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Unsere Sonne

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aus England

Vor langer, langer, sehr, sehr langer Zeit, da hatten die Götter und Göttinnen eine Menge Sonnen geschaffen und sie hinaus ins All geschickt, damit sie überall Licht und Wärme verbreiten sollten. Die Sonnen aber taten, was sie wollten: Sie sammelten sich an einem Fleck, waren beisammen und freuten sich ihrer gegenseitigen Gesellschaft. Sie feierten, sangen, tanzten … und erzählten einander Geschichten.

Die Göttinnen und Götter waren damit gar nicht zufrieden. Die Götterbotin schlug vor, zu den Sonnen zu reisen und ihnen ins Gewissen zu reden. Aber die anderen hatten Zweifel. Wie sollte sie die Sonnen dazu bringen, sich voneinander zu trennen und ihre Aufgabe zu erfüllen?

Schmunzelnd machte sich die Götterbotin dennoch auf den Weg. Als sie nach langer Reise am Ort der großen Helligkeit anlangte, trat sie mitten in die Versammlung der Sonnen.

„Wollt ihr eine neue Geschichte hören?“, fragte sie. Und die Sonnen, denen der Stoff langsam ausging, stimmten begeistert zu.

„Vor langer, langer, sehr, sehr langer Zeit“, so begann die Götterbotin, „lebten einmal in einem finsteren, dunklen Winkel des Universums Wesen, die waren recht liebenswürdig. Jedes von ihnen hatte zwei Beine, zwei Arme, zwei Ohren, zwei Augen, eine Nase, einen Mund und ein bisschen Fell auf dem Kopf. Sie lebten in Kälte und Finsternis, sodass sie unentwegt froren. Außerdem stolperten sie immer wieder über etwas und taten sich weh. Es war ein quälendes Dasein und manchmal sehnten sie sich danach, dass ihr Leben anders und leichter wäre. Singen und Erzählen konnten sie und das war es, was ihnen etwas Hoffnung machte. So froren und hofften sie lange, lange Zeit, aber nichts geschah.“

„Das ist ja schrecklich!“, platzte da eine sehr kleine Sonne heraus. „Kann man denn gar nichts machen, um der Geschichte eine Wendung zu geben?“

„Doch“, erwiderte die Götterbotin verschmitzt. „Eine Sonne – es kann auch eine ganz kleine sein – müsste dorthin reisen und sich an jenem Ort aufhalten. Ja, sie müsste einfach nur dort sein, dann würde es diesen Wesen mit den zwei Beinen, den zwei Armen, zwei Ohren, zwei Augen, der einen Nase, dem einen Mund und dem bisschen Fell auf dem Kopf bald sehr viel besser gehen. Sie hätten es wohlig warm und brauchten nicht mehr zu frieren. Sie hätten es hell und könnten im Licht alles sehen und erkennen, sodass sie sich nicht mehr an Steinen und Bäumen stoßen würden. Sie könnten tanzen und in Freude leben, wie sie es schon lange Zeit gehofft hatten …“

Die kleine Sonne war verblüfft und entschlossen zugleich. Sie nahm Abschied von ihren Freundinnen und reiste den weiten, weiten Weg bis in jenen abgelegenen, dunklen Winkel des Universums.

Seitdem wohnt sie hier und gibt Tag für Tag den Wesen mit dem den zwei Beinen, den zwei Armen, zwei Ohren, zwei Augen, der einen Nase, dem einen Mund und dem bisschen Fell auf dem Kopf Licht und Wärme – unsere Sonne.


Es war 1001 Mal

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