren und damen waren recht wankelmütig in den französisch-englischen Auseinanderetzungen, und so verwundert es nicht, dass sowohl Franzosen als auch Engländer im Hinblick auf den heraufziehenden Hundertjährigen Krieg in der Umgebung zahlreiche Bastiden errichteten.
Im Jahr 1332 beschweren sich die Bürger beim französischen König über die miserable Verwaltung der Feudalherren. Bergerac erhält darauf Stadtrecht und wird direkt der Krone unterstellt. In den Religionskriegen steht Bergerac auf hugenottischer Seite. Zahlreiche Kirchen finden zugunsten der Stadtbefestigung als Steinbruch Verwendung. Doch vermögen die Mauern dem Ansturm der Katholiken nicht standzuhalten.
Seit der Zeit des Absolutismus unter Ludwig XIV. ist lokalgeschichtlich nichts Nennenswertes mehr zu berichten. Bergerac bleibt dank der Flussschifffahrt lange Zeit die wichtigste Stadt im Périgord, bis mit der politischen Neuordnung Frankreichs durch die Revolution Périgueux Hauptstadt des Departements wird.
Weine aus dem Bergeracois
Gelegentlich wird das Bergeracois auch das „Purpurne Périgord“ genannt - seiner Weine wegen. Die Bordeaux-Weine sind nah, die Rotweine aus dem Bergeracois (Pécharmant, Montravel) wachsen praktisch auf dem gleichen Boden und werden aus denselben Rebsorten gezogen. Doch haben die Weingeographen des 19. Jahrhunderts die Herkunftsbezeichnung „Bordeaux“ streng eingegrenzt, und seitdem steht „Bergerac“ draußen vor der Tür - fast Bordeaux, aber eben doch nicht ganz, dafür um einiges billiger. Nur der süße Monbazillac hat es zu Weltruhm gebracht.
Sehenswertes
Altstadt: Ihr schönster Teil liegt direkt oberhalb des alten Hafens. Hier sind noch viele der für Bergerac typischen maisons à colombages erhalten. Bei dieser Art des Fachwerkbaus werden die Zwischenräume des tragenden Gebälks mit dünnen Ziegeln aufgefüllt, oft schräg gemauert, so dass im Ziegelwerk ein Zickzack-Muster entsteht. Eindrucksvolle Beispiele findet man an der Place de la Myrpe, einem lang gestreckten, schattigen Platz, an dessen Ende Cyrano stolz seine berühmte Nase in die Baumkronen steckt - ein Werk des einheimischen Künstlers Jean Vaoqueau. Von da führt ein Sträßchen hoch zur vorbildlich restaurierten Place Pélissière, an die sich das quirlige Geschäfts- und Boutiquenviertel anschließt. Auch hier ist Cyrano präsent, in Bronze gegossen und bemalt - ein Werk von Mauro Corda, einem in Frankreich geborenen Bildhauer spanischer Herkunft.
Musée du Tabac (Tabakmuseum): Klein, aber fein! Auf zwei Etagen wird die Kulturgeschichte des Rauchens vorgestellt - von A (Apooke hieß die Heilpflanze bei den Nordamerikanern) bis Z (Zehirehir sagten die zentralasiatischen Steppenvölker zu dem Giftkraut). Die Ausstellung beginnt mit der Entdeckung des Tabaks durch die Indianer und endet mit den Anfängen der industriellen Zigarettenproduktion. In den Vitrinen findet man Pfeifen aus allen Ecken der Welt. Die wunderlichsten Exemplare stammen aus einer Epoche, in der das Rauchutensil noch individuell in Auftrag gegeben wurde - gelegentlich ziert das Konterfei einer Mätresse den emaillierten Pfeifenkopf ... Jede Vitrine ist ein Kuriositätenkabinett für sich.
♦ April-Juni und Sept. Di-Fr 10-12.30/13.30-18, Sa/So 14-18 Uhr. Juli/Aug. Di-Fr 10.30-18, Sa/So 14-18 Uhr. Okt.-März Di und Fr 10-12.30/13.30-18, Sa sowie am 1. Sonntag im Monat 14-18 Uhr. Eintritt 4 € oder Kombiticket Musée du Tabac + Musée de la Ville 5 €.
Musée de la Ville: Das kleine Stadtmuseum ist in erster Linie eine Hommage an das alte Bergerac, an den Weintransport auf der Dordogne und die damit verbundenen traditionellen Berufe des Böttchers und des Schiffbauers. Zu sehen sind Geräte der Handwerker, Schiffsmodelle und großformatige Fotos von der Weinverladung an der Hafenrampe, die heute als Parkplatz dient.
♦ Gleiche Öffnungszeiten wie Musé du Tabac. Eintritt 3 € oder Kombiticket Musée de la Ville + Musée du Tabac 5 €.
Temple Protestant: Nach dem Toleranzedikt von Nantes (1598), das den Protestanten freie Religionsausübung garantierte, zählte Bergerac drei protestantische Kirchen. Als das Edikt 1685 widerrufen wurde, flohen die Hugenotten (damals die übliche Bezeichnung für Protestanten) zuhauf, die Zurückgebliebenen zelebrierten den Gottesdienst nur noch heimlich während der sogenannten assemblées du désert (Versammlungen der Wüste). Mit der Französischen Revolution war 1789 der Status quo ante wieder hergestellt, 1791 kauften die Protestanten die Kirche des zum bien national (Nationalgut) erklärten Rekollektenklosters, um bereits 1794 unter der Schreckensherrschaft von Robespierre (der noch im selben Jahr guillotiniert wurde) wieder unterdrückt zu werden. Weitere drei Jahre später durften die Protestanten in ihrem temple, wie die protestantischen Kirchen in Frankreich genannt werden, wieder Gott huldigen.
Stellten die Hugenotten im 17. Jahrhundert noch die Mehrheit der Bevölkerung von Bergerac, so sind sie heute eine verschwindende Minderheit. Geblieben ist ihnen ihr großer „Temple“. Er ist meist geschlossen, wird gelegentlich für Ausstellungen genutzt - und jeden Sonntag um 10.30 Uhr für den Gottesdienst nach calvinistischer Liturgie.
Maison des Vins: Das Consulat de la Vinée, die noble Bruderschaft, die über die Qualität der Bergerac-Weine zu Gericht sitzt, hat im ehemaligen Rekollektenkloster einen angemessenen Stammsitz gefunden. In den Gewölben unter dem Kreuzgang ist eine Dokumentationsausstellung eingerichtet. Hier erfahren Sie alles, was Sie schon immer über Bergerac-Weine wissen wollten: Quantitäten, Qualitäten, Fakten über Flaschen. Eingang über die 1. Etage des Neubaus des Office de Tourisme.
♦ Juli/Aug. tägl. 9.30-19.30 Uhr. Sept.-Juni Mo-Sa 9.30-12.30 und 14-18 Uhr. Eintritt frei.
Basis-Infos
Postleitzahl 24100
Information Office de Tourisme, in einem 2019 eröffneten Neubau am zentralen Platz an der Dordogne, in den auch die Maison des Vins integriert ist. Breites Informationsangebot über das gesamte Bergeracois; auch Hilfe bei der Suche nach Ferienwohnungen. April-Juni und Sept./Okt. Mo-Sa 9.30-13/14-18.30 Uhr. Juli/Aug. tägl. 9.30-19.30 Uhr. Nov.-März Mo-Sa 9.30-12.30/14-18 Uhr. Rue des Récollets, Tel. 05.53.57.03.11, www.pays-bergerac-tourisme.com.
Hin und weg Bahn: Gute Verbindungen nach Bordeaux und Sarlat. Bahnhof im Nordteil der Stadt.
Bus: Verbindungen nach Bordeaux, Périgueux, Lalinde, Eymet, Marmande, Villeneuve-sur-Lot. Abfahrt beim Bahnhof.
Parken Im Zentrum größtenteils gebührenpflichtig. Gratisplätze sind meist von Einheimischen belegt.
Bootsausflüge Périgord Gabarres, am alten Hafen. Von März bis Okt. 50-minütige Dordogne-Fahrt auf traditionellen „Gabarres“ für 10 €. Tel. 05.53.24.58.80.
Einkaufen Le Temple du Vin, großes Angebot an Bergerac-Weinen, aber auch Grands Crus aus anderen französischen Anbaugebieten und Spirituosen. So/Mo geschlossen. 27-29, rue des Fontaines.
Markt Wochenmarkt Mi und Sa auf der Place Gambetta und auf dem Vorplatz der Kirche (vormittags Gemüse, nachmittags Non-food).
Flohmarkt jeden 1. So im Monat vormittags auf der Place Gambetta.
Übernachten/Essen & Trinken
Hotels *** De Bordeaux 1, komfortable Unterkunft in geräumigen Zimmern. Nach hinten schattiger Garten und Swimmingpool. DZ 60-110 €. Geschlossen Mitte Dez. bis Mitte Jan. 38, place Gambetta, Tel. 05.53.57.12.83, www.hotel-bordeaux-bergerac.com.
*** De France 4, vornehm und gepflegt. Swimmingpool. DZ 79-99 €. 18, place Gambetta, Tel. 05.53.57.11.61, www.hoteldefrance-bergerac.com.
Übernachten
1 De Bordeaux 2 Europ'Hôtel 3 Du Commerce 4 De France 5 La Flambée 6 L'Atypic 10 B & B Le Colombier de Cyrano & Roxane 11 B & B La Bonbonnière 13 La Pelouse (Camping)
Essen & Trinken
7 La Table du Marché 8 La Bodega 9 Au Plus-que-parfait 12 Aux Cèpes Enchantés
*** Du Commerce 3, gehört zur Brithotel-Kette, modern, unprätentiös und korrekt. DZ mit Dusche/WC 59-99 €. Die kleine Spa-Abteilung (Sauna, Jacuzzi, Massage etc.) kostet extra. 36, place Gambetta, Tel. 05.53.27.30.50, hotel-bergerac.brithotel.fr.
*** La Flambée 5, außerhalb des Zentrums, am Ortsausgang an der Straße nach Périgueux. Landhaus aus dem 19. Jh. mit Swimmingpool und baumbestandenem Garten. Familiär geführter Betrieb, von einem Leser und langjährigen Weinhändler empfohlen. DZ 50-80 €. 49, av. Marceau Feyry, Tel. 05.53.57.52.33, www.laflambee.com.
Mein Tipp *** Europ’Hôtel 2, in Bahnhofsnähe, für 3 Sterne sehr preiswert und mit viel Freundlichkeit geführt. Die Zimmer sind etwas klein, wurden aber alle renoviert. Hinter dem Haus wartet ein schöner Swimmingpool. Hoteleigener Parkplatz. DZ 65-75 €. 20/22, rue du Petit Sol, Tel. 05.53.57.06.54, www.europ-hotel-bergerac.com.
L’Atypic 6, das ehemalige 2-Sterne-Hotel „Le Family“ wurde 2019 von einer Kolumbianerin übernommen und einer Renovierung unterzogen. Ebenfalls neu eröffnete das moderne Hotelrestaurant - Spezialität ist Ceviche, ein peruanisches Fischgericht. DZ 74 €. 3, rue du Dragon, Tel. 05.53.74.19.79, contact@hotel-restaurant-artypic.com.
B & B Am schönsten Platz der Stadt, an der Place de la Myrpe, vermieten zwei Häuser Gästezimmer:
La Bonbonnière 11, drei Zimmer. DZ 70-125 € inkl. Frühstück. 15, plac de la Myrpe, Tel. 06.23.56.23.99, www.labonbonniere.net.
Le Colombier de Cyrano & Roxane 10, in einem Fachwerkhaus aus dem 16. Jh., nur zwei Zimmer, beide mit Bad/WC, das teurere mit Terrasse. DZ 85-111 €, je nach Zimmer und Saison. 17, place de la Myrpe, Tel. 06.08.05.69.39, www.lecolombierdecyrano.com.
Camping *** La Pelouse 13, am linken Dordogne-Ufer, gegenüber dem Inselchen La Pelouse. Tenniscourt. 65 Stellplätze, die schattigsten direkt am Fluss. Geöffnet April-Okt. 8 bis, rue J.J. Rousseau, Tel. 05.53.57.06.67, www.entreprisefrery.com/camping-de-bergerac.
Weitere Campingplätze in Lalinde und Villeneuve-sur-Lot (siehe dort).
Wohnmobile Air du Parc de Pombonne, Stellplatz am Ortsausgang nach Pérgueux. Elektrizität, Abwasserentsorgung, Frischwasser. 6 Plätze sind gratuis, weitere 15 Plätze gebührenpflichtig.
Warten auf Gäste in Bergerac
Restaurants Aux Cèpes Enchantés 12, in ruhiger Altstadtlage mit Terrasse zur Straße (Fußgängerzone). Ente, Gans und andere Périgord-Klassiker zu halbwegs moderaten Preisen. Großes Patisserieangebot. Empfehlung für laue Sommernächte. Geschlossen im Jan. 23, rue de l’Ancien pont. Tel. 05.53.73.13.76.
Bio/Regional La Table du Marché 7, die Adresse für den Feinschmecker. Französische und périgourdinische Küche, auch Fisch. Was auf die Karte kommt, wird auf dem Markt entschieden. Keine große Auswahl, aber hervorragende Zubereitung. Großes und gutes Weinangebot. Die Preise liegen über dem Durchschnitt. So/Mo geschlossen. 21, place du Marché Couvert, Tel. 05.53.22.49.46.
La Bodega 8, im Erdgeschoss Tapas und Gegrilltes am offenen Feuer, in der 1. Etage kleines Speisestübchen. Hervorragende Salate. So Ruhetag. 4, rue de la Brèche. Tel. 05.53.61.28.10.
Mein Tipp Au Plus-que-parfait 9, die populäre Antwort auf das Nobelrestaurant „L’Imparfait“ nebenan. Hinter dem Plusquamperfekt verbirgt sich eine fröhliche Bierkneipe, abends meist proppenvoll. 12, rue des Fontaines, Tel. 05.53.61.95.11.
Berühmte Tropfen im Keller: Weinschlösschen Monbazillac
In der Umgebung von Bergerac
Monbazillac
Dem Weinkenner ist der Name ein Begriff: Monbazillac ist das berühmteste Anbaugebiet des Bergeracois. Der likörartige, gelbliche Tropfen wächst über fünf Gemeinden verteilt auf insgesamt 30.000 Hektar. Im Herzen der Region steht das Schloss von Monbazillac, ein fotogener, symmetrischer Renaissancebau aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, der seither unverändert steht. Die vier Rundtürme und der Wassergraben (heute ausgetrocknet) entsprachen den militärischen Erfordernissen der Zeit, doch fügen sie sich harmonisch ins Gesamtbild.
Die Schlossbesichtigung führt durch ungefähr zwanzig stilvoll möblierte Zimmer, schließlich findet sich der Besucher im Kellergewölbe, wo der berühmte Tropfen lagert. Degustation und Verkauf gehören selbstverständlich zum Angebot.
♦ Febr./März und Nov. Di-So 10-12/14-17 Uhr. April/Mai und Okt. tägl. 10-12.30/14-18 Uhr. Juni und Sept. tägl. 10-19 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19.30 Uhr. Eintritt 7,50 €. Anfahrt: Ab Bergerac ausgeschildert, ca. 7 km in südliche Richtung.
Eymet
Befinden Sie sich auf dem Weg von Bergerac nach Marmande bzw. Mont-de-Marsan, lassen Sie Eymet nicht rechts liegen. Der verschlafene Ort ist das Bilderbuchbeispiel einer Bastide: rechtwinkliges Straßennetz und im Zentrum ein quadratischer, von Arkaden umsäumter Marktplatz. Eymet wurde im 13. Jahrhundert von den Franzosen gegründet.