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Ruths Zuhause

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Ruth schüttelt ihre Gedanken ab und überlegt, ob sie nicht doch noch einmal in die Küche gehen soll. Vor ihrem Zimmer bleibt sie jedoch stehen und betrachtet die Wohnung, in der sie zu Hause ist.

Die Wohnung ist sehr klein und besteht nur aus einer Küche, die gleichzeitig auch als Wohnzimmer dient. Der Wohnraum ist durch eine große alte Ledercouch getrennt. Der Kohlen- und Küchenherd mit dem Kaminrohr steht an der Wand zur Straßenseite. Nur dieser Herd beheizt die gesamte Wohnung. Neben dem Ofen steht die Zinkbadewanne, hier werden die Windeln der Schwester gewaschen. Einmal wöchentlich darf sie in der Wanne baden, aber erst nachdem ihre Eltern gebadet haben. Meist ist das Wasser schon recht kalt. Über dem Kohlenküchenherd hängen die Windeln von Christin auf der Leine. Ein Nierencouchtisch mit einem alten grünen Cocktailsessel in der rechten Ecke füllt diesen ebenfalls dunklen Raum. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine rustikale Essecke untergestellt. Einen Fernseher haben sie noch nicht. Lediglich ein altes Radio dekoriert den kleinen Schrank in der gegenüberliegenden Ecke. Die Stehlampe mit der gelblichen kelchförmigen Lampenverkleidung bringt ein wenig zusätzliches Licht in das trübe Zimmer. Dicke bunte Blümchenübergardinen wärmen im Winter noch zusätzlich die Wohnküche. Das Elternschlafzimmer ist winzig und feucht. Sämtliche Ecken sind mit Utensilien des täglichen Gebrauchs, wie Handtücher, Bettwäsche und Reservedosen, zugestopft. Die Toilette, die mit mehreren Familien geteilt wird, liegt eine halbe Etage tiefer im Treppenhaus.

Ruth wischt die traurigen Bilder mit einer Handbewegung weg und geht wieder zurück in ihr Zimmer.

Diesen, ihren besonderen Tag hat sie sich wahrhaft freundlicher vorgestellt. Sie fühlt sich seit der Geburt ihrer Schwester einsam und allein gelassen. Traurig schläft sie in der darauffolgenden Zeit Abend für Abend ein.

Sie verwindet es nicht, dass ihr Geburtstag einfach weggewischt worden ist.

So als wäre sie nie geboren worden.

Ruth gibt jedoch nicht auf und tröstet sich täglich damit, dass die gemeinsame Mutter es mit ihrer Einschulung wiedergutmachen wird. Dies ist ihr kleiner Hoffnungsschimmer.

Manche Engel sterben früh

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